Do-X schrieb:Dass es noch den Beruf ,,Bibliothekar" gibt, ist schon ein Wunder, oder?
Keine Sorge, ich bin nicht von Arbeitslosigkeit bedroht. Der Beruf mag sich zwar gewandelt haben und beinhaltet mehr als früher, aber unsere Nutzerzahlen sind stabil.
Do-X schrieb:Ich frage mich, wer heute noch zur Bibliothek geht oder überhaupt Mitglied sein möchte? Du kannst fast Alles übers Internet bestellen und was sich mehr und mehr bei uns etabliert, sind vereinzelt Lese/Bücher-Schränke an Gehwegen.
Auch in Second hand Läden findet man Literatur. Und ganz viele Haushalte geben Kinderbücher in Schulhorten und Kitas a
Na, wenn du das Geld hast, um dir alles, was du lesen willst, direkt zu bestellen (dazu braucht es noch nicht mal das Internet, jede Buchhandlung kann dir Bücher normalerweise bis zum nächsten Tag beschaffen), dann ist das doch toll. Aber das hat zum einen nicht jeder und wenn man Bücher nicht gerade sammelt, sondern nur einmal lesen will, will man unter Umständen auch nicht unnötig Geld für Bücher ausgeben, selbst wenn man es hat.
Und Bücherschränke.... Ja, die haben sicher ihre Berechtigung und mitunter werden die ja auch rege genutzt. Meiner Erfahrung steht da aber eher altes Zeug rum, während man in einer Bibliothek problemlos den neuesten Suter kriegen kann. Mal davon abgesehen, dass in vielen Schränken dann auch eher Bücher für Erwachsene stehen und selbst wenn nicht, greift dann auch da das durchschnittliche Alter der Bücher. Ein Kind zu zwingen, eine alte Tom Sawyer-Ausgabe zu lesen, weil die halt gerade irgendwo zur Verfügung stand, obwohl das Kind lieber was von Katja Brandis lesen wollen würde, ist ein erfolgversprechender Weg um das Kind zum Nicht-Leser zu machen.
Außerdem bieten Bücherschränke keine E-Books, keine digitalen Zeitschriften und von sowas wie Film- und Musikstreaming oder dem Ausleihen von Dingen, die man nur alle Jubeljahre mal braucht (Bibliothek der Dinge), schweigen wir mal lieber ganz.
Wie gesagt, dass kann man sich auch alles im gleichen Maße privat finanzieren. Einige unserer Nutzer:innen würden dann problemlos Geld im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich pro Monat investieren. Aber das hat leider nicht jeder. Und dann kommt ja auch noch der soziale Aspekt hinzu. In unserer Zentrale gibt es beispielsweise eine Rentner-Gruppe, die dort in unterschiedlicher Zusammensetzung teilweise den ganzen Tag dort ist. Aber wieso auch nicht? Die haben da den ganzen Tag Beschäftigung, können sich untereinander austauschen und sparen sogar noch bares Geld, weil sie z.B. daheim keinen Internetanschluss brauchen, dank des kostenlosen W-Lans für alle oder daheim die Temperatur ein paar Grad niedriger stellen können, während sie in einer muckelig warmen Umgebung sitzen.
Aber zu sagen: Ja, kann man doch auch alles bestellen, ist halt symptomatisch dafür, warum manche Menschen ständig das Gefühl haben, so wenig Geld in der Tasche zu haben.