DerHier schrieb:Mein Widerlegungsargument bezieht sich auf einen Gott der wissend und unabhängig ist. Mich irritiert etwas, wenn du sagst diese Eigenschaften treffen nicht auf den Gott der Bibel zu.
Das liegt wahrscheinlich daran, daß Du (wie so viele andere auch) beim Bibelgott das Omnipotenz- sowie auch das Omniszienzkonzept der Philosophen des Aufklärungszeitalters im Kopf hast. Diese Gotteskonzepte entsprechen aber nicht dem
Pantokrator, wie er in der Bibel beschrieben wird.
Bis zur Antike verstand man unter einem solchen (All)Weltherrscher noch jemanden, der zwar über sein komplettes Reich herrscht und für diesen innerhalb seines Herrschaftsbereichs auch soweit alles möglich ist, was in diesem machbar ist, doch bedeutete dies nicht, daß dieser Herrscher deswegen auch "alles" denkbar mögliche (ja selbst über Allmachtsparadoxien stehen) können oder gar wissen muss. Im Alten Testament musste Gott im Paradies beispielsweise erst nach Adam und Eva suchen, bevor er mit ihnen das Gespräch führen konnte. Wusste also gar nicht, wo sie waren, musste sie gar zu Sachen befragen, um diese in Erfahrung zu bringen, zudem bereute Gott darin auch frühere Taten, wie die Erschaffung der Menschheit usw. Gott entspricht in der Bibel alles andere als einem absoluten Alleskönner/ Alleswisser.
Diese heutige klassische Allmachtsvorstellung wurde erst mit dem Beginn der Aufklärungsepoche wirklich populär, als auch alternativbiblische (alternativkirchliche) Gotteskonzepte wie der Deismus oder Pantheismus entwickelt bzw. verbreitet wurden. Eine solche Allmachtsvorstellung war im alten Israel aber seiner Zeit nicht gegeben. Dennoch wird sie heute auch gern dem Bibelgott übergestülpt, um diesen dann darauf basierend kritisieren zu können. Siehe Theodizee und Co.
DerHier schrieb:Das Argument lässt sich noch weiter herunterbrechen auf die Frage: Hat Gott eine Struktur? Und kann etwas mit einer Struktur die ultimative Basis/der Ursprung von Allem sein?
Klar kannst Du das fragen. Du kannst es aber nicht einfach allgemein gültig so festlegen, um es dann widerlegen zu können. Allenfalls Deine ganz persönliche Gottesdefinition ist es dann, die Du damit widerlegt hast. Ist nicht viel anders wie mit den ontologischen und kosmologischen "Gottesbeweisen", mit denen allenfalls bewiesen werden konnte, daß sich prinzipiell alles logisch-formell beweisen lässt, solange man nur die entsprechend passenden Prämissen dafür vorgibt. Ändert nur nichts daran, daß sich diese deswegen noch lange nicht auch auf die Realität übertragen lassen. Du versuchst es jetzt halt lediglich nur von der anderen Seite, auch wenn die Idee selbst freilich nicht neu ist.
DerHier schrieb:Ich möchte widersprechen, dass sich meine Prämissen auf naturgesetzliche Rahmenbedingungen beschränken. Ich habe sie explizit unabhängig davon angelegt. Struktur meint hier auch immaterielle Strukturen, wie etwa dass Sätze durch Wörtern und Grammatik strukturiert werden. Ohne die Existenz von Wörtern keine Sätze.
Ähm, selbst wenn Du Deine vorgegebenen Abhängigkeitsverhältnisse auch auf's "Immaterielle" ausdehnst, so bleibt dies letztlich dennoch nur Dein ganz eigenes/ persönliches Gotteskonzept, an dem Du Dich abarbeitest. Im Bereich der Metaphysik macht es aber nicht viel Sinn, anderen eigene Konstrukte vorgeben zu wollen, an die sich dann alle orientieren sollen, da ab hier nunmal auch Gotteskonzepte aller Coleur denkbar möglich sind. Wieso also sollten sich andere an die von Dir vorgelegten (naturgesetzlichen) Beschränkungen wie strukturabhängige Entitäten halten?
DerHier schrieb:In der Bibel wird beschrieben, dass Gott in der Lage ist zu kommunizieren. Dafür muss er Informationen strukturiert anordnen können. Auch außerhalb von Raum und Zeit sehe ich es unlogisch, wie etwas Strukturloses in der Lage ist Informationen zu strukturieren.
Wie gesagt, was Du bei solchen übernatürlichen Entitätsvorstellungen als unlogisch empfindest, ist kein Argument, sondern Deine rein persönliche Privat-/ Glaubensangelenheit. Das muss aber deswegen noch lange nicht auch für alle anderen genauso sein.
DerHier schrieb:Wenn du (oder ihr) an einen Gott glaubt: hat dieser Gott eine Struktur?
Ich halte es bei dieser Frage eher mit Spinoza:
Ich brauche diese Hypothese nicht, kann sie aber auch nicht ausschließen.
Insofern bin ich bei dieser Frage der falsche Adressat.