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Das bedingungslose Grundeinkommen

20.847 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Geld, Sozial, Grundeinkommen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das bedingungslose Grundeinkommen

14.09.2020 um 14:24
@sacredheart

Die größte Dystopie wäre alles beim alten zu belassen und nicht aus Fehlern der Vergangenheit, speziell aus der Zeit seit dem Jahrtausendwechsel und nach z.B. dem Bankenskandal, den ständigen Betrügereien an Börsen oder mit Bilanzen (etc.) oder auch Corona nichts lernen zu wollen. Und dabei nehme ich nicht nur die Politik und Regierung in die Pflicht sondern auch die Wirtschaft! Und eine der größten nie erfüllten Utopien war ja auch die, man könne für Vollbeschäftigung sorgen.

Auch ein Beispiel, da hier die Bildung angesprochen wird. Das Elitedenken, gefördert durch neoliberales Handeln höhlte die Bildungsmöglichkeiten bzw. die Qualität in Deutschland aus. Das immer weiter (geförderte) ausartende Konkurrenzdenken und für wichtig aufrecht zu erhaltende Status gegenüber anderen lässt Eltern glauben sie hätten da mit ihrer Göre nur ein speziell zu förderndes Genie, da darf es natürlich keine normale Schule mehr sein. Die Anzahl privater Schulen wächst ständig. Die Kosten können pro Jahr bis mehrere tausend € betragen, Geld, was anscheinend ausreichend bei der Klientel vorhanden ist aber letztendlich auch den normalen Schulen entzogen wird (trägt ja auch zur Steuerentlastung bei ;-). Der Neoliberalismus brachte es auf der anderen Seite nämlich mit, dass immer mehr öffentliche Einrichtungen nach ökonomischen Faktoren beurteilt oder gänzlich (teil)privatisiert (Public-private-Partnership) und dem Sparzwang unterworfen wurden. Wobei das allerdings zwar ein gravierend spürbares, allerdings nicht einziges Problem der Bildung in Deutschland ist. Viele Entscheidungen laufen politisch zu träge ab und vieles verliert sich auch in der Bürokratie. Daraus braucht man auch keinen Hehl machen.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Bildung und kulturelle Teilhabe entstehen ja nicht durch Ausschüttung von Geld sondern durch Aktivität.
Ein Mantra, dass eben auch unter oben beschriebenem Aspekt immer wiederholt wird. Selbstverständlich sind auch erst mal ausreichende Mittel notwendig um entsprechende Angebote aufzubauen oder den Bestand zu erhalten oder auszubauen. Ohne Geld funktioniert das nicht.
Wo ich Dir entgegenkomme sind Deine Ausführungen zum Interesse. Aber da spielen eben auch viele weitere Faktoren und komplexere Zusammenhänge eine Rolle, die das heute in Zeiten z.B. von Smartphone und Co. beeinflussen. Auch das Interesse der Eltern spielt ja auch noch in Zeiten der Erziehung eine Rolle. Auch wohlhabenderen Haushalten kann der Sinn für Kultur und Gemeinschaft fehlen. Das ist also kein einzigartiges Problem von "bildungsfernen" Schichten.
Andererseits darf man heute auch nicht übersehen, dass eben durch niedrigere Löhne oft beide Elternteile arbeiten gehen müssen und somit Zeit fehlt den Kindern und Jugendlichen auch vorzuleben oder Interesse zu wecken. mal abgesehen davon, dass eventuell schon das Geld fehlt Eintritte, Gebühren oder Mitgliedschaften zu finanzieren.
Ganze Teile der Bevölkerung "klein" zu halten und sich dann beschweren, sie würden ja auch so nichts bildungs- oder kulturell nutzen erscheint mir da etwas zu einfach. Aber dazu wurde recht sicher auch schon Ursachenforschung betrieben, auch hier die Zusammenhänge nicht unbedingt eine Überraschung.

Ein BGE könnte auch hier wieder größere Freiräume und Zeit schaffen. Ob das hier jetzt ein oder zwei Kritiker in Frage stellen ist in der Gesamtbetrachtung also eher irrelevant. Es sind eben nur wenige angesprochene Aspekte und Effekte eines BGE, die aber oft eben von Grund auf als nicht Existent oder möglich abgelehnt werden. Oft eben auch wider besseren Wissens oder gänzlich dazu vorhandener Erfahrungen auf die man allgemein betrachtet zurück greifen könnte).

Man darf ja auch nicht verkennen, dass die Gedanken an eine Art bedingungsloses Einkommen nicht neu sind und schon immer wieder in ihren individuellen Zeiten und Facetten diskutiert wurden. Sie entstehen, werden gefördert auch gerade aus Krisen, Mangel, Ungerechtigkeiten, aufklaffenden Unterschieden zwischen arm und reich. genau in einer solchen Phase leben wir nun eben mal gerade.

Ein BGE oder eine Entwicklung in ähnlicher Ausrichtung und Effekt wäre insgesamt auch sehr viel komplexer wirkend, als es hier nur über den rein ökonomisch verengten Blick reduziert dargestellt wird. Eine BGE ist nicht von heute auf morgen realisierbar oder eingeführt, solch einer Illusion gebe ich mich gar nicht erst hin. Aber wo wären wir, hätte nicht jemand mal zum Beispiel die Vision und Utopie einer Industrialisierung, Automatisierung gedacht?

Ich halte es für absolut legitim über unsere Zukunft nachzudenken. dazu gehört eben auch die Idee und Utopie eines Grundeinkommens, das ein grundlegendes Auskommen und sowohl wirtschaftliche, als auch eben bildende, wie auch kulturelle Teilhabe ermöglicht. Allerdings sollte ein solches Paket so "geschnürt" sein, dass es weit über dem heutigen "frei" verfügbaren H4-Satz liegt. Und es darf keine Einzelmaßnahme darstellen, die ohne weitere Änderungen und Korrekturen am heutigen Wirtschaftssystem und Politik auskommt.


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Das bedingungslose Grundeinkommen

14.09.2020 um 14:42
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Andererseits darf man heute auch nicht übersehen, dass eben durch niedrigere Löhne oft beide Elternteile arbeiten gehen müssen und somit Zeit fehlt den Kindern und Jugendlichen auch vorzuleben oder Interesse zu wecken. mal abgesehen davon, dass eventuell schon das Geld fehlt Eintritte, Gebühren oder Mitgliedschaften zu finanzieren.
Das mal willkürlich rausgegriffen:

Das hast du der "Befreiung der Frau" zu verdanken. Das alte Modell "Mann geht arbeiten, Frau macht Kinder + Haushalt" war politisch nicht mehr recht, man hat protestiert und prozessiert, um es wegzukriegen. Jetzt *dürfen* Frauen arbeiten, ja, Kunststück, was meinst du was passiert wenn sich quasi über Nacht die Anzahl der verfügbaren Arbeitskräfte verdoppelt? Der Preis für Arbeitskräfte sinkt... und schon wird aus dem dürfen ein müssen... als netter Nebeneffekt müssen jetzt viele Aufgaben, die früher kostenneutral in der Familie erledigt wurden, teuer zugekauft werden, wie z.B. die Kinderbetreuung. Toll, dieser Fortschritt.


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14.09.2020 um 15:03
[
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Das wird durch existentialistische Opern von Kastanienmännchenbastlern und Aschenbechertöpfern mehr als wett gemacht
Die erste Oper heißt dann bestimmt "Die Kastanienknacker basteln Aschenbecher"-Suite :)


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14.09.2020 um 16:08
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Das Elitedenken, gefördert durch neoliberales Handeln höhlte die Bildungsmöglichkeiten bzw. die Qualität in Deutschland aus.
Die Elite ermöglicht aber H4 gerade und höchste soziale Absicherung was der satte Deutsche immer vergisst.
Ein banales Beispiel, was machst Du wenn Du Wasser brauchst: den Hahn auf, mehr nicht.
Was machst Du wenn Du krank bist: zuckst als H4 deine beitragsfreie GKV Karte und wirst behandelt.
Scheiss Eliten sage ich nur.
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Die Anzahl privater Schulen wächst ständig. Die Kosten können pro Jahr bis mehrere tausend € betragen, Geld, was anscheinend ausreichend bei der Klientel vorhanden ist aber letztendlich auch den normalen Schulen entzogen wird (trägt ja auch zur Steuerentlastung bei ;-)
Ist das jetzt gerade Finanzyoga?
Wenn Leute ihre Kinder auf Privatschulen und dort Gebühren inkl. Steuern zahlen, geht es der normalen Schule schlechter? Die gebührenfrei ist?
Ich denke durch Privatschulen hat der Staat mehr Geld und kleinere Klassengrößen.
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Ein BGE könnte auch hier wieder größere Freiräume und Zeit schaffen.
Wer RTL2 schauen will, macht das mit und ohne BGE. Hier in München kostet am Sonntag jedes Museum 1€ und ich sehe keine Paare mit Kindern.
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Aber wo wären wir, hätte nicht jemand mal zum Beispiel die Vision und Utopie einer Industrialisierung, Automatisierung gedacht?
Nichts gegen Visionen, das ist ein wichtiger Aspekt. Aber die darf man doch auch kritisieren, es ist auch ein wichtiger Aspekt.
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Ich halte es für absolut legitim über unsere Zukunft nachzudenken.
Ja, mache ich ständig. Leider erwartest Du zB dass man sich zu deinen Zeilen äußerst, zu meinen mit Berechnungen oder Vorschläge kommt nichts.
Was sagst Du dazu:
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:So würde es gehen:
- alle Arbeitsfähigen erhalten vom Staat keine Leistungen mehr, zahlen dafür aber keine Abgaben. Es werden quasi gegenseitig keine Forderungen mehr gestellt.

- die Steuern sinken so weit dass ein Minimalbetrieb des Staates mit Behörden, Justiz, Polizei etc. nach wie vor möglich ist.

- aus den Steuern werden die Nichtarbeitsfähigen mit Sozialhilfe unterstützt, Leistungen wie Elterngeld und Kindergeld entfallen aber

- jeder Arbeiter muss sich selbst privat pflichtversichern, KV mit selbst gewählten Umfang über Minimum, RV nach seinem Gusto (Aktien, Immobillien) - bestimmt dadurch seine Rentenhöhe selbst, AV mit Dauer und Höhe selbst gewählt. Alle Anbieter unterliegen strenger staatlicher Kontrolle.

- alle Komfortleistungen des Staates werden pay per use, zB KFZ Steuern nach km, Parks etc. bedeutet auch keine Subventionen für die Bahn zB.

Ich sehe nur Vorteile:
- schlanker Staat
- keine Schikanen durch irgendwelche JC
- mehr Geld in der Tasche
- jeder arbeitet soviel er will, macht Pause wann er will, solange er will
- keinen "Neid" mehr (der hat'n Porsche und ich nicht), aber auch keinen Egoismus mehr (ich will für Faule nicht zahlen)

Dadurch wird dein Anspruch nach Selbstbestimmung, Leben in selbstdefinierter Würde und Entfaltung möglich.



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14.09.2020 um 16:13
@masiquodo

Ich sehe den ist Zustand schon mal nicht als Dystopie sondern sehe einen hohen Standard der immer wieder Anpassungen benötigt.

Was ein BGE gegen Betrügereien wie cum ex ausrichten soll erschließt sich mir nicht.

Weiterhin fehlt das Geld das Wohlhabende für Privatsxhulen ausgeben nicht dem öffentlichen Bildungssektor weil der nicht auf Zahlungen von Wohlhabenden setzt.

Und wer unter Hartz IV nicht in die kostenlose Bibliothek schafft schafft es auch nicht beim BGE.
Der eine Amtstermin im Monat verhindert das nicht.

Wir haben jetzt schon exklusiv hohe Kosten für Soziales. Das reicht. Der Staat soll sein Geld lieber vermehrt in Infrastruktur investieren. Da besteht nämlich reichlich Nachholbedarf.


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14.09.2020 um 16:15
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wir haben jetzt schon exklusiv hohe Kosten für Soziales. Das reicht. Der Staat soll sein Geld lieber vermehrt in Infrastruktur investieren. Da besteht nämlich reichlich Nachholbedarf.
Bevor wir irgendwelche Roboter bald™ die Arbeiter ersetzen lassen, könnten wir ja mal die Unmengen an Arbeitskraft von hochausgebildeten Menschen freisetzen, die momentan für Paperpushing um des Paperpushings Willen geopfert werden. Angefangen mit den Auswüchsen der Buchhaltung, der Steuergestaltung und den Rechtsabteilungen. Da findet keine produktive Arbeit statt, trotzdem nimmt das bei vielen Unternehmen einen zweistelligen Prozentsatz der Arbeitskraft in Anspruch.


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14.09.2020 um 17:04
@bgeoweh

Da wäre ich sofort dabei.

Egal ob produzierenden Gewerbe Handel Krankenhaus:

Wenn mal Entlassungen nötig werden dann werden diejenigen die auf dem gleichen Flur sitzen eher ausgenommen als die Leute die wirklich arbeiten.

Es gibt da auch bei meiner Arbeit Assistenten der Geschäftsleitung deren Funktion bisher nicht mal Anthropologen rausgekriegt haben.


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14.09.2020 um 19:08
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Es gibt da auch bei meiner Arbeit Assistenten der Geschäftsleitung deren Funktion bisher nicht mal Anthropologen rausgekriegt haben.
:D

Ähnlich bei uns, da werden Titel vergeben und in ersten Gesprächen weis man das das Gegenüber eine Luftpumpe ist und von der Arbeit keinen blassen Dunst hat. Aber einen geilen Titel... für den Briefkopf :D


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14.09.2020 um 19:30
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Das hast du der "Befreiung der Frau" zu verdanken.
Aber Mann ging arbeiten, verdiente aber nicht mehr genug oder verlor seinen Job. Danach ging es eventuell nur noch unter gehaltlichen Einschränkungen weiter. Also mußte die Frau möglichst bald wieder mit in einen Job. Ich sehe da durchaus einen gravierenden Zusammenhang zu unserem derzeitigen System.
Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass man das von Dir geschilderte Problem, oder die Folgen, so beim Drücken von Löhnen und darüber hinaus beim Umbau des Sozialsystemes zu H4 gar nicht auf dem Schirm hatte. Chronische Ignoranz findet man ja auch hier im Forum ;-)))


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14.09.2020 um 19:35
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Die Elite ermöglicht aber H4 gerade und höchste soziale Absicherung was der satte Deutsche immer vergisst.
Was aber der immer nur grimmig schimpfende Deutsche mit den hübschen Gartenzwergen im Garten vergisst ist, dass eben nicht nur "Eliten" in Deutschland Steuern oder auch Sozialabgaben zahlen.

Wäre ja schon viel erreicht, würde man das hinter seinem Jägerzaun auch mal zur Kenntnis nehmen.


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14.09.2020 um 19:38
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Was aber der immer nur grimmig schimpfende Deutsche mit den hübschen Gartenzwergen im Garten vergisst
Ihr Deutschen (ich bin keiner) seid immer ganz schön böse zueinander...Hass ist keine Lösung, aber müsst ihr wissen.
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:dass eben nicht nur "Eliten" in Deutschland Steuern oder auch Sozialabgaben zahlen.
Wer noch außer Nettosteuerzahler? Beamte :D? Empfänger :D?


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14.09.2020 um 19:39
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Wer RTL2 schauen will, macht das mit und ohne BGE. Hier in München kostet am Sonntag jedes Museum 1€ und ich sehe keine Paare mit Kindern.
Komisch, vielleicht liegt es ja an München, wo sich normal verdienende Eltern mit Kindern die Wohnungen nicht mehr leisten können und weiter in die Peripherie oder noch weiter abgedrängt werden. Ich war am Wochenende in mehreren Ausstellungen und Museen und da waren nicht wenige Eltern mit Kindern.


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14.09.2020 um 19:40
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Komisch, vielleicht liegt es ja an München, wo sich normal verdienende Eltern mit Kindern die Wohnungen nicht mehr leisten können und weiter in die Peripherie oder noch weiter abgedrängt werden.
Das ist der falsche Schluss - in München sind alle Wohnungen bezahlbar, es gibt praktisch keinen Leerstand..deswegen müssen die Leute ausweichen. Schau lieber nach Städten wo es viele leere Wohnungen gibt, da ist es vielleicht unbezahlbar.


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Das bedingungslose Grundeinkommen

14.09.2020 um 19:41
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Und wer unter Hartz IV nicht in die kostenlose Bibliothek schafft schafft es auch nicht beim BGE.
Kontrollierst Du das persönlich?-)


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14.09.2020 um 19:49
HalloIchBinWiederDa und gräzsche hier mal so rein, denn ich habe zwischenzeitlich mal wieder an anderer Stelle über das BGE diskutiert und möchte euch diese esoterischen Ergüsse hier nicht vorenthalten.
M.E. ist es erforderlich zu differenzieren. Die scheinbare gesellschaftliche Kontinuität, die die Sprache vermittelt erweist sich dann als Illusion.
Um die Notwendigkeit der Realisierung eines #BGE für unsere Zeit nachvollziehen zu können, muss genauer untersucht werden, was sich hinter dem Begriff „Arbeit“ verbirgt.
Ich mache es mir mal einfach und stelle zwei arbeitende Menschen gegenüber.
1. Eine Minenarbeiterin. Ihre Aufgabe ist es Gold zu schürfen.
2. Eine Reinigungskraft, seine Aufgabe ist es die neuerworbene Berliner Villa eines gegenwärtigen Politikers sauber zu halten.
Um den Ausbeutungscharakter beider Anstellungen abzuschwächen gehen wir davon aus, dass beide Menschen für ihre einfache Tätigkeit einen Lohn von 30% über dem Mindestlohn erhalten.

Fall 1
Das Arbeitsergebnis der Mienenarbeiterin ist eine handfeste Menge Gold und ihre Bezahlung wird durch dieses Gold gewährleistet. Ihr Arbeitsplatz ist solange sicher, wie die Miene mehr Gold ausspuckt als für die Bezahlung der Arbeit notwendig ist.
Diese Arbeit wird in der Wirtschaftswissenschaft als wertschöpfende Arbeit bezeichnet. Denn am Ende eines Arbeitstages verfügt die „Menschheit“ bzw. die Volkswirtschaft über mehr Gold, als am Anfang eines Arbeitstages. Es wurde also zusätzlicher Wert geschaffen.
Diese wertschöpfende Arbeit prägte u.a. die Wirtschaftswunder|zeit in den 50ger und 60ger Jahren des letzten Jahrhunderts, als unsere Wirtschaft unter Arbeitskräftemangel litt und erste Headhunter alle südländischen Dörfer nach kräftigen, arbeitsfähigen Menschen abgrasten.
Jede anatolische Bäuerin produzierte an hiesigen Fließbändern mehr Wert als sie letztlich an Lohn kostete. Sie war für unsere Volkswirtschaft ihr Gewicht in Gold wert.
Diese Arbeitsplätze wurden nicht finanziert, sondern sie finanzierten sich selber.
Die Arbeitenden produzierten einen konkreten Wert (eine bestimmte Menge Gold, Autos, Maschinen usw.) und damit ihren eigenen Lohn.

Fall 2
Das Arbeitsergebnis der Reinigungskraft ist anders wie im ersten fall nicht greifbar. Die Villa muss jeden Tag aus neue geputzt werden. Die Arbeit erzeugt kein Produkt aus dem heraus sie finanziert werden könnte. Darum muss der Arbeitsplatz aus dem Vermögen des Villenbewohners finanziert werden
Diese Arbeit schafft keinen Wert, obwohl sie fraglos sinnvoll ist, sondern sie verzerrt Wert. Je mehr solche Arbeitsplätze eingerichtet werden umso "teurer" wird es für die Gesellschaft.
Der Herr Politiker kann vielleicht noch Gärtner, Chauffeur, Kindermädchen und Prügelknaben einstellen, doch der ganze "Hofstaat" bringt ihm nichts ein. Zwar kann er alle Löhne von den Steuern absetzten, also ca. 40%-45 % der Kosten werden vom Staat übernommen, aber irgendwann sind seine finanziellen Möglichkeiten erschöpft.
Wir haben es hier mit einer Arbeit zu tun, die keine Werte schafft, deren "Finanzierung" also von anderer Stelle kommen muss.
Wenn wir den Fokus der Bezahlung nicht auf das Geld sondern den Warenkorb richten, ist zu sehen, dass die Arbeiterin im ersten Fall an der Erstellung der Warenkörbe direkt beteiligt ist. Für den Arbeiter im 2. Fall gilt dagegen, dass sein Warenkorb bereits von anderer Stelle produziert worden sein muss.

Fazit:
Wenn ich vom Verschwinden der Arbeit spreche, dann natürlich vom Verschwinden der wertschöpfenden Arbeit.

Unserer Gesellschaft wandelt sich regelmäßig jeden Tag nur ein kleines bisschen. Aber die Summe all dieser winzigen Änderungen hat, in den letzten 70 Jahren, eine Gesellschaft mit ganz anderer ökonomischer Verfassung geschaffen.

Die Industriegesellschaft des letzten Jh. hat sich in eine elegante Informations-, Kommunikations- und Dienstleistungsgesellschaft verwandelt.
Die Industriegesellschaft stellte in erster Linie wertschöpfende, produktive Arbeitsplätze bereit d.H. die Produktion stand im Vordergrund.
Unsere heutige Gesellschaft hält primär Arbeitsplätze bereit, die finanziert werden müssen, d.h. heute geht es nicht mehr um die Produktion des materiellen Reichtums sondern um seine Verteilung.
Warum finanziert der Staat den privaten Haushaltshelfer eines Ministers, anstatt den potentiellen Arbeitnehmer direkt ein #BGE auszahlen?
Quelle: https://twitter.com/airappel/status/1300516166763413510 (Archiv-Version vom 31.08.2020)

WARUM und WIE wir ein BGE brauchen bzw. umsetzen wollen, kam hier leider nicht raus. ^^


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14.09.2020 um 19:49
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Das ist der falsche Schluss - in München sind alle Wohnungen bezahlbar, es gibt praktisch keinen Leerstand.
Ja, München ist schon speziell. Aber wird mal eine Wohnung frei, so ist sie eben von Geringverdienern nicht bezahlbar. Wenn sie überhaupt irgendwie zum Zuge kämen, die Schlangen bei Wohnungsvermietungen in vielen Innenstädten kennt man ja zur Genüge, die teils unseriösen Fragebögen dazu auch.


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14.09.2020 um 19:56
Zitat von LuminitaLuminita schrieb:WARUM und WIE wir ein BGE brauchen bzw. umsetzen wollen, kam hier leider nicht raus. ^^
Dieser "Analytiker" hat es bewundernswerterweise geschafft, noch hinter die frühestens Anfänge der Wirtschaftwissenschaft als solches zurückzufallen, noch vor Adam Smith und Co. :D

Selbst Karl Marx ist diesem speziellen Irrtum nicht aufgesessen, denn er hat korrekt erkannt, dass es sowas wie "Reproduktionsarbeit" gibt, d.h. die Arbeit, die verrichtet werden muss, um überhaupt Erwerbsarbeit ausüben zu können, d.h. Nahrung zubereiten, die Unterkunft in Ordnung halten, Amtsgänge, Besorgungen, Putzen, Waschen und vieles andere mehr.

Wer diese Arbeiten selber macht, muss dafür Zeit aufwenden, in der er dann nicht mehr Lohnarbeiten kann - für Personen, denen ihre eigene Lohnarbeit mehr Geld pro Stunde einbringt als eine z.B. Putzfrau kostet, ist es daher sinnvoll, die Putztätigkeit auszulagern und eine Stunde mehr zu arbeiten. Die "Produktivität" der Putzfrau findet also indirekt statt.


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14.09.2020 um 19:58
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Wenn sie überhaupt irgendwie zum Zuge kämen, die Schlangen bei Wohnungsvermietungen in vielen Innenstädten kennt man ja zur Genüge
Da kannst Du mal sehen wieviele Leute Geld für diese doch recht hohen Mieten haben...weiteres Zeichen dass man kein BGE braucht.


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14.09.2020 um 20:05
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Da kannst Du mal sehen wieviele Leute Geld für diese doch recht hohen Mieten haben...
Ja, leider. Aber oft eben nicht durch eigene produktive Arbeit erreicht ;-)
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:weiteres Zeichen dass man kein BGE braucht.
Leider doch. Oder eben eine ähnliches erreichende Alternative, die eben einer nicht ganz so kleinen Gruppe der Gesellschaft wenigstens wieder die Chance ermöglicht noch günstigeren Wohnraum in München anmieten zu können. Es wäre in jedem Fall eine Bereicherung für die Stadt München. Und letztendlich vielleicht auch für andere Städte. Oder was will man mit solchen "Reichengettos"?-)


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14.09.2020 um 20:10
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Es wäre in jedem Fall eine Bereicherung für die Stadt München.
Glaube ich aber nicht - wenn Wohnen subventioniert ist, passt der Mieter nicht mehr auf...ich habe nur welche genommen die gegen Mietschäden versichert waren.
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Oder was will man mit solchen "Reichengettos"?-)
Da springt ne Menge raus...unterschätz das nicht. Ich habe auch noch nie gehört dass sich eine Stadt absichtlich um einkommensarme oder reine Empfänger bemüht.
Zitat von masiquodomasiquodo schrieb:Aber oft eben nicht durch eigene produktive Arbeit erreicht ;-)
Du hast Dir doch keine Unterstellungen gewünscht? Warst Du nicht der? oder gilt es für Dich? Magst es nicht, dann lass die Unterstellungen oder die Beschwerden, beides noch besser.


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