peekaboo schrieb:Ganz ehrlich? Es hätte mich echt gewundert, wenn du in der Sache einen Schritt zurückgegangen wärst.
Du wunderst dich falsch. Ich habe in meinem Leben schon häufig meine Meinung geändert, auch bei Dingen, wo mir das nicht leicht gefallen ist.
Bei PC tue ich das, je mehr ich mich damit beschäftige. Weil ich ganz einfach mehr Effekte davon auch im persönlichen Leben mitbekomme.
Für mich ist PC eine Methode, die ich ganz allein mit corporate culture verbinde und mit PR. Hier sollen nicht die Lebensumstände von Minderheiten verbessert werden, hier soll auch nicht Sprache untersucht werden. Damit will ich nicht sagen, dass es niemanden von denen, die political correctness vertreten, darum geht. Ich will damit auch nicht sagen, dass jede Idee, die aus dieser Region kommt, schlecht ist.
Es ist nicht schlecht, wenn man offizielle Texte gendert, es ist nicht schlecht, wenn man Sprache darauf hin untersucht, ob sie diskriminiert.
Aber ich halte es da mir marshall mc luhan, wenn ich sage, the medium is the message. PC muss sich nicht daran messen lassen, was von manchen Menschen der Kerngedanke sein mag, oder ob es bestimmte anteile gibt, die gut sind. Sondern daran, welchen Effekt es ganz konkret auf unsere Gesellschaft hat.
Und da sehe ich ausschließlich negative Effekte. Wegen PC spricht niemand weniger rassistisch und wegen PC wird niemand weniger diskriminiert. Lediglich ändert sich die Form. Und das ist nicht nur neutral, es ist schlecht.
Wenn man PC konform spricht, kann man Minderheiten viel leichter diskriminieren, weil es subtiler und unverfänglicher funktioniert.
Wenn ein Weißer einen Schwarzen als 'neger' beschimpft, dann ist da im heutigen deutschland wenigstens eine hohe chance, dass da andere weiße sich gegen stellen und den rassisten zurechtweisen. Das hat nichts mit PC zu tun, sondern, dass wir als gesellschaft solches Verhalten nicht in Ordnung finden.
Aber wenn ich ein verdeckter rassist bin, und mich vielleicht über kleine Witzchen (microaggressions, wenn du so willst) und unverfängliche, aber oft mindestens ebenso verletzende Kommentare einer Minderheit gegenüber äußere, sieht das anders aus.
Da heißt es dann "ach, der hat nur einen dummen witz gemacht" es wird zu einem "persönlichen konflikt" gemacht. Und wenn das alles nicht geht, was macht man dann? Dann entschuldigt man sich halt und macht auf "da müssen wohl meine unconsciousness biases am werk gewesen sein, bitte hilf mir doch, es besser zu machen".
Was vordergründig so aussieht, als sei es ein Fortschritt, bedeutet lediglich, dass man neue, subtilere Formen findet, wie man denn weiterhin Minderheiten diskriminieren kann und sie aus gesellschaftlicher Teilhabe heraushält.
Ich habe das schon einmal gesagt: Auch die linksintellektuelle Blase ist rassistisch, ähnlich (wenn auch anders) wie der Rest der Gesellschaft. Und sie will sich schützen und abgrenzen, und PC ist ein Mittel dazu, das zu tun, während man sich dann auch noch für einen von den Guten hält. Weil man ja nett und politisch korrekt redet, während man schön unter sich bleibt.