Political correctness, ein gescheitertes Experiment

@CosmicQueen @Apache205 @abberline

CosmicQueen schrieb:Anmerken? Wer diesen ständigen Shitstorm "anmerken" nennt, der ist tatsächlich fern jeglicher Realität.

So wie niemand entscheiden darf, wann Witze rassistisch sind, darf auch niemand entscheiden, wann Kritik ein Shitstorm sein soll. Oder, um es mit anderen Worten zu sagen: Wie du oder andere Kritik interpretieren, ist dein Ding.

Apache205 schrieb:Diese PC Polizei braucht man nicht.

Du vergisst zu erwähnen, daß auch niemand die PIC-Millizen braucht.

Apache205 schrieb:Und du entscheidest nicht was angeblich rassistisch, sexistisch, antisemitisch, homosexuellen-feindlich, ableistisch oder sonst was ist.

Du entscheidest aber auch nicht, wenn jemand etwas für sich entscheidet. ;)
Das tut nämlich auch einer der Gründe sein, wieso manche dann direkt Anti reagieren, wenn man so daherkommt, klare Kiste.

abberline schrieb:Ich denke, dass niemand andere persönlich verletzen möchte und jeder sollte wissen, dass Humor auch Grenzen hat.

Und wer legt die Grenzen fest? Die eingebildeten Hüter der politischen Inkorrektheit mit ihrem erhobenen Zeigefinger, oder wer? ;)

borabora schrieb:Wenn also schon der Rotstift angesetzt wird, dann restlos überall oder gar nicht.

Warum sollte sich das PC-Team an diese Vorschrift halten, wenn sich noch nicht einmal die aufgeblasene PIC-Polizei an ihre eigenen Vorschriften hält?
Alles Andere wäre doch unfair.

abberline schrieb:Hier bei uns wird oft nur nachgemacht, weil es gerade hip ist, glaub ich.

Politische Korrektheit mit einem Shitstorm zu belegen wird m.E. auch oft nur nachgemacht, weil es bei einigen Trend ist, denke ich.

peekaboo schrieb:Und wer legt die Grenzen fest? Die eingebildeten Hüter der politischen Inkorrektheit mit ihrem erhobenen Zeigefinger, oder wer?

weder die selbsternannten "Hüter" der pc oder ipc, sondern einzig und allein der Gesetzgeber.
Nennt sich Rechtsstaat, im Gegensatz zum Beispiel zu Anarchie, Chaos, oder Willkürherrschaft.

MokaEfti schrieb:Denkst du nicht, dass es viele anderer solcher Knalltueten bei RTL-Produktionen gibt, die aehnliches absondern, aber ihre Plattform behalten koennen? Ist das dann auch begruessenswert? Oder geht es vllt eventuell auch darum, dass sich beim Wendler entsprechende Sanktion bezahlt machte, da der Konsens in Deutschland dafuer gegeben war?

Natürlich ist das Handeln diesbezüglich noch immer total inkonsequent. Genauso wie der Umstand, dass Trump nicht mehr Twittern darf, viele Hetzer aber weiter ihren Müll in den Äther zwitschern dürfen. Trotzdem sehe ich das pragmatisch und freue mich auch über kleine Erfolge, selbst, wenn sie aus den falschen Gründen durchgesetzt werden.

Lupo54 schrieb:Die findet durch die Show in der Öffentlichkeit statt und man kann das was da stattfindet ohne weiteres als Abstrafung und öffentliche Vorführung (oder demonstrative Nicht- Vorführung) ansehen.
Ist auf jeden Fall alles andere als angenehm öffenlich zur Unperson erklärt und auf einen Pixelhaufen reduziert zu werden.

Jo, aber warum sollte mir das nun leid tun oder zu denken geben? Schlimm genug, dass ein Naidoo dort jahrelang für Sympathien werben durfte.

peekaboo schrieb:So wie niemand entscheiden darf, wann Witze rassistisch sind, darf auch niemand entscheiden, wann Kritik ein Shitstorm sein soll. Oder, um es mit anderen Worten zu sagen: Wie du oder andere Kritik interpretieren, ist dein Ding.

Ein Shitstorm ist es immer dann, wenn die Cancle Culture zuschlägt weil die Empörer beim leisesten Verdacht "das könnte doch eventuell rassistisch/antisemitisch etc. sein" hohe Wellen schlagen und löschen/ausladen/verbannen fordern.

Seidenraupe schrieb:Nennt sich Rechtsstaat, im Gegensatz zum Beispiel zu Anarchie, Chaos, oder Willkürherrschaft.

Zu kompliziert für Verfechter von absurder Politischer Korrektheit. Da gibt's nur Hexenverbrennung.

peekaboo schrieb:Du entscheidest aber auch nicht, wenn jemand etwas für sich entscheidet.

Ich als marginalisierte Minderheit hab natürlich kein Konzept davon, was Rassistisch ist. Ahja, immer dieses whitesplaining :D göttlich :troll:

peekaboo schrieb:Du vergisst zu erwähnen, daß auch niemand die PIC-Millizen braucht.

Ist halt das natürliche Resultat wenn die PC Bande die ganze Zeit Mentale Gymnastik an den Tag legt.

Seidenraupe schrieb:weder die selbsternannten "Hüter" der pc oder ipc, sondern einzig und allein der Gesetzgeber.
Nennt sich Rechtsstaat, im Gegensatz zum Beispiel zu Anarchie, Chaos, oder Willkürherrschaft.

Die Zivilgesellschaft legt andauernd fest, was sozial erwünscht ist und was nicht. Das hat mit der juristischen Bewertung erstmal nix zu tun.

paranomal schrieb:Natürlich ist das Handeln diesbezüglich noch immer total inkonsequent.

Das Problem ist nur, dass das Handeln diesbezueglich auch immer total inkonsequent bleiben wird/muss. Dem Kapitalismus geht der Wendler am Arsch vorbei. Mein durchaus vorhandener Pragmatismus verliert sich aber zunehmends, wenn ich bemerke das derlei totalitaere Massnahmen massgeblich einem kollektiven Bewusstsein geschuldet sind, welches sich ueber den Ausschluss definiert. Die Treibjagd hatte schon laengst vor der Coronageschichte begonnen.

Apache205 schrieb:Zu kompliziert für Verfechter von absurder Politischer Korrektheit. Da gibt's nur Hexenverbrennung

ich gestehe, ab und zu fühlt man sich an die Inquisition erinnert:

"Gestehe, dass du dieses Wort in rassistischer Absicht benutzt hast und widerrufe. Wenn du es nicht tust, werden wir dich öffentlich bloßstellen und deinen Ruf soweit schädigen, dass du ein Nichts bist".

damit will ich jedenfalls nichts zu tun haben. Ich mache mich nicht gemein mit Menschen, die zu Ausgrenzung und Rufschädigung aufrufen - ohne jegliche rechtliche Handhabe.

Jeder hat das Recht, einen Rechtsverstoß anzuzeigen. Dafür braucht es keine Meute, die andere mundtot macht, ihnen Auftrittsverbote durch Verhinderung erteilt.

Hab mal eine Frage die, denke ich, ganz gut hier rein passt.

Jemand hat mir eine Mail zukommen lassen, in der, meiner Ansicht nach, Political Correctness nicht ganz so hoch gehalten wurde.
Der Inhalt: ein Bild mit einer neckischen Aussage. Noch recht harmos aber dennoch... von jener Person hätte ich das nicht erwartet - gut, kennen tu ich sie auch nicht wirklich.

Meine Antwort: "ich hab Katzen-Content viel lieber..."
Rückantwort: "man dürfe nicht den Humor verlieren"

War ich da zu empfindlich?

Seidenraupe schrieb:weder die selbsternannten "Hüter" der pc oder ipc, sondern einzig und allein der Gesetzgeber.
Nennt sich Rechtsstaat, im Gegensatz zum Beispiel zu Anarchie, Chaos, oder Willkürherrschaft.

Das ist ein bisschen zweischneidig.

Der Gesetzgeber legt sozusagen die absoluten Grenzen fest. Also "darüber hinaus ist es so verwerflich, dass es bestraft wird".
Das sind aber naturgemäß sehr weite Grenzen.

Soziale Normen legen da meist engere Grenzen fest. Deren Verstoß führt dann nicht zu strafrechtlichen Konsequenzen, wohl aber zu sozialen Nachteilen, die ebenfalls beachtlich sein können.

Gerade bei "was darf ich sagen" oder "wie darf ich mich öffentlich verhalten" divergieren diese beiden Systeme schon erheblich.

paranomal schrieb:Die Zivilgesellschaft legt andauernd fest, was sozial erwünscht ist und was nicht. Das hat mit der juristischen Bewertung erstmal nix zu tun.

richtig, sie kann es in einem demokratischen Prozess klären, welche Verhaltensweisen sie duldet und anerkennt und welche nicht.

Selbsternannte Gruppen der Zivilgesellschaft haben aber nicht das REcht, diese Sichtweise mit GEwalt durchzusetzen
(siehe ShariaPolizei; Bürgerwehren ohne Legitimation u.a.)

Nehmen wir Rauchen als Beispiel.

Wir sind uns einig: Rauchen schädigt die Gesundheit.
Das ermächtigt aber niemandem jedem Raucher eins in die Fresse zu hauen oder den Glimmstengel wegzunehmen.
Rechtl zulässig sind: Verkaufsverbote, Werbungsverbote, Altersbeschränkungen, Ausweitung des Racuhfreien Raumes.

Recht: ja, Selbstjustiz: nein

Seidenraupe schrieb:Das ermächtigt aber niemandem jedem Raucher eins in die Fresse zu hauen oder den Glimmstengel wegzunehmen.

Gutes Beispiel.

Aber man kann den Raucher dennoch mit sehr empfindlichen sozialen "Strafen" eindecken, die nicht die Grenze einer strafrechtlichen Relevanz überschreiten. Ihn ausgrenzen, ihn belehren, ihn abfällig behandeln etc.
Das ist wirklich eine Gratwanderung. Und eine Frage, die nur schwer zu beantworten ist.

Ein großes Problem (in meinen Augen) ist heutzutage der Umstand, dass öffentliche Pranger so einfach einzurichten sind. Und dass diese Pranger dem "Delinquenten" gar keine Möglichkeit bieten, sich zu rechtfertigen.

Seidenraupe schrieb:Das ermächtigt aber niemandem jedem Raucher eins in die Fresse zu hauen oder den Glimmstengel wegzunehmen.

und trotzdem kann man Rauchen kritisieren, kann man es scheisse finden, wenn geraucht wird, kann man sagen, dass man nicht will, dass geraucht wird oder das Rauchen verharmlost wird etc etc.

kleinundgrün schrieb:Ein großes Problem (in meinen Augen) ist heutzutage der Umstand, dass öffentliche Pranger so einfach einzurichten sind. Und dass diese Pranger dem "Delinquenten" gar keine Möglichkeit bieten, sich zu rechtfertigen.

das "große Problem" funktioniert aber eben in beide Richtungen. Wer etwas öffentlich macht, sagt, es ggf. auch noch selbst veröffentlicht, der richtet sich ja auch seine Plattform ein. Und rechtfertigen kann sich jeder. Wüßte nicht, wo das eingeschränkt wäre.

Tussinelda schrieb:Und rechtfertigen kann sich jeder. Wüßte nicht, wo das eingeschränkt wäre.

Dann denk mal angestrengt nach, wie einfach es ist, sich bei einem shitstorm argumentativ zur Wehr zu setzen. Du schaffst das!

@kleinundgrün
erklär Du doch bitte mal, wieso man sich nicht rechtfertigen könnte. Ist ja Deine Behauptung.

Tussinelda schrieb:und trotzdem kann man Rauchen kritisieren, kann man es scheisse finden, wenn geraucht wird, kann man sagen, dass man nicht will, dass geraucht wird oder das Rauchen verharmlost wird etc etc.

Man kann auch einfach auf gut Deutsch die "Schnute" halten. Was geht das einem an? Die Bilder auf den Packungen reichen, da brauch man keine selbsternannten Weltverbesserer.

Tussinelda schrieb:Und rechtfertigen kann sich jeder. Wüßte nicht, wo das eingeschränkt wäre.

Ahja, Alec Holowka hat sich echt rechtfertigen können, nach dem 100k wütende Follower von Zoe Quinn ohne Beweise direkt die Hexenjagd starteten. Der könnte sich so gut rechtfertigen, das er am nächsten Tag gefeuert wurde.

Jaja, Red dir das nur ruhig weiter ein. ;)

Tussinelda schrieb:erklär Du doch bitte mal, wieso man sich nicht rechtfertigen könnte.

Dann in einfachen Worten mit der Hoffnung, dass es genügt:
Ein shitstorm ist in aller Regel keine rationale Angelegenheit, sondern eine emotionale Eskalation, der ggf. ein objektiv problematischer Umstand zugrunde liegt. Ganz viele Menschen springen auf und empören sich.

Was genau kann der Adressat dem entgegen setzen, das eine vergleichbare Reichweite hat? Eine Erklärung, die dann genau so viel Unterstützung findet?
Selbst wenn man wie Du von Psychologie keine Ahnung hat, müsste auch Dir klar sein, dass in der Realität es keine Fälle gibt, in denen das funktioniert.

Tussinelda schrieb:und trotzdem kann man Rauchen kritisieren, kann man es scheisse finden, wenn geraucht wird, kann man sagen, dass man nicht will, dass geraucht wird oder das Rauchen verharmlost wird etc etc.

gerne. denn diese von dir vorsgeschlage Kritik hat nichts mit cancel cultur zu tun ;)

Kritik ist ja nicht das gleiche wie canceln.

Einen Menschen der im gesetzl festgelegten Grenzen raucht, an der Ausübung seines Berufes zu hindern, nur weil man Rauchen grundsätzlich scheiße und gesundheitsgefährdend findet, geht ja wohl zu weit. Sind wir uns da einig?

kleinundgrün schrieb:Aber man kann den Raucher dennoch mit sehr empfindlichen sozialen "Strafen" eindecken

an welche denkst du denn?

@Seidenraupe
es ging um shitstorms ;)