shionoro
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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?
21.02.2023 um 00:09paxito schrieb:Das wirkt dann vollkommen künstlich. Menschen haben Fehler, etwa Vorurteile. Die hast Du, Ich, Jeder. Der Versuch das zu verschleiern ist von allen Möglichkeiten damit reflektiert umzugehen eine der schlechteren. Humor liegt für mich vorn.Aber man kann die ja durchaus untersuchen und im Rationalen ablehnen, wenn man sich an einer politischen Debatten beteiligt.
Ich hab vielleicht auch aus persönlichen Erfahrungen eine schlechte Meinung von Graskonsumenten, würde darauf aber keine politische Argumentation aufbauen.
Und ist schon ok, ich bin gerne Gutmensch :p
paxito schrieb:Nur mal so, das strotzt vor Gutmenschentum. Die wählst ganz bewusst Formulierungen, die entschuldigen sollen. Das du dabei jene entmündigst, die du zu schützen versuchst entgeht dir irgendwie.Das finde ich nicht. Es ist nicht entmündigend, wenn man Menschen als Teil eines Systems versteht. Das tue ich bei allen Menschen, auch bei mir. Dass ich bin, wo ich bin, hat nichts großartig damit zu tun, dass ich so fleißig, toll oder klug bin, sondern weil ich weitgehend zufällig in eine privilegierte Position gekommen bin und dann auch eine recht gute Chance hatte, etwas daraus zu machen.
Ich bin Teil eines Systems mit einer gewissen Streuung von gesellschaftlichen Privilegien, die gemäß eines komplexen Spiels verteilt werden. Und in diesem Spiel hatte ich gute Anlagen und ein bisschen Glück. Das entmündigt mich nicht, das hilft erstmal, überhaupt auf dem Makrolevel die Situation zu verstehen, in der wir uns befinden.
Und das gilt auch für unterprivilegierte Menschen. Der Obdachlose sitzt nicht auf der Straße, weil er innerhalb seiner Möglichkeiten so viel schlechtere Entscheidungen getroffen hat als ich. Er sitzt da, weil er in diesem Spiel von vornherein schlechtere Karten hatte.
Nicht zu verstehen, dass auch persönliche Attribute von dem System, in dem wir leben geformt werden und etwas mit Privilegien zu tun haben, verhindert für mich, dass man gesellschaftliche Probleme überhaupt sinnvoll erfassen kann.
Das System, so wie es beschaffen ist, erfordert ganz automatisch, dass eine gewisse Anzahl von Menschen arbeitslos sind. Das hat mit deren persönlicher Verantwortung weitgehend garnichts zu tun.
Da trennt sich auch wieder das individuelle und das gesellschaftliche level. Individuell mag jemand durch einen kleinen schubs in die Richtige Richtung dann doch die Kurve kriegen und sich etwas aufbauen. Auf dem gesellschaftlichen Level aber ist vollkommen klar, dass das im Großen und Ganzen keine Rolle spielt und immer ungefähr dieselbe Anzahl von Menschen arbeitslos sein muss und wird, wenn sich nichts auf dem systemischen Level ändert.
Würde es von Eigenverantwortung abhängen, wäre die Arbeitlosenquote nicht so stabil:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1224/umfrage/arbeitslosenquote-in-deutschland-seit-1995/
Trotz einer sich veränderten Welt und Gesellschaft haben wir seit zehn Jahren eine Arbeitslosenquote zwischen 5,7 und 6,8 Prozent. Obwohl da mittlerweile doch eigentlich "personeller Wechsel" stattfand und sich auch ein paar Rahmenbedingungen des Jobcenters geändert haben. Da kamen Flüchtlinge dazu, da wurde an den Sanktionen gedreht... Trotzdem scheint es so, als wäre es systemisch erforderlich, dass irgendwie zwischen 5-10% von Deutschland in die Arbeitslosenstatistik reinfallen.
Würde das von zufälliger Eigenverantwortung abhängen und rein vom Individuum, ist das gar nicht statistisch erklärbar, dann wäre jeder, der Arbeitslos wird, eine wildcard.