@Realo Also sind wir jetzt an diesem Punkt in der Diskussion, wir haben gesagt: ,,Selektion ja" und wir haben auch Kriterien bestimmt.
Flüchtlingen soll Vorrang eingeräumt werden, unabhängig v. Geschlecht und Herkunft. So genannten Wirtschaftsmigranten wird eine nachteilige Bedeutung beigemessen.
Jetzt geht es darum, festzustellen, wer ein echter Flüchtling ist und wer nicht.
Dafür haben wir Verfahren und Kriterien, dies zu klären.
Jetzt stellt sich die Frage, angesichts der relativ großen Zahl Personen, zu denen eine Klärung geschehen muss (noch ist es egal, wer das Verfahren dann durchführt, sprich welcher EU-Staat): wie kann dies effektiv umgesetzt werden?
Schließlich will niemand jahrelang in Ungewissheit leben, ob er Asyl erhält oder nicht.
Ich sehe grob eingeteilt zwei Möglichkeiten mit eigenen Vorteilen und Nachteilen:
1. Das Betreiben sicherer Zentren durch die EU auf lybischem (tunesischem etc.) Boden.
In diesen Zentren bestehen Unterbringungs- und Versorgungsmöglichkeiten für einen bestimmten Anteil Menschen.
Grundsätzlich jeder kann einen Asylantrag stellen, der zügig bearbeitet wird. Es erfolgt eine eindeutige Registration. Es gelten die Asylgesetze der EU.
Dies bedeutet natürlich, dass Einigkeit bestehen muss über die gesetzl. Grundlage und die Verfahren.
Im Sinne der zügigen Bearbeitung stellt sich die Frage, in welchem Umfang Klage- und Widerspruchsmöglichkeiten zugelassen werden sollen.
In jedem Fall ganz abschaffen würde ich diese definitiv nicht. Es ist eine gute und wichtige Praxis, auch behördl. o. gerichtl. Entscheidungen anfechten zu können.
Bei positivem Bescheid erfolgt ein direkter Transfer auf das europ. Festland.
Es besteht keine freie Wahl des Landes, sondern die Zuweisung erfolgt nach Losverfahren und danach, wo gerade freie Kapazitäten sind.
Ausnahme: befinden sich bereits Familienmitglieder in Land A, wird der Asylberechtigte - der Status ist ja nun geklärt - in dieses Land gebracht.
Noch Stichwort Kapazitäten: trotzdem gilt, dass ein fairer Verteilungsschlüssel gefunden werden muss, einzelne Länder dürfen sich nicht ungestraft aus der Verantwortung ziehen.
Es muss ihnen klargemacht werden, dass die EU nicht nur Selbstbedienungsladen sein darf, sondern Pflichten und Verantwortung dazu gehören.
Die eindeutige Registration verhindert, dass derjenige, der als Herr Mohammed Al-Abdallah aus Tikrit einen Asylantrag gestellt hat und dessen Antrag abgelehnt wurde, nicht einfach an anderer Stelle sagen kann, er sei Aiman Sawahiri aus Rakka.
Im Sinne der Effektivität wird es erschwert oder verhindert, Mehrfachanträge zu stellen, was auch anderen Asylantragsstellern nützt.
Das bedeutet, wir brauchen ein Registrationssystem, welches europaweit zugänglich ist (sowie in den Aufnahmezentren selbst, das ist nat. klar).
Vorteile aus meiner Sicht:
-Geschäft d. Schleuser wird vermiest, da offizielle, erreichbare Wege nach Europa bestehen
-der Weg, über den sich echte Flüchtlinge ,,durchschlagen" müssen, bis sie in Sicherheit sind, verkürzt sich, sie müssen nichht mehr über das Mittelmeer
-abgelehnte Antragssteller sind näher an ihrem Herkunftsland dran, die Rückreise ist kürzer und weniger aufwendig
-die Vorbereitungsmöglichkeiten f. die EU-Staaten verbessern sich, sie wissen ungefähr, wann wo bei ihnen wieviel neue Asylberechtigte auftauchen werden und können Wohnraum, Sprachkurse und andere sinnvolle Maßnahmen vorbereiten
-Rechtsradikalen und Rechtspopulisten wird die Angriffsfläche genommen, wenigstens was ihre Möglichkeiten zur Selbstdarstellung angeht, denn -> wer nun kommt, hat bereits ein rechtsgültiges Verfahren hinter sich und wurde identifiziert
-Abschiebungen sind unnötig
-schnellere Entscheidung über Asylstatus möglich (wobei da ein Fragezeichen hinter steht, zugegeben)
2. Transfer aus oriental. u. afrik. Mittelmeerhäfen direkt in die EU.
In diesem Fall müssten die Abläufe so aussehen:
Abholung vom lyb. Beispielhafen - ich bin übrigens auch hier dafür, eine erste eindeutige Registrierung bereits an dieser Stelle vorzunehmen.
Dies bietet die Gelegenheit, die spätere Verteilung besser zu organisieren.
Für mich stellt sich allerdings die Frage: werden dann die jeweiligen Häfen regelrecht belagert, weil jeder zuerst auf's Schiff will?
Ob da die Einheimischen so begeistert von sind?
Der Transfer erfolgt in einen europ. Mittelmeerhafen.
Von dort erfolgt die direkte Verbringung in ein Land, bei dem gerade Kapazitäten vorliegen. Zu Kapazitäten siehe oben.
Es besteht auch hier keine freie Wahl des Wunschlandes, es sei denn, man kann nachweisen, dass ein Familienmitglied bereits in einem bestimmten EU-Land lebt.
Was mir hier in den Überlegungen auffällt:
Schaffen wir hier ,,Freizügigkeit" ab? Gilt dieser Punkt überhaupt für Asylbewerber? Müssen wir diesen Punkt einschränken, um in einem höheren Sinne effektiv arbeiten zu können?
Es erscheint mir jedenfalls sehr sinnvoll, dass wir Freizügigkeit insofern einschränken, als es erstmal keine freie Wahl des Landes gibt.
Ansonsten würde sich wohl das Problem zeigen, dass sich die Personen auf eines oder wenige Länder konzentrieren und diese überfordern.
Einige dürften wir uns übrigens auch alle sein, dass man sich nicht allein auf die Rechtslage zurückziehen und sagen kann, dass halt Griechenland und Italien die Dummen sind, an denen die Auseinandersetzung mit den Asylbewerbern hängen bleibt, weil gilt: immer das Land, wo der Asybewerber zuerst auf europäischem Boden auftaucht, ist verantwortlich.
Es handelt sich um eine Herausforderung, welche die gesamte EU angeht.Im jeweiligen EU-Land wird der Asylantrag nach gemeinsamen Kritierien zügig abgearbeitet, dies ist das Maximum an zu erzielender Fairness. Denn persönliche Aversionen oder Sympathien beim Sachbearbeiter kann man eben nicht völlig eliminieren.
Bei positivem Bescheid erfolgt auf der nächsten Ebene die zumindest zeitweilige Eingliederung in die Gesellschaft.
Bei negativem die zeitnahe Abschiebung in das Heimatland.
Vorteile:
Ich bin von dieser Version ehrlich gesagt noch nicht so richtig überzeugt, worin liegen die Vorteile?
Mir würden spontan einfallen:
-erhöhte Sicherheit, da auf dem europ. Festland (lassen wir Ukraine jetzt mal bei Seite) kein Krieg und keine Verfolgungen herrschen
-theoretisch mehr Rechtssicherheit, obwohl das auch meiner Sicht auch bei 1 gegeben sein kann
Weitere?