kickboxer187
Diskussionsleiter
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
dabei seit 2007
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Social Media - Die Welt im Smartphone
08.12.2017 um 22:27Wir drücken unsere Nasen an die Fensterscheiben des Lebens der anderen.
Ich möchte, wenn es sich ergibt und einige hier Lust haben, gerne über Social Media sprechen, implementiert in theoretischen Konstrukten von Philosophen. Für mich dient dieser Thread zur Gedankenanregung um neue Ideen und Gedanken zu entwickeln, rund um die Welt der populären Medien.
Dazu erst mal ein paar Zahlen.
FB: 2,07 Milliarden Nutzer (Juni 17)
Instagramm: 800 Millionen
Twitter: 330 Millionen
Google+: 3,35 Milliarden
Whats App: 1 Milliarde
Wir haben nun eine Menge Nutzer. Eine Menge Daten die da verschoben werden und eine hohe Summe an Vermögenswerten der Unternehmen (Facebook z.B. 485,16 Milliarden$, stand 08.12.17).
Diese hohe Zahlen sprechen ja dafür, dass die Konstruktion dieser Netzwerke etwas an sich haben, das Menschen anlockt wie Licht die Motten.
René Girard z.B. sprach dem Menschen eine mimetische Funktion zu. Girard behauptet der Mensch würde Gewalt anwenden da sein Nachahmungsverhalten Neid, Eifersucht, Rivalität, etc. verursacht. Unter anderem hat er auch die "Sündenbocktheorie" geprägt. Kurzgefasst, der Mensch findet durch den Sündenbock ein Ventil für sein Gewaltpotenzial. Dieser Sündenbock wird geopfert, indem die Menge ihre Wut auf ihn konzentriert. Mimetik und Gewalt gehen also Hand in Hand und Gewalt kann aufhören durch Opferung.
Wir haben noch Pierre Bourdieu. Karl Marx zeichnete sich u.a. ja dadurch aus, dass er unser soziales System im Klassenmodell integrierte. Hier wurden die Klassen durch Eigentumsverhältnis zu Produktionsmitteln unterschieden. Die sogenannten Bourgeoisie besitzen/besaßen die gesellschaftlichen Produktionsmittel und waren somit herrschende Klasse. Sie definieren Recht, Politik, Kultur etc. Irgendwie also eine nicht-fluide Gesellschaftsform, deren Grenzen starr sind.
Komme wir nochmal zu Bourdieu, dieser beschwerte sich. Wie konnte man die Kultur übersehen als Gesellschaftsindikator? Was bedeutet das. Er sagt es gibt weitere Formen des Kapitals. Neben des ökonomischen kommen hinzu, kulturelles, Soziales und symbolisches Kapital. Diese Kapitalsorten sind ineinander transferierbar. (Könnten heutige Medien diese Kapitalsorten begünstigen?)
Er löst also Marx starre Klassentheorie ein wenig auf und macht das Ganze ein wenig Komplexer, was Gesellschaftsformen ja auch sicherlich sind.
Schaue ich mir diese Ideen an, dann kann ich sie in die Theorie der sozialen Netzwerke integrieren?
Der Mensch ist ein Nachahmer, denn des Nachbarsgarten ist immer grüner, ergo, will haben. Soziale Netzwerke fördern diesen Trieb des Neids und Missgunst. Wir kommunizieren in Netzwerken, mit einem quadratischen Bild als Avatar und übertragen impulsartig Gefühle- Gefühle sind Triebe- Triebe sind unkontrolliert, somit ergießen wir einen Schwall an Worten/Texten/Emotionen über Themen die uns verunsichern, ärgern, berühren. Wir kommunizieren mit Zeichen. Zeichen die unseren Gemütszustand repräsentieren. Wir suchen Sündenböcke. Jedoch hat unsere uns unsere Gesellschaftsform, die heutigen, Sündenböcke genommen, wir schießen uns also in Gruppen die jeweils selbst Sündenböcke bestimmen.
Social Media benutzt dieses Verhalten und bestimmt durch optimierte Filter, welche Gruppen zu welchen gehören. Sagen wir ich bin total pro-Trump und habe viele Trump Seiten geliked, FB und Co.Kg nutzen das nun und geben mir mehr Input, ausgerichtet an meinem Verhalten. Das ist Irrsinn! Wir versinken in Filterblasen. Wir werden dann fast komplett abgeschnitten von anderen Informationsquellen.
Sagen wir Marx Klassengesellschaft ist durchlässiger geworden, dann war Social Media der Accelerator dazu. Wir können heutzutage Klassen überspringen, wenn wir "Viral" gehen durch irgendetwas. Die vierte Gewalt, einst die Medien, wurden/werden abgelöst durch, meiner Meinung nach, einer fünften. Die Macht der Masse/social Media (siehe Ägypten? Occupy Wallstreet etc.)
Gustav Le Bon's "Massenpsychologie" und Siegmund Freuds Arbeit dazu "Massenpsychologie und Ich Analyse" sind eine perfekte Vervollständigung o.g. Theorien, denn wie es mir scheint, kann der Mensch seinem inneren Archetypen nicht entkommen.
Wir sind und bleiben das geistige Produkt einer noch nicht abgeschlossenen evolutionären Entwicklung. Wir maskierten unsere innere Bestie mit Etiketten, zähmten das wilde in uns und erschufen einen Haushund Namens moderner Mensch.
Ich sehe definitiv einen Zusammenhang mit der Vermehrung psychischer Krankheiten und sozialen Netzwerken, zwischen Beleidigungen in Kommentarbereichen und Formung der Realität im Alltag. Wir zeigen auf den bestialischen Osten und eigentlich schauen wir doch in den Spiegel. Unsere Netzwerkwelt ist ein Abbild unserer materiellen Wirklichkeit.
Ich frage mich nun.
-Was wenn der Staat lernt unsere Netzwerke zu lenken? Sind wir näher an George Orwell als gedacht?
-Ist der Prozess der Vernetzung gut? Bzw. klar gibt es einige gute Dinge daran, aber kippt dieses Verhältnis?
-Wenn ja, was könnten Resultate sein.
-Lenken wir die Netwerke oder lenken sie uns?
-Sind Netzwerke gut für die psyche und den Geist?
Danke für eure Beiträge im Vorraus und ich hoffe auf eine fruchtvolle Unterhaltung, mit neuen Erkentnissen für mich und einer Erweiterung meiner Sichtweise.
Gruß
Ich möchte, wenn es sich ergibt und einige hier Lust haben, gerne über Social Media sprechen, implementiert in theoretischen Konstrukten von Philosophen. Für mich dient dieser Thread zur Gedankenanregung um neue Ideen und Gedanken zu entwickeln, rund um die Welt der populären Medien.
Dazu erst mal ein paar Zahlen.
FB: 2,07 Milliarden Nutzer (Juni 17)
Instagramm: 800 Millionen
Twitter: 330 Millionen
Google+: 3,35 Milliarden
Whats App: 1 Milliarde
Wir haben nun eine Menge Nutzer. Eine Menge Daten die da verschoben werden und eine hohe Summe an Vermögenswerten der Unternehmen (Facebook z.B. 485,16 Milliarden$, stand 08.12.17).
Diese hohe Zahlen sprechen ja dafür, dass die Konstruktion dieser Netzwerke etwas an sich haben, das Menschen anlockt wie Licht die Motten.
René Girard z.B. sprach dem Menschen eine mimetische Funktion zu. Girard behauptet der Mensch würde Gewalt anwenden da sein Nachahmungsverhalten Neid, Eifersucht, Rivalität, etc. verursacht. Unter anderem hat er auch die "Sündenbocktheorie" geprägt. Kurzgefasst, der Mensch findet durch den Sündenbock ein Ventil für sein Gewaltpotenzial. Dieser Sündenbock wird geopfert, indem die Menge ihre Wut auf ihn konzentriert. Mimetik und Gewalt gehen also Hand in Hand und Gewalt kann aufhören durch Opferung.
Wir haben noch Pierre Bourdieu. Karl Marx zeichnete sich u.a. ja dadurch aus, dass er unser soziales System im Klassenmodell integrierte. Hier wurden die Klassen durch Eigentumsverhältnis zu Produktionsmitteln unterschieden. Die sogenannten Bourgeoisie besitzen/besaßen die gesellschaftlichen Produktionsmittel und waren somit herrschende Klasse. Sie definieren Recht, Politik, Kultur etc. Irgendwie also eine nicht-fluide Gesellschaftsform, deren Grenzen starr sind.
Komme wir nochmal zu Bourdieu, dieser beschwerte sich. Wie konnte man die Kultur übersehen als Gesellschaftsindikator? Was bedeutet das. Er sagt es gibt weitere Formen des Kapitals. Neben des ökonomischen kommen hinzu, kulturelles, Soziales und symbolisches Kapital. Diese Kapitalsorten sind ineinander transferierbar. (Könnten heutige Medien diese Kapitalsorten begünstigen?)
Er löst also Marx starre Klassentheorie ein wenig auf und macht das Ganze ein wenig Komplexer, was Gesellschaftsformen ja auch sicherlich sind.
Schaue ich mir diese Ideen an, dann kann ich sie in die Theorie der sozialen Netzwerke integrieren?
Der Mensch ist ein Nachahmer, denn des Nachbarsgarten ist immer grüner, ergo, will haben. Soziale Netzwerke fördern diesen Trieb des Neids und Missgunst. Wir kommunizieren in Netzwerken, mit einem quadratischen Bild als Avatar und übertragen impulsartig Gefühle- Gefühle sind Triebe- Triebe sind unkontrolliert, somit ergießen wir einen Schwall an Worten/Texten/Emotionen über Themen die uns verunsichern, ärgern, berühren. Wir kommunizieren mit Zeichen. Zeichen die unseren Gemütszustand repräsentieren. Wir suchen Sündenböcke. Jedoch hat unsere uns unsere Gesellschaftsform, die heutigen, Sündenböcke genommen, wir schießen uns also in Gruppen die jeweils selbst Sündenböcke bestimmen.
Social Media benutzt dieses Verhalten und bestimmt durch optimierte Filter, welche Gruppen zu welchen gehören. Sagen wir ich bin total pro-Trump und habe viele Trump Seiten geliked, FB und Co.Kg nutzen das nun und geben mir mehr Input, ausgerichtet an meinem Verhalten. Das ist Irrsinn! Wir versinken in Filterblasen. Wir werden dann fast komplett abgeschnitten von anderen Informationsquellen.
Sagen wir Marx Klassengesellschaft ist durchlässiger geworden, dann war Social Media der Accelerator dazu. Wir können heutzutage Klassen überspringen, wenn wir "Viral" gehen durch irgendetwas. Die vierte Gewalt, einst die Medien, wurden/werden abgelöst durch, meiner Meinung nach, einer fünften. Die Macht der Masse/social Media (siehe Ägypten? Occupy Wallstreet etc.)
Gustav Le Bon's "Massenpsychologie" und Siegmund Freuds Arbeit dazu "Massenpsychologie und Ich Analyse" sind eine perfekte Vervollständigung o.g. Theorien, denn wie es mir scheint, kann der Mensch seinem inneren Archetypen nicht entkommen.
Wir sind und bleiben das geistige Produkt einer noch nicht abgeschlossenen evolutionären Entwicklung. Wir maskierten unsere innere Bestie mit Etiketten, zähmten das wilde in uns und erschufen einen Haushund Namens moderner Mensch.
Ich sehe definitiv einen Zusammenhang mit der Vermehrung psychischer Krankheiten und sozialen Netzwerken, zwischen Beleidigungen in Kommentarbereichen und Formung der Realität im Alltag. Wir zeigen auf den bestialischen Osten und eigentlich schauen wir doch in den Spiegel. Unsere Netzwerkwelt ist ein Abbild unserer materiellen Wirklichkeit.
Ich frage mich nun.
-Was wenn der Staat lernt unsere Netzwerke zu lenken? Sind wir näher an George Orwell als gedacht?
-Ist der Prozess der Vernetzung gut? Bzw. klar gibt es einige gute Dinge daran, aber kippt dieses Verhältnis?
-Wenn ja, was könnten Resultate sein.
-Lenken wir die Netwerke oder lenken sie uns?
-Sind Netzwerke gut für die psyche und den Geist?
Danke für eure Beiträge im Vorraus und ich hoffe auf eine fruchtvolle Unterhaltung, mit neuen Erkentnissen für mich und einer Erweiterung meiner Sichtweise.
Gruß