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"Argumentation Ethics"

30 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Philosophie, Argumentation, Ethics ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

"Argumentation Ethics"

13.11.2013 um 16:30
Hoppes Position steht auf wackeligen Füßen, weil sie die Frage aufwirft, wie Logik eigentlich definiert ist. Sehen wir Logik als bewusstes und vernünftiges Nachdenken mit einer berechtigten Schlussfolgerung als Ergebnis an, kommen wir um die Definitionen von Bewusstsein, Vernunft, Rechtmäßigkeit und Kausalität nicht herum.

Spätestens bei den verschiedenen koexistierenden Versuchen, diese Begriffe mit Sinn zu füllen, wird es heikel: Das Abstraktionslevel überfordert die menschliche Vorstellungskraft.


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"Argumentation Ethics"

13.11.2013 um 17:28
Der Typ hat allem anschein nach bei Habermas promoviert, was man seinem theoretischen Konstrukt auch anmerkt. Wie man aber nun ausgerechnet mit einer Diskursethik eine anarchokapitalistische Position universalisieren will, bleibt mir ein Rätsel.


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"Argumentation Ethics"

13.11.2013 um 19:10
@Rico

Logik ist eine Sprache, die präzise Sachverhalte - auch abstrakter Natur - beschreibt.


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"Argumentation Ethics"

13.11.2013 um 22:19
@Rico
Erkennen wir den Begriff der Logik doch in diesem Fall als auf der Vernunft fußendes Treffen von stringenten Aussagen an, und richten uns nach der Terminologie des allgemeinen Sprachgebrauchs. Wie du ja richtig sagst, ansonsten driftet man schnell in allzu abstrakte Sphären ab, die der Mensch kraft seiner kognitiven Kapazitäten nicht erschließen zu vermag.

Der Typ hat allem anschein nach bei Habermas promoviert, was man seinem theoretischen Konstrukt auch anmerkt. Wie man aber nun ausgerechnet mit einer Diskursethik eine anarchokapitalistische Position universalisieren will, bleibt mir ein Rätsel.

Hat er tatsächlich, und ungeachtet seiner unkonventionellen Ideologie scheint er auf rein intellektuell-akademischer Ebene tatsächlich famos. Während meiner politischen Sturm-und-Drang-Zeit hab' ich selbst mal mit Anarchokapitalismus kokettiert und ein paar seiner politischen Texte gelesen und fand sie damals durchaus stimmig, mittlerweile schon lang nicht mehr, jetzt bin ich wohl ein langweiliger, gemäßigter Mainstream-Liberaler à la Christian Lindner. Hoppes rein philosophischen Erörterungen wie eben die Argumentation Ethics hab' ich allerdings erst vor kurzem entdeckt und bin da tendenziell eher skeptisch.


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"Argumentation Ethics"

15.11.2013 um 14:49
@LordYorkshire
Zitat von LordYorkshireLordYorkshire schrieb:Ich habe mich mittlerweile etwas intensiver mit Hoppe befasst: Die genannten Selbstzwecksdelikte wären nach Hoppes absolutem Privateigentumsbegriff schon wieder illegitim. Er will mit seiner "argumentation ethics"-Theorie ja vor allem seinen Begriff des uneingeschränkten "self-ownership" untermauern, das als Axiom seiner politischen Ideen fungiert (und die von ihm behauptete Illegitimität des Staates begründen soll). Das "non-aggression principle" nach Hoppe würde sogar notgedrungene Aggression verbietet, abgesehen von der Art Notwehr, die ihrerseits wiederum eine Reaktion auf Aggression jemandes anderen darstellt.
Das Anbauen von Nahrung zum reinen Selbsterhalt wäre laut Hoppe alles andere als illegitim:
Hoppe then argues that since the resolution of conflicts over external resources must also be objectively justifiable, only the physical establishment of an objective link by original appropriation (i.e., homesteading) is a norm compatible with argumentation. From these Hoppe concludes that only the non-aggression principle of self ownership and Lockean homesteading can be justified in an argument without contradiction.[4]
Wikipedia: Argumentation ethics#Non-aggression principle
Er geht ja noch weiter:
In dem Buch Der Wettbewerb der Gauner. Über das Unwesen der Demokratie und den Ausweg in die Privatrechtsgesellschaft (2012) kommt Hoppe zu der Ansicht, dass durch Massenwahlen eine institutionalisierte Kleptokratie begünstigt werde, die „kaum oder keine Hemmungen“ habe, „das Eigentum anderer Menschen zu entwenden“. Der demokratische Staat operiere „als ultimativer Rechtsmonopolist in einem vertragslosen rechtlichen Vakuum“, denn eine vertragliche Unterwerfung aller unter den Staat, wie ihn Thomas Hobbes proklamierte, habe es nie gegeben. Infolge übergroßer Schuldenmacherei auf Kosten anderer sei die Zeit der großen Demokratien in naher Zukunft abgelaufen. Sie könne in einem neuen Totalitarismus oder in einer Privatrechtsgesellschaft enden.[10]
Wikipedia: Hans-Hermann Hoppe#.C3.9Cber die demokratischen Vorurteile

@intruder
Zitat von intruderintruder schrieb:Dafür fallen mir aber viele Beispiele ein. Freiwillige Helfer in Kriesengebieten, Menschen die sich für andere in Gefahr bringen...zumindest dann, wenn die Tätigkeit nicht dem Masochismus entspringen, sondern auch als Opfer empfunden werden.
Die Motivation, das Leiden anderer zu verringern, würde doch gen 0 gehen sobald niemand mehr leiden würde. Außerdem wäre es fraglich, ob dieses "Helfersyndrom" jetzt aus purem Egoismus betrieben wird, oder weil das Leiden anderer einen unerträglichen Zustand darstellt. Die Beweggründe dürften ja sehr unterschiedlich sein.


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"Argumentation Ethics"

15.11.2013 um 14:54
@kurvenkrieger
Nicht jedes Leid ist selbst gewählt...von daher wird es immer genug Leid geben, an dem man sich Abarbeiten kann. Der zweite Gedanke ist aber nicht schlecht. Wenn man das Leid anderer als schwerwiegender empfunden wird als das eigene, ist der Logik genüge getan :D


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LordYorkshire Diskussionsleiter
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"Argumentation Ethics"

15.11.2013 um 18:03
Das Anbauen von Nahrung zum reinen Selbsterhalt wäre laut Hoppe alles andere als illegitim:
Hoppe then argues that since the resolution of conflicts over external resources must also be objectively justifiable, only the physical establishment of an objective link by original appropriation (i.e., homesteading) is a norm compatible with argumentation. From these Hoppe concludes that only the non-aggression principle of self ownership and Lockean homesteading can be justified in an argument without contradiction.
Ja, schon, aber die Art von "homesteading", die Hoppe meint, fußt auf original appropriation, also der Aneignung von Land, das vorher vakante Besitzverhältnisse aufwies. Die Aneignung von bereits von jemand anderem belegten Land würde er wohl mit Verweis auf das "Non-Aggression Principle" auch zum Selbsterhalt nicht akzeptieren.


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"Argumentation Ethics"

16.11.2013 um 11:39
Seid gegrüßt.

Habe schon von anderen Philosophen Ähnliches gelesen. Interessant ist auch diese Position: Nämlich dass da, wo die Kommunikation auf verbaler und sonstiger Ebene abgebrochen wird, das Fundament für handfeste Gewalt gelegt wird. Wird nämlich die Kommunikation und der Dialog abgebrochen, so entstehen mit der Zeit immer tiefere Gräben und immer mehr Misstrauen, sowie dass mögliche Missverständnisse wachsen und die Aussicht auf Kompromisse schwinden.

Der Nährboden für Aggression, von welcher Seite ausgehend auch immer (Ist auch von beiden möglich) wird dort gedüngt, wo die Pluralität eingedämmt wird. Nur seine Meinung durchsetzten zu wollen etwa, das ist schon mal der Pluralität abträglich, da es gerade der Kompromiss ist, der die Pluralität schafft. Totalitarismus entsteht auch gerade dort, so las ich, wo eben versucht wird, diese Pluralität aufzulösen und durch Zwang versucht wird, anderen die eigene Meinung aufzuzwingen. Da wo einfach selbstgerecht alle anderen Meinungen pauschal als nicht nur falsch, sondern als gar zu exterminieren verworfen werden und man einem wie auch immer gelagerten Egoismus frönt, da soll dann eben auch nur noch diese Meinung bestehen bleiben.


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"Argumentation Ethics"

20.11.2013 um 10:44
Wobei sich aber natürlich übrigens sagen lässt, wie hier auch schon angesprochen, dass es sich so nicht ganz verallgemeinern lässt. Jemand kann auch in den Dialog treten mit der Absicht, seine Meinung vollkommen durchzusetzen und unter anderen Umständen dafür auch Gewalt und Aggression als legitimes Mittel zu erachten, nur dass er eben zu diesem Zeitpunkt gerade den Dialog aus welchen Gründen auch immer als Mittel anwendet. Trotzdem aber ist gerade zum Zeitpunkt des Dialogs stets noch eine friedliche Lösung möglich, indem etwa ein Kompromiss stattfindet oder einer der Parteien freiwillig die Meinung des Anderen annimmt. Aber da, wo schon mit recht intoleranten Mitteln in den Dialog getreten wird, da ist zwar noch Kommunikation und eben Dialog, aber eigentlich ist er schon von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Sagen wir so: Hier hört die konstruktive Kommunikation eigentlich schon auf oder hat nie recht begonnen. Dazu kennen wir auch den Begriff verbale Gewalt, den ich nun weiter erörtern möchte.

Und zwar ist es doch so, dass konstruktive Kommunikation und ein konstruktiver Dialog schon da aufhören, wo die Suche nach Kompromissen und einer gerechten Lösung aufgehört haben. Da wo Vorurteile und Voreingenommenheit bestehen gegenüber der anderen Meinung. Da, wo das Anliegen des Anderen völlig verworfen wird. Da, wo nicht mehr auf Augenhöhe miteinander gesprochen wird. Da wo Polemik anfängt. Da wo Beleidigungen und Verunglimpfungen hageln. Da hat besagte Suche schon aufgehört. Solche Dialoge sind in gewisser Hinsicht schon von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Weil da genau der Punkt ist, wo auf Ausgleich der Interessen und Suche nach Kompromiss ausgerichtete Kommunikation aufgehört hat. Und genau solche destruktiven Dialoge sind es, welche den Keim der handfesten Gewalt schon in sich tragen. Eine oder beide Parteien nämlich sind von ihrer Meinung völlig überzeugt und wollen sie absolut durchsetzen. Da liegt besagte handgreifliche Gewalt und Aggression einfach schon im Kern drinnen. Diese kann nur noch da gestoppt werden, wo einer seine Meinung und/oder sein Anliegen und seine Interessen aufgibt, es sei denn, die Meinung einer oder beider Parteien besteht gar selbst darin, seine Meinung mit Gewalt durchzusetzen oder den Anderen nicht nur in seiner Meinung, sondern generell zu exterminieren oder sonstwie auf Aggression zu setzen. Aber sowas ist sowieso eher dünn gesät und kann hier teils vernachlässigt werden.

Das jedenfalls ist verbale Gewalt. Da, wo einer von sich und seiner Meinung fest überzeugt ist und diese Überzeugung auf egoistischem Eigennutz besteht und/oder aus Illusion und in Wahrheit Unwissenheit, da ist der Keim der illegitimen Aggression bzw. der handfesten Gewalt schon gesät und sie ist es im Kern schon selbst - sie ist verbale Gewalt.


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"Argumentation Ethics"

19.12.2013 um 23:05
@LordYorkshire
Ja, schon, aber die Art von "homesteading", die Hoppe meint, fußt auf original appropriation, also der Aneignung von Land, das vorher vakante Besitzverhältnisse aufwies. Die Aneignung von bereits von jemand anderem belegten Land würde er wohl mit Verweis auf das "Non-Aggression Principle" auch zum Selbsterhalt nicht akzeptieren.
... wobei ungenutzte Flächen, wie bspw. Brachland, durchaus noch im Rahmen wären, wenn ich das richtig deute.

@libertarian
So würde ich es auch verstehen, bei agressivem Getrolle könnte man ja zukünftig auf dieses Thema der "Argumentation Ethics" verweisen, hat was schön doppel-deutliches. :D


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