Political correctness, ein gescheitertes Experiment

borabora schrieb:Wohl nicht, denn Rassismus, Antisemitismus hat nach meinem Rechtsempfinden keine Sonderstellung einzunehmen.
Wenn also schon der Rotstift angesetzt wird, dann restlos überall oder gar nicht.

Da stößt der bürgerliche Nominalismus wieder mal an seine Grenzen. Es gibt in der Realität nunmal graduele und qualitative Unterschiede. Anstatt das Denken diesem Umstand anzupassen verklärt man die Realität lieber, um irgendeiner grotesken Form von Neutralitätsgebot gerecht zu werden.

Solche Vorgehensweisen kenne ich eigentlich nur aus totalitären Staaten. In der DDR hieß so etwas "Selbstkritik üben" oder "Rechenschaft ablegen". Das Veröffentlichungs- oder Auftrittsverbot kam dann von staatlicher Stelle. Die Sache mit David Shore hat mich entsetzt. Wenn so etwas auch bei uns gesellschaftliche Kultur werden sollte, dann Gute Nacht.

Cancel Culture ist es jetzt auch nicht wirklich neu. Siehe zb die Debatte (Missbrauch dem Missbrauch) und Lesungen (vom Satiriker Wiglaf Droste (Schokoladenonkel), die regelmaessig behindert wurden. Oder aktueller die Satire von Charlie Hebdo, welche u.a. auch die auf den Plan ruft, die das Abendland vor dem Untergang bewahren wollen und fuer die jede vorauseilend gefuehlte Kraenkung ein Anlass zur Zensur darstellt.
Leider wird oft unterschlagen, dass gerade klischeebesetzte Gruppen in der Lage sind (Warum denn bitte nicht?), zwischen Verachtung und Komik zu entscheiden, alles andere waere auch eher exklusionierend und bevormundend.

Bishamon schrieb:Langenscheidt übersetzt "ostracism" mit Verbannung, Ächtung, Ausgrenzung

und wie lautet die Übersetzung von cancel und culture?

Bishamon schrieb:man kann für CC auch Meidung oder Ächtung sagen.

wie ich sagte: Das ist deine Interpretation

Meiden und Verbannen/Ausgrenzen sind zwei vollkommen unterschiedliche Sachverhalte!
Man kann einen Künstler meiden, dessen Aussage einem nicht gefällt. Meiden bezieht sich auf die eigene Person!

Verbannen und Ausgrenzen sind aggressive Verhaltensweisen, die nicht einen selber betreffen, sondern andere Personen.
Ächten benennt aggressives Verhalten gegen andere Personen:
Ächten bedeutet (Duden)

aus einer Gemeinschaft ausstoßen

(als gemeinschaftsfeindlich) verdammen

Quelle: https://www.duden.de/rechtschreibung/aechten



political correctnes, die zu Verbannung, Ausgrenzung und Ächtung i.S. von Ausschluss von Menschen führt, hat mit "Kultur" nur soviel zu tun, als sie vor allem, aber nicht nur, Künstler trifft.

Die Agenda der cc ist aggressiv, bedient sich nicht des Strafgesetzbuches sondern schafft sich aus moralischer Überheblichkeit einen eigenen "Rechtsraum" und ist daher abzulehnen.

Seidenraupe schrieb:und wie lautet die Übersetzung von cancel und culture?

"to cancel someone" ist jemanden töten

Seidenraupe schrieb:Verbannen und Ausgrenzen sind aggressive Verhaltensweisen, die nicht einen selber betreffen, sondern andere Personen.

man cancelt ja nicht sich selbst, sondern eine Person.

Seidenraupe schrieb:aus einer Gemeinschaft ausstoßen

man darf in dieser Gemeinschaft nicht auftreten?

Bishamon schrieb:man darf in dieser Gemeinschaft nicht auftreten?

Im wahrsten Sinne des Wortes. Oder nur noch als Pixelhaufen und Sprechblase, siehe RTL-Wendler.

Groucho schrieb:Alle schreiben über Lisa Eckhardt, niemand über Lisa Lasselsberger.

Lisa Lasselsberger macht nach eigenen Aussagen keinen Unterschied zwischen Lisa Lasselsberger und Lisa Eckhardt.
Zitat spar ich mir, mehrfach schon erwähnt und verlinkt.

Gross über @Amine_000 Harit: "Ich spreche mit ihm Französisch. Ich weiß, wie die Spieler im Maghreb-Gebiet funktionieren. Er ist momentan noch nicht König von Marokko, aber auf dem Weg, Prinz von Marokko zu nennen. Und so werde ich ihn nennen." #S04 #SGES04

Quelle: https://twitter.com/AndiErnst/status/1350025584869584897?s=19

Spannend. Der aktuelle Trainer des FC Schalke 04, weiss also wie sein Mitspieler funktioniert, weil er weiss wie Spieler im Maghreb Gebiet funktionieren.

Vor ein paar Wochen, hat der ehemalige Profi S.Freund in einer Talk Show folgendes gesagt.


Beitrag von capspauldin (Seite 521)

Im Grunde kein Unterschied in der Aussage. In der Bewertung nach äußern jedoch schon.
"Positiver Rassismus" wird weniger erkannt und gerne hingenommen.

Selbst der betroffene Spieler erkennt es selber nicht.

https://twitter.com/Amine_000/status/1350029395604492290?s=19


Original anzeigen (0,2 MB)




Arm.

Bishamon schrieb:"to cancel someone" ist jemanden töten

Da steckt sehr viel Aggression drin, findest du nicht?

muss man sich wirklich dafür einsetzen, Künstler, Lehrkräfte , Verwaltungspersonen etc zu canceln? zu verbannen? MundTOT zu machen?

Kein Zweck heiligt nicht brutale Mittel!! Jedenfalls nicht in einer Demokratie, die MEinungspluralismus und Meinungsfreiheit garantiert.

Bishamon schrieb:man cancelt ja nicht sich selbst, sondern eine Person

genau. Warum wohl? Will man sich das nicht selber antun?

Bishamon schrieb:man darf in dieser Gemeinschaft nicht auftreten?

darauf findest du bestimmt eine Antwort.
Lisa Eckart konnte es ,mindestens einmal, nur mit Polizeischutz,
Wegen irgendwelcher selbstgerechten **** politisch Korrekten cancel-Uncultur Vertretern.

Politiker, Buchautoren, Professoren -- es wurden schon zig Menschen unter Polizeischutz gestellt bzw konnten und können nur unter Polizeischutz auftreten/arbeiten, weil es soviele hasserfüllte Menschen gibt, die sich berufen fühlen, abseits von Recht und GEsetz für "Ordnung" zu sorgen.

In einem Land wie Deutschland, mit einschlägig bekannter Geschichte, schockiert mich das immer wieder aufs Neue!

Seidenraupe schrieb:In einem Land wie Deutschland, mit einschlägig bekannter Geschichte, schockiert mich das immer wieder aufs Neue!

Wenn schon hochrangige Politiker voran gehen, die eigene Bevölkerung als "Pack" zu bezeichnen, weil sie ungewollte Ansichten vertreten, wundert mich nichts mehr...

Vomü62 schrieb:Wenn schon hochrangige Politiker voran gehen, die eigene Bevölkerung als "Pack" zu bezeichnen

Hat niemand getan. Ein randalierender Mob ist nicht "die Bevölkerung".

@capspauldin
Klar weiss der das, der Mann hat zuletzt viele Jahre in Ägypten und Saudi Arabien sehr erfolgreich trainiert, Meister, Pokalsieger, Confed Sieger....Gross ist da ein Held.

@abberline

Er pauschalisiert wie Freund. Er leitet Eigenschaften von der Herkunft ab. Er wertet dies zwar nicht wie Freund, aber es ist im Grunde das gleiche. Somit ist es klar abzulehnen.

@capspauldin
Find ich nicht. Er bezieht sich auf Fußballkultur vor Ort und die ist überall anders. Ich erinnere an Kevin Prince Boateng, der einst sagte, wie schwer es anfangs war, die Fußballkultur Ghanas zu verstehen, als er dort in der Nationalmannschaft anfing und alles anders war als in D.

Zur Deeskalation trägt das trotzdem sicher nicht bei...
Erstaunlich auch, das ein hochrangiger Politiker der Grünen zum Rechtsbruch aufrufen darf.

rief dazu auf, trotzdem am Freitagabend nach Heidenau zu kommen

Quelle: obiger Wikipedi-Artikel

Der Zweck heiligt also doch die Mittel? Aufruf zur Demo, trotz Verbot?

Macht nur weiter so, ihr werdet schon sehen, wo das endet. Amiland läßt grüßen...

Lupo54 schrieb:Im wahrsten Sinne des Wortes. Oder nur noch als Pixelhaufen und Sprechblase, siehe RTL-Wendler.

Wenn Privatunternehmen sich dazu entscheiden solchen Knalltüten keine Plattform zu geben, hat das mit Totalitarismus mal rein gar nichts zu tun und ist begrüßenswert.

paranomal schrieb:Wenn Privatunternehmen sich dazu entscheiden solchen Knalltüten keine Plattform zu geben, hat das mit Totalitarismus mal rein gar nichts zu tun und ist begrüßenswert.

Denkst du nicht, dass es viele anderer solcher Knalltueten bei RTL-Produktionen gibt, die aehnliches absondern, aber ihre Plattform behalten koennen? Ist das dann auch begruessenswert? Oder geht es vllt eventuell auch darum, dass sich beim Wendler entsprechende Sanktion bezahlt machte, da der Konsens in Deutschland dafuer gegeben war?

paranomal schrieb:Wenn Privatunternehmen sich dazu entscheiden solchen Knalltüten keine Plattform zu geben, hat das mit Totalitarismus mal rein gar nichts zu tun und ist begrüßenswert.

Ich habe da Bedenken. Nicht so sehr in der Sache, über seine Äußerungen brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Aber in der Form. Die findet durch die Show in der Öffentlichkeit statt und man kann das was da stattfindet ohne weiteres als Abstrafung und öffentliche Vorführung (oder demonstrative Nicht- Vorführung) ansehen.
Ist auf jeden Fall alles andere als angenehm öffenlich zur Unperson erklärt und auf einen Pixelhaufen reduziert zu werden.