Hallo
@RosaBlock,
ich möchte dir erzählen wie es mit dem einen Vater ausgegangen ist (Du erinnerst dich noch?). Die Familie hat einen Transfer bekommen in eine andere Stadt. Das "Problem" hat sich also von selbst erledigt.Wie geht es mir? Ich bin natürlich noch davon mitgenommen, aber das passt zu der allgemeinen Stimmung derzeit in meiner Flüchtlingsunterkunft.Familien und Einzelne sind gefühlt im allgemeinen Hype nach D gekommen, wie viele ihrer Freunde, Bekannten und Verwandten. Viele von ihnen hatten ein Leben in der Türkei, in Österreich, in Italien.Was haben sie nun hier? Einige werden zurückgeschickt, zuvor erleben sie ein Leben hier, dass sie einfach nicht erwartet haben.
Viele sind für längere Zeit erstmal in der Landeserstaufnahme gefangen und wissen nicht, wie es weiter geht. Zumindest bei uns in der Stadt gibt es erstmal einen Anspruch auf nichts. Kein Anspruch aus soziale Betreuung, kein Anspruch auf einen psychologischen Dienst, kein Anspruch auf medizinische Versorgung, kein Anspruch auf Schule oder Kindergarten usw. Die Frustration, gerade der (mutmaßlichen) Wirtschaftsflüchtlinge steigt und steigt. Das geht einher mit dem angesprochenen Phänomen, dass sie manchmal mehr denn je vergessen, dass sie Flüchtlinge sind. Die Anspruchshaltung, selbst schon bei den Kleinsten, wird immer höher. Immer öfter kriegt man als Mitarbeiter/in oder Helfer/in gesagt, dass die Gesetze in D verpflichtend sind und Mensch ja zu tun hätte. Schon die Kleinsten, geben mir zum Beispiel in einem bestimmten Unterton Kommandos. Oder versuchen es zumindest. Schön bei euren Alten abgekuckt Kids, aber so läuft das halt nicht. Ich mach gar nichts, wenn man zu mir nicht höflich ist. Da mehr und mehr einzelne Kids mit Beleidigungen, Dreistigkeiten, Undankbarkeiten und Kommandoton auf sich aufmerksam machen, haben wir als Team beschlossen, unser Angebot zu reduzieren.
Wir können einfach politische Fehler nicht kompensieren, mehr übersehen oder damit umgehen. Uns fehlen professionelle Ansprechpartner. Aber das wiederum soll ja auch ein Trugschluss sein, weil professionelle Ansprechpartner auf die kulturellen Eigenheiten der jeweiligen Leutz angepasst sein sollten. Deutsche oder in D aufgewachsene Kinder zu therapieren könnte was anderes sein als ein Kind aus Palästina oder dem Balkan. Dann natürlich Feingefühl. Das hiesige Leben erklären, die Werte erklären, möglichst ohne die Gefühle des Gegenübers zu verletzen. Also zu sagen, wir sind nicht besser, ihr seid nicht schlechter. Nur, wir leben in D anders. Und das MÜSST ihr akzeptieren, schließlich seid IHR ja nach D gekommen. Antiautoritäre Erziehung, Gleichberechtigung von Mann und Frau aber auch Dinge wie Sauberkeit und Ordnung (Müll in die Mülltonne werfen usw.) gehören einfach zu einem Leben in D dazu.
Die momentane Asylpolitik ist einfach von Grund auf falsch. Die Menschen sind aber hier, ihnen muss geholfen werden. Es wäre eben einfach angemessener, jene, die wirklich Hilfe und Schutz brauchen, Aufmerksamkeit zu schenken. Und für sie Ressourcen aufzuwenden.
Ich persönlich habe über Monate Schutzsuchende begleitet, das war eine wirklich tolle Erfahrung in meinem Leben. Ich dachte, mit mutmaßlichen Wirtschaftsflüchtlingen komme ich genauso gut klar, aber vergiss es.Aber selbst unsere Syrer drehen halt schon am Rad in der Unterkunft.Was die nicht alles wollen....