rhapsody3004 schrieb:dürften die absolute Minderheit darstellen.
Dürften nicht nur, sondern sind es auch.
Das Stereotyp "Arno Dübel" ist nicht die Regel, sondern eine absolute Ausnahme.
Und findet sich vorwiegend in Langzeitarbeitslosen höheren Alters.
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Das Bild des Arbeitssuchenden im System Arbeitslosengeld 2 orientiert sich zu stark am tayloristischen Bild des Arbeiters.
Das sieht folgendermaßen aus:
Tayloristisches Menschenbild
- Menschen werden als unzuverlässige Maschinen betrachtet.
- Der Mensch gilt als Unsicherheitsfaktor im maschinisierten Produktionsprozess.
- Als Folge davon meint man, Menschen müssten umfassend kontrolliert und gesteuert werden. Und man glaubt, dass Menschen umfassend kontrollierbar sind (Kontrollparadigma).
- Arbeiter werden lediglich als billige Produktionsfaktoren gesehen (instrumentale Sicht).
Man meint, Arbeiter hätten nur primäre Bedürfnisse (motivationale Sicht).
- Man meint, Arbeiter würden nur das eine Ziel, die Befriedigung ihrer primären Bedürfnisse verfolgen: „homo oeconomicus“ (zweckrationale Sicht).
- Man meint, Arbeiter könnten ihre Arbeit nicht selbst organisieren, sondern müssten von Managern systematisch zur Leistung angehalten werden (machtpolitische Sicht).Textquelle:
https://professore.de/2016/01/08/fuehrung-verstehen-teil-17-tayloristisches-menschenbild/Das tayloristische "Bild des Arbeiters" gilt seit den 60er(!) Jahren widerlegt!
Es wurde durch ein humanistisches und demokratisches "Bild des Arbeiters" ersetzt.
Dennoch wird bei der Debatte um "Hartz IV" genau dieses Bild aufrecht erhalten. Das System "Hartz IV" ist bekannt unter Ausnutzung von Existenzängsten Menschen "zur Arbeit zu motivieren", wie es euphemistisch heißt. Stichwort: Sanktionen.
So wird immer wieder argumentiert, dass ja jeder die Arbeit "hin schmeißen" würde, wenn das Mindestabstandgebot nicht eingehalten würde.
Das hingegen würde bedeuten, dass Menschen ausschließlich(!) aus zweckrationaler Sicht arbeiten würden. Das mag auf einige zutreffen. Aber sehr viele Menschen ist eine Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit wichtig.
Ein Fließbandarbeiter würde beispielsweise Sinn an seiner Arbeit sehen, wenn er begreift, dass es ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft ist.
Unternehmen müssen hier Lösungen finden, wie sie das bewerkstelligen.
"Fordern und Fördern" mag ebenfalls eine schöne Phrase sein, es ändert nichts daran, dass JobCenter vor allem Fordern, aber eher UNGERN fördern. Der Fokus liegt stark auf Vermittlung und FORDERN!
So hat ein Arbeitslosengeld-2-Empfänger KEIN RECHTSANSPRUCH auf Förderung von Bildung. Das Ausstellen eines Bildungsgutscheins ist eine KANN-Leistung gemäß des SGB, aber keine MUSS-Leistung, ergo vor Sozialgericht nicht einklagbar.
Wer also keine Berufsausbildung hat, muss sich selbst darum kümmern, oder auf die "Kulanz" des JobCenters setzten, dass diese einen Bildungsgutschein ausstellt.
Tatsächlich ist nachgewiesen, dass das System Hartz IV den Billiglohnsektor massiv ausgebaut hat und Menschen ohne Berufsausbildung, also Menschen, die dem DQR-Niveau 1 und 2 entsprachen, in Hilfsarbeiterjobs gedrängt haben. Das betraf auch junge Menschen.
Ich behaupte einfach mal, dass wenn wir Arbeitssuchende weitergebildet oder eine Ausbildung ermöglicht hätten im Rahmen von Maßnahmen der Arbeitsagenturen ein Teil des Fachkräftemangels hätte aufgefangen werden können.
Sollte man also Menschen "zwingen" zu arbeiten?
Ganz klares Nein!
Erstens ist ein Arbeitszwang ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Zweitens werden Menschen in Berufe gezwängt, die für sie ungeeignet sind. Dadurch wird effektives Humankapital in wichtigen anderen Berufen "gekillt" in unserer Volkswirtschaft. Drittens raubt man Menschen ein Stück weit ihre Identität, dadurch sind sie weniger motiviert, ihre Arbeit gewissenhaft auszuführen, was wiederum zum Ausfall von Arbeitskraft führt.
Was ist die Lösung?
Menschen sollten in ihren Interessen und Fähigkeiten gefördert werden. Arbeitssuchenden sollte vermittelt werden, dass ihre Arbeit eine Sinnhaftigkeit für die Allgemeinheit hat. Ein Fließbandarbeiter in der Automobilindustrie wird wohl kaum einen Sinn sehen, wenn er von der Automarke nichts hat.
Es ist außerdem fraglich, wofür man überhaupt noch Angestellte am Fließband benötigt, wenn die Arbeitsbewegungen mittlerweile problemlos durch Robotik und K.I. auf heutigen Niveau übernommen werden können. Solche "niedere Tätigkeiten" binden zuviel Humankapital unserer Volkswirtschaft aus rein persönlichen Interessen und sorgen damit indirekt ebenfalls für einen Fachkräftemangel.
Anstatt also Menschen mit dem System Hartz-4 in solche Jobs, die dem DQR-Niveau 1 & 2 entsprechen, zu "zwingen", sollte man sie weiterbilden, und die Produktionsprozesse in solchen Unternehmen müssen zwingend automatisiert und digitalisiert werden. Das Totschlagargument "Massenarbeitslosigkeit durch Entlassung!!1!" ist kein selbstverständlich kein Argument. Sondern eher ein Punkt, der den Fachkräftemangel tatsächlich hilfreich wäre.
Fazit:
Menschen in den Niedriglohnsektor zu "zwingen" führt zu Fachkräftemangel. Menschen fortbilden und "niedere Tätigkeiten" den Maschinen zu überlassen, ist die Zukunft. Und Deutschland sähe sich sehr gut darin, dies schnellstmöglich umzusetzen, den der Mangel an Arbeitskräften wird zwangsläufig immer größer aufgrund des demografischen Wandels. Dadurch schwindet das Humankapital in Deutschland und zwangsweise auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes, insofern Menschen weiterhin in Billiglohnsektoren festgehalten werden, die durch Hochtechnologie ersetzt werden kann!