@Cricetus Dennis75 schrieb:
Der Gedanke selbst ist so unlogisch nicht: Die ersten Christen sprachen durch die Bank aramäisch, also könnten sie sehr gut auch in dieser Sprache geschrieben haben. Ist eigentlich sogar wahrscheinlicher als dass sie griechisch schrieben - zumindest in den Jahren vor der Zerstörung Jerusalems.Woran machst du das fest? Vielleicht die direkten Jünger aber schon Paulus verfasste ja seine Briefe auf Griechisch.
Dennis75 schrieb:
Man schreibt ja das Johannesevangeliums traditionell demselben Johannes zu wie dem Schreiber der Offenbarung. (Ich weiß, Du hast da Deine Zweifel - ich meine dass die meisten Christen das glauben.)Einige taten das, aber bei weitem nicht alle. Und heute sagt das keiner mehr. Vor allem nicht, weil der Verfasser sich ja selbst gar nicht als Apostel bezeichnet^^.
Dennis75 schrieb:
Daran merkt man sofort dass der Schreiber nicht in seiner Muttersprache schreibt. Und da die Offenbarung als späteste Schrift gilt die den Eingang in den Kanon gefunden hat müsste man Johannes (wenn es denn der selbe Johannes war wie der Schreiber des Evangeliums) unterstellen dass er 20 oder 30 Jahre früher, vor seiner Flucht aus Jerusalem also, vermutlich kein Griechisch sprach. Und warum auch? Er war ein einfacher Fischer, kein Gelehrter oder so.Nee tut man nicht. Daran merkt man nur, dass er nicht wirklich gut griechisch konnte. Das Christentum war eben lange Zeit eine Unterschichtenreligion.
Du hast Recht, mit den ersten Christen meinte ich die Judenchristen, mit Blick auf Johannes. Natürlich fand Paulus schon bald Anhänger aus anderen Sprachräumen. Die
Judenchristen sprachen aramäisch weil das nun mal die Umgangssprache in Palästina zur Zeit Jesu war. Hebräisch war die Gelehrtensprache in Israel, so wie Latein bei uns heute, und Griechisch die Handelssprache so wie das Englisch bei uns heute. Aber damit sag ich Dir sicher nichts neues.
Heute noch sagen das sehr wohl viele Leute, viele die ich kenne zumindest. (In meiner Elberfelder steht es zum Beispiel im Einleitungskommentar.) Der Schreiber der Offenbarung musste sich ja auch nicht als Apostel offenbaren. Es genügte dass er ein Jünger war. In den Johannesbriefen tut er das auch nicht, allerdings nennt er sich Knecht Jesu (was die Jünger Petrus und Judas auch taten).
Es ist aber für ein angebliches aramäisches Johannesevangelium nicht weiter wichtig ob man eine Verbindung zum laienhaften griechischen Sprachtalent des Verfassers der Offenbarung ziehen kann. Ich sage nur der Fairness halber dass ich das Argument der Befürworter nachvollziehen kann. Wenn ich an einer wirklich objektiven Diskussion interessiert bin muss ich nun mal auch akzeptieren können wenn ein Argument eines Kontrahenten schlüssig ist ohne gleich aus einem Reflex heraus eine Ablehnung zu äußern bevor ich den Sachverhalt geprüft habe - sogar wenn das Argument sich gegen mich richtet. Ist aber nur meine eigene Regel, und ich verlange nicht dass Du oder irgendwer sonst sie ebenfalls anwendet.
Bei der Behauptung dass man als Textanalytiker
sehr wohl erkennen kann ob jemand sich einer ihm wenig vertrauten Fremdsprache bedient oder ob er seine Muttersprache spricht, allerdings mit einem eher niedrigen Bildungsgrad, habe ich mich auf ein Buch gestützt das ich über die Offenbarung gelesen habe. Da der Autor nunmal behauptet er hätte aramäisch, griechisch, latein, hebräisch und was weiß ich studiert muss ich es wohl glauben. Auch hier wieder: Das heißt ja noch nicht dass Du es auch tun musst.