Das Höhlengleichnis - Lebt die heutige Gesellschaft in einer Höhle?
15.03.2014 um 10:33Dieser Text, den ich schon in einen meiner Threads gepostet habe, trifft, glaube ich, mein Lebensgefühl ziemlich genau:
"Die blutende Wunde des NichtsQuelle: http://antinatalismus.blogspot.de/
Auf dem Grunde sieht der immanente Philosoph im ganzen Weltall nur die tiefste Sehnsucht nach absoluter Vernichtung. Es handelt sich nicht darum, ein Geschlecht von Engeln zu erziehen, das dann immerfort, immerfort existierte, sondern um Erlösung vom Dasein.
- Philipp Mainländer
Wieso konnte das Universum nicht in der ewigen Stille des Nichts verharren? Woher kam der Impuls, der Perfektion der Leere etwas hinzuzufügen? Was veranlasste den ewigen Frieden der Nichtexistenz den Krieg der Existenz zu beginnen?
Die Welt ist die blutende Wunde des Nichts und alles was ist, strebt nicht etwa nach Vollendung, nach Perfektion oder nach Glück - wie könnte es auch, wo doch die Perfektion der Ausgangspunkt war? Alles strebt nach dem Ende, nach dem Tod, nach Erlösung. Die Bewegung der Welt ist die Bewegung aus dem Sein in das Nichtsein. Innerhalb des Seins gibt es nichts zu erreichen, nichts zu verbessern, es gibt nur verschiedene Formen des Leidens, angenehme und, weit mehr, unangenehme. Wir können die Wunde verbinden, aber unsere Verbände sind mangelhaft und überall dringt Blut durch die Ritzen.
Ich habe an der reich gedeckten Tafel der Weisen gesessen und die Wahrheit gesehen - doch irgend etwas zieht mich immer wieder hinunter in das schwüle Gedränge des Karnevalssaals namens Leben. Dann halten mich die Emotionen, die Erfahrungen, das Unvorhersehbare eine Weile dort im Chaos - nur um mich dann schon nach kurzer Zeit wieder nach der Stille und Freiheit der Weisheit sehnen zu lassen.
An der Tafel der Weisen sitzen meine Seelenverwandten, diejenigen, die das Ziel allen Lebens - den Tod - direkt wollen. Im Karnevalssaal tanzen meine Herzensverwandten, diejenigen die immer noch am Tropf des Lebens hängen und das Mittel (Leben) über den Zweck (Tod) stellen.
Ich lebe in zwei Welten und kann mich für keine entscheiden. Ich bin dazu auserkoren ewig hin und her zu schwanken zwischen der Verneinung und der Bejahung, in der Bejahung immer nur mit halber Seele und vollem Herzen, in der Verneinung immer nur mit halbem Herzen und voller Seele stagnierend.
So schleppe ich mich weiter durchs Treppenhaus der Nichtigkeit und warte auf den Tag, an dem der Tod die Wahrheit der Weisen bekunden und all meine Zweifel für immer aufheben wird. Ich bin schon jetzt gespannt, ob ich im Karnevalssaal oder an der Tafel der Weisen meinen letzten Atemzug nehmen werde..."