Eines sollte man berücksichtigen: die Peshmerga stellen sich viele vor als eine homogene kurdische Armee die unter der Befehlsgewalt von Barzani steht. Das ist nicht richtig. In Wikipedia ist es auch schon beschrieben:
Der Präsident der Autonomen Region Kurdistan und Oberbefehlshaber der Peschmerga, Masud Barzani, ordnete Ende August 2014 die notwendigen Reformen an, um die Peschmerga unter ein einheitliches Kommando zu stellen. Im Rahmen einer vorangegangenen Untersuchung – aufgrund der schnellen ISIS-Landgewinne – wurde die uneinheitliche Kommandostruktur als größter Mangel festgestellt.[16] Nach Angaben der US-Denkfabrik Washington Institute for Near East Policy waren die Peschmerga zu jenem Zeitpunkt folgendermaßen gruppiert: 33.000 Soldaten, 30.000 bewaffnete Kräfte (die eher mit Polizeikräften vergleichbar und dem kurdischen Innenministerium unterstellt sind) und 70.000 Kämpfer in Kleinverbänden, die mehr oder weniger stark entweder der Demokratischen Partei Kurdistans oder der Patriotischen Union Kurdistans unterstellt sind.[17] Die politische Rivalität der beiden Parteien erschwert immer wieder die Koordination. Speziell im Raum Kirkuk kämpfen sie gegeneinander um die politische Vorherrschaft.[18]
Quelle:
Wikipedia: PeschmergaÄhnliches höre ich auch von türkischen Experten die sich mit der Region gut auskennen. Es gibt auch Peshmerga Einheiten die direkt oder indirekt unter der Befehlsgewalt von Bagdad stehen.
Nicht zufällig rief al-Abadi die Peshmerga auf sich Bagdad anzuschließen, es war kein realitätsferner Aufruf.
Auch der Iran hat bedeutenden Einfluss. Der iranische General Qasem Soleimani der wenige Tage vor der Einnahme von Kirkuk vor Ort gewesen sein soll, soll sehr gute Kontakte zu den Peshmerga besitzen und übrigens kurdische Wurzeln im Iran haben.
Die schnellen und weitgehenden Erfolge der irakischen Armee lassen sich so erklären. Es war kein massiver Kampf. Es war überwiegend eine diplomatische Lösung, hervorgegangen aus Streitigkeiten und fehlender Einheit unter den Kurden bzw. Peshmerga Verbänden. Bagdad und der Iran haben ihren Einfluss bei den Peshmerga Verbänden genutzt.
Gefechte gab es wohl nur mit ein paar kleineren Gruppen die damit nicht einverstanden waren.
Im Irak muss man zwischen den Kurden unterscheiden die die kurdische Autonomie unterstützen und denen die dafür sind dass die Zukunft der Kurden in einem gemeinsamen irakischen Staat liegt. Eventuell handelt es sich bei letzteren um stark assimilierte Kurden.
Die Loyalität eines schiitischen Kurden sieht auch anders aus als die eines sunnitischen. Ähnlich wie mit schiitischen und sunnitischen Turkmenen.
Der aktuelle Konflikt zwischen Bagdad und Erbil ist also zum Teil auch ein Machtkampf unter Kurden.
@Fabs Die USA sprachen wie manch andere auch immer von einer "Verschiebung" des Referendum. Das zeigt dass sie grundsätzlich nicht dagegen sind.