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Hikikomori

72 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Krankheit, Hikikomori ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Hikikomori

01.04.2019 um 18:53
Zitat von DoorsDoors schrieb:Noch leichter, als dem Einzelnen die Schuld zu geben, ist es allerdings, "der gesellschaft" die Schuld an persönlichen Missbefindlichkeiten zu geben.
Manchmal ist die Gesellschaft daran Schuld,daß man sich selbst isoliert.Kommt darauf an unter welchen Leuten du bist.
Wenn es Leute sind,die nicht auf deiner Wellenlänge sind,neigt man dazu sich zu isolieren....


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Hikikomori

01.04.2019 um 18:54
Zitat von josie321josie321 schrieb:Wenn es Leute sind,die nicht auf deiner Wellenlänge sind,
Das sind 99 % der Menschheit nicht. Deshalb verstecke ich mich doch nicht!


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Hikikomori

01.04.2019 um 18:56
@Doors

Bei manchen wird es zur Krankheit......
Mir ging es so,ich habe mich auch nicht versteckt,ich kann es aber nachvollziehen,wenn sich jemand stark zurückzieht....


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Hikikomori

01.04.2019 um 19:00
@josie321

Ich denke, man muss unterscheiden zwischen freiwilliger, selbstgewählter Isolation - oder krankheitsbedingt erzwungener.


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Hikikomori

01.04.2019 um 19:04
@Doors

Ja,das schon..

Ich selbst neige eher dazu,mich zurück zu ziehen,wenn ich mich irgendwo nicht wohl fühle.
Manchmal passte es einfach nicht.
Es ging mir so in der Schule und später bei ein paar Arbeitsstellen.


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Hikikomori

01.04.2019 um 19:12
@josie321

Menschen sind aus den unterschiedlichsten Gründen unterschiedlich. Wenn ich mich in einer Situation nicht wohl fühle, versuche ich sie zu verändern. Das kann und muss aber nicht jeder genau so machen.


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Hikikomori

01.04.2019 um 20:13
Zitat von DoorsDoors schrieb:Menschen sind aus den unterschiedlichsten Gründen unterschiedlich.
Der Psychopath und Narzisst passt sehr gut in unser derzeitiges Leben.
Bestimmt die Politik und die Wirtschaft.
Einige werden Präsident.


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Hikikomori

01.04.2019 um 21:43
Zitat von HyperboreaHyperborea schrieb:Der Psychopath und Narzisst passt sehr gut in unser derzeitiges Leben.
Bestimmt die Politik und die Wirtschaft.
Einige werden Präsident.
Auch auf Sozialen Netzwerken sind sie in überfülle vertreten. Es sind die leute die am lautesten schreien, das größte klugscheißer gerede bringen und jeden tag mit den größten und interessantesten storys kommen.

Wenn sie keine interessante Story zu bieten haben dann wird ohne unterlass übertrieben oder irgendwas erfunden nur um interessant zu wirken.

Dass manche leute, ich übrigens auch, da eher abstand von nehmen kann ich verdammt gut verstehen.


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Hikikomori

29.04.2019 um 13:59
Hallo an alle, ich bin dann mal der neue. :) Ich habe gesehen das hier eine nette Diskussion über Hikikomori in Deutschland stattfindet und dachte mir das ich vielleicht einen Einblick geben könnte.

@Doors Das sehe ich genauso mit dem unterscheiden zwischen selbstgewählter und unfreiwilliger Isolation, wobei es aber ein fliesender Übergang sein kann.

Folgend werde ich so gut wie möglich versuchen meinen Werdegang zusammen zu fassen. Falls jemand eh nur Sachen wie "geh mal arbeiten" oder "da müssen alle durch" schreiben will, spare dir die Zeit das folgende zu Lesen und mir die Zeit deine Unproduktive Antwort zu lesen. Ich bin weder auf der Suche nach Hilfe oder Brauche irgendwelche Tipps wie ich mich doch anpassen könnte.

Ich schreibe das folgende nur um euch einen Einblick zu geben, durch was man in so eine Situation kommen kann, dass es nicht erst nach der Schule anfängt und das man auch damit glücklich sein kann(aber nicht muss). Natürlich unter der Bedingung, dass man sich nie komplett verabschiedet, also nicht mal mehr den Lebenswillen hat. Dann sollte man so oder so spätestens darüber nachdenken sich Professionell helfen zu lassen.

Ich bin kein guter Schreiber, was so etwas angeht und hoffe das es nicht zu schlimm ist. Falls jemand weiß wie man es besser machen könnte, kann er mich gerne Privat kontaktieren und ich kümmere mich darum.



Ich selber lebe schon seit meinem Kindergarten mit Ausnahme von 4 Jahren in einer solchen, erst unfreiwilligen und später freiwilligen Isolation. Ich habe damals einen Freundeskreis aus 5 Leuten gehabt, mit denen man jeden Tag zusammen gespielt hat. Dann kam irgendwann ein "cooler" 6. in den Kreis und hat nach und nach dafür gesorgt das ich gemobbt wurde. Was sogar soweit gegangen ist, das man mich versucht hat mit Kinderfaust großen Steinen zu bewerfen. Diese Situation ist darin geendet, dass 5 Kinder gesagt habe das ich mit Steinen geworfen hätte. Danach bin ich dann an eine Realschule gekommen und habe einen Klassenlehrer bekommen, der dafür bekannt war sich in jeder Klasse einen heraus zu suchen den er an fängt wegen Lappalien anzuschreien und dann zu einem Psychologen zu schicken, erste Frage des Psychologen war: "Hat sie Herr... geschickt?". Danach wurde ein IQ Test gemacht der überdurchschnittlich ausgefallen ist. Nach dem 5. Schuljahr bin ich dann Freiwillig auf ein Internat gegangen, wo ich dann wieder dazu genötigt war mich an Aktivitäten zu beteiligen und 2 Freunde habe ich da auch gefunden, aber das waren auch eher die Klassen Nerds. Die Zeit da war auch erträglich, aber danach ging es wieder in der 8. Klasse zurück, da das Internat schließen musste. Zurück an einer anderen normalen Schule bei mir in der Stadt, war ich dann wieder der zurückgezogene der aber auch schon so vorbelastet war.
Mein Tagesablauf bestand da nur noch aus: Aufstehen, Schule, ab nach Hause, PC an und entweder etwas zocken oder sich von Thema zu Thema hangeln und lernen, da man sonst nicht wusste was man mit seiner Zeit machen sollte. Dazu muss ich sagen, dass ich seit dem ich mit Steinen beworfen wurde nur noch ungern auf unbekannte Menschen zugehe. Also so Sachen wie an der Kasse mit der Kassiererin reden oder so was ist kein Problem, wobei man da schon ein unschönes Gefühl hat, da kommt man aber noch gut durch. Nach der Schule habe ich dann keinen Ausbildungsplatz in meinem angepeilten Beruf bekommen und habe mich dann auch noch auf einen "Deal" mit meinem Vater eingelassen, "Ich nenne dir eine Firma, da bewirbst du dich und wenn du da eine Ausbildung bekommst ziehst du die durch.". Naja, ich habe schon in der ersten Woche gemerkt das mir der Beruf nicht liegt und habe ein halbes Jahr später meinen ersten Boreout gehabt. Naja was soll man erwarten bei einem Job, bei dem man 8 Stunden vor einer Maschine steht und nur darauf wartet, dass ein Fehler passiert, um dann die Maschine zu stoppen und den Vorgang neu zu starten. Da ich nicht so viel über die Firma schreiben will, hier 4 Dinge, die alles über die Firma sagen:

1. Mein Abteilungsleiter musste schon Betablocker oder sowas nehmen, damit er nicht in seinen Schreianfällen auch noch die Mitarbeiter zu verprügeln. (hatte schon mehrere Anzeigen bezüglich so etwas und wurde vom Chef immer belabert, dass er ja irgendwann die Firma übernehmen kann.
2. Die Mitarbeiter nannten die Firma durchweg, "Firma der Abgestürzten Identitäten".
3. Es gab nur 3 Abteilungsleiter und einer davon hat Drogen an Mitarbeiter verkauft.
4. Als mal die Gründung eines Betriebsrats aufgebracht wurde, wurde eine Generalversammlung einberufen, wo unser Chef mit seinem Anwalt vor uns Stand und uns gesagt hat das er schonmal eine Insolvenz angekündigt hat und wenn wir einen BR gründen er die Firma, mit seinen Worten: "vor die Wand fährt".

Naja Ausbildung durchgezogen und direkt nach bestehen habe ich die Firma verlassen. Den Berufszweig auch komplett hinter mir gelassen und ich habe mich noch Jahre lang darüber geärgert das ich die Ausbildung gemacht habe, da ich schon vorher wusste das ich mit der Ausbildung nicht mal bei anderen Berufen einen Vorteil hätte, außer das man sieht das ich kein notorischer Abbrecher bin.
Danach war ich dann so fertig das ich nach 250 Bewerbungen kein einziges Job oder Ausbildungsangebot bekommen habe. Dann habe ich eine "Massnahme" in meinem angepeilten Beruf gemacht und das hat mich dann auch wieder aus dem Tief geholt. Auch wenn ich bis heute noch keine Firma kenne, wo man Fair und gerecht behandelt wird. Damals habe ich noch meiner ersten Ausbildung die Schuld für meine Situation gegeben, später im Studium habe ich dann gemerkt, dass es an mir selber liegt, habe nach Lösungen gesucht. Mich selber stört die "Isolation" nicht. Ich habe schon bestimmt 8 Jahre ohne außer Familiären Kontakt verbracht (in ca 2 gleich großen Phasen) und ich lebe gerne so. Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und finde immer Sachen die mich interessieren, zB Baue ich Drohnen, Rover, Internet of Things Module, aktuell habe ich mir einen 3D Drucker geholt, ich kann mehrere Programmiersprachen und will noch so viel neues lernen^^. Wenn ich mich mein ganzes Leben selbst beschäftigen sollte, hätte ich keine Bedenken, dass ich das schaffen würde. Naja, daraus ist dann das Ziel geworden, wie kann ich Geld verdienen ohne aktiv auf Menschen zugehen zu müssen. Meine Eltern haben mich damals beim ausarbeiten der Idee unterstützt und damit werde ich noch 1-2 Jahre beschäftigt sein.

Nun zu den Gefühlen und den Details die dabei eine Rolle gespielt haben. Als ich im Kindergarten meinen kompletten Freundeskreis an einem Tag verloren habe und der Stein Vorfall war, dachte ich mein leben ist zu ende. Ich war damals schon schüchtern und die Situation hat es extrem verschlimmert. Ich denke ich bin die letzten 1-1,5 Jahre nicht mal mehr nach der Schule rausgegangen. Vorher war ich von nach der Schule (obwohl die Eltern meinten, das ich nach der schule nachhause soll) bis "spät" Abends 18 Uhr draußen, mit den Freunden in den Wäldern bei uns in der Umgebung spielen und man hat mich kaum rein bekommen können. Nach dem Vorfall und ein paar Monaten haben mich meine Eltern dann an unseren damals noch Familien PC gelassen oder meine Mutter hat mit mir an einem Super Nintendo gespielt. Nach und nach habe ich mich dann immer mehr daran gewöhnt und als ich dann das einzelne Jahr an der Realschule hier war, hatte ich nachdem der Klassenlehrer mich im Visier hatte alles an Motivation verloren die ich noch hatte. Damals dachte ich "Endlich aus der Grundschule, an der Realschule kennen sich so gut wie alle in der Klasse noch nicht, es kann nur besser werden." Naja, Pustekuchen, es will ja keiner was mit dem Zutun haben der im Visier des Klassenlehrers ist. Dann haben meine Eltern mir vorgeschlagen, dass wir uns ja mal einfach ein paar Internate anschauen können und wenn mir das gefallen sollte, geht es da dann weiter. Alles ganz offen besprochen, also nicht das man denkt das es eine Bestrafung oder so was sein sollte. Dann war ich 4 Jahre in dem Internat, durch die regelmäßige verpflichtende Teilnahme an Aktivitäten, ging es da auch gut weiter. Das war mit eine der sorglosesten Zeiten die ich in meinem Leben hatte. Deswegen war ich auch wirklich Traurig als uns 3,5 Jahre später Mitgeteilt wurde, dass das Internat schließen wird. Ich muss zugeben, das mir damals das gar nicht so extrem aufgefallen ist. Man hat halt gelebt, man wird immer wieder vor Situationen gestellt und entscheidet sich für das, in dem Moment, für einen bessere. Erst als ich dann in der ersten Ausbildung war, habe ich dann als ich wirklich nervlich am ende war angefangen, mich damit zu beschäftigen, was, wann, mich wie geformt hat. Damals habe ich dann auch dadurch das die Firma wirklich das letzte war angefangen mich in meine Situation zu ergeben, sie einfach Stupide durch zu ziehen und zu hoffen, dass es nach der Ausbildung wenn ich nicht mehr an den Deal gebunden bin, besser wird. Nach dem Studium habe ich dann trotzdem noch eine Ausbildung in meinem Wunschberuf gemacht und habe dadurch dann auch mein IT und Elektronik Hobby zum Beruf gemacht, aber auch da schon gemerkt, dass es bei der ersten Ausbildung nur minimal an dem Beruf lag, sondern eher am Verständnis von einem Gerechten Arbeitsverhältnis in Deutschland (nicht nur hier). Dadurch habe ich mich dann erst in Richtung des Beruflichen darseins informiert, also was gibt es für Systeme außer dem Angestellten Dasein. Und habe dann erst mit Investitionen experimentiert und dann später wie schon oben geschrieben mit der Unterstützung meiner Familie angefangen mir etwas aufzubauen, wovon ich leben kann und gleichzeitig mit meinem Leben auch Glücklich sein kann. Allgemein würde ich sagen, dass ich sehr sehr häufig einfach das Gefühl hatte das Leben eines anderen zu Leben oder mir die Frage gestellt habe, wie kann ich aus diesem ewigen Kreislauf entfliehen.

Ich persönlich würde mein leben trotzdem nicht ändern wenn ich es könnte, da ich sonst nie meine Neugier und mein Interesse an IT und Elektronik entdeckt hätte und wahrscheinlich niemals angefangen hätte mich mit Alternativen zum Angestellten Dasein beschäftigt hätte. Ich schätze das ich dann heute sehr verbittert über meinen Alltag wäre. Aber das kann man ohne eine Zeitmaschine wohl nicht herausfinden. :)

Bezüglich der Unterstützung meiner Eltern, ich lasse nicht zu das meine Eltern mich in irgendeinerweise Finanziell unterstützen, bevor gleich jemand anfängt zu rufen das ich aufhören soll meinen Eltern zur last zu fallen. Das tue ich nicht, da sie selber das selbe schon im kleinen machen, können sie mir mit Antworten und allgemein Informationen helfen.

Ich hoffe das ich niemandem mit etwas auf den Schlips getreten bin und wenn dann sollte es keine Absicht sein.

Mit freundlichem Gruß
Locmus

PS: immer dran denken, das leben darf man nur in Witzig und nicht Witzig einteilen ;-)


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Hikikomori

29.04.2019 um 19:33
Zitat von LocmusLocmus schrieb:PS: immer dran denken, das leben darf man nur in Witzig und nicht Witzig einteilen ;-)
Dazu passt mein Motto:

Das Leben ist ziemlich lächerlich, aber nicht besonders lustig.


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