Nun ja, man wird wohl viele Jahre damit (in diesen Gefilden zumindest) umgehen müssen wenn man das kritischer sieht.
Ich habe gestern erst selbst wieder nach Kostümen gesucht, zunächst online. Ich komme aus bzw. bin in einer Karnevalshochburg im Rheinland - ich würde mich zwar nicht als Karnevalisten bezeichnen der das auch in Vereinen usw. macht, aber das ist auch für "Ottonormal" hier ein großes Thema, so er (oder sie) kein kompletter Karnevalsmuffel ist. Ob es nun Amazon war oder dedizierte Shops dafür wie Deiters oder Maskworld, Indianerkostüme hatten teils sogar ihre eigene Kategorie.
Ob sich dieser "Zeitgeist" ändert und man gewisse Kostüme hier quasi 'verbannen' wird, keine Ahnung. Zu beispielsweise Indianern besteht hier aber wohl keine so große historische Berührung oder Relevanz wie in den USA. Selbst wenn man daher mit Sensibilität argumentieren will, ich glaube das haben viele gar nicht mal auf dem Schirm. Man verkleidet sich halt als dieses oder jenes (auch Indianer, oder halt Scheich, etc. pp) und gut ist, aus deren Sicht. Manche tragen auch einfach ein Kostüm und nix weiter. Keine Gehabe das dem Kostüm oder Stereotyp entsprechen würde.
FlyinSkyHigh schrieb:Native Americans argumentieren, dass niemand der Verkleideten den Schmerz und Opfer, die erbracht wurden, nachfühlen kann. Das ist für sie bereits die Herabwürdigung.
Ich sprach es einige Seiten zuvor schon mal an und
NEIN, ich will jetzt nicht Berufsgruppen mit dem historischen Leidensweg gewisser Völker,Stämme, Ethnien, Volkgsruppen, etc. qualitativ gleichsetzen. Aber mit dem Grundprinzip könnte ich auch gewisse Berufskostüme als verpönt ansehen. Sogenannte "Emergency Services" (alles mit Blaulicht) oder Militär, als Beispiel. Wie gesagt, kein Vergleich zu z.B. was mit den Indianern passierte - bevor jemand meckert - aber das Grundprinzip ist, dass die soeben genannten Berufsgruppen nicht immer und nicht überall, aber in der Gesamtheit auch gewisse Opfer im Beruf erbringen die Außenstehende nicht so nachvollziehen können oder ggf. sogar noch durch den Kakao ziehen. Kann man gerne auch auf andere spezielle Berufe ausweiten so es auch Kostümversionen von jenen gibt.
Ich weiß, dass es Leute gibt die das wiederum weniger schlimm finden, aber z.B. Indianerkostüme unsensibel finden. Aber es gibt auch Leute die die Nase bei Uniformen/Berufen rümpfen und das unsensibel finden, zumeist wenn sie den eigenen Vorlauf in diesen Berufsgruppen haben. Und wenn man konsequent unsensible Kostüme bekämpfen wollen würde und es kann, so würden ziemlich viele Kostüme von der Bildfläche verschwinden müssen, wenn man denn alles negativ sieht. Ich kann natürlich das reine Tragen gewisser Kostüme auch positiv auslegen, wenn ich denn eine Message vermitteln will. Statt nachäffen oder verhunzen vielleicht Solidarität ausdrücken.
Ich will das Thema nicht ganz als unwichtig abtun aber ich erwähne halt das mit den Berufsgruppen als Beispiel weil die konsequente Anwendung in dem einen Bereich bei Überschneidungen in andere Bereiche auch dazu führen dürfte oder müsste, dass Kostüme oder Nachahmungen anderer Bereiche verpönt werden. Nicht mal gewisse Superhelden die man ad-hoc als unkritisch betiteln könnte sind sicher. Es kam vor vielen Seiten schon auf, so wird Ironman verpönt sein weil er "Turbokapitalist" ist und sein "Privileg" nicht mal mehr messbar ist. Schurken wie z.B. Darth Vader, Kylo Ren oder vergleichbare aus anderen Settings? Verpönt weil sie, wenn auch fiktiv, Massenmörder sind. Mist, was kann man denn noch nehmen? Ritter? Nein, Assoziation mit Kreuzzügen. Engel/Teufel? Religiös ggf. unsensibel. Bunte Haare und buntes Auftreten wie ein Regenbogen? Ggf. auch kritisch wenn du nicht LGBTQetcpp bist und man die Assoziation ziehen könnte, vom Look her und den Farben. Clowns? Künstler- und Berufsgruppen imitieren? Lieber nicht. Ich geh als anderes Geschlecht? Bist du Trans? Nein? Dann hau ab.
Das sind überspitzte Beispiele die darlegen sollen, dass es bei konsequentem Ahnden von Kostümen in sämtlichen Konstellationen wo jemand "offended" sein könnte - ob zu Recht oder nicht - zu einer markanten Einschränkung kommt und dies auf weitere Gesellschaftsteile angewandt in mehr dünnhäutigen Personen enden könnte, die sich im Leben eher selbst im Weg stehen. Ich relativiere nicht gewisse Leidenswege die gewisse Personen im Leben durchlaufen oder erleiden mögen. Aber manchmal hilft es auch mit erhobenem Haupt weiterzugehen, als sich sinngemäß auf den Boden zu werfen und wie ein Kind zu heulen und überfordert zu sein. Ich spreche aus Erfahrung. Eine Gesellschaft sollte möglichst wenige dunnhäutige Personen haben.
Ich spreche hier im Thread damit niemanden an, so sich nicht jemand persönlich angesprochen fühlt. Ich beziehe mich auf die generelle Mentalität dahinter, die sich in der westlichen Gesellschaft in Teilen auszubreiten scheint. Wenn etwas wirklich unsensibles als Missstand beseitigt wird, ok. Gibts ja auch. Aber ich habe auch den Eindruck, es gibt Personen, die zu sensibel und dunnhäutig sind und förmlich ausrasten wenn es mal nicht so klappt. Oder jene, die meinen gesellschaftlichen Diskurs oder solche Aspekte in ihrem Sinne kontrollieren zu müssen. Also zu viel des Guten. Und das möchte ich ehrlich gesagt auch nicht sehen.
Bezieht sich auch auf das hier:
Apache205 schrieb:Nein. Man zwingt den Kindern so einfach eine bestimmte Agenda auf. Und die nächste Generation ist noch dünnhäutiger als es jetzt schon welche sind. Brauch man einfach nicht.