Raspelbeere schrieb: Handtücher wegen Badfarbe entsorgen? Unsere sind kunterbunt, zusammengekauft, übernommen...
Klar, das ist auch Ansichtssache, ich fand es nur bei meiner Schwester wegen des geringen Einkommens krass. Andererseits wohnt sie halt in einem "Puppenstübchen", wo alles farblich aufeinander abgestimmt ist. Sie würde auch nie was second hand kaufen, da sie das widerlich findet. Dafür geht dann halt viel (in meinen Augen völlig unnützes Geld) drauf.
Raspelbeere schrieb:Auch Essen bei Ausflügen: Bin noch immer Mitnehmtyp (keine Kinder, verheiratet, gutes Einkommen). Auch auf Reisen: etwas dabei. Als es bei mir mit Geschäftsreisen anfing, teils Flüge: etwas dabei, weil ich es nicht einsehe am Bahnhof oder Flughafen für ein Sandwich viel Geld auszugeben das dann noch Dinge enthält die ich nicht mag (möchte mich möglichst vegan, mindestens vegetarisch ernähren).
Ich glaube, da sind wir ziemlich ähnlich. Zumal man auch sagen muss, dass es ja mitunter das billigste Zeug total überteuert gibt - aber die Leute kaufen das trotzdem.
Raspelbeere schrieb:Essengehen ist bei uns "schön essen gehen", z.B. mal ein ungewöhnliches Restaurant ausprobieren und das auf den eigenen Geburtstag (oder den des Partners) oder den Hochzeitstag legen (ergibt zwei bis drei Restaurantbesuche pro Jahr). Kein Coffee to go (es gibt doch Flaschen und Thermoskannen), ÖPNV-Nutzung wannimmer möglich.
So machen wir das auch. Mr Mary arbeitet sehr oft Freitag und Samstagabend. Daher gehen wir -wenn- unter der Woche weg.
rhapsody3004 schrieb:Wie definiert sich eigentlich entsorgen? Klingt nach ab in den Müll damit. Dann doch wenigstens spenden oder im Bekanntenkreis verschenken.
Ja, das ist ziemlich krass. Mr Mary arbeitet zeitweise in einem Hoten - im Hotel gab es eine Auszubildende, die sich für 1000€ komplett einkleidete (z.B. haben die Ballerinas an, das fand sie ziemlich blöd) und nach drei Wochen die Ausbildung schmiss. Sie nahm einen schwarzen Müllsack, stopfte all die Klamotten und Schuhe hinein und schmiss sie in den Container - es kam ihr gar nicht auf die Idee, die anderen Azubis zu fragen, ob sie die Sachen möchten bzw. weiße Blusen kann man immer mal wieder brauchen.
rhapsody3004 schrieb:Ja, dann gehts selbst solchen Leuten in dieser Einkommensschicht scheinbar noch zu gut. Am meisten stört mich bei sowas aber, egal zu welcher Einkommensschicht gehörend, wenn nagelneue Sachen wirklich weggeschmissen werden sollten.
S.o. Das ist leider sehr oft so. Bei uns (Brennpunktschule) stehen auch die ärmsten Kinder täglich in der Bäckerschlange an - wo ein belegtes Brötchen 2,50€ kostet - das macht nichts aus, scheinbar, dass das 12,50€ in der Woche sind, stört da niemanden.
Photographer73 schrieb:Stört mich auch in kleinster Weise. Ich hab auch kein zB Kaffeeservice oä, sondern verschiedene Tassen, die mir gut gefallen. Dass dann jeder eine andere bekommt, wenn mehrere Leute da sind, juckt weder mich, noch mein Umfeld.
Ja, das ist Typsache, aber das geht bei solchen Leuten ja immer weiter. Es muss immer das Neuste und Beste sein. Und lieber spart man woanders.
Photographer73 schrieb:Ich gehe sehr gerne essen und auch häufiger. Das muss selbstverständlich nicht immer der Sterneschuppen sein, aber auszugehen ist für mich Lebensqualität.
Das kommt darauf an ... die Preise haben halt massiv angezogen. Früher bin ich ab und an mit Kollegen in der Mittagspause weggegangen, aber da kostet nun das Essen locker 13-15€ und das Getränk extra, das ist mir echt zu viel. So lecker ist es meistens dann doch nicht.
Sterntänzerin schrieb:Das Klientel, mit dem ich beruflich häufig zu tun habe, würde sowas leider nie machen.
Das ist so eine Mindsetfrage. Es wäre ja auch so, dass das Bildungsbürgertum sehr großzügig Bildungsangebote sponsern würde, wenn diese auch angenommen werden würden. Aber das ist ja oft das Problem. Bei uns gab es mal so eine Aktion "Jedes Kind soll schwimmen können" - der Seepferdchenkurs kostete damals so 35€ für 25 Schwimmstunden, Arztpraxen, Anwaltskanzleien,... alle möglichen Gruppierungen sponsorten dies - es konnte nich wiederholt werden, weil von 30 Teilnehmern machten am Ende zwei das Seepferdchen - obwohl das Schwimmbad in einem sozial benachteiligten Wohngebiet lag, aber schon alleine 20mal pünktlich da auftauchen und eine Stunde in der Kälte oder Schwimmbadwärme (es war Winter) aufs Kind zu warten, war vielen schon zu viel.
Sterntänzerin schrieb:Da liegen die finanziellen Prioritäten dann anders bzw. nicht beim Kind. Es scheitert dann mitunter schon am Geld für Fahrkarten für die Straßenbahn, um z.B. mal in den Wald raus zu fahren.
Dsa haben wir in unserer Schule auch - das Viertel mit den Sozialwohnungen liegt ca. 500m vom Waldrand entfernt. Die meisten Kindern haben diesen Wald noch nie gesehen - wir machen nun Waldaktionstage, in der Hoffnung ... aber meist sind sie halt 1-2 mal mit uns dort.
Sterntänzerin schrieb:Sogar dann, wenn das Kind krank wird, wird da mitunter erst sehr spät Geld in die Hand genommen, um mit dem Kind zu einem Arzt zu fahren (im Stadtteil gibt es keinen Kinderarzt). Das alles ist immer wieder Thema bei Stadtteiltreffen. Immerhin werden einige dieser eigentlich 0815-Freizeitaktivitäten wenn möglich von KITAs und Schulen aufgefangen.
Ja, das Problem haben wir in unserer Schule. Die 7. Klässler haben bei uns Hauswirtschaft und die ersten sechs Monate bringt man ihnen bei, ordentlich mit Messer und Gabel zu essen. Das ist wirklich krass. Sie essen auch ganz viel nicht "ihhhhh", v.a. gesunde Dinge (Salat, Obst, Gemüse, Vollkorn,...)
Sterntänzerin schrieb:Gleichzeitig schmeißt dieses Klientel an anderer Stelle regelmäßig unnütz Geld zum Fenster raus.
Ja, das ist wirklich zum Heulen. Bei uns an der Schule bleiben auch regelmäßig Zeichenblöcke, Malkästen etc liegen. Ich habe mal einer Schülerin mit vielen kleinen Geschwistern einige nagelneue Zeichenblöcke und zwei fast unbenutzte Pelikanfarbkästen mitgegeben, damit sie daheim malen können bzw. die Grundschulgeschwister für die Grundschule ausgestattet sind - ich habe sie dann dabei erwischt, wie sie die Sachen im Müllcontainer entsorgt hat, weil sie "keinen Bock hatte, die nun heimzutragen".
Sterntänzerin schrieb:Ich arbeite ja in einer Bibliothek, in der entsprechend Mahngebühren fällig werden, wenn man sein Zeug zu spät zurück gibt. Da tauchen auf den entsprechenden Listen durchaus immer wieder die gleichen Namen auf und je nachdem, wie viel da wie lange zu spät zurückgebracht wird (wenn überhaupt), kann es da richtig teuer werden. Manch einer könnte bei den aufgerufenen Summen tatsächlich mindestens vierteljährlich mit den Kids in den Zoo gehen.
Ja ... bei uns an der Schule ist der Aufreger, dass man im Bildungs- und Teilhabepaket kostenfrei Mensaessen bekommt - daher meldet auch niemand das Kind ab, wenn es krank ist, weil es ja eh nichts kostet. Jeden Tag bleibt haufenweise Mensaessen übrig.