Realo schrieb:Fake News im gehobenen Bildungskreis erzeugen nicht einen solchen verheerenden Flächenbrand wie die als News verkleidete Hetze in den "Pöbelnetzwerken" Twitter
Da fallen mir spontan gleich drei geschichtsmächtige Fälschungen ein.
- Konstantinische Schenkung
- Privilegium majus
- Emser Depesche
Destructivus schrieb:Menasse verdient sich in diesem thread in der Tat mehr Aufmerksamkeit. Aber nicht nur sein Schaffen (das du ganz gut zusammenfasst), sondern auch die Rezeption seines Publikums, das man ja an sich eher der gehobenen Bildungsklasse zuordnen muss. Wenn die Botschaft stimmt, wird es geglaubt.
Mit Winkler und Lange haben sich ja zwei Historiker zu Wort gemeldet. Lange war bei der Tübinger Buchpräsentation 2017, als Menasse Hallsteins "Auschwitz-Rede" zum Faktum machte und Lange dies belegt haben wollte. Nur wie so oft bei Fälschungstrollen: Menasse windet sich raus und Lange, der den Beleg finden will, opfert wertvolle Lebenszeit für nichts.
Den 2013er Artikel mit dem Falschzitat von Hallstein hat Menasse gemeinsam mit der Politikwissenschafterin Ulrike Guérot geschrieben, die sich jetzt natürlich auch an die Öffentlichkeit wenden muss, da ihr Ruf schwerstens bedroht ist, und verfällt in ein Kinderverhaltensmuster: "Der da war's." Wörtlich:
Guérot sagte WELT, ihr gehe es als Wissenschaftlerin durchaus um das exakte Zitieren. Zu dem damaligen nicht wissenschaftlichen Artikel hätten sie und Menasse Teile beigetragen – aber nicht die Korrektheit der Zulieferung des jeweils anderen überprüft. Sie habe damals „nicht genug Autorität oder Souveränität gehabt, um dies anzumahnen“.
https://web.archive.org/web/20181227151944/https://www.welt.de/politik/deutschland/article186139730/Falsche-Zitate-Co-Autorin-Ulrike-Guerot-zum-Fall-Robert-Menasse.html
Andererseits hat sie auch recht: es ist üblich, einem seriösen Menschen zu vertrauen, auch wenn er nicht an einen journalistischen Kodex wie Relotius gebunden ist.
Wenn man nicht mehr darauf vertrauen kann, dass Tatsachen nach bestem Wissen und Gewissen korrekt wiedergegeben werden, sondern aus politischem Kalkül oder Geldgier erfunden werden, dann ist Journalistik und Essayistik auf dem Niveau von Kaffeefahrtenpräsentationen angelangt.
Der "Flächenbrand" -
@Realo - ist massiv: es wird schlichtweg weniger oder gar nicht mehr vertraut werden. Anders als der STERN (Kujau-Reinfall) ist/war der SPIEGEL ein angesehenes Nachrichtenmagazin, Menasse ist/war kein Schundromanschreiber.