Asyl vs. Schutz. Warum keine großen Flüchtlingslager in Europa?

Servus,
in Europa wird darum gestritten, wie viele Flüchtlinge man aufnehmen soll und kann.

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht genug, um zu beurteilen, wie viel Migration ein Land verträgt und welche Auswirkungen Einwanderung auf die Wirtschaft eines jeweiligen Landes hat.

Dennoch muss man Menschen Helfen, die vor Krieg und Gewalt fliehen!

Dabei Frage ich mich:
Muss man jedem Flüchtling gleichzeitig Asyl gewähren? Also muss man jeden Flüchtling Integrieren?

Wenn es so schwierig ist, Flüchtlinge zu Integrieren, reicht es nicht, Ihnen einfach nur Schutz zu gewähren?

Man könnte Flüchtlingslager aufbauen, die mit der nötigen Infrastruktur ausstatten sind.
Das heißt z.B. auch Schulen für Kinder und Jugendlichen.

Negev schrieb:Man könnte Flüchtlingslager aufbauen, die mit der nötigen Infrastruktur ausstatten sind.
Das heißt z.B. auch Schulen für Kinder und Jugendlichen.

Wo sollen die denn gebaut werden - Deiner Meinung nach?

@TangMi
In den Nachbarstaaten Syriens sind doch auch Flüchtlingscamps...
Irgendeine freie Stelle wird man schon finden...

Bei mir im Garten ist noch reichlich Platz

@Negev

Wenn es so schwierig ist, Flüchtlinge zu Integrieren

Was ist daran so schwierig?

Und weshalb einen neuen Thread dafür...kann doch in einem der bestehenden Threads diskutiert werden?

Au ja, auf, lasst uns Lager bauen, in denen wir die Flüchtlinge konzentrieren.

Massencamps sind nun wahrlich die schlechteste Art, Menschen unterzubringen. Einfach mal so ein Lager besichtigen. Da gibt's hierzulande schon genug.

Und Zeltstädte, wie wir sie aus der Türkei, dem Libanon oder Jordanien kennen, braucht's nun wirklich nicht. Daran können wir denken, wenn hierzulande auf etwa vier Einwohner ein Geflohener kommt - wie im Libanon. Da hocken sogar noch Palästinenser (soweit nicht umgebracht) seit 1948 in Elendslagern.

Die "Libanon-Relation" hätten wir bei ca. 20 Millionen Flüchtlingen in der BRD. Bis dahin ist noch Luft.

Doors schrieb:Au ja, auf, lasst uns Lager bauen, in denen wir die Flüchtlinge konzentrieren.

War irgendwie klar das das in diese Richtung geht.
Ich bin mir keiner Äußerung meinerseits bewusst, die darauf schließen ließe, das ich gegen Flüchtlinge bin.
Im Gegenteil. Die EU kann sich nicht durchringen Flüchtlinge aufzunehmen - warum auch immer.
Flüchtlingslager bieten zumindest einen minimalen Schutz und Sicherheit. Warum sich nicht auf diesen kleinsten Nenner einigen?

Die Frage ob man Flüchtlinge "tief" integrieren soll, wenn sie nur einige Jahre bleiben, ist schon wichtig.
Das mit den Massenlagern, die es ja gibt und die jeweils ein völlig unterschiedliches Niveau haben, da ist das Problem, dass sie nicht genügend versorgt wurden, die EU hatte die Hilfe kräftig zusammen gestrichen, 2014 und 2015.
Einer der Auslöser für die Wanderungsgbewegung des letzten und des aktuellen Jahres.
Das Geld, was sie gespart haben, müssen sie jetzt zehnfach und mehr ausgeben, mit unbekanntem Ausgang.

@Negev

Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber am liebsten habe ich sie, wenn schon nicht weit weg im Ausland, dann wenigstens im Lager.

Wo hättest Du diese Massenlager denn gern? Rund um die meisten Herkunftsländer gibt's schon welche.

Die sechs größten Aufnahmeländer von Flüchtlingen

Türkei - 1,59 Millionen
Pakistan - 1,51 Millionen
Libanon - 1,15 Millionen
Iran - 982.400
Äthiopien - 659.500
Jordanien - 654.100

Und in den Kriegs- und Krisenregionen ohnehin.

Länder mit den meisten Binnenvertriebenen

Syrien - 7,6 Millionen
Kolumbien - 6 Millionen
Irak - 3,6 Millionen
Demokratische Republik Kongo - 2,8 Millionen
Sudan - 2,1 Millionen
Südsudan - 1,5 Millionen
Somalia - 1,1 Millionen
Ukraine - 832.000

Alle Zahlen bis Ende 2014/www.uno-fluechtlingshilfe.de

@z3001x

Ich kümmere mich um "tiefes Integrieren", selbst wenn ich weiss, dass die Menschen, die ich betreue, in Not und Tod abgeschoben werden sollen. Das ist dann so eine Art Palliativmedizin: Ich mache den Menschen noch ein paar schöne Tage, bevor es in die Hölle geht.

Da bin ich durchaus realistisch.

Auch denke ich nicht - ebensowenig wie "meine" Geflüchteten, dass Länder wie Syrien, Irak, Afghanistan, Somalia und noch einige andere failed states in ihrer Lebenszeit wirklich sichere und (über)lebenswerte Aufenthaltsorte sein werden.
Folglich hoffen sie auf eine Bleibeperspektive - und ich tue, was ich kann, dass sie die Sprache lernen, eine menschenwürdige Wohnung finden und eine Ausbildung oder einen Job.

Doors schrieb:Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber am liebsten habe ich sie, wenn schon nicht weit weg im Ausland, dann wenigstens im Lager.

Wo hättest Du diese Massenlager denn gern? Rund um die meisten Herkunftsländer gibt's schon welche.

Oh Mann...
Hör mal, ich sag ja auch das wir flüchtende Menschen aufnehmen sollen und, wer möchte, kann auch integriert werden. Klar ist aber auch, das sich die EU nicht einigen kann. Und in D wird über eine "spürbare Reduktion" gesprochen...

Während wir also über das für und wieder debattieren - ertrinken Menschen im Mittelmeer oder müssen in provisorischen Lagern an den Grenzen ausharren.

Da wären Lager, die das nötigste bieten und organisiert sind, eine schnelle Lösung um den Leuten zu helfen oder wie siehst du das?

z3001x schrieb:Die Frage ob man Flüchtlinge "tief" integrieren soll,

Integration schön und gut aber daran sollte sich die Frage nicht entscheiden, das wir den Leuten Helfen müssen.

Mhhh... wenn ich mir die Unterbringung der Flüchtlinge ansehe, dann steigt bei mir eher die zynische Frage auf: Wieviel Lager braucht ein Mensch? Es werden teilweise Container-Wohnungen auf eine umzäunte Fläche gesetzt. Die Flüchtlinge haben keine Möglichkeit sich frei in diesem Land zu bewegen, sondern müssen dort wohnen. Regelmäßig müssen sie sich bei der Ausländerbehörde melden. Sie dürfen nicht arbeiten, Ihnen werden die Dinge zugeteilt und sie haben auch sonst nicht unsere verbrieften Rechte.

@nolovelost

mache mir doch mal einen annehmbaren vorschlag um einen asylantrag korrekt zu bearbeiten ohne die residenzpflicht?

@dasewige

Da ich ab und an Post bekomme, die von Behörden kommt, denke ich mal, die werden wohl meine Adresse beim Einwohnermeldeamt abgefragt haben. Die Behörde halte ich durchaus für befähigt. ;-)

@dasewige

Die Residenzpflicht, übrigens ebenso wie das Arbeitsverbot, erstreckt sich (bislang) nur auf die ersten drei Monate. Dummerweise braucht das BAMF inzwischen schon mindestens sechs Monate bis zum Erstinterview. Vom zweiten, entscheidenden, mal ganz zu schweigen.

Grundsätzlich bin ich allerdings gegen Käfighaltung bei Mensch und Tier. Bislang haben wir hier im Kreis mit nur einem Zentrallager (Seeth) und einem geplanten (Husum) mit der dezentralen Unterbringung in Wohnungen bzw. Häusern eigentlich beste Erfahrungen gemacht. In der Nachbarschaft integriert es sich für beide Seiten schneller. Sportvereine, Feuerwehr, Kita und Schule tragen ihr Teil dazu bei.

@Doors

@nolovelost sprach aber von unwillkürlichen reisen in unserem land, mal hier hin und mal dort hin, das läuft einen ordentlichen ablauf eines asylverfahren nun allerdings zuwider.
was nach einer positiven entscheidung läuft, da können die meinetwegen auf die walz gehen.

Was ich aber mit meinem Eintrag sagen wollte, ist, dass viele Flüchtlinge schon wie in einem Lager untergebracht werden.

@nolovelost

In etwa der Hälfte der "Bümas" meiner Geflüchteten sind Namen, Geburtsdaten, Sprachangaben und oft sogar das Geschlecht falsch angegeben. Das scheint bei der Registrierung nach so einer Art "Hörverstehen" zu gehen. Es lebe das Verhör(en). Dass es in manchen Weltgegenden andere Kalender gibt als hier, scheint auch nicht jedem Erfasser ekannt zu sein.

Die Folgen?

Zwölfjährige können nicht in die Schule, weil das Geburtsdatum sie als Fünfjährige ausweist. Sechzehnjährige können nicht in die Schule, weil das Geburtdatum sie als Achtzehnjährige ausweist. Was geschrieben steht, gilt. So kommt der Zwölfjährige in die Kita und die Sechzehnjährige muss zu Hause bleiben.

Ach, da könnte ich ganze Seiten füllen.

Peinlich wird's bei der Angabe von falschen Sprachen. Nicht jedem Erfasser scheint bekannt zu sein, dass man in vielen Ländern durchaus verschiedene Sprache in ein und dem selben Land spricht. Schon gar nicht spricht der Afghane "afghanisch". Probleme gibt's dann bei den Interviews, wenn der falsche Dolmetscher anwesend ist, einer in der passenden Sprache nicht greifbar - und ein neuer Termin mit neuer Anreise (egla, woher anreisend, morgens um 8 Uhr in Neumünster, dann Tor zu) erforderlich ist. Dummerweise ist das Sozialzentrum dann aber nicht bereit, die Fahrkosten ein zweites Mal ohne Druck heraus zu rücken.

Ha! Aber nicht mit mir, Sozialzentrumsschergen!

@dasewige

Von unwillkürlichen Reisen wollte ich nichts erzählen. Da haben wir uns wohl missverstanden, sondern von den Einschränkungen, denen sich ein Asylsuchender aussetzen muss.