Erwachsen werden - unser Leben
13.02.2004 um 13:35Die Zeit der Blumenkinder und der freien Liebe, da wurde ich geboren. Die Gesellschaft war in einer Umbruchstimmung. Frauen hatten mehr Rechte und sogar der Mini war vor kurzem erfunden worden. Die Mode war freizügiger und die Menschen lauter geworden. Selbstbestimmung und Gleichberechtigung von Mann und Frau war die Devise und man lebte nicht mehr mit der ganzen Familie unter einem Dach – nein man lebt für sich. Alles konservative Denken war passe, eine neue Lebensart zog ein. Frauen liefen auf die Straße und verbrannten ihre BH´s als Demonstration. Wie toll. Man kochte sein eigenes Süppchen oder wurde von der Gesellschaft „aufgefangen“ , so sagt man.
Ja und genau da wurde ich geboren, in einer Großstadt, in eine Gesellschaft herein, die nicht gerade rühmlich war, sich aber gerne dafür hielt.
Ich war kein Wunschkind, wie ich heute weiß und genau so gestalteten sich die ersten drei Jahre meines Erdendaseins. Durch nette Beamte musste ich erfahren, dass meine Mutter mit einem Bekannten eine Affäre hatte, was ja nicht verwerflich ist, aber der Kinderwunsch bestand eben bei ihr noch nicht. Sie liebte das Leben, die Männer und den Alkohol, weniger die Schule, Arbeit und Verpflichtungen. Sie war gerade zwanzig Jahre, als ich geboren wurde und lebte in einem weniger attraktiven Viertel unserer Stadt. In diesem wurden erst abends die Bürgersteige herunter geklappt und die Bars und Szenelokale öffneten. Dort amüsierten sich die weniger betuchten bis zum Morgengrauen. Es ist völlig verständlich, dass da die Arbeit und die Ausbildung meiner Mutter auf der Strecke blieben. Ein Jahr verbracht ich bei ihr und meiner Oma, die sich aber genauso wenig um mich kümmerte, wie sie selbst. Natürlich blieb das der Gesellschaft von Ämtern und Behörden nicht unbemerkt und so beschlossen diese mich eines Tages aus der Kindergartenstätte abzuholen und zu den guten Nonnen in ein Stift zu geben.
Gleichzeitig gab es ein paar Straßen weiter einen Mann und eine Frau, die sich sehnlichst ein Kind wünschten und da das Schicksal es ihnen verwehrte und ihnen das erste Kind nahm, versuchten sie eines anzunehmen. Zwei Jahre dauerte die Prozedur und die netten Beamten entschieden, das der nette Mann und die nette Frau sich meiner annehmen sollten. Und so kam es, das ich in wohlbehüteten Verhältnissen aufwuchs. Meine leibliche Mutter versuchte zwar mit Briefen und Besuchen bei den Behörden mich zurück zugewinnen, aber man lehnte ab. Ihr Lebensstil sei für ein kleines Kind nicht ideal. Und so trennten sich unsere Wege ein für alle mal. Über meine Kindheit gibt es nur soviel zu berichten, dass ich die Schule mit einem guten Durchschnitt verließ und ich anfing ein Fachschulstudium als Kindergärtnerin zu machen.
Zur gleichen Zeit war der Politische Umschwung in unserem Land so groß, das sich für alle Menschen neue Möglichkeiten und Veränderungen auftaten und so auch mein Leben sich drastisch änderte. Ich fing an Fragen zu stellen über meine Vergangenheit und stieß dabei auf die genannte Geschehnisse vor siebzehn Jahren. Für einen jungen Menschen ist dies natürlich aufregend und zerreißend zugleich. Man steht da also am Anfang seines Lebens und wird mit solchen Dingen konfrontiert, die eine völlig aus der Bahn werfen. Nun war es natürlich nicht einfach bei den Behörden an derartige Informationen, da diese sehr heikel, heranzukommen und die Sache musste noch für eine paar Jahre ruhen. Schließlich verdrängte ich diese Angelegenheit für eine Weile und widmete mich, genau wie meine Mutter in diesem Alter dem Leben und weniger der Schule. Diese schmiß ich einfach hin und tingelte von Job zu Job um mich ernähren zu können und angesagte Tanzlokale und Bars aufsuchen zu können. Ich war bei meinen Eltern ausgezogen, um das Leben kennen zu lernen und landete immer wieder im Sumpf der Gesellschaft. Eine Liebschaft folgte der nächsten, denn ich verstand es immer wieder die Männer an mich zu binden und dadurch bei ihnen wohnen zu können und mein Dasein nicht auf der Straße zu fristen. Auf einer Hinterhofparty lernte ich einen gutaussehenden Mann kennen, dem jedes Mädchen in unserer Runde nachschaute. Er war durchschnittlich groß von schöner Gestalt, schlank und hatte eine anziehende Wirkung auf seine Gesprächspartner. Schade war nur, er war fest leiert schon seit Jahren. Sie war schön, aber zurückhaltend und ihm in gewisser Weise fast hörig. Da konnte ich und meine Freundinnen nicht mithalten. Keine von uns war auf den Mund gefallen und sah so gut aus wie sie. Aber wie das Leben so spielt schien ich doch nach seinem Geschmack zu sein. Ich hatte mich von der Party ein Stück entfernt und saß am Ufer des Flusses, der an unserem Hof vorbei floss. Er setzte sich plötzlich neben mich, denn ich hatte nicht bemerkt, dass mir jemand folgte, und sprach mich an. Wir entschlossen uns spazieren zu gehen und tauschten uns über Gerüchte im Bekanntenkreis aus. Als unser Verschwinden von seiner Freundin bemerkt wurde, gab es eine riesige Szene ihrerseits und beide gingen. Einige Tage später kam er zu mir zu Besuch. Er wusste das mein Freund nicht da war und so hielten wir es wochenlang, bis er sich von ihr trennte und ich von meinem Freund. Die Gefühle die ich in dieser Zeit spürte kannte ich nicht und so war jeder Tag ein neues Abenteuer. Endlich kam ich aus der Bruchbude in der ich bis dahin gelebt hatte heraus und zog zu ihm in einen Neubau ohne Hinterhöfe mit Grünanlagen. Was ich bis dahin noch nicht wusste, war dass wer einmal zu ihm gehörte es schwer hatte von ihm wegzukommen, außer er entschied zu gehen. Frauen waren Eigentum und mussten tun, was er sagte. Das erste Jahr war schön und aufregend zu gleich. Er kaufte Kleider für mich, ging mit mir essen und tanzen. Es war ein sorgenfreies Leben. Als die ersten Schleier sich lösten und ich versuchte auf eigenen Beinen zu stehen und mein Leben wieder zu ordnen, legte er mir mit Vorwürfen und wüsten Beschimpfungen immer wieder Steine in den Weg. Die Abhängigkeit sollte nicht aufgegeben werden. Er fing an seine Wut und Unsicherheit in Form von Schlägen an mir auszulassen, bis ich den Mut aufbrachte mit Freunden darüber zu reden, die mir schließlich halfen, bei ihm auszuziehen und unterzutauchen. Mit mancher netten Geste schaffte er es aber dennoch mich zurück zu gewinnen und nach einem halben Jahr zog ich wieder bei ihm ein. Schließlich passierte mir beinahe dasselbe wie meiner Leiblichen Mutter, denn ich wurde auch ungewollt schwanger. Und dies genau in dem Augenblick, wo ich anfing mein Leben wieder einiger Maßen in den Griff zu bekommen. Ich hatte eine Ausbildung begonnen, die ich nun vergessen konnte, denn meine Chefin merkte dies und entließ mich mit einer anderen Begründung. Ich dacht mir fällt die ganze Welt auf den Kopf, Ausbildung weg und dann noch schwanger ungewollt, von einem Mann der nicht gerade eine Vaterrolle spielen konnte, da er einen schlechten Charakter hat.
Was nun tun? Monatelang hatte ich nicht mit meinen Eltern gesprochen, denn ich war ja groß und konnte auf eigenen Beinen stehen, aber nun war es an der Zeit sich Rat zu holen und dies tat ich auch. Die Entscheidung traf ich allein und ich ging ins Krankenhaus. Schwangerschaft vorbei, der Freund ging in der Zeit fremd, so dass ich noch mehr zerrüttet war als vorher.
Da meine Mama aber gute Kontakte hatte zu den netten Beamten, bekam ich einen Job in einem Pflegeheim und mein Dasein hatte nun endlich einen Sinn. Zu dieser Zeit lernte ich eine Mann namens Marco kennen. Er war groß gutaussehend, zuverlässig und strebsam in seiner Arbeit. Ich glaube heute, dass ich ihn damals schon liebte, konnte es mir aber noch nicht eingestehen, denn ich war ja mit seinem besten Freund zusammen. Und wenn ich gebunden bin denkt man ja nicht daran, sich in einen anderen zu verlieben. Nun gut mein Freund machte mir immer mehr Kummer und so versuchte ich ihn wieder und wieder zu verlassen,. Komischer Weise liebt ich ihn und so wurde die Kluft in mir immer größer. Er terrorisierte mich mit Schlägen und anderen Frauen, kontrollierte mich und schnüffelte mir nach. Die Zerreißprobe war für mich so enorm, bis zu dem einem Abend, an dem ich nicht mehr konnte.
Wie immer saßen wir im Wohnzimmer und schauten Fernsehen, bis er meinte in der Kneipe, ein Stück von uns entfernt, seine neue Freundin besuchen zu müssen. Die Entscheidung, die ich traf war in diesem Moment so einfach und perfekt. Ich ging ins Bad, sammelte alle Tabletten zusammen und schluckte fast hundertfünfzig Stück. Er hatte sich bereits angezogen und wollte losgehen, als ich mich ins Bett legte um der hiesigen Welt den Rücken zu kehren. Die Minuten die nun folgten waren sehr merkwürdig, denn als die Medikamente seine Wirkung entfalteten, fing ich an zu bereuen und merkte wie ich auf einmal anfing den Mut aufzubauen, den ich gebraucht hätte, um ihn zu verlassen. Da war es aber leider zu spät und ich fügte mich dem was jetzt geschah. Die Wohnungstür ging auf und ein Mann in weißen Sachen riss mich vom Bett hoch, maß Puls und Blutdruck und versucht mit mir zu sprechen, was nicht möglich war. Ich war zu benommen. Der Krankenwagen raste durch die Stadt zum Krankenhaus, wo ich mit allen möglichen Instrumenten und Wiederbelebungsmaßnahmen zurückgeholt wurde. Gleichzeitig musste mein Freund vor der Polizei Rede und Antwort stehen und beinahe wäre er in Untersuchungshaft gekommen, weil sie dachten er habe sie mir verabreicht, um sich meiner zu entledigen. Aber den Bösen ist das Glück holt und so saß er, als ich erwacht an meinem Bett, was einen Brechanfall bei mir auslöste. Ich konnte ihn einfach nicht mehr ertragen. Der Arzt entlies mich nach zwei Wochen. Pläne für meine Zukunft hatte ich geschmiedet und so dauerte es auch nicht lange und ich zog bei ihm aus in ein Zimmer bei einer netten Dame. Dies lag weit weg am anderen Ende der Stadt. Eine Ausbildung hatte mir meine Mutter besorgt und ab da ging es bergauf für mich. Ich lernte andere Männer kennen und lieben. Weil aber mein letzterer Freund keine Ruhe gab sucht ich mir bald darauf eine neue eigene Wohnung, klein aber mein. Dort konnte ich ungestört leben. So vergingen vier Jahre, schöne Jahre wohlbemerkt. Ich hatte mein kleines zu Hause und was ich noch erwähnen möchte, eine kleinen Begleiter. Meine Schulfreundin hatte ihn mir geschenkt. Er war schwarz und von lieben Charakter, mein Kater.
Wir sollten ein Herz und eine Seele werden. Ich glaube dies war das erste männliche Wesen, was es bis dahin Jahre mit mir ausgehalten hat und mich auch nie im Stich ließ. Anders war es mit den Männern. Sie kamen und sie gingen, zwar ausgesuchter als bisher, aber irgendwie nie der richtige, der mich hätte glücklich machen können. Ich besaß auch nicht mehr den Mut mich so fest zu binden und so tauschte ich die Rollen und tat es so wie sie. Spaß ja, feste Beziehung nein.
Wenn ich mal bemerken darf, die Jugend ist die schönste, aber auch anstrengenste Zeit in unserem Leben, so glaube ich, denn sie besteht nicht aus Regeln. Sie hat kein Schema nach dem man gehen kann. Man lernt sich selbst erst richtig kennen, seine Wünsche und Erwartungen ans Leben und fängt langsam an sein zukünftiges Dasein zu planen. Die Erwachsenen sagen nur: „Die Jugend von heute“ – ist auch nicht anders wie die Jugend von gestern. Wir vergessen nur zu gern welche Fehler wir selbst gemacht haben und wollen uns diese auch nicht mehr gern ins Gedächtnis rufen, geschweige denn aussprechen. Aber zurück zu mir und meinen Männern. Da ich mich von dem alten Bekanntenkreis nicht gänzlich getrennt hatte sah ich auch Marco wieder und war Feuer und Flamme für ihn. Eine Bindung die über mehrere Jahre andauern sollte. Wir waren Geliebte und Freunde zu gleich und immer wenn es einem nach dem anderen verlangte waren wir zusammen. Eine feste Bindung hatten wir nicht, aber das spielte bis dahin auch keine Rolle. Er hatte eine Freundin, die nichts von mir wusste und hätte ich einen Freund gehabt, ich hätte diesem nicht von Marco erzählt. Es war wie eine kleine Welt, in die wir uns zurückzogen und genossen, bis wir wieder auseinander gingen.
In meiner Ausbildung dann lernte ich einen Mann kennen, der war etwas älter als ich und da meine Ansprüche sich leicht geändert hatten legte ich auf das Aussehen keinen so großen Wert mehr, aber auf die Sicherheit in einer Beziehung. Er stammte aus einer Arztfamilie. Sein Großvater und auch sein Vater und seine Mutter waren Arzte. Dem entsprechend hoch war der Lebensstil dieser Familie und ich muss gestehen, es gefiel mir zusehends. Wir machten Reisen und er beschenkte mich von vorn bis hinten. Da er in anderen gesellschaftlichen Kreisen zu Hause war, musste meine Garderobe auch dem entsprechend sein und so lernte ich teure Läden, Restaurant und Bars kennen. Leider entwickelte er sehr komisch, denn er machte immer teurere Geschenke, so dass ich davon ausging sein finanzielles Polster müsste bald aufgebraucht sein. Er hob mich auf einen Sockel, von dem ich bald verschwand. Das Wissen ihm nichts zurückgeben zu können ließ mir keine Ruhe und so machte ich lieber jetzt einen Strich, als wenn es zu spät ist.
Das war ja auch nicht so schlimm, jedenfalls litt ich nicht unter Trennungsschmerz, ich hatte ja Marco und war dem nach nie allein.
Jede Frau verspürt aber irgend wann den einen Wunsch und so machte ich mich, nach den vielen Enttäuschungen auf den Weg und suchte einen Mann fürs Leben, der mir meinen Wunsch erfüllen sollte.
Tja, den Mann fürs Leben habe ich nun gefunden und erwachsen geworden bin ich jetzt auch. Den Halt der Familie kann nichts ersetzten. Das Leben in der Jugend und Kindheit ist sehr schön, aufregend, aber auch kompliziert, genau wie der neue Lebensabschnitt den ich nun betreten habe.
Übrigens 3 Monate nach meiner Hochzeit starb mein damaliger Freund Marco, er war auch auf der Hochzeit.
Wie war es bei Euch, mit dem Erwachsen werden? Vermisst Ihr die Jugend oder habt Ihr keine Probleme mit dem Älterwerden? Haben sich Eure Gefühle und Einstellungen zu Beziehungen und der Liebe auch geändert – zum positiven?
Wäre schön, wenn Ihr mir Eure Erfahrungen mitteilen könntet.
Ohne Arbeit früh und spät kann Dir nichts geraten, Neid sieht nur das Blumenbeet, aber nie den Spaten.
Ja und genau da wurde ich geboren, in einer Großstadt, in eine Gesellschaft herein, die nicht gerade rühmlich war, sich aber gerne dafür hielt.
Ich war kein Wunschkind, wie ich heute weiß und genau so gestalteten sich die ersten drei Jahre meines Erdendaseins. Durch nette Beamte musste ich erfahren, dass meine Mutter mit einem Bekannten eine Affäre hatte, was ja nicht verwerflich ist, aber der Kinderwunsch bestand eben bei ihr noch nicht. Sie liebte das Leben, die Männer und den Alkohol, weniger die Schule, Arbeit und Verpflichtungen. Sie war gerade zwanzig Jahre, als ich geboren wurde und lebte in einem weniger attraktiven Viertel unserer Stadt. In diesem wurden erst abends die Bürgersteige herunter geklappt und die Bars und Szenelokale öffneten. Dort amüsierten sich die weniger betuchten bis zum Morgengrauen. Es ist völlig verständlich, dass da die Arbeit und die Ausbildung meiner Mutter auf der Strecke blieben. Ein Jahr verbracht ich bei ihr und meiner Oma, die sich aber genauso wenig um mich kümmerte, wie sie selbst. Natürlich blieb das der Gesellschaft von Ämtern und Behörden nicht unbemerkt und so beschlossen diese mich eines Tages aus der Kindergartenstätte abzuholen und zu den guten Nonnen in ein Stift zu geben.
Gleichzeitig gab es ein paar Straßen weiter einen Mann und eine Frau, die sich sehnlichst ein Kind wünschten und da das Schicksal es ihnen verwehrte und ihnen das erste Kind nahm, versuchten sie eines anzunehmen. Zwei Jahre dauerte die Prozedur und die netten Beamten entschieden, das der nette Mann und die nette Frau sich meiner annehmen sollten. Und so kam es, das ich in wohlbehüteten Verhältnissen aufwuchs. Meine leibliche Mutter versuchte zwar mit Briefen und Besuchen bei den Behörden mich zurück zugewinnen, aber man lehnte ab. Ihr Lebensstil sei für ein kleines Kind nicht ideal. Und so trennten sich unsere Wege ein für alle mal. Über meine Kindheit gibt es nur soviel zu berichten, dass ich die Schule mit einem guten Durchschnitt verließ und ich anfing ein Fachschulstudium als Kindergärtnerin zu machen.
Zur gleichen Zeit war der Politische Umschwung in unserem Land so groß, das sich für alle Menschen neue Möglichkeiten und Veränderungen auftaten und so auch mein Leben sich drastisch änderte. Ich fing an Fragen zu stellen über meine Vergangenheit und stieß dabei auf die genannte Geschehnisse vor siebzehn Jahren. Für einen jungen Menschen ist dies natürlich aufregend und zerreißend zugleich. Man steht da also am Anfang seines Lebens und wird mit solchen Dingen konfrontiert, die eine völlig aus der Bahn werfen. Nun war es natürlich nicht einfach bei den Behörden an derartige Informationen, da diese sehr heikel, heranzukommen und die Sache musste noch für eine paar Jahre ruhen. Schließlich verdrängte ich diese Angelegenheit für eine Weile und widmete mich, genau wie meine Mutter in diesem Alter dem Leben und weniger der Schule. Diese schmiß ich einfach hin und tingelte von Job zu Job um mich ernähren zu können und angesagte Tanzlokale und Bars aufsuchen zu können. Ich war bei meinen Eltern ausgezogen, um das Leben kennen zu lernen und landete immer wieder im Sumpf der Gesellschaft. Eine Liebschaft folgte der nächsten, denn ich verstand es immer wieder die Männer an mich zu binden und dadurch bei ihnen wohnen zu können und mein Dasein nicht auf der Straße zu fristen. Auf einer Hinterhofparty lernte ich einen gutaussehenden Mann kennen, dem jedes Mädchen in unserer Runde nachschaute. Er war durchschnittlich groß von schöner Gestalt, schlank und hatte eine anziehende Wirkung auf seine Gesprächspartner. Schade war nur, er war fest leiert schon seit Jahren. Sie war schön, aber zurückhaltend und ihm in gewisser Weise fast hörig. Da konnte ich und meine Freundinnen nicht mithalten. Keine von uns war auf den Mund gefallen und sah so gut aus wie sie. Aber wie das Leben so spielt schien ich doch nach seinem Geschmack zu sein. Ich hatte mich von der Party ein Stück entfernt und saß am Ufer des Flusses, der an unserem Hof vorbei floss. Er setzte sich plötzlich neben mich, denn ich hatte nicht bemerkt, dass mir jemand folgte, und sprach mich an. Wir entschlossen uns spazieren zu gehen und tauschten uns über Gerüchte im Bekanntenkreis aus. Als unser Verschwinden von seiner Freundin bemerkt wurde, gab es eine riesige Szene ihrerseits und beide gingen. Einige Tage später kam er zu mir zu Besuch. Er wusste das mein Freund nicht da war und so hielten wir es wochenlang, bis er sich von ihr trennte und ich von meinem Freund. Die Gefühle die ich in dieser Zeit spürte kannte ich nicht und so war jeder Tag ein neues Abenteuer. Endlich kam ich aus der Bruchbude in der ich bis dahin gelebt hatte heraus und zog zu ihm in einen Neubau ohne Hinterhöfe mit Grünanlagen. Was ich bis dahin noch nicht wusste, war dass wer einmal zu ihm gehörte es schwer hatte von ihm wegzukommen, außer er entschied zu gehen. Frauen waren Eigentum und mussten tun, was er sagte. Das erste Jahr war schön und aufregend zu gleich. Er kaufte Kleider für mich, ging mit mir essen und tanzen. Es war ein sorgenfreies Leben. Als die ersten Schleier sich lösten und ich versuchte auf eigenen Beinen zu stehen und mein Leben wieder zu ordnen, legte er mir mit Vorwürfen und wüsten Beschimpfungen immer wieder Steine in den Weg. Die Abhängigkeit sollte nicht aufgegeben werden. Er fing an seine Wut und Unsicherheit in Form von Schlägen an mir auszulassen, bis ich den Mut aufbrachte mit Freunden darüber zu reden, die mir schließlich halfen, bei ihm auszuziehen und unterzutauchen. Mit mancher netten Geste schaffte er es aber dennoch mich zurück zu gewinnen und nach einem halben Jahr zog ich wieder bei ihm ein. Schließlich passierte mir beinahe dasselbe wie meiner Leiblichen Mutter, denn ich wurde auch ungewollt schwanger. Und dies genau in dem Augenblick, wo ich anfing mein Leben wieder einiger Maßen in den Griff zu bekommen. Ich hatte eine Ausbildung begonnen, die ich nun vergessen konnte, denn meine Chefin merkte dies und entließ mich mit einer anderen Begründung. Ich dacht mir fällt die ganze Welt auf den Kopf, Ausbildung weg und dann noch schwanger ungewollt, von einem Mann der nicht gerade eine Vaterrolle spielen konnte, da er einen schlechten Charakter hat.
Was nun tun? Monatelang hatte ich nicht mit meinen Eltern gesprochen, denn ich war ja groß und konnte auf eigenen Beinen stehen, aber nun war es an der Zeit sich Rat zu holen und dies tat ich auch. Die Entscheidung traf ich allein und ich ging ins Krankenhaus. Schwangerschaft vorbei, der Freund ging in der Zeit fremd, so dass ich noch mehr zerrüttet war als vorher.
Da meine Mama aber gute Kontakte hatte zu den netten Beamten, bekam ich einen Job in einem Pflegeheim und mein Dasein hatte nun endlich einen Sinn. Zu dieser Zeit lernte ich eine Mann namens Marco kennen. Er war groß gutaussehend, zuverlässig und strebsam in seiner Arbeit. Ich glaube heute, dass ich ihn damals schon liebte, konnte es mir aber noch nicht eingestehen, denn ich war ja mit seinem besten Freund zusammen. Und wenn ich gebunden bin denkt man ja nicht daran, sich in einen anderen zu verlieben. Nun gut mein Freund machte mir immer mehr Kummer und so versuchte ich ihn wieder und wieder zu verlassen,. Komischer Weise liebt ich ihn und so wurde die Kluft in mir immer größer. Er terrorisierte mich mit Schlägen und anderen Frauen, kontrollierte mich und schnüffelte mir nach. Die Zerreißprobe war für mich so enorm, bis zu dem einem Abend, an dem ich nicht mehr konnte.
Wie immer saßen wir im Wohnzimmer und schauten Fernsehen, bis er meinte in der Kneipe, ein Stück von uns entfernt, seine neue Freundin besuchen zu müssen. Die Entscheidung, die ich traf war in diesem Moment so einfach und perfekt. Ich ging ins Bad, sammelte alle Tabletten zusammen und schluckte fast hundertfünfzig Stück. Er hatte sich bereits angezogen und wollte losgehen, als ich mich ins Bett legte um der hiesigen Welt den Rücken zu kehren. Die Minuten die nun folgten waren sehr merkwürdig, denn als die Medikamente seine Wirkung entfalteten, fing ich an zu bereuen und merkte wie ich auf einmal anfing den Mut aufzubauen, den ich gebraucht hätte, um ihn zu verlassen. Da war es aber leider zu spät und ich fügte mich dem was jetzt geschah. Die Wohnungstür ging auf und ein Mann in weißen Sachen riss mich vom Bett hoch, maß Puls und Blutdruck und versucht mit mir zu sprechen, was nicht möglich war. Ich war zu benommen. Der Krankenwagen raste durch die Stadt zum Krankenhaus, wo ich mit allen möglichen Instrumenten und Wiederbelebungsmaßnahmen zurückgeholt wurde. Gleichzeitig musste mein Freund vor der Polizei Rede und Antwort stehen und beinahe wäre er in Untersuchungshaft gekommen, weil sie dachten er habe sie mir verabreicht, um sich meiner zu entledigen. Aber den Bösen ist das Glück holt und so saß er, als ich erwacht an meinem Bett, was einen Brechanfall bei mir auslöste. Ich konnte ihn einfach nicht mehr ertragen. Der Arzt entlies mich nach zwei Wochen. Pläne für meine Zukunft hatte ich geschmiedet und so dauerte es auch nicht lange und ich zog bei ihm aus in ein Zimmer bei einer netten Dame. Dies lag weit weg am anderen Ende der Stadt. Eine Ausbildung hatte mir meine Mutter besorgt und ab da ging es bergauf für mich. Ich lernte andere Männer kennen und lieben. Weil aber mein letzterer Freund keine Ruhe gab sucht ich mir bald darauf eine neue eigene Wohnung, klein aber mein. Dort konnte ich ungestört leben. So vergingen vier Jahre, schöne Jahre wohlbemerkt. Ich hatte mein kleines zu Hause und was ich noch erwähnen möchte, eine kleinen Begleiter. Meine Schulfreundin hatte ihn mir geschenkt. Er war schwarz und von lieben Charakter, mein Kater.
Wir sollten ein Herz und eine Seele werden. Ich glaube dies war das erste männliche Wesen, was es bis dahin Jahre mit mir ausgehalten hat und mich auch nie im Stich ließ. Anders war es mit den Männern. Sie kamen und sie gingen, zwar ausgesuchter als bisher, aber irgendwie nie der richtige, der mich hätte glücklich machen können. Ich besaß auch nicht mehr den Mut mich so fest zu binden und so tauschte ich die Rollen und tat es so wie sie. Spaß ja, feste Beziehung nein.
Wenn ich mal bemerken darf, die Jugend ist die schönste, aber auch anstrengenste Zeit in unserem Leben, so glaube ich, denn sie besteht nicht aus Regeln. Sie hat kein Schema nach dem man gehen kann. Man lernt sich selbst erst richtig kennen, seine Wünsche und Erwartungen ans Leben und fängt langsam an sein zukünftiges Dasein zu planen. Die Erwachsenen sagen nur: „Die Jugend von heute“ – ist auch nicht anders wie die Jugend von gestern. Wir vergessen nur zu gern welche Fehler wir selbst gemacht haben und wollen uns diese auch nicht mehr gern ins Gedächtnis rufen, geschweige denn aussprechen. Aber zurück zu mir und meinen Männern. Da ich mich von dem alten Bekanntenkreis nicht gänzlich getrennt hatte sah ich auch Marco wieder und war Feuer und Flamme für ihn. Eine Bindung die über mehrere Jahre andauern sollte. Wir waren Geliebte und Freunde zu gleich und immer wenn es einem nach dem anderen verlangte waren wir zusammen. Eine feste Bindung hatten wir nicht, aber das spielte bis dahin auch keine Rolle. Er hatte eine Freundin, die nichts von mir wusste und hätte ich einen Freund gehabt, ich hätte diesem nicht von Marco erzählt. Es war wie eine kleine Welt, in die wir uns zurückzogen und genossen, bis wir wieder auseinander gingen.
In meiner Ausbildung dann lernte ich einen Mann kennen, der war etwas älter als ich und da meine Ansprüche sich leicht geändert hatten legte ich auf das Aussehen keinen so großen Wert mehr, aber auf die Sicherheit in einer Beziehung. Er stammte aus einer Arztfamilie. Sein Großvater und auch sein Vater und seine Mutter waren Arzte. Dem entsprechend hoch war der Lebensstil dieser Familie und ich muss gestehen, es gefiel mir zusehends. Wir machten Reisen und er beschenkte mich von vorn bis hinten. Da er in anderen gesellschaftlichen Kreisen zu Hause war, musste meine Garderobe auch dem entsprechend sein und so lernte ich teure Läden, Restaurant und Bars kennen. Leider entwickelte er sehr komisch, denn er machte immer teurere Geschenke, so dass ich davon ausging sein finanzielles Polster müsste bald aufgebraucht sein. Er hob mich auf einen Sockel, von dem ich bald verschwand. Das Wissen ihm nichts zurückgeben zu können ließ mir keine Ruhe und so machte ich lieber jetzt einen Strich, als wenn es zu spät ist.
Das war ja auch nicht so schlimm, jedenfalls litt ich nicht unter Trennungsschmerz, ich hatte ja Marco und war dem nach nie allein.
Jede Frau verspürt aber irgend wann den einen Wunsch und so machte ich mich, nach den vielen Enttäuschungen auf den Weg und suchte einen Mann fürs Leben, der mir meinen Wunsch erfüllen sollte.
Tja, den Mann fürs Leben habe ich nun gefunden und erwachsen geworden bin ich jetzt auch. Den Halt der Familie kann nichts ersetzten. Das Leben in der Jugend und Kindheit ist sehr schön, aufregend, aber auch kompliziert, genau wie der neue Lebensabschnitt den ich nun betreten habe.
Übrigens 3 Monate nach meiner Hochzeit starb mein damaliger Freund Marco, er war auch auf der Hochzeit.
Wie war es bei Euch, mit dem Erwachsen werden? Vermisst Ihr die Jugend oder habt Ihr keine Probleme mit dem Älterwerden? Haben sich Eure Gefühle und Einstellungen zu Beziehungen und der Liebe auch geändert – zum positiven?
Wäre schön, wenn Ihr mir Eure Erfahrungen mitteilen könntet.
Ohne Arbeit früh und spät kann Dir nichts geraten, Neid sieht nur das Blumenbeet, aber nie den Spaten.