aliM. schrieb:Viele wählen die AFD aus purer Verzweiflung. Sie haben den Eindruck, dass Deutschland sich zu einer Art woken Diktatur entwickelt
Und da kommen wir an einen Punkt, wo man mit AfDlern eigentlich nicht mehr rational argumentieren kann.
Der Klimawandel ist eine reale Gefahr, die Bedrohung durch Russland ist eine reale Gefahr.
Die "woke Diktatur" hingegen ist eine völlig realitätsferne Wahnvorstellung. Wie soll man vernünftig gegen eine Wahnvorstellung argumetieren?
SomertonMan schrieb:Man sieht doch, was es gebracht hat, sie ständig als Nazis und Rassisten zu betiteln. Nämlich absolut gar nichts. Sie ist so stark wie nie.
Deshalb soll man aufhören, Dinge als das zu benennen, was sie sind? Ich erinnere mich noch an die 90er und 00er Jahre. Da war es allgemeiner Konsens, dass NPD-Wähler dumme Nazis und Rassisten sind. Darin waren sich alle einig und alle haben das offen so gesagt. Damals hat das nicht dazu geführt, dass die NPD bundesweit bei 20 Prozent gelandet ist. Die hatten ihr bestes Ergebnis mit 9 Prozent bei der Landtagswahl in Sachsen 2004. Danach ging es wieder bergab und zwar gerade weil es einen breiten Konsens gab, dass das Nazis sind und man mit denen nicht spielt.
Die Probleme fingen im Grunde 2014 an, als die eindeutigen Fremdenfeinde von Pegida als "besorgte Bürger" verharmlos wurden. Als sich parallel dazu die AfD entwickelte, wurde auch ihr dieses Narrativ übergestülpt. Sie fing als sehr konservative Professorenpartei mit nur vereinzelten rechtsradikalen Einsprengseln an. Die Rechtsradikalen wurden dann aber immer mächtiger, blieben aber klug genug, "bürgerliche" Mitglieder als Feigenblatt zu behalten. Obwohl recht schnell klar war, wo die Reise mit der AfD hingeht, haben die Leitmedien es dadurch schlicht verpasst, ihr Narrativ der AfD anzupassen. Dazu kommt, dass die CDU und in Teilen auch FPD und sogar die Linke die Themen der AfD legitimiert haben, indem sie sie teilweise aufgegriffen haben.
Heute ist es völlig normal, dass AfD-Politiker durch die Talkshows tingeln und Sommerinterviews geben. Hat man ja mit dem Lucke schon so gemacht, dann werden Weidel und Chupralla ja auch ok sein. Ja selbst Bernd Höcke wird regelmäßig interviewt! Mit einem Holger Apfel, einem Udo Voigt oder einem Udo Pastörs von der NPD wäre das früher undenkbar geesen.
Ich glaube, es ist eben gerade nicht die Benennung der AfD und ihrer Wählerschaft als Rassisten, die zum Erstarken führt, sondern gerade im Gegenteil die Verharmlosung und Normalisierung ihrer Inhalte.