Russland das Buhland... aber warum?

Desperadoo schrieb:- Oligarchen
- Geheimdienstkreise
- Militär

Die klassischen Oligarchen hat Putin wohl ziemlich zurecht gestutzt, das Militär als Instanz soll wohl keinen politischen Einfluß haben und kein großes Ansehen in der Bevölkerung genießen, schon vor dem Krieg nicht (irgendwo verwunderlich - leider kein Link mehr zur Hand).

Dazu ganz interessant, demnach wäre die herrschende Klasse eine neue Generation Oligarchen mit Geheimdiensthintergrund:

https://www.merkur.de/politik/vertraute-putin-russland-oligarchen-silowarchen-macht-vermoegen-gazprom-rosneft-kgb-91497662.html

Natürlich gut denkbar, dass es dort auch rivalisierende Cliquen gibt.

Was soll das jetzt?

Ist das alles eine normale Inspektion? Belarus testet überraschend die Kampfbereitschaft seiner Armee. Die beteiligten Einheiten müssen sich so schnell wie möglich in "ausgewiesene Gebiete" begeben und ihre "Sicherheit und Verteidigung organisieren", heißt es.

Belarus hat eine überraschende Truppeninspektion angesetzt. Auf Anordnung von Machthaber Alexander Lukaschenko werde die "Kampfbereitschaft" der belarussischen Streitkräfte überprüft, teilte das Verteidigungsministerium in Minsk mit. Da dabei auch Militärausrüstung und -personal verlegt würden, müsse sich die Bevölkerung auf Verkehrsbehinderungen einstellen.

Was hat Lukaschenko vor? Bluff, Drohgebärde? Oder will er jetzt doch in der Ukraine mitmischen?



https://www.n-tv.de/politik/Belarus-prueft-Kampfbereitschaft-seiner-Truppen-article23780770.html

Photographer73 schrieb:Was hat Lukaschenko vor? Bluff, Drohgebärde? Oder will er jetzt doch in der Ukraine mitmischen?

Meiner Meinung nach ein Bluff und kein besonders guter.

Die Armee von Belarus hat keine 45.000 Mann. Bodentruppen sind nur rund 17.000 vorhanden (Heer + Spezialtruppe). Belarus müsste erstmal mobilisieren um überhaupt auf akzeptable Mannstärke zu kommen. Zudem haben sie massiv Material an Russland übergeben. Die Rede ist von rund 120 Panzern, S-300 Werfern, Schutzausrüstung, Munition, usw.

Belarus hat noch rund 290.000 Reservisten. Aber wie viele davon sind pro-ukrainisch? Möglicherweise die Mehrzahl. Hier bestünden erhebliche Risiken für die belarussische Staatsführung.

Photographer73 schrieb:Was hat Lukaschenko vor? Bluff, Drohgebärde? Oder will er jetzt doch in der Ukraine mitmischen?

Vielleicht erkennt Lukaschenko die Zeichen der Zeit?
Wenn Putin verliert, wer würde ihn denn dann noch stützen?
Kampfbereitschaft wäre auch zum Vorteil sofern er gedenkt die Seiten zu wechseln.
So richtig happy scheint er mit Putin's Krieg nämlich ohnehin nicht zu sein, drum ist ein "gemeinsames Untergehen" vmtl auch nicht seine erste Wahl.

Photographer73 schrieb:Was hat Lukaschenko vor? Bluff, Drohgebärde? Oder will er jetzt doch in der Ukraine mitmischen?

Vielleicht sogar tatsächlich. Es wird anscheinend mit einer neuen Offensive Russlands gerechnet.

Ukrainische Beamte gehen davon aus, dass Russland versuchen könnte, im Januar und Februar 2023 eine Großoffensive zu starten. Diverse Indikatoren wie die Mobilisierungsbemühungen, die Ankündigung der Wehrpflicht und die Bewegung von schweren Waffen, würden darauf hindeuten, so der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba. Dass das Angriffstempo in den Wintermonaten auf beiden Seiten erhöht werden könnte, hat die US-Denkfabrik „Institute for the Study of War“ bereits seit längerem vorhergesagt. Dass die Temperaturen in der Ukraine nun unter Null liegen, und sich der Boden nach dem nassen Winteranfang breitflächig verfestigt, würde die Voraussetzungen für schnellere Offensivaktionen schaffen, so das ISW.

Quelle: https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-update-am-15-dezember-auf-einer-achse-bereitet-russland-schon-jetzt-die-grossoffensive-2023-vor_id_72885571.html

H.W.Flieh schrieb:Vielleicht sogar tatsächlich.

Das entnimmst Du dem Artikel?

Es gibt übrigens auch gute Nachrichten:

Unterdessen kündigte Rheinmetall an, in Deutschland eine umfangreiche neue Munitionsfertigung aufzubauen mit dem Ziel einer unabhängigen Versorgung der Bundeswehr. Die Anlagen für sogenannte Mittelkalibermunition sollten im Januar fertig sein, bestätigte das Rüstungsunternehmen auf Anfrage.

Quelle: https://www.welt.de/politik/ausland/article242689285/Ukraine-News-Rheinmetall-baut-neue-Munitionsfertigung-in-Deutschland-auf.html

.. und hier noch etwas ausführlicher:
https://www.rnd.de/politik/rheinmetall-baut-munitionsherstellung-aus-neue-anlage-fuer-mittelkalibermunition-CZTZYNUQFV4X7TWTPAKTWA5QM4.html

Damit dürfte die Beschaffungsproblematik bzgl der Gepard Munition wohl vom Tisch sein.

Zz-Jones schrieb:Das entnimmst Du dem Artikel?

Daher das "vielleicht".
Tatsächlich war die Überprüfung des Zustandes der Belarussischen Armee überraschend, und nicht nur in dem einen Artikel bemerkt.

Was der genaue Grund dafür ist, ist Spekulation.

Dennoch gibt es Beobachtungen, die auf eine russische Offensive hinweisen, auch hier mehr als nur der eine zitierte Artikel. Ob da ein Zusammenhang besteht oder ob das zufällig zur gleichen Zeit passiert, wird die Zukunft zeigen.

Auf der ISS gibt es ein Problem:
https://www.golem.de/news/iss-sojus-raumschiff-hat-ein-leck-2212-170520.html

An der angedockten Sojus-Kapsel gibt es einen Austritt von (Kühl-)Flüssigkeit.
Die Ursache ist momentan unklar.

Aber ich schätze, Russland wird bestimmt bald „antisemitisch-zionistische Kommunistennazis“ als Ursache benennen, alternativ einen US-Astronauten. Dass man ein technisches Problem haben könnte, was auf mangelnde Qualitätssicherung u. -kontrolle hinweisen könnte - unvorstellbar! Oder einfach nur eine Panne, kann auch passieren.

Zz-Jones schrieb:Damit dürfte die Beschaffungsproblematik bzgl der Gepard Munition wohl vom Tisch sein.

Nein. Rheinmetall kann frühestens ab Juli 2023 die benötigte 35mm Munition liefern.

H.W.Flieh schrieb:Dennoch gibt es Beobachtungen, die auf eine russische Offensive hinweisen, auch hier mehr als nur der eine zitierte Artikel. Ob da ein Zusammenhang besteht oder ob das zufällig zur gleichen Zeit passiert, wird die Zukunft zeigen.

Die Russen sind im Donbass bereits in der Offensive. Aber Belarus hat halt nur rund 17.000 Mann Bodentruppen. Was genau sollen sie denn mit denen anfangen? Da ist ja der ukrainische Grenzsschutz wahrscheinlich zahlenmäßig stärker.

Ahmose schrieb:um 12:32
Zz-Jones schrieb:
Damit dürfte die Beschaffungsproblematik bzgl der Gepard Munition wohl vom Tisch sein.

Nein. Rheinmetall kann frühestens ab Juli 2023 die benötigte 35mm Munition liefern.

Ich könnte mir vorstellen, dass man bis dahin (mit gängiger Trickserei) übergangsweise dennoch Munition aus der Schweiz beziehen könnte.

Das Herzstück des Panzers aus den 1970er-Jahren besteht aus Schweizer Technik: Die 35-Millimeter-Zwillingskanone des Gepards sowie die dazugehörige Munition wurden von der damaligen Oerlikon-Bührle hergestellt. Heute gehört die Firma zum Rheinmetall-Konzern.

Quelle: https://www.srf.ch/news/international/waffenlieferungen-in-krieg-schweiz-blockiert-gepard-munition-fuer-ukraine

Der in der Schweiz ansässige Hersteller der Munition gehört also inzwischen Rheinmetall.
Nun, dann darf die Munition halt nicht in der Schweiz komplett fertiggestellt werden, sondern muss in "Einzelteilen" nach Deutschland geschickt werden. Es braucht dann in Deutschland quasi nur noch die "letzte Schraube" reingedreht werden und schon hätten wir "made in Germany"

Ist zwar umständlich, sollte aber funktionieren.

Zz-Jones schrieb:sondern muss in "Einzelteilen" nach Deutschland geschickt werden.

Das dürfte davon abhängen, ob auch schon die Teile Exportbestimmungen unterliegen, und ein Endnutzer angegeben werden muss.
https://finesolutions.ch/zollthemen/compliance/endverbleibserklaerung/

Zz-Jones schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass man bis dahin (mit gängiger Trickserei) übergangsweise dennoch Munition aus der Schweiz beziehen könnte.

So funktioniert das nicht. Deutschland würde seinen Ruf ein verlässlicher Partner zu sein komplett ruinieren und die Beziehungen zur Schweiz gleich mit. Wenn Deutschland schon bei einem eher nachgeordeneten Thema wie 35mm Munition, die für die Ukraine nun nicht gerade überlebenswichtig ist, trickst, ja wo denn da noch? Zudem würde man den neutralen Status der Schweiz komplett ignorieren bzw. nicht anerkennen, was nun auch kein gutes Zeichen wäre. Wir haben hier nämlich schon jemanden, der die Rechte anderer Staaten nicht so wirklich anerkennen will.

Na ja, und es gäbe sicher Nachahmer, auch zum Nachteil Deutschlands. Wir selber erlegen anderen Staaten, die von uns Militärtechnik kaufen, ja auch Ausfuhr- bzw. Weiterverkaufs-Beschränkungen auf. Wenn schon das Herstellerland anfängt zu tricksen, dann dürfen die anderen doch auch, oder?

Ahmose schrieb:So funktioniert das nicht.

Doch, genauso funktioniert das:

Unklar ist, welche Gepard-Munition Deutschland nach dem Nein aus Bern nun in die Ukraine schickt. Es könnte sich um Munition handeln, die vor längerer Zeit noch ohne Einschränkungen für die Wiederausfuhr exportiert wurde. Oder aber es handelt sich um Munition, die zu Teilen in der Schweiz produziert, aber im Ausland endgefertigt wurde.

Auch im zweiten Fall wäre eine Wiederausfuhr in die Ukraine auch ohne Zustimmung der Schweiz möglich – gestützt auf eine Ausnahmeregelung in der Schweizer Kriegsmaterial-Gesetzgebung.

Quelle: s.o.

Wie gesagt, das ist gängige Trickserei.
"made in .." sagt heutzutage gar nichts mehr aus.

Zz-Jones schrieb:Doch, genauso funktioniert das:

Das ist aber was anderes, als du oben beschrieben hast. Da sollte nur "die letzte Schraube" reingedreht werden um die Schweiz auszutricksen. Und das macht die Schweiz sicher so nicht mit und käme bei anderen Partnern Deutschlands sicher auch nicht gut an.

Zz-Jones schrieb:Wie gesagt, das ist gängige Trickserei.

Das man Munition, die keinen Ausfuhr- oder Weitergabebeschränkungen unterliegt, dann auch wirklich weitergibt ist doch keine Trickserei.

Ahmose schrieb:Nein. Rheinmetall kann frühestens ab Juli 2023 die benötigte 35mm Munition liefern.

Trotzdem bekommt die Ukraine auch jetzt schon Munition.

Ahmose schrieb:Das ist aber was anderes, als du oben beschrieben hast. Da sollte nur "die letzte Schraube" reingedreht werden um die Schweiz auszutricksen.

Nein, ich sprach nicht davon die Schweiz auszutricksen sondern von gängiger Trickserei.
Das ist gang und gäbe seit vielen Jahren in diversen Branchen und Ländern.
Ich könnte da aus dem Nähkästchen plaudern, wäre aber OT

Zz-Jones schrieb:Nein, ich sprach nicht davon die Schweiz auszutricksen sondern von gängiger Trickserei.

In dem Fall tuts mir leid, denn dann habe ich dich falsch verstanden. Ich dachte du meinst echten Betrug.

Ahmose schrieb:Die Armee von Belarus hat keine 45.000 Mann. Bodentruppen sind nur rund 17.000 vorhanden (Heer + Spezialtruppe). Belarus müsste erstmal mobilisieren um überhaupt auf akzeptable Mannstärke zu kommen. Zudem haben sie massiv Material an Russland übergeben. Die Rede ist von rund 120 Panzern, S-300 Werfern, Schutzausrüstung, Munition, usw.

Also was die Mobilisierung betrifft, wurde bereits im Oktober behauptet, dass in Weißrussland verdeckt mobilisiert wird.

Dictator Alexander Lukashenko has started to conduct small-scale covert mobilization to "man up the existing combat units," according to independent Belarusian publication Nasha Niva.

"It will go under the guise of a combat capability test," Nasha Niva writes, citing several unnamed sources. "At the first stage, it will not affect large cities – the rural population will be mobilized first."

Quelle: https://kyivindependent.com/uncategorized/belarusian-media-belarus-began-covert-mobilization-to-man-up-combat-units

Die Frage ist, welche Aufgabe sollte die weißrussische-Armee übernehmen, wenn es sich nicht wieder mal nur um einen Bluff handelt.
Sollen die genannten Joint Groups eine vermeintliche Offensive aus dem Nordwesten decken, um die Nachschublinie in den Westen zu stören? Nur die Nachschubwege der Russen sichern? Werden die gezogenen Reservisten heimlich in den Süden abgeordert?

Quelle: https://meduza.io/en/feature/2022/10/13/lukashenko-has-mentioned-a-new-military-grouping-joint-for-russia-and-belarus-but-what-exactly-is-he-saying

H.W.Flieh schrieb:Es wird anscheinend mit einer neuen Offensive Russlands gerechnet.

Darüber wird auch immerwieder anders spekuliert.
Mal kommt der Krieg bedingt durch den Winter zum Stillstand, mal begünstigt er neue Offensiven.
Winterpause ja, Winterpause nein.

Inv3rt schrieb:Also was die Mobilisierung betrifft, wurde bereits im Oktober behauptet, dass in Weißrussland verdeckt mobilisiert wird.

Selbst wenn das Heer statt 11.000 Mann nun 15.000 Mann hat, macht das den Kohl auch nicht fett.

Inv3rt schrieb:Die Frage ist, welche Aufgabe sollte die weißrussische-Armee übernehmen, wenn es sich nicht wieder mal nur um einen Bluff handelt.
Sollen die genannten Joint Groups eine vermeintliche Offensive aus dem Nordwesten decken, um die Nachschublinie in den Westen zu stören? Nur die Nachschubwege der Russen sichern? Werden die gezogenen Reservisten heimlich in den Süden abgeordert?

Mit der aktuellen Mannstärke könnten sie keine dieser Aufgaben übernehmen. Maximal könnten sie aktuell die knapp 6.000 Mann Spezialtruppen verlegen. Aber ob das Lukaschenko riskiert? Das sind seine besten und loyalsten Männer.

Was wirklich bereits verlegt wird sind Panzer. Von den rund 600 T-72 sollen schon um die 120 in Russland sein. Aber ich habe noch nicht gehört das die Besatzungen mit nach Russland verlegt wurden.

Noch dazu haben die Ukrainer bereits Vorkehrungen getroffen und z.b. viele Brücken im Norden vermint bzw. gesprengt. Die schlecht ausgerüstete und unmotivierte belarussische Armee müsste mit erheblichem Widerstand rechnen. Lukashenko würde damit alles auf eine Karte setzen, ohne Niederlage würde er nicht überstehen. Damit ginge auch ein beträchtliche Risiko für Putin einher, verlöre er doch mit Belarus ein strategisch wichtiges Gebiet und quasi seine letzte de facto Kolonie.

https://www.zois-berlin.de/publikationen/zois-spotlight/die-rolle-von-belarus-in-russlands-krieg-gegen-die-ukraine (Archiv-Version vom 28.11.2022)

Freilich mussten wir dieses Jahr lernen, dass auch vermeintlich rational agierende Faktoren überraschende Entscheidungen treffen können.