@anonymus88 anonymus88 schrieb:Das ist alles ohnehin Haarspalterei. Du gehst immer davon aus, dass Dein Standpunkt der Wahre ist. Demzufolge ist die Wissenschaft für Dich logisch, Du verstehst sie - sie ist kein Glauben. Schonmal daran gedacht, dass das, was in der Bibel steht für einen Christen auch logisch und verständlich ist? Du musst lernen Dich mal kritischer und ehrlicher zu hinterfragen. Dann verstehst Du auch, dass das letztendlich auch nur eine Form von Glauben ist ;)
Es ist unsinnig zu glauben, dass Wissen mehr wert als Glauben ist, nur weil der Begriff Wissen schon fast wie ein Superlativ klingt und Glauben schwammiger. Im Grunde basiert alles auf der Weitergabe von Erfahrungen und Erkenntnissen. Nur die Quellen unterscheiden sich ... weil Du mit der einen Quelle nichts anfangen kannst, gibt Dir das aber nicht das recht, die andere Quelle als Unsinn zu bezeichnen. Du hast das Recht die richtige Quelle für Dich zu wählen und von dieser auf Deine Weise zu profitieren ... ich würde allerdings davon abraten, die andere einfach abzustempeln.
Hi anonymus,
an der Stelle möchte ich mal intervenieren
;)Wissenschaft ist keine Form des Glaubens. Es gibt natürlich Leute, die an Wissenschaft glauben - das sind dann Szientisten. Das wären dann Menschen, die an Wissenschaft glauben. Dabei sollte man das Wort "glauben" mal unter die Lupe nehmen: Im religiösen Betrieb ist mit dem Wort "glauben" eigentlich gemeint, das man eine feste Überzeugung hat.
Wissenschaft selber ist nicht mehr als eine Methode, mit deren Hilfe versucht wird, Wissen zu akkumulieren. Die verschiedenen Zweige der Wissenschaft wiederum bedienen sich der Erkenntnistheorie, um neue Erkenntnisse in ihrem Zweig des Wissens zu erlangen. Die Erkenntnistheorie selber hat auch unterschiedliche Zweige, da bspw. in Geisteswissenschaften andere Werkzeuge vonnöten sind als in den Naturwissenschaften.
Grundlegende Dinge finden sich eigentlich in allen Zweigen der Erkenntnistheorie. Beispielsweise die Wiederholbarkeit. Das heißt im Klartext, wenn ich behaupte, das Substanz A, vermischt mit Substanz B, die Substanz C ergibt, dann muss dies auch anderswo funktionieren. Auch die Vorhersage ist ein solches Instrument. Bezogen auf Substanz A, B und C würde das heißen, das ich eine These entwickle, warum sich die Substanzen so verhalten. Basierend auf dieser These sage ich dann voraus, das, wenn ich Substanz B mit Substanz C vermische, eine Substanz D herauskommt. Sagen wir mal, das ein paar Jahre später jemand imstande ist, das ganze herzustellen, ist die Wahrscheinlichkeit ganz gut, das aus meiner These eine Theorie wird, da sie wissenschaftliche Anerkennung erlangen dürfte. Grundvoraussetzung dafür ist, das ich all das in entsprechenden wissenschaftlichen Fachmagazinen veröffentliche. Wissenschaft ist nichts, das in irgendwelchen Hinterzimmern stattfindet.
Diese Methode, Wissen anzusammeln, funktioniert soweit ganz gut. Sie ermöglichen es uns bspw, das wir uns heute mithilfe eines Computers über das Internet unterhalten können. Sie hat uns geholfen, Menschen auf den Mond zu bringen und zu erkennen, wie Zellen funktionieren. Es handelt sich also nicht bloß um eine Auflistung von Behauptungen, sondern um etwas, das einen akkumulativen Effekt hat, der auch mit bloßem Auge feststellbar ist.
Vielleicht überrascht es Dich an dieser Stelle, das ich aus eben diesem Grunde zu bezweifeln wage, das Dextar Wissenschaft als "Wahr" begreift, wie Du es schreibst. Wissenschaft ist
nicht wahr. Der Begriff "Wahrheit" stammt aus der Philosophie und der Juristerei. Wissenschaft strebt gar nicht nach "Wahrheit". Das ist ein subjektiver Begriff. Wissenschaft strebt nach Erkenntnis.
Ich denke, das Dextars Kritik an diesem Punkt ansetzt. Religionen sind nicht wiederholbar. Sie machen keine Vorhersagen (zumindest keine, die eintreffen). Und Entwicklung im religiösen Bereich bedeutet primär, das man Punkte aus den heiligen Schriften, die einem nicht passen, ausblendet. Im Falle eines Christen etwa die biblische Aufforderung, die Jungfrau, die ihre Jungfräulichkeit vor der Ehe verliert, zu steinigen, oder aber die ausufernden Beschreibungen darüber, wie man Sklaven hält.
Religion - insbesondere in den westlichen Gesellschaften - sind hauptsächlich private Vorstellungen. Leute, die sich mit ihrer eigenen Religion wirklich auskennen, sind selten. Frage mal einen Christen, wo er landet, wenn er stirbt. Er wird - je nachdem, für wie bibeltreu er sich hält - antworten, das er im Himmel oder der Hölle landet. Unglücklicherweise schreibt die Bibel aber etwas anderes. Das Problem ist, das die Bibelübersetzungen, die benutzt wurden, häufig historisch-kritisch sind. Man versuchte also, die Übersetzung so zu gestalten, das sie für Otto-Normalverbraucher lesbar ist. Schlägt man dieselben Stellen in konkordant übersetzten Bibel auf, steht da etwas ganz anderes. Nach dem Tode landet man weder im Himmel, noch in der Hölle. Man landet im Scheol. Der ist - je nach Lesart - alles, was man bekommt, oder aber vielleicht ein Wartezimmer für den Himmel oder die Hölle.
Warum dieser kleine Exkurs?
Es ging mir um die Verdeutlichung, das die schriftliche Grundlage offensichtlich vernachlässigbar ist. Offensichtlich kann man glauben, was man will - es hat keinen Effekt darauf, was geschieht. Wenn jemand sich also als Christ bezeichnet, aber an Reinkarnation glaubt, wird er nicht vom Blitz erschlagen. Ein Hochspannungstechniker, der die Information "auf dieser Leitung liegt Saft" ignoriert hingegen schon (naja, bildlich gesprochen). Ganz offensichtlich hat also die Auslegung des Glaubens überhaupt keinen Effekt - die Auslegung wissenschaftlicher Fakten aber sehr wohl. Wenn besagter Hochspannungstechniker glaubt, Plus wäre Minus und umgekehrt, wird er nicht sehr lange in seinem Job verweilen. Wenn ich glaube, das Johannes der Täufer der Erlöser war, und Jesus nur ein Prophet, kann ich trotzdem in der nächsten Kirche erscheinen.
Wenn es also einen Gott gibt, scheint er Wert darauf zu legen, das seine Existenz keinen Effekt auf uns hat.
anonymus88 schrieb:Der Weg ist das Ziel. Eine Religion regelt ja auch das gesellschaftliche Leben. Viel von unserem heutigen moralischem Verständnis entstammt Religionen. Du tust allerdings so, als wären Religionen feindlich zur akademischen Wissenschaft eingestellt.
Du beliebst zu scherzen. Den Versuch, die Evolutionstheorie aus dem Klassenzimmer zu verbannen und durch die Schöpfungslehre zu ersetzen, halte ich durchaus für feindlich. Wenn der Vatikan erklärt, das Kondome nicht vor AIDS schützen, ist das sehr wohl wissenschaftsfeindlich. Das Mitbestimmungsrecht christlichen Mumpitzs auf die Frage, ob man nun an Stammzellen forschen darf oder nicht, ist nicht nur feindlich, es ist Mord. Oder wie würdest Du die ganzen Christen bezeichnen, die hier auf allmy aufschlagen, und Dinge ablehnen, von denen sie offensichtlich nicht die geringste Ahnung haben? Sie alle berufen sich dabei auf Gott.
anonymus88 schrieb:Dass sich einiges mit Erkenntnissen dieser Wissenschaft beißt, wie der Evolutionstheorie (die Betonung liegt im Übrigen auf Theorie ), ist klar. Aber wäre dem so, dass Menschen mit dem Glauben an einen Gott die Wissenschaft ablehnen, würde kein Christ einen Computer benutzen.
Autsch. Ich hoffe, Dir ist bewußt, das es einen wesentlichen Unterschied in der Bedeutung des Wortes "Theorie" im wissenschaftlichen Sprachgebrauch und im Alltag gibt. Damit eine These zur Theorie wird, muss sie gewissen Ansprüchen genügen, beispielsweise, das sie Dinge besser erklärt als alle anderen Thesen zum selben Thema. Sie muss Vorhersagen erfüllen und reproduzierbar sein. All das ist bei der Evolution (die im übrigen nachgewiesen ist - es ist also kein "theoretisches Konstrukt" mehr) der Fall. Evolution beschreibt die Weiterentwicklung des Lebens. Wer sie ablehnt, hat einfach nicht den Hauch einer Ahnung. Es gibt keine Theorie, die besser abgesichert wäre. Und es gibt nicht einmal einen Vorschlag, eine Idee, wie Evolution zu ersetzen wäre. Tatsächlich ergibt fast gar nichts einen Sinn, wenn man Evolution negiert. Evolution beschreibt zwar nur die Veränderung des Lebens, die Belege sind aber so vielfältig (paläonthologisch, geologisch, biologisch und noch viele andere logien) und ineinander verschachtelt, das faktisch nicht mal Dein Computer funktionieren dürfte.
Im übrigen gibt es viele Technologien, die nicht konform sind mit dem christlichen Glauben. Nur sind die meisten Christen so ahnungslos in ihrer eigenen Religion, das sie das gar nicht wahrnehmen (das weiß ich, weil in meinem näheren Bekanntenkreis einige Extremchristen unterwegs waren - wußtest Du bspw., das japanische Kleinwagen ein Werk Satans sind? Darüber gibt es ganze Bücher...). Christen würden also sehr wohl einen Computer nutzen, auch, wenn sie Wissenschaften ablehnen. Beispiele dafür gibt es genug. Wenn ich nur zähle, wie oft in diesem Forum Leute von den Wissenschaftlern im Elfenbeinturm erzählen, die zu blöd sind, "Die Wahrheit"® zu begreifen. Getippt auf einem Computer, der von eben solchen Wissenschaftlern ermöglicht wurde.
anonymus88 schrieb:Du vertust Dich ein wenig. Sicherlich hast Du hier gerade die Zeit des Mittelalters im Kopf, wo Forschung mit Religion auf Kriegsfuss stand. Allerdings musst Du auch die Zeit und die Bedeutung gewisser Erkenntnisse betrachten. Außerdem muss man hier auch zwischen der Wirkung von Religionen an sich und Königen und dergleichen differenzieren.
Also, nur weil vieles im Mittelalter als Hexerei bezeichnet wurde, steht Religion nicht auf Kriegsfuss mit der akademischen Wissenschaft. Wie gesagt, Du vermischt hier zwei Dinge, die man nicht vermischen kann
Ich fürchte, das liegt nicht an Dextar. Wenn wirklich alle Religionen (und natürlich deren Anhänger) den Spruch "Wissenschaft bearbeitet die eine Seite der Wahrheit, Religion die andere" zu Herzen nehmen würden, dann gäbe es solche Diskussionen gar nicht.
anonymus88 schrieb:Und welcher Christ lehnt die heute noch ab?
Da du es ja vorsichtigerweise schon auf die heutige Zeit eingegrenzt hast (denn damals wurde die Mathematik sehr wohl abgelehnt): Grenzt Du das auch auf Europa ein? Ich bin mir ziemlich sicher, wenn man nur lange genug sucht, wird man den christen finden, der auch die Mathematik ablehnt (ich würde auf dem afrikanischen Kontinent suchen, da sind Hexenverbrennungen nämlich stellenweise noch gang und gäbe). Immerhin ist es aber keine Massenbewegung
:), falls Du das meintest, sind wir uns einig.