Atrox schrieb am 09.09.2020:Aber da gibt es ja andere, zielgerichtete und bezahlbare Konzepte. Mich stört ja nicht das „Geld für die Armen“-, sondern das „Geld für alle“-Prinzip. Analog dazu sehe ich hier in Deutschland auch den Corona-Kinderbonus kritisch. Ich hätte wenig dagegen gehabt, wenn er nur dort hin geht, wo er auch benötigt wird.
Okay, das ist aber dann ein komplett anderes Konzept und kein BGE. Wir diskutieren hier aber nunmal über ein BGE.
Atrox schrieb am 09.09.2020:Angebot und Nachfrage. Gibt halt sehr viele, die den Friseurberuf ausüben möchten. Elektriker sehe ich zudem auch als durchaus nicht ungefährlichen Beruf.
Der Elektriker war ein Beispiel. Man kann auch andere Berufe heranziehen, wie zum Beispiel Maurer, weil so ziemlich jeder andere Lehrberuf besser bezahlt wird als der des Friseurs. Das Gefährlichste dabei ist, dass man von der Mauer fallen oder einem ein Ziegelstein auf die Füße fallen kann.
;)Die Gefährlichkeit des Berufs ist auch nicht das Thema und ebensowenig der Grund, wieso der Elektriker besser bezahlt wird. Es sind die branchenabhängigen Gehälter. Baubranche bezahlt einfach besser. Warum, wieso, weshalb - keine Ahnung.
Atrox schrieb am 09.09.2020:Der tägliche Bedarf ist ja heute schon erschwinglich. Da sehe ich nicht die Notwendigkeit, dass der Staat eingreift.
Ja, jetzt schon. Es ging aber um die Vermutung, dass die Einführung des BGE zu einer Hyperinflation führen würde und somit eben der tägliche Bedarf nicht mehr leistbar wäre.
Abahatschi schrieb am 09.09.2020:@violetluna : wäre es nicht Zeit dass die Regierung eingreift?
Bei der Energie wäre das auf jeden Fall eine gute Idee - zumindest für Privathaushalte. Energie gehört auch zum täglichen Bedarf und muss leistbar für jeden bleiben.
masiquodo schrieb am 09.09.2020:Den Eindruck teile ich. Auch sind einige Berufsfelder komplexer geworden, bisher einfachere Ausbildungsmöglichkeiten für Einstiege mit geringerem Level verschwanden, da bisher getrennte Entwicklungen zusammen gelegt wurden. Mein ursprünglich erlernter Beruf wurde in den vergangenen Jahrzehnten gut 4 mal umbenannt und auch die Ausbildungsinhalte wandelten sich. Und was sich ansonsten für Möglichkeiten oder Probleme aufwerfen können, kann ich an meinen Nichten im Studium erfahren.
So sehe ich das auch. Die Schulbildung hat sich dem aber nicht angepasst, meiner Erfahrung nach lernen die Schulkinder annähernd dasselbe wie vor 30 Jahren. Ist ja kein Wunder, dass sie nicht mithalten können und fürs Berufsleben schlecht vorbereitet sind. Hier die Fächer einer AHS Unterstufe (Gymnasium) in Wien:
https://www.ahs-rahlgasse.at/index.php/organisatorisches-othermenu-37/stundentafeln-othermenu-40Da finde ich nichts von Wirtschaft, Finanzen, IT, Medien usw. Der Stunden sieht bis auf Lernwerkstatt und KoKoKo ("Kommunikation, Kooperation, Konfliktbearbeitung") genauso aus wie meiner.
https://www.ahs-rahlgasse.at/index.php/bildungsangebot-othermenu-9/kokokosacredheart schrieb am 09.09.2020:Ok, Neu-Monegasse ist ein schlechtes Beispiel. Wenn über eine Vermögenssteuer der Unterschied von jetzt zum BGE ausgeglichen werden soll, sprich mal eben jedes Jahr kanpp 600.000.000.000 Euro zusätzlich eingetrieben werden sollen (ausgehend vom zweithöchsten Steuersatz der EU) dann mutet nach Einführung jedes andere EU Land als Steueroase an, sprich alle Nachbarländer, deren Eintrittskarten kostenlos sind.
Die Frage ist: bleibt das so? Wollen die anderen Länder unsere Steuerflüchtlinge aufnehmen und gibt es dann vielleicht Steuerabkommen, um die Steuerflucht unmöglich zu machen?
Natürlich möchte man die Menschen in die Pflicht nehmen, wenn man schon ein BGE einführt, das aus Vermögenssteuern gespeist wird, und so wird man es den Menschen auch möglichst schwer machen, sich diesen Pflichten zu entziehen.
Möglicherweise würde dann ein BGE auch EU-weit eingeführt, dann blieben den Steuerflüchtlingen nur mehr Länder außerhalb der EU und auch da kann man Steuerabkommen einführen, damit es unmöglich wird, sein Vermögen außerhalb zu parken.
sacredheart schrieb am 09.09.2020:Nein es ist keinen Versuch wert, mal zu schauen ob nicht alle deutschen Milliardäre jedes Jahr ihr komplettes in Jahrzehnten zusammengerafftes Vermögen dem Staat schenken, damit andere in Ruhe Kastanienmännchen basteln. Selbst wenn sie es täten, hätten sie im zweiten Jahr schon nix mehr zu verschenken.
Und man kann ein solches System wie vorher schon skizziert, nicht mal eben rückabwickeln. Wie gesagt, dagegen ist der Brexit lediglich ein Kindergeburtstag.
Du schlägst also vor, ein System einzuführen, dessen Nutzen mehr als fraglich ist, das im ersten Jahr bereits das Komplettvermögeen der Reichen komplett auffressen würde, das aber nach Einführung kaum noch zu einem ernstzunehmenden Staat rückdrehbar ist?
Das ist Ansichtssache, ich bin der Meinung, dass es sehr wohl einen Versuch wert ist.
;) Den Brexit hat man sich ja auch angetan, wieso nicht die Rückabwicklung eines BGE bzw. idealerweise die Einführung eines besseren Systems? So, wie es jetzt ist, ist es ja auch nicht ideal.
Es würde nicht das Komplettvermögen der Reichen im 1. Jahr komplett auffressen, weil die Steuern ja 25 % des Vermögens wären. Das ist ein Viertel des Vermögens. Das komplette Vermögen wären 100 % Steuern und das wäre natürlich nicht machbar.
sacredheart schrieb am 09.09.2020:Das hat exakt den Wert, wie die ernstgemeinte Versicherung an Sylvester, während man gerade sein 11. Raclette Pfännchen rausholt und rülpst, im nächsten Jahr Sport zu machen.
Das denkst du, das muss aber nicht stimmen.
;)Abahatschi schrieb am 10.09.2020:Wie gut dass das BGE nicht kommt.
Abwarten.
;)sacredheart schrieb am 10.09.2020:Erstens soll doch angeblich das BGE die Antwort auf die durch Roboter unmittelbar bevorstehende Massenarbeitslosigkeit sein, dann wäre mit trotzdem arbeiten schon mal nix. Wenn alle trotzdem arbeiten, gibt es ja auch wie jeder vernünftige Menschen annimmt, keine Massenarbeitslosigkeit und man kann sich den Scheiss gleich sparen.
Ja, das ist ein Szenario, wegen dem ein BGE eingeführt werden könnte (und auch sollte). Da es jetzt noch nicht soweit ist, muss man das BGE jetzt noch nicht einführen, wenn man dieses Szenario als Bedingung für ein BGE heranzieht. Bei diesem Szenario ging es ja um die Entwicklung des Arbeitsmarkts in der Zukunft und wie man darauf reagiert.
Die Umfrage stellte aber ein anderes Szenario dar: was wäre, wenn man jetzt ein BGE einführen würde? Jetzt ist es ja noch möglich, zu arbeiten und die Umfrage hat gezeigt, dass die meisten Menschen das auch tun würden.
sacredheart schrieb am 10.09.2020:Zweitens ist 'ich habe vor' und 'ich tue in 10 Jahren wirklich' meistens praktisch nichts miteinander zu tun. Wer heutzutage seit 20 Jahren von Sozialleistungen lebt, hat sich auch nicht vorher schon vorgenommen, im raviolifleckigen Unterhemd in Wohnzimmer zu sitzen und selbstgestopfte Zigaretten zu produzieren, mit einem Stapel Pizza Kartons auf dem Sofa, Tabakkrümmeln auf dem Boden, die Fenster zuletzt während des 2. Kabinett Kohl geputzt und morgens schon Standgas. Das ergibt sich dann ohne dass man es sich vornimmt, weil der Mensch, wie die meisten Säugetiere überhaupt nicht für eine rein parasitäre Lebensweise geeignet ist.
Kann man nicht sagen. Es gibt schon auch Leute, die sich vorgenommen haben, nicht mehr zu arbeiten, sollten sie ihren Job verlieren. Manche Menschen sind eben faul und arbeitsunwillig. Das gilt aber nicht für alle, wie schon geschrieben ist Arbeit für recht viele Leute nicht nur zum Geldverdienen da, sondern auch sinnstiftend.
chriseba schrieb am 10.09.2020:Das ist nicht die Schuld der Unternehmen, das ist ausschließlich die Schuld der Verbraucher. Wer versandkostenfrei sein 4 Euro-Ladekabel bei Amazon bestellt sollte nicht mit dem Finger auf den Logistik-Unternehmer zeigen, der seinen Paketboten schlecht bezahlt.
Nein, das sehe ich nicht so. Man kann die Verantwortung für die schlechte Bezahlung nicht dem Konsumenten überstülpen, diese liegt ausschließlich beim Unternehmer. Unternehmer verhandeln ja die Tarifverträge mit aus, an die sie sich zu halten haben. Es geht hier vielmehr um die Gier, die eigene Gewinnspanne möglichst hoch zu halten. Warum zahlen denn so viele Unternehmen ihren Managern hohe Boni und ihren Aktionären hohe Dividenden aus? Da kann es diesen ja nicht so schlecht gehen, sonst hätten sie ja nichts auszuzahlen. Aber anstatt die Mitarbeiter besser zu bezahlen, stopfen sie das Geld lieber den Managern und Aktionären in den Rachen.
chriseba schrieb am 10.09.2020:Übrigens: Wenn die Friseurin ihren Job schlecht macht, rennst du ein paar Wochen lang mit einer versauten Frisur durch die Gegend. Macht der Elektriker seinen Job schlecht, brennt nach einem Kurzschluss mitunter dein Haus nieder. Nun frage dich selbst, warum der eine mehr verdient als der andere.
Es steht doch jedem frei, der Friseurin Trinkgeld zu geben. Man weiß als Kunde ja, dass die wenig verdienen. Scheinbar interessierts keine alte Sau, sonst könnten die ja von den zahlreichen Trinkgeldern leben, die sie bekommen. Wird wohl kaum an den Arbeitgebern liegen, dass sie anscheinend nicht wirklich viel Trinkgeld bekommen.
...und die Friseurkette/das Geschäft hat eine Schadenersatzklage am Hals.
;). Das kann teuer werden. Mal abgesehen davon, dass die Chemikalien beim Friseur auch Verletzungen verursachen können. Weiters ist Kundenunzufriedenheit auch geschäftsschädigend, denn heute werden Dienstleistungen im Internet bewertet. Eine Negativbewertung führt dazu, dass die potentiellen Kunden davon Abstand nehmen, zu diesem Friseur zu gehen, was zur Folge hat, dass das Geschäft zusperren kann, wenn da öfter was passiert.
Der Mitarbeiter haftet nicht dafür, wenn das Haus abbrennt oder sonstige Schäden entstehen, es sei denn, er hat grob fahrlässig gehandelt. Für gewöhnlich haftet das Unternehmen, bei dem der Mitarbeiter angestellt ist. Dieses Unternehmen hat hoffentlich eine Versicherung für solche Fälle. Das rechtfertigt keine höhere Bezahlung des Elektrikers im Vergleich zur Friseurin, da in beiden Fällen dasselbe passiert: Schadenersatzklage, die die Versicherung dann bezahlt, schlechter Ruf fürs Unternehmen, negative Bewertungen, Ausbleiben der Kunden.
Man kann nicht das Trinkgeld, das eine freiwillige Leistung des Konsumenten ist, als fixen Gehaltsbestandteil anrechnen und den Friseuren deshalb weniger bezahlen. Das ist ungerecht, eben weil nunmal nicht jeder Kunde Trinkgeld gibt (und auch nicht dazu verpflichtet ist, er bezahlt ja für die Dienstleistung). Ich wäre sowieso dafür, Trinkgelder generell abzuschaffen und stattdessen ein höheres Grundgehalt zu bezahlen. Dafür kann man die 2 Euro, die ein Kunde normalerweise Trinkgeld gibt, auch gerne in die Dienstleistung mit einrechnen. Ob ich nun 30 oder 32 Euro für mein cut and go bezahle, ist mir egal.
Es ist einfach nicht okay, die Verantwortung für die Bezahlung auf den Konsumenten überzuwälzen. Verantwortlich ist das Unternehmen, das die Mitarbeiter anstellt.