oldzambo schrieb:@behind_eyes Danke für die Erklärung. Ich kannte diesen Joe Rogan nicht, jetzt kann ich mir meinen Teil dazu denken. Verwunderlich ist eigentlich, dass man Leuten Millionen bezahlt, die so ein saumäßig dämliches Geschwätz von sich geben...
Naaa, lass dir hier mal nicht den Kopf verdrehen. Was hier gesagt wurde, ist größtenteils Unsinn.
Rogan ist im englischsprachigen Raum unter den Allgemein-Podcasts (also ohne spezielles Thema) schlicht mit
der beste Interviewer - daher das Geld.
Die Themen gehen dort einmal über alles, was man sich denken kann mit teils unbekannten Gästen und teilweise
Allerwelts-Namen. So aus meiner groben Erinnerung:
Physik:
* Lawrence Krauss (Buch: A Universe From Nothing)
* Neil Degrasse Tyson (hat im englischen Raum etwa den Status von Harald Lesch mal zehn)
* Roger Penrose (muss man nun echt nicht vorstellen, den kennt man)
Biologie:
* Richard Dawkins (kennt man, A Selfish Gene)
* David Sinclair (Lebensverlängerung)
Ufos:
* Bob Lazar (das war der, der vielleicht oder auch nicht in Area 51 gearbeitet hat)
* David Fravor (US-Kampfpilot, der das Tiktak-Ufo gefilmt hat, Video ist vor einigen Jahren rumgegangen)
Politik:
* Bernie Sanders (Dem., hat für Präsidentschaft kandidiert)
* Dan Crenshaw (Rep.)
* Tulsi Gabbard (Dem., präs. Kandidatin)
Häufig hat er unbekannte, aber extrem interessante Leute aus Themen, die man vielleicht
garnicht auf dem Schirm hat. Spontan mal:
* Ed Calderon (Experte für mexikanische Drogenkartelle, hat in einer mex. Spezialeinheit gegen sie gekämpft)
* Brian Muraresku (Theologe, erforscht die Benutzung Psychodelischer Substanzen in der Antike)
Ebenso klassische Promis:
* Miley Cyrus
* Steven Tyler (Aerosmith, hat sich witzigerweise im Podcast über die Konditionen auf Spotify beschwert bevor Rogan dahin gewechselt ist)
* Dan Aykroyd (einer der Ghostbusters)
Das Themenspektrum ist also extrem wild und er läd einfach mal alle Leute ein, die er interessant findet.
Er hatte Linke und Rechte, Zentristen, Anarchisten, Techniker, Künstler, einfach mal so ziemlich alles in der Show.
Ihm wird auch vorgeworfen, dass er böse Imfzweifler eingeladen hat, während man dabei unterschlägt, dass er nicht nur
min. genauso viele Ärzte mit Pro-Impf-Einstellung hatte, sondern sie schon in der Sendung hatte laaange bevor es durch
die Pandemie "cool" wurde.
Etwa ein Drittel bis Hälfte der Gäste dürften andere Komiker sein, mit denen die Gespräche eben auch nicht sonderlich ernst sind, sondern
Witze gerissen werden. Dort kommen wohl auch die meisten Nennungen des bösen N-Wortes vor.
Macht es ihn nun rassistisch, dass er das Wort benutzt hat? Tja, kommt drauf an, was für dich Rassismus ist.
Das wurde hier ja nun nach 1.188 Seiten, auf denen sich Leute wild gestritten haben, immernoch nicht geklärt.
Wenn Rassismus für dich die Abwertung eines Menschen aufgrund des Erscheinungsbildes und / oder der Herkunft ist, dann
nein. Du wirst bei Rogan keine Spur davon finden.
Wenn Du Rassismus aber als "irgendwas irgendwas blaa Machtstrukturen blaa" siehst, dann ... ja sicher mag er dann
ein Rassist sein ... so wie Du ... und ich ... und wohl jeder andere, der nach der neuesten Umdefinition von vor
5 Minuten ins Schema passt.
Er ist laut der Spotify-Liste momentan bei Episode 1773. Bei einer durchschnittlichen Laufzeit von etwa
2.5 Stunden (geschätzt - früher etwas weniger, inzwischen auch oft bis zu vier Stunden) kommen wir hier
auf 4432.5 Stunden Laufenzeit. Aus diesen 4432 Stunden des Podcasts eines Komikers hat man es nun geschafft,
einen Zusammenschnitt von ein paar Minuten zu basteln, in denen er das böse N-Wort (im Kontext von Witzen) sagt.
Schlicht lächerlich. Außer natürlich Rassismus ist für einen "irgendwas blaa Machstrukturen" - dann ist es
tatsächlich der Beweis für ... was auch immer.
Bedenke hier auch kurz, wie die US-Medienlandschaft im Moment aussieht. Klassischer Journalismus bricht
dort gerade massiv ein und die Leute versuchen sich mit Clickbait und Drama über Wasser zu halten. Diese Probleme werden dort (imho) auf der einen Seite von abtrünnigen Journalisten
verursacht, die sich in Eigenregie via Plattformen wie Substack und Patreon finanzieren und dann an den
Themen arbeiten können, die sie interessant finden ohne sich mit einem Chefredakteur rumschlagen zu müssen und
zum anderen von Podcasts wie dem von Rogan. Deutlicher dürfte es bei Podcasts sein, wenn du dir spezielle Formate
ansiehst, die sich auf ein bestimmtes Thema fokusieren wie z.B. "Event Horizon" (Astronomie) oder "TwiV" (Virologie).
Während ein klassischer Journalist dir einen emotionalen Artikel über das Deckblatt einer neuen Studie schreibt, haben
diese Podcasts genau die Experten vor Ort, die die Arbeiten durchgeführt haben und bekommen dort mehrere Stunden
Zeit, über ihre Themen zu reden. Der klassische Journalismus kann hier schlicht nicht mithalten. Die Podcasts und
individuelle Journalisten wachsen in den USA, klassische brechen weg.
Dass immer mehr und immer doller gegen solche Formate geschossen wird, dürfte da wenig mit Rassismus oder
Falschinformationen zutun haben, die sind eher Mittel zum Zweck.
Auf die Behauptungen fallen Leute lediglich rein, wenn sie die Formate selbst nicht kennen (kein Vorwurf - man kann nicht alles kennen) oder gar meinen, irgendein Spiegelartikel beinhalte alles, was man wissen muss.