lawine schrieb:wo siehst du denn Nachhaltigkeit oder gar Flächenbrand durch Trumps twitter Botschaften??
Indem er sich per Twitter einen festen und größer werdenden Kundenkreis schafft, der ihn beim nächsten Mal schon mal garantiert wählen wird, aber auch für den neutralen User durch seine permanente Meinungsmache subtil dessen Einstellung verändert. Trump ist schließlich nicht irgendwer, sondern der - wenn auch ein lächerlicher, deswegen aber nicht ungefährlicher - US Präsident.
Aber das sind neue Erfahrungen, die es bei Obama und seinen Vorgängern so noch nicht gab, deshalb ist es sehr schwierig, die Wirkung auf die nächsten US-Wahlen einzuschätzen.
lawine schrieb:ich denke, dass fb und co eine "moderne" Variante des Stammtischgeschwätzes sind.
Das zwar auch, aber mit einer zusätzlichen Dimension: Zwischen den Stammtischen gibt es keine Kommunikation, bei fb sehr wohl, und jedes Mal, wenn wir es mit gruppendynamischen Prozessen zu tun haben, ist die Vorhersagbarkeit schwierig. Anders als beim Wetter und anderen Systemen die mit Chaos arbeiten, gibt es hier aber nur zwei Alternativen. Je nachdem, wie die nächsten Wahlen ausgehen, könnte man auch (in Klammern, sehr bedingt) das Zwischenfazit ziehen, dass Beeinflussung durch soziale Netzwerke einen positiven oder eher das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung, einen negativen, abstoßenden Effekt erzielen. Ich sag deshalb sehr bedingt, weil ich nicht sicher bin, ob der Effekt, egal ob positiv oder negativ, groß genug ist um die Wahl tatsächlich zu entscheiden. Dann müsste man den Ausgang der Wahlen mit dem der übernächsten vergleichen, um zu einer fundierteren Aussage zu kommen. Denn dass die nächsten US-Präsidenten sich ebenfalls dieses Instruments bedienen werden, ist wohl anzunehmen.
lawine schrieb:Realo schrieb:
Aber die Fake News im gehobenen Bildungskreis erzeugen nicht einen solchen verheerenden Flächenbrand wie die als News verkleidete Hetze in den "Pöbelnetzwerken" Twitter und fb.
du musst nur deine Filterblase / Echokammer verlassen um zu erkennen, dass deine Behauptung haltlos ist
nun das versprochene Beispiel @Realo:
lawine schrieb:gerade in intellektuellen Kreisen wurde diese Lüge bereitwillig geglaubt. Für diese Kreise wurde die Lüge ja auch konstruiert. Die war nicht an irgendeinen "Pöbel"
Ich kann da nichts von gehobenem Bildungskreis erkennen, sondern von einer Fakedarstellung, die sich an die Gesamtbevölkerung richtet, von der fb und Twitter ein Durchschnitt sind, also quasi das Gleiche mit der behaupteten Flächenbrand-Wirkung. War also das falsche Gegenbeispiel zur Widerlegung meiner Behauptung. Der einzige Unterschied ist nur das Medium.
lawine schrieb:gerade in intellektuellen Kreisen wurde diese Lüge bereitwillig geglaubt.
Ist das deine Meinung oder eine Tatsachenbehauptung? Für den letzten Fall bitte einen Beleg, ansonsten tue ich es als deine Privatmeinung ab, die in diesem Fall falsch ist.
lawine schrieb:Die PR-Kampagne gilt als Beispiel für gezielte Medienmanipulation und Desinformation, um Politik, Medien und Öffentlichkeit kriegsreif zu machen (Kriegsanlasslüge).
Auch hier wird nicht von der intellektuellen Elite gesprochen. "Öffentlichkeit" sind "alle". Damals das TV-Publikum, heute zusätzlich das fb- und Twitter-interaktive Publikum. Was eben heute noch dazu kommt, ist der durch die Interaktivität entstehende gruppendynamische Prozess, d.h. wenn sich erst eine Meinung durchsetzt, hat die Gegenmeinung, selbst wenn sie viel dichter an der Wahrheit dran ist, null Chance. Das könnte auch der erste Schritt aufs Ende der Aufklärung bzw. der erste entscheidende Schritt in der Gegenaufklärung sein.
lawine schrieb:oder der Auftritt von Colin Powell vor den Vereinten Nationen im Jahre 2003:
Das war tatsächlich eine Verarschung der "intellektuellen Weltelite". Also dieses beispiel kannst du anbringen. Da erstreckt sich der Flächenbrand dann auf die Meinungsmanipulation der Politiker. Hier muss ich sogar die sozialen Netzwerke in Schutz nehmen, denn heute könnte ein Powell angesichts der interaktiven Öffentlichkeit so einen Zug nicht mehr bringen. Ist aber nur eine Vermutung von mir; der Gegenwind wäre zumindest stark genug, um die Sache zurückzunehmen oder es erst gar nicht vor den UN zu versuchen. Er würde heute wahrscheinlich, um das gleiche Ziel zu erreichen, ganz anders vorgehen (müssen). Zumindest müsste er in den social networks, so wie Trump, den Boden dafür bereiten, und selbst bei Trump wissen wir heute noch nicht, wie es sich auf die nächsten Wahlen tatsächlich auswirken wird.
lawine schrieb:das sind fake-news gewesen, die den Gang der aktuellen Weltgeschichte stärker beeinflusst haben als jeglicher fb und twitter Mist zusammen je an Schaden anrichten könnte.
Na, da nimmst du den Mund aber etwas sehr voll. Ich sehe in der Wahl und wahrscheinlichen Wiederwahl Trumps einen entscheidenderen politischen Faktor als in der Meinungsmanipulation des UN-Sicherheitsrats zum Sturz Saddams. Nicht nur für die USA, sondern für die ganze Welt.
lawine schrieb:du kannst dir auch gern Gysis Meinung dazu anhören
Leider habe ich immer noch keinen Ton an meinem Rechner. Das wird auch weiterhin so bleiben.
lawine schrieb:oder nachlesen, was die Junge Welt (linkes Medium) über die sog "Rote Linie" Obamas im Syrienkrieg und Giftgaseinsatz schreibt
http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Syrien1/chemie-hersh.html
ich denke wir sind uns einig , dass wir noch heute mit den Folgen dieser durch zahlreiche "Qualitätsmedien" verbreiteten Lüge zu tun haben. siehe Folgen des Irakkrieges (ISIS/IS....weltweiter islamistischer Terror, Flüchtlingskrise...)
Wenn du das so weit ziehst, dann waren das ganze letzte Jahrhundert hindurch, 110 Jahre vor Beginn der sozialen Netzwerke, sämtliche Desinformationen im Zusammenhang mit Krieg Manipulationen des Volkes. Und wahrscheinlich gibt es solche Desinformationen schon, solange es Kriege gibt, müsste man mal analysieren. Unsere Diskussion hier ging aber um die Rolle der sozialen Medien bei der Verbreitung von fake News. Desinformationen im Zusammenhang mit der Frage von Krieg und Frieden sind ein anderes Kaliber, das hierüber weit hinaus geht. Diesen Brocken werden wir allerdings erst los, wenn wir gänzlich auf Kriege verzichten. Wir werden also wohl auch noch in 100 Jahren damit leben müssen, müssen uns aber nicht noch zusätzlich die Lügen der sozialen Medien antun.