Philosophie
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Größe

9 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Philosophie, Größe ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Seite 1 von 1

Größe

30.09.2012 um 19:29
Hallo ihr,

Ich halte mich mal kurz mit ner Einleitung. Kennt ihr dieses Zitat?

Leidenschaft! Trunkenheit! Wahnsinn! Ihr steht so gelassen, so ohne Teilnehmung da, ihr sittlichen Menschen! Scheltet den Trinker, verabscheut den Unsinnigen, geht vorbei wie der Priester und dankt Gott wie der Pharisäer, daß er euch nicht gemacht hat wie einen von diesen. Ich bin mehr als einmal trunken gewesen, meine Leidenschaften waren nie weit vom Wahnsinn und beides reut mich nicht: Denn ich habe in meinem Maße begreifen lernen, wie man alle außerordentlichen Menschen, die etwas Großes, etwas Unmöglichscheinendes wirkten, von jeher für Trunkene und Wahnsinnige ausschreien mußte.

Johann Wolfgang von Goethe

Quelle: Die Leiden des jungen Werthers, 12.8.1771

Philosophiert mal ordentlich drauf los und sagt, was ihr davon haltet, bin gespannt :)!


2x zitiertmelden

Größe

30.09.2012 um 20:02
Cool, ich bin mal der erste der Antwortet :)

Leider finde ich die Diskussionsgrundlage recht ungenau. Willst du einfach wissen, ob man das Zitat gut oder schlecht findet? Und wenn ja, im Hinblick auf was?

Ich will trotzdem mal versuchen, zu antworten. Und zwar im Hinblick auf die Aussage:
Ich nehme erstmal an, dass Werther diese Aussage tätigt? Leider habe ich das Werk nicht vorliegen. Im ersten Teil verurteilt demnach Werther, Menschen, die Moralität (Sittlichkeit) nur aus dem Grunde anstreben, sich selbst besser zu fühlen, als andere. Gleichzeitig verherrlicht er aber Immoralität, Wahnsinn, Leidenschaft und Trunkenheit, und gibt als Rechtfertigung für diese die Tatsache an, dass alle Menschen, die wichtige Taten vollbracht hätten, diesen Dingen gefrönt hätten. Damit setzt er zum einen Wahnsinn, Leidenschaft und Trunkenheit gleich, obwohl diese in ihrer Sache doch sehr unterschiedlich sind. Außerdem gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Menschen, die große Taten vollbracht haben, tatsächlich alle für Trunkene oder Wahnsinnige gehalten worden sind, geschweige denn, dass dies eine notwendige Bedingung sei, um große Taten zu vollbringen.

Aufschlussreicher ist aber mit Sicherheit, diesen Textausschnitt in seinem Kontext zu betrachten. Wofür mir aber Zeit und Lust fehlt.


1x zitiertmelden

Größe

12.10.2012 um 01:55
Zitat von DragonRiderDragonRider schrieb am 30.09.2012:Cool, ich bin mal der erste der Antwortet :)
... und ich der vorläufig Letzte!...


man kann ja auch Schlaf-trunken sein!
Gerade ältere Texte und deren Übersetzung(en) haben viele Missverständnisse hervorgebracht.
Deshalb erschliesst sich auch mir nicht ganz der Sinn bzw. die Frage dieses Themas nicht.
Ist vieleicht aber auch zu hoch für mich :(


melden

Größe

12.10.2012 um 07:05
Zitat von aseria23aseria23 schrieb am 30.09.2012:Leidenschaft! Trunkenheit! Wahnsinn! Ihr steht so gelassen, so ohne Teilnehmung da, ihr sittlichen Menschen! Scheltet den Trinker, verabscheut den Unsinnigen, geht vorbei wie der Priester und dankt Gott wie der Pharisäer, daß er euch nicht gemacht hat wie einen von diesen.
Das ist ein Fingerzeig auf die Menschen (fuer ihn Langweiler), die sich immer schoen an die Regeln halten.
Zitat von aseria23aseria23 schrieb am 30.09.2012:Ich bin mehr als einmal trunken gewesen, meine Leidenschaften waren nie weit vom Wahnsinn und beides reut mich nicht: Denn ich habe in meinem Maße begreifen lernen, wie man alle außerordentlichen Menschen, die etwas Großes, etwas Unmöglichscheinendes wirkten, von jeher für Trunkene und Wahnsinnige ausschreien mußte.
Diesesmal ein Fingerzeig darauf, dass er sich fuer ausserordenlich haelt, und dass die Masse der Menschen ihn nur behindert.


melden

Größe

12.10.2012 um 08:52
@aseria23
wo ungefähr kommt das zitat vor, das ich später mal nachsehn kann, ob der kontext was anderes dazu sagt
dann ließe sich auch @Gurkenbier 's einwand, wegen der übersetzung berücksichtigen, obwohl das noch nicht so lange her ist, das der werther geschrieben wurde (ca 220 Jahre schätze ich) also dürfte es nicht übersetzt worden sein, jedoch ist sein einwand berechtigt, wobei ich trunken als betrunken verstehen würde, da:
Zitat von aseria23aseria23 schrieb am 30.09.2012:Scheltet den Trinker, verabscheut den Unsinnigen, geht vorbei wie der Priester und dankt Gott wie der Pharisäer, daß er euch nicht gemacht hat wie einen von diesen. Ich bin mehr als einmal trunken gewesen,
bei der kritik vom trinker die rede ist und bei der selbstbeschreibung durch das trunken, darauf eingegangen wird


melden

Größe

16.10.2012 um 21:31
Es geht um Suizid und darum ob es sowas wie richtig vs. falsch, gut vs. böse, klug vs. dumm überhaupt gibt oder ob solche Urteile Anmaßung sind.

@blutfeder
Kontext:
Werther will sich von Albert ne Pistole für einen Gebirgsausflug leihen und guckt interessiert in den Lauf. Albert zieht ihm die Pistole runter und es entwickelt sich eine Duskussion:
»Pfui!« sagte Albert, indem er mir die Pistole herabzog, »was soll das?« – »Sie ist nicht geladen«, sagte ich. – »Und auch so, was soll's?« versetzte er ungeduldig. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Mensch so töricht sein kann, sich zu erschießen; der bloße Gedanke erregt mir Widerwillen«.

»Daß ihr Menschen«, rief ich aus, »um von einer Sache zu reden, gleich sprechen müßt: ›das ist töricht, das ist klug, das ist gut, das ist bös!‹ und was will das alles heißen? Habt ihr deswegen die innern Verhältnisse einer Handlung erforscht? Wißt ihr mit Bestimmtheit die Ursachen zu entwickeln, warum sie geschah, warum sie geschehen mußte? Hättet ihr das, ihr würdet nicht so eilfertig mit euren Urteilen sein«. »Du wirst mir zugeben«, sagte Albert, »daß gewisse Handlungen lasterhaft bleiben, sie mögen geschehen, aus welchem Beweggrunde sie wollen«. Ich zuckte die Achseln und gab's ihm zu. – »Doch, mein Lieber«, fuhr ich fort, »finden sich auch hier einige Ausnahmen. Es ist wahr, der Diebstahl ist ein Laster: aber der Mensch, der, um sich und die Seinigen vom gegenwärtigen Hungertode zu erretten, auf Raub ausgeht, verdient der Mitleiden oder Strafe? Wer hebt den ersten Stein auf gegen den Ehemann, der im gerechten Zorne sein untreues Weib und ihren nichtswürdigen Verführer aufopfert? Gegen das Mädchen, das in einer wonnevollen Stunde sich in den unaufhaltsamen Freuden der Liebe verliert? Unsere Gesetze selbst, diese kaltblütigen Pedanten, lassen sich rühren und halten ihre Strafe zurück«.

»Das ist ganz was anders«, versetzte Albert, »weil ein Mensch, den seine Leidenschaften hinreißen, alle Besinnungskraft verliert und als ein Trunkener, als ein Wahnsinniger angesehen wird«. »Ach ihr vernünftigen Leute!« rief ich lächelnd aus. »Leidenschaft! Trunkenheit! Wahnsinn! Ihr steht so gelassen, so ohne Teilnehmung da, ihr sittlichen Menschen, scheltet den Trinker, verabscheut den Unsinnigen, geht vorbei wie der Priester und dankt Gott wie der Pharisäer, daß er euch nicht gemacht hat wie einen von diesen. Ich bin mehr als einmal trunken gewesen, meine Leidenschaften waren nie weit vom Wahnsinn, und beides reut mich nicht: denn ich habe in einem Maße begreifen lernen, wie man alle außerordentlichen Menschen, die etwas Großes, etwas Unmöglichscheinendes wirkten, von jeher für Trunkene und Wahnsinnige ausschreiten mußte. Aber auch im gemeinen Leben ist's unerträglich, fast einem jeden bei halbweg einer freien, edlen, unerwarteten Tat nachrufen zu hören: ›der Mensch ist trunken, der ist närrisch!‹ Schämt euch, ihr Nüchternen! Schämt euch, ihr Weisen!« »Das sind nun wieder von deinen Grillen«, sagte Albert, »du überspannst alles und hast wenigstens hier gewiß unrecht, daß du den Selbstmord, wovon jetzt die Rede ist, mit großen Handlungen vergleichst: da man es doch für nichts anders als eine Schwäche halten kann. Denn freilich ist es leichter zu sterben, als ein qualvolles Leben standhaft zu ertragen«. Ich war im Begriff abzubrechen; denn kein Argument bringt mich so aus der Fessung, als wenn einer mit einem unbedeutenden Gemeinspruche angezogen kommt, wenn ich aus ganzem Herzen rede. [...]
Unter 12. August.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/3636/1


melden

Größe

26.10.2012 um 01:07
Über eine Wüste der Hoffnungslosigkeit spricht das Zitat.
Trunken sein,wahnsinnig sein heißt die Steinwände nicht spüren,an denen
man sich den Schädel blutig rannte und rennt und immer rennen wird.
Das ist gar nicht höheres Leben,das ist nur eigentliches Leben.
Aber wer hat's geschrieben?
Seine Knochen modern zu Staub und die Worte gehören jetzt Anderen.
Man lese nicht gar zu viel,man schöpfe besser eigene Erkenntnisse.
Bis das einer Wunder tut...


melden

Größe

26.10.2012 um 15:25
Für mich ist es eine Überlegung zu der Verdrängung der Allgemeinheit, dass auch sie wahnsinnig, trunken und leidenschaftlich sind oder es gerne wären, es sich aber nicht trauen. Es ist eine anprangerung von einem angepassten perspektiventum der gesellschaft, der angepassten. Der Mensch der verurteilt der sich abheben will durch nicht sein durch "brav" sein, der der gläubig ist, wird dich immer dem leben verschließen bzw. immer nur in einem fixen schein einer perspektive leben anstatt in mehreren tausenden unendlichen vorstellungen fantasien!!!!
gute thread btw und mein erster post ;)


melden
yoyo ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

Größe

26.10.2012 um 21:48
Von Goethe hab ich noch nie viel gehalten. Ich kann auch mit diesen Ausführungen nichts anfangen, zeigt eher, was für eine Art Mensch er war. Wenn er heute leben würde, wäre er bestimmt ein Junkie :D
Ich mag lieber Künstler, die nüchtern und bei vollem Bewusstsein konstruktiv etwas leisten, als all diese labilen Leute, die ihr Leben lang mit sich und ihrem Schicksal hadern.


melden

Ähnliche Diskussionen
Themen
Beiträge
Letzte Antwort
Philosophie: Lohnt es sich die Menschen zu retten?
Philosophie, 184 Beiträge, am 30.09.2024 von PrivateEye
aseria23 am 12.05.2012, Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
184
am 30.09.2024 »
Philosophie: Die Philosophie und Religion als Begründer der Gesellschaftsordnung
Philosophie, 10 Beiträge, am 23.05.2024 von Spiegelschild
kaktuss am 20.09.2023
10
am 23.05.2024 »
Philosophie: Authentizität - Wann sind wir eigentlich, wir selbst?
Philosophie, 306 Beiträge, am 04.05.2017 von sunshinelight
Dr.Precht am 24.10.2011, Seite: 1 2 3 4 ... 13 14 15 16
306
am 04.05.2017 »
Philosophie: Wie versteht ihr dieses Goethe Zitat?
Philosophie, 61 Beiträge, am 30.05.2015 von off-peak
UrbanHippie am 02.04.2012, Seite: 1 2 3 4
61
am 30.05.2015 »
Philosophie: Über die Philosophie des Kapitalismus
Philosophie, 332 Beiträge, am 25.01.2014 von rockandroll
Die_Freiheit am 06.10.2013, Seite: 1 2 3 4 ... 11 12 13 14
332
am 25.01.2014 »