Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?
18.11.2022 um 15:59..
Ich denke da an so etwas hier, was mich wirklich erst einmal sprachlos machte:
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Würde ich Hartz4 beziehen, würde ich kämpfen wie verrückt um das zu ändern, bin mir indes aber, aus meiner privilegierten Position heraus, wohl bewusst, dass meine Chancen dann ungleich schlechter wären, mir etwas Neues zu erschließen. Anders: Ich kann mich recht gut hineindenken in Menschen, die in prekären Verhältnissen leben müssen. Auch in meinem Ex-Job hatte ich viel mit Klientel zu tun, deren Leben geprägt war von Armut, Alltagssorgen, Gewalt, Bildungsferne und ganz viel Verzweiflung. Das ist mit ein Grund, warum ich denke, dass man dringend etwas verändern müsste, das Ganze kostet nicht nur im Sinne sozialstaatlicher Alimentierung Unsummen, die man mE klüger einsetzen könnte, sondern auch auf dem Sektor Justiz und Resozialisierung. Prekäre Umfelder erzeugen vielfältige Formen von Gewalt, das ist eine Binse, die häufig vergessen wird in der Diskussion.
LG Marina
Jeba schrieb:Ich denke damit würden viele auch nicht in das Loch fallen "für nichts gut zu sein" wenn man keine Arbeit in seinem eigentlichen Bereich findet.Das auf jeden Fall. Ich könnte mir absolut vorstellen, dass sich daraus für die Betreffenden auch ganz neue Optionen auftun und sie vielleicht sogar Gefallen an der Sache finden. Es ist durchaus so, dass "Sinn" und "Selbstwert / Selbstwirksamkeitserleben" extrem starke Motivatoren darstellen. Erfolgserlebnisse sind elementar für ein gesundes Eigenwerterleben. Das ist mit ein Grund, warum es so furchtbar ist, dass manche Qualifizierungsmaßnahmen so wenig Sinn ergeben und dann womöglich auch noch wiederholt absolviert werden müssen, um Sanktionen zu entgehen. Das unterminiert jegliches Erleben (und Streben) nach Sinn.
Ich denke da an so etwas hier, was mich wirklich erst einmal sprachlos machte:
„Förderung der Feinmotorik“Quelle: https://www.hartziv.org/hartz-iv-die-5-skurrilsten-jobcenter-massnahmen/ (Archiv-Version vom 22.11.2022)
Ein 52-jähriger Hartz IV Empfänger aus Hannover musste bei einer sogenannten „Qualifizierungsmaßnahme“ bunte Bildchen ausmalen und Papierbrücken basteln. Das ist schlichtweg Kindergarten. Der Betroffene hat sich zurecht für dumm verkauft gefühlt und ging mit der Geschichte an die Presse. Das Jobcenter spricht hingegen von einer normalen Maßnahme, welche die Feinmotorik fördert. Schon klar. Zurecht hat diese Story es also auf unseren Platz 1 der skurrilsten Jobcenter Maßnahmen geschafft.
Jeba schrieb:Das ist dann die "Zwangsarbeit", die mir vorschwebt. Einfach mal um deutlich zu machen, dass ich niemanden für ein paar Euro ans Fließband schicken möchte. Vielleicht verstehen jetzt manche mehr was ich meine.Ich hatte Dich nun ohnehin nicht zu der Fraktion der "Hardliner" hinzu gerechnet. Sondern eher als moderat positioniert. ;-)
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simson schrieb:Es gibt Erkrankungen die hauen einen so richtig aus dem geregelten Leben, deine hast du zum Glück besiegt, meine Mam kämpft gerade mit der selben, ich bekomme das täglich mit, darum weiss ich, wie viel stärke das abverlangt.Oh je! Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und einen guten Ausgang! Ich hoffe, Ihr habt gute Begleitung. (Ggf. PN)
simson schrieb:Eigentlich darf man auch nicht vergessen wenn man es mal anders betrachtet, jeder der nicht produktiv ist und keinen Arbeitsplatz hat, belastet die Umwelt weniger, um so weniger Wirtschaftlich arbeiten um so besser.Seit ich nicht mehr aktiv im Berufsleben stehe, stelle ich fest, die Agenda ist dennoch stetig voll. Ich habe begonnen sehr viel mehr mit den Händen zu arbeiten. Liebäugele mit einem kleinen Nebenerwerb auf selbstständiger Basis und lasse mich genüsslich zwischen dem "Dinge Ausprobieren" treiben. Ich betrachte das als Luxus und mich als vom Leben beschenkt. Mir wird aber auch gewahr, dass das Erschließen neuer Möglichkeiten Raum, sprich Zeit und mitunter Kapital benötigt. Zwar keine Unsummen, aber doch für einen Leistungsbezieher nicht zu leisten; nicht aus dem Regelbedarf.
Würde ich Hartz4 beziehen, würde ich kämpfen wie verrückt um das zu ändern, bin mir indes aber, aus meiner privilegierten Position heraus, wohl bewusst, dass meine Chancen dann ungleich schlechter wären, mir etwas Neues zu erschließen. Anders: Ich kann mich recht gut hineindenken in Menschen, die in prekären Verhältnissen leben müssen. Auch in meinem Ex-Job hatte ich viel mit Klientel zu tun, deren Leben geprägt war von Armut, Alltagssorgen, Gewalt, Bildungsferne und ganz viel Verzweiflung. Das ist mit ein Grund, warum ich denke, dass man dringend etwas verändern müsste, das Ganze kostet nicht nur im Sinne sozialstaatlicher Alimentierung Unsummen, die man mE klüger einsetzen könnte, sondern auch auf dem Sektor Justiz und Resozialisierung. Prekäre Umfelder erzeugen vielfältige Formen von Gewalt, das ist eine Binse, die häufig vergessen wird in der Diskussion.
LG Marina