paxito schrieb am 04.12.2020:Dann wird die indische Firma vertragsbrüchig. Dafür gibt es Gesetze auch in Indien und Bangladesch. Es ist doch Usus das eine Firma von einem Subunternehmen bestimmte Standards fordert.
Tzjo, wenn, aber auch nur
wenn Länder wie Indien nicht gleichzeitig von Korruption durchsetzt wären. Der Kontrollbeamte hält mitunter auch gerne die Hand auf.
In Thailand z.B. sind auch Raubkopien verboten, und trotzdem weiß man auch in Thailand, dass das ein großer Wirtschaftsfaktor ist. Gleiches gilt für die Prostitution, die dort seit 1960 verboten ist. Und trotzdem flanieren Streifenbeamte in Pattaya über die Meile und schauen eifrig weg.
Der Wirtschaftsfaktor überwiegt.
paxito schrieb am 04.12.2020:Wo sage ich das verklausuliert? Genau, nirgends.
Natürlich tust du das. Vielleicht unbewusst, aber du tust es. Was machen die Arbeiter einer vertragsbrüchigen Schneiderei? Woanders anfangen? Hätten sie schon getan - wenn es die Arbeitsplätze gäbe. Sozialleistungen beantragen? Oh, Moment, sowas gibts dort gar nicht.
Ich hole mal aus, um dir etwas zu verdeutlichen:
Eine ehem. Arbeitskollege hat seinen Altersruhesitz auf den Philippinen. Ich war zu Besuch, und wir besuchten die Baustelle eines Hotels, das ein mit ihm befreundeter Bauunternehmer baut.
Da standen also gut 15 Philipinos in einer kleinen Grube und haben geschaufelt, geschaufelt, geschaufelt. Bei einem Wetter, wo du keine Lust hast überhaupt zu atmen.
Ich war ein wenig irritiert und fragte, warum er keinen Bagger dafür einsetzt (das sollte ein großer Pool werden). Seine Antwort war überraschend, aber durchaus einleuchtend:
"Ich könnte einen Bagger herholen. Der kostet mich genauso viel wie die Arbeiter. Der Bagger ist in ein paar Tagen fertig. Aber dann hat nur einer von ihnen Arbeit."
Welche Alternativen haben also die tapferen Schneiderlein? Ich glaube dir ist kaum bewusst, dass es in derartigen Gegenden heißt "Arbeite oder verhungere!". Da sitzen Kinder auf Müllkippen um halbwegs brauchbares Zeug zu finden, das sie saubermachen und verschachern können, und du meinst, mit irgendwelchen Arbeitsbedingungsregelungen durch Abnehmer würde sich da groß was ändern.
Warum guckt man in Indien bei Kinderarbeit weg? Weil der Staat es nicht schaffen würde, diese Menschen durchzufüttern. Aber aus dem herrlich bequemen Milch-und-Honig-Europa kann man das natürlich immer alles anders sehen, als es tatsächlich ist.