Fellatix schrieb:Na ja, wenn du so sprichst (und alles auf die Deutschen und/oder Narrative schiebst) und ich hatte das schon mal angemerkt, nimmst du dann nicht auch die Politik aus der Pflicht?
Nein. Das ist als Kritik am Kollektiv, der Summe der Menschen gemeint. Die ist zwar keine Schwarmintelligenz und soll es auch nicht sein, aber manches Mindset zog sich durch die Gesellschaft an sich und ein reines Trennen in "Politik" und "Nicht-Politik" ist hier eher schwer möglich da es ein dominantes gesamtgesellschaftliches Problem war, teils ja noch ist.
Simpler formuliert macht die Politik dann nicht gewisse Dinge (in notwendiger Form), weil es politisch nicht opportun erschien und vom Rest der Gesellschaft eher abgelehnt wird bzw. damit politisch keine Rosen zu gewinnen waren und zugleich - Wechselwirkungen in beide Richtungen - und zugleich lebt die Politik es nicht in Summe und über Parteigrenzen und Legislaturperioden hinweg, weil man als Teil der relativen Gesellschaft auch so tickt.
Es wirkt wohl so, dass manchmal "eine Seite" (würde man hier trennen in Politik und Gesellschaft) mal bei Thema X oder Y vorprescht oder Nachfrage anmeldet, aber zumindest bei dem Thema war das meiner Meinung nach immer ein gegenseitiges Ignorieren oder Runterpriorisieren, was erst so langsam nach 2014 bzw. 2022 dann mal in Frage gestellt wurde.
Bis dahin war als bestes Beispiel in der Politik die "Friedensdividende" fast ein Dogma geworden weil man schön an der BW rumgedoktort bzw. rumgespart hat und in der Bevölkerung eher relatives Desinteresse bis hin zu klarer Ablehnung (68er und Ultrapazifisten, Linke, etc) herrschte. Eine BW, die quasi gerade noch so politisch-gesellschaftlich toleriert wurde weil man se halt wie andere Staaten braucht/haben sollte, überspitzt formuliert. Dass man bis in die 10er Jahre rumsparte, Standorte schloss, Wehrpflicht abschaffte und Material zeitweise ersatzlos strich (Flugabwehr d. Heeres oder so, Gepard-Systeme meine ich usw) sowie der Umstand, dass es einen medialen Aufschrei und Berichte gab weil die Bundeswehr irgendwann mal auf der Gamescom aufschlug, die unterstreichen das Problem nur zu gut. Oder diese verdammt naive gottlose verhindernde Drohnendebatte bis ca. Ende der 10er Jahre. Das zeigt doch schon wie zwiegespalten bis kaputt Teile der Politik und Gesellschaft waren. Wenige Jahre später wurde man dann eines besseren belehrt, was den Nutzen von Drohnen angeht. Bis kurz davor gab es die 'herrliche' moralisierende Elfenbeinturm-Debatte um eben beispielsweise Drohnen und wie Böse die Technik sei. Selbst nach dem Krieg: Wisst ihr noch die absurde Helmdebatte um 5.000 popelige Helme? Oder selbst Monate nach dem Krieg in 2022, wirre Freakdebatten mit Wortklaubereien um "Offensiv- und Defensivwaffen". Alter, wo lebe ich hier eigentlich?
Darin war man in der Neuzeit in der Republik immer gut: Probleme endlos zerlabern und am Ende nicht genug und zeitnah machen.
Too little, too late.Will ganz vereinfacht sagen es gab Probleme in sowohl Politik und Gesellschaft was stiefmütterliche Behandlung, freundliches Desinteresse oder aktive Ablehnung anging. Das kann man jetzt theoretisch ja mit dem anderen Anforderungsprofil nach dem KK begründen - aber jetzt haben wir halt die Probleme die man nicht in kurzer Zeit effektiv beheben kann. Andere Staaten um uns rüsteten zwar auch relativ ab aber hegten kein an sich problematisches Denken was gewisse Themen angeht.
Fellatix schrieb:In Europa ist es derzeit so, dass sich Europa um D herum organisiert
Im Bereich SiPo/Resilienz/Wahrnehmung des Problems nehme ich eher war, dass viele jetzt rödeln aber Staaten wie Polen bei Militäraufwuchs zumindest eine langsam leitende Rolle einnimmt.
Das ist auch mehr als nachvollziehbar, wenn Deutschland seine mögliche Führungsrolle vernachlässigt. Manche werden nicht ewig auf uns warten bis wir uns mal bequemen - gerade wenn wie gesagt aus meiner Sicht weiterhin Mindsetprobleme in Politik und nicht geringen Teilen der Bevölkerung vorherrschen.
Im Zweifel sind wir halt dann die gelähmten naiven Rumdruckser (überspitzt) auf die man nicht warten wird, weil man schneller ist, wenn man als anderes Land die Dinge selbst in die Hand nimmt.
Ich finde auf Anhieb den Artikel nicht mehr aber da stand sinngemäß drin, dass Deutschland darin gut ist, andere im Zweifel für sich kämpfen zu lassen. Wir sind ggf. noch gut mit markigen moralisierenden Worten und Geld geben. Wären wir selbst akut bedroht würde man sehen wie relativ gesehen das Kartenhaus zusammenfällt und viele fliehen bzw. den aktiven Kampf (nicht nur militärisch sondern auch Katastrophenschutz, zivile Hilfe, all das und mehr!) eher vermeiden würden. Die paar (ggf. immer noch viele, aber in Relation zu wenige!) Idealisten und Gewillten würden mutmaßlich keinen Unterschied machen wenn zu viele halt abhauen oder sich einem Feind unterordnen wollen weil sie träge und unwillens sind, im Notfalls für das was sie sonst ja gern schätzen oder abgreifen auch aktiv einzutreten.
Wie gesagt, wenn ich mich im Netz umhorche (ist es ein Maßstab? Ist es nur eine laute Minderheit? Andererseits sollen repräsentative Umfragen hier wohl doch etwas Gewicht verleihen) schaffen es viele Bevölkerungsteile nicht mal weniger Fleisch in sich reinzustopfen oder Ersatzprodukte zu erwägen. Das Fleisch ist jetzt nur ein Beispiel für Anpassung an Bedrohungen und Ändern des Habitus (Klimawandel). Als ob das gleiche Klientel dann eine größere Unannehmlichkeit auf sich nimmt wo gar das eigene Leben gefährdet sein könnte wenn sie es nicht mal schaffen auf (mehr/billig-)Fleisch zu verzichten, sinngemäß. Dann riskieren die auch keine militärische oder zivile Verwendung im V-Fall. Naja, positiv sehen, manche tragen im Zweifel sonst noch mit ihren Steuern zu irgendwas bei, wenn sie selbst aktiv denn nichts tun wollen.
Das Schlimme, was mir wieder gewahr wird während ich diese Zeilen schreibe, ist: Im Zweifel sind Menschen die wie ich teilweise frustriert argumentieren halt auch noch die Bösen. Wir sind die bösen Hardliner, die Bellizisten, die Kriegstreiber.
Und das frustriert. Man darf das nicht falsch verstehen - niemand hat Bock auf "Hurrah Krieg!" und "Sterben für (abstrakte Werte hier einfügen)!". Aber Resilienz kann so was halt verhindern. Stärke und Selbstbewusstsein schrecken Autokraten ab, Schwäche nicht.
"Wir" (wenn ich mal kollektiv spreche) sind für eine Mehrheit da, sorgen uns, warnen, weisen auf Probleme hin, aber wenn es so langsam in die Pflicht oder Kooperation geht stellen sich viele auf einmal quer. Wollen nicht. Also so gar nicht, nicht mal anhand ihrer Fähigkeiten irgendwie gewinnbringend für alle einbringen. Lassen im Zweifel das was sie eigentlich täglich aktiv wie indirekt nutzen im Zweifel fallen wie eine heiße Kartoffel sobald es unbequemer wird. Wie gesagt, das Mindset vieler zusammengefasst am Ende doch nur "Wasch mich aber mach mich nicht nass."
Nach über 10 Jahren in diesem "Ritt" wird es halt irgendwann sehr ermüdend. Man kann mich gerne als verbittert wahrnehmen, denn ich denke das bin ich am Ende auch. Merkt man glaube ich wenn man meine Posts liest
:DIch werde immer wo möglich meine individuellen Beiträge leisten und ausbauen aber irgendwann sage ich halt dann auch: Ja, ihr macht das alle schon kollektiv. Im Worst-Case zeigt sich dann, wie resilient diese Gesellschaft bzw. Demokratie wirklich ist, wenn imperialistische oder autokratische Gefahren von innen oder außen sie wieder einmal akut bedrohen sollten... oder ob man sich kollektiv quasi selbst aufgibt bzw. lieber sich mit Dingen arrangiert, wegschaut.
Da ist es wieder im Bereich Sicherheits- oder Verteidigungspolitik: Das "freundliche" Desinteresse.
Okay, genug gemeckert. Vielleicht überraschen mich die nächsten Jahre ja auch positiv. Keine Ahnung was kommen wird. Ich hoffe, es wird in Richtung der 2030er wieder ruhiger. Aber naja... erst mal nicht.