@querdenkerSZ Letztes Jahr waren wir erst in LA gewesen. Und für uns fing der Horror nicht erst am Flughafen an, wo wir, trotz 150 Schaltern (von denen 100 geöffnet waren) eine Ewigkeit brauchten um die ganze Prozedur von Fingerabdrücke, Fotoshooting und dem üblichen Fragenkatalog nach Sinn und Zweck der Reise hinter uns gebracht hatten. Nein, der Horror ging am Gepäckband weiter.
Und da wir uns entschlossen hatte, etwas mehr von Land und Leuten zu sehen, hatten wir diesmal auf einen Mietwagen oder Shuttlerservice verzichtet und nahmen die Greenline, welche erstens mit den 5$ am Tag für die ganze Metropolitan Area von Los Angeles mit Bus und Bahn unschlagbar günmstig ist und zweitens weil man so mehr von der Bevölkerung und dem Leben mitbekommt.
Und da sahen wir das Leben außerhalb der Touristenrouten. Das echte Leben von LA, also den blanken Melting Pott.
Laut und unangenehme ging es mit der Green Line durch Inglewood nach North Compton. Die überwiegend aus schwarzen und Mexikanern bestehenden Fahrgäste fielen sofort ins Auge. Alles zusammen bildetet in der Metro so etwas wie ein Abbild einer Abteilung in einer geschlossenen Anstalt. Kleine schwarze Jungen gingen durch die Wagen und boten den Fahrgästen Getränke und Snacks zum Kauf an. Im Abteil saß ein ca. 50jähriger Schwarzer und führte laute Selbstgespräche. Drei schwarze Jugendliche hatten Ohrstöpsel im Ohr und tanzen Rap und Hip Hop so vor sich hin. An einer Haltestelle stieg eine Gruppe von schwarzen Jugendlichen zu und die jungen Männer begannen im Wagen laut zu schreien, sich zu schubsen und zu tanzen. Die Mexikaner neben unserer Sitzbank, die wohl alle müde von der Arbeit auf dem Weg nach Hause waren, sahen sich an, dann sahen sie zu uns und wollten uns wohl nonverbal sagen, dass sie mit all diesen Verrückten nichts zu tun haben.
Die Höhle des wahrhaftigen Löwen fanden wir dann allerdings in North Compton. Compton dürfte wohl neben Palo Alto eine der Städte mit der höchsten Rate an Gewaltverbrechen in den USA.
Das Schöne an der Metro in LA ist ja, dass sie zum größten Teil überirdisch verläuft (Downtown und Hollywood) und man so ein "tolles" Bild der USA erfahren kann. Keines aus dem Prospekt, sondern halt das wahre und echte Leben. Und streckenweise wähnten wir uns in der dritten Welt und nicht in den USA, denn vieles war vergleichbar mit den Zuständen die wir in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik gesehen hatten. Los Angeles ist über weite Teile ein endloses Meer an Holzbaracken mit vergitterten Fenstern. Die Straßen sind von hölzernen Strommasten gesäumt, die nur selten einen rechten Winkel gesehen haben. Von den Strommasten gehen in einem wirren Knäuel die Hausanschlüsse ab. Jeder deutsche Elektriker würde bei diesem Anblick in Ohnmacht fallen. Auf dem Hof der meisten Baracken war ein Basketballkorb angebracht und vor vielen Häusern standen Schrottautos mit platten Reifen.
Insgesamt etwas, das man eigentlich im Urlaub nicht sehen will und was so gar nicht den Bildern entspricht, die man von den USA als üblicher Touri so im Kopf hat. Aber wie gesagt, wie wollten ja die echten USA sehen. Ein Land kurz vor dem Abgrund halt.
Die echten Highlights aber kamen erst noch. Sie kamen bei der Fahrt durch South Central, nach dem passieren der Skid Rows. Dort wird ein herrlich surreales Bild von Wolkenkratzern und Glaspalästen gebildet, neben den direkt die Obdachlosenviertel von LA zu bewundern sind. Und da gibt es entsprechend viel zu bewundern von kleinen Iglu-Zelten auf den Gehwegen, Dreck, Müll, Papier und Pappe die wie Taschentücher durch die Luft flogen, Männer die auf Pappe auf den Gehwegen saßen oder sitzen, viele Typen die wie apathisch durch die Straßen gingen. Es war streckenweise wie in einem schlechten Horrorfilm, nur das es hier die Realität war.
Also wenn LA, dann empfehle ich jedem dringen mit der Metro Blue-Line eine Fahrt von LA nach Long Beach zu machen, denn an keiner anderen Stelle der USA erlebt man deren unsonnigen Seiten besser. Ein 5-Sterne Endzeitfilm wie "Elysium" könnte das dortige Leben besser visualisieren.
Das es auch gänzlich anders sein, dies ist klar und wird spätestens dann klar, wenn von Downtown nach Hollywood fährt. Da gibt es dann das Hochglanzleben. Dort sahen wir übrigens dann auch zum ersten Mal weiße Menschen und waren beinahe überrascht, dass es doch welche davon in LA gibt. Auffällig war dort dann allenfalls das bewaffnete Sicherheitspersonal an eigentlich fast jedem Geschäft.
Ich könnte jetzt noch mehr über meine letzten Eindrücke, oder Eindrücke einer der davor stattfandenen Reisen durch die USA schreiben, aber dies hat ja nur indirekt mit dem Thema zu tun.
Fazit der Beschreibung: Wer sich dort nicht integriert, der landet in einem der von mir beschriebenen Viertel und fällt den anderen nicht zur Last, außer mit der Kriminalität aber die sorgt durch das ganze Wachpersonal ja auch wieder für Arbeit (ja, mein Sarkasmus ist beinhart).
Für mich ist die USA jedesmal ein abschreckendes Beispiel für Multikulti ohne verbindliche Regeln für den Melting Pott. Multikulti scheitert selbst in klassischen Einwanderungsländern. Zu verschiedenen die ganzen Ethnien und Kulturen, die es einfach nirgends schaffen so richtig ein gemeinsames Leben zu gestalten, sondern immer nur stets um den Erhalt der eigenen Kultur in einem fremden Land bemüht ist.