paxito schrieb:Dein modernes Verständnis von Sprache, das ich im Übrigen teile.
Ich denke eher, dass es ein sehr altes Verständnis von Sprache ist. Deswegen hat sie sich ja auch so entwickelt und ist in ihren Grundzügen so robust. Du kannst (mit Ausnahme einiger Wörter) heute noch einen 200 Jahre alten Text verstehen.
Ich bin immer wieder erstaunt über das Geschichtsverständnis und Menschenbild der Gender-Befürworter. Haben Frauen die deutsche Sprache und ihre Vorläufer, denen wir die Wortbildung ja verdanken, jahrhundertelang immer nur mitbenutzt, ohne gemeint gewesen zu sein oder sich angesprochen gefühlt zu haben? Haben sie nicht früher in noch größerem Maße die Erziehung des Nachwuchses beeinflusst und daran etwas ändern können? Und erst mit der feministischen Linguistik wurde ihnen klar, was man ihnen da angetan hat?
Vorher keine Erkenntnis, kein Widerspruch? Kein schmeichelhaftes Frauenbild und sicher nicht meins. Oder gibt es sprachliche Belege dafür, dass sich Frauen vor dem Aufkommen der feministischen Linguistik darüber beschwert hätten. Untereinander vielleicht sogar anders gesprochen?
paxito schrieb:Und diesen Kontext so auf Berufe zu übertragen ist modern, aber nicht notwendig.
Deswegen möchte ich ja von den Berufen auch weg, weil es es sich zwar gut eignet um über historische Diskriminierung zu sprechen, es aber nicht die Sprache selbst betrifft, wie ja die Tätigkeitsbezeichnungen zeigen, die sich überhaupt nicht auf Berufe beziehen.
paxito schrieb:Die Frau vom Arzt war aber keine Ärztin.
Stimmt, "Frau Doktor" war aber üblich.
paxito schrieb:Die modernen Begriffe Krankenpfleger und Entbindungspfleger sind aus einem Verb gebildet. Hätte ich genauer erklären sollen, entschuldige.
Und weil es eine einfache und in dem Sinne normale Wortbildung ist, greift die Sprache (in Form ihrer Sprecher) hier auch wieder darauf zurück. Obwohl in der Neuzeit ersonnen, spricht man nicht vom Krankenbruder sondern dem inkludierenden Krankenpfleger. Den man auch nur für männlich (biologisch) hält, weil die weibliche Form noch so verbreitet ist und der Begriff hier dagegen abgrenzen muss.
paxito schrieb:Aber nicht vergessen. Gerade da kann man ein Bewusstsein schaffen.
Dass ein Lehrer jedes beliebige Geschlecht haben kann, ist mir bewusst. Und dass ich das Geschlecht näher bezeichnen muss, wenn es für den Zusammenhang wichtig ist, auch. Darüber hinaus gehend überlasse ich das Schaffen von Bewusstsein gerne den Ideologen.