Atrox schrieb:Oder lässt du regelmäßig Leute in deine Wohnung,
Einmal im Monat wird dann wieder der private Eigentumswohnung- bzw. Hausvergleich gebracht. Man kann da immer nur noch drauf antworten, dass keiner von uns die BRD als private Eigentumswohnung besitzt, dass es keinen Eintrag darüber in irgendeinem Grundbuch gibt, sondern dass es sich um eine Konföderation von Bundesländern handelt, die sich eine Verfassung gegeben hat, in der auch das Asylrecht (ein Recht der Flüchtlinge, nicht ein Recht der Eingeborenen) verankert ist, das mit zwei Dritteln der Bundestagsabgeordneten abgeschafft werden kann, wenn sie keinen Bock auf Demokratie und Menschenrechte mehr haben und lieber einen Kaiser Björn mit einem Innenminister Bachmann wollen. Ab und zu in der Geschichte kriegen die Deutschen einen Koller, fangen einen Weltkrieg an oder machen Menschenexperimente; man weiß dann nie, wie's weiter geht, sondern immer nur, wie's ausgeht.
Ich hab auch schon lange die Hoffnung aufgegeben, dass in irgendeinem Thread, der im Weitesten was mit Migranten zu tun hat, sich auf Dauer ein Rest Sachlichkeit und Diskussionskultur halten kann, so dass es einfach nur noch Satire ist, wenngleich eine arg bittere.
neugierchen schrieb:Deutschland (dem Wohnzimmer der länger hier lebenden)
Naja, wir hatten schon Deutschland als Ein- und Mehrfamilienhaus, Deutschland als meine private Eigentumswohnung und jetzt also auch noch Deutschland als mein Wohnzimmer mit Kamin; vielleicht ist dann Deutschland ja auch mein SUV, in dem ich nur mitnehme, wer mir gefällt, und das sind ganz sicher keine Dahergelaufenen.
Aber interessant ist es, was ganz sicherlich keiner tut, den deutschen Flüchtlingsstreit mal aus der englischsprachigen Auslandspresse unserer Nato-Verbündeten zu lesen. Man könnte es fast für eine linksgrünversiffte Lügenpresse handeln, alles Antideutsche. Und da ist Deutschland längst nicht mehr das Asylmusterländle, sondern mehr und mehr ein dunkler alter Riese, der wieder anfängt nervös mit den Hufen zu scharren. Wir halten uns zwar noch für Weltmeister, aber aktuell sind wir so gut im Fußball, wie wir vorletzte und letzte Woche gezeigt haben. Die Differenz zwischen Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung ist schon phänomenal, und das ist das Gute am Internetzeitalter: Hier kann man nicht mehr wie einst klammheimlich aus dem Selbstverständlich der westlichen Demokratien mit ihrer Rechtsstaatlichkeit und aus den Menschenrechten aussteigen, ohne dass es einer merkt, nur weil wir noch keinen Höcke gewählt haben. Man wird dann sehr schnell erkannt und entzaubert; diese Erfahrung musste auch Herr Erdogan machen. Das Problem ist eben nur, dass sich der Rechtspopulismus, der eigentlich ein verschleierter Rechtsextremismus bzw. Nationalliberalismus ist, nicht auf "meinen SUV D" beschränkt, sondern auf den ganzen EU-Fuhrpark. Es gibt aber auch keinen großen Bruder USA mehr, ddenn die stecken mit ihrem Trumpismus im gleichen Dilemma.
Optimist schrieb: Und dass stattdessen an den Außengrenzen für die EU Asyl beantragt werden müsste.
Erstens sind wir nicht die Vereinigten Staaten von Europa, und zweitens kann man von einem Zöllner nicht verlangen, Asylanträge zu bearbeiten, das ist weder sein Job noch ist er dazu berechtigt, und ich würde auch solche Aufgaben keinem Italiener oder Griechen anvertrauen wollen.
Optimist schrieb:Der 1. Schritt - und darum geht es mir im Moment - wäre doch erst mal wo Asyl beantragt werden darf
Da es sich um ein Menschenrecht handelt, das idealerweise überall gilt, muss auch überall (theoretisch) Asyl beantragt werden können. Zumindest die westlichen Demokratien sollten in ihren Konsulaten und an den Außengrenzen überall genügend Asylantragsformulare bereit halten. bearbeitet werden müssten sie dann in dem Zielland des Antragstellers, wo denn sonst? D.h. die "Außenstelle" müsste die Anträge zur Prüfung dann an eine entsprechende Stelle im Zielland weiter schicken. Einen Status "EU-Asyalantragsteller" kanns erst geben, wenn sich die EU im Asylstreit geeinigt und ein gemeinsames EU-Asylrecht beschlossen hat. Das würde aber die Souveränität der Einzelstaaten so weit einschränken, dass die Frage einer EU-Asylpolitik gleichzusetzen wäre mit den Vereinigten Staaten von Europa, also quasi am Sankt Nimmerleinstag.
Optimist schrieb:Wo wäre die Mehrbelastung für diese Länder, wenn die Flüchtlinge doch so und auch so erst mal in diesen Ländern - vom Meer aus - ankommen müssen?
Es kann ja rein theoretisch keiner mehr übers Meer kommen, weil die EU dafür gesorgt hat, dass die Mittelmeerrouten abgeriegelt sind. Ein Asylverfahren, das diese Defizite bzw. diese Einschränkung bei den Menschenrechten (Asylschutz, Reisefreiheit) kompensiert, müsste eben erst mal die Möglichkeit schaffen, überall in Afrika und Asien bei bestimmten amtlichen Stellen Asylantragsformulare ausliegen zu haben. Wenn das nicht der fall ist und die Grenzen gleichzeitig zu sind, ist das Asylrecht, wie es in den Verfassungen der demokratischen Staaten verankert ist, de facto stranguliert. das ist im Moment das allergrößte Rechtsproblem, das wir selbst geschaffen haben. Und die größte Gefahr für unsere Demokratie. Wir haben den von Krieg bedrohten und den Verfolgten die Möglichkeit genommen, in Europa Asyl bzw. Schutz zu erhalten. Über DIESEN Aspekt wird hier aber grundsätzlich nicht diskutiert, stattdessen kommt der dämliche Wohnzimmervergleich, bei dem man sich gar nicht genug fremdschämen kann.