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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

11.772 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeitslos, Hartz 4, Neidkultur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 06:10
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Als Hartzer sicher nicht, sonst würdest du anders reden...
Komm.
Versuch es erst doch garnicht.
Hautnah hab ich es miterlebt.
Und dann später auch noch als selbst betroffener.
Jeder der sich ein bisschen einliest und mitdenkt, minimal, hat bei dem System sehr wenige Sorgen.
Aber wie gesagt.
Anekdoten.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 06:45
Zitat von Do-XDo-X schrieb:Das ist Kapitalismus!
Dann erfolgt nach der Ausbildung die Übernahme. Das Unternehmen schließt aber, die Person kündigt oder wird nach 10 Jahren gekündigt.
Die Person hat keine Lust mehr auf den Beruf, die Person nimmt sich eine Auszeit.

Wie man sieht, es ist eine Milchmädchenrechnung die nicht in Theorie standhält geschweige in der Praxis. Aber Hey Kapitalismus!


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 07:42
Zitat von capspauldincapspauldin schrieb:Wie man sieht, es ist eine Milchmädchenrechnung die nicht in Theorie standhält geschweige in der Praxis
Stimme ich zu.
Man kann es auch als 'normales Leben' bezeichnen.
Aber Kampfbegriffe klingen halt besser.
KAPITALISMUS1111!!!!1111.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 08:14
Zitat von BerrylBerryl schrieb:Hautnah hab ich es miterlebt.
Und dann später auch noch als selbst betroffener.
Glaube ich dir nach wie vor nicht.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 08:35
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Glaube ich dir nach wie vor nicht.
Meine Güte! Er erhebt doch keinen Anspruch darauf, dass DU ihm glaubst und hat es als Anekdote gekennzeichnet. Ich hab auch Erfahrungen mit Langzeitarbeitslosen, die würdest du auch nicht glauben :D

Je mehr ich hier lese. Der Zwang sein Leben zu verbessern muss von jedem selbst kommen. Wer das nicht will, dem kann man auch nicht helfen.

Ich hoffe nur, dass diese Leute es später nicht bereuen, wenn sie auf so ein Leben mit verpassten Chancen zurückblicken. Der Punkt wo nichts mehr geht, ist schnell da.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 08:45
..

Ich persönlich denke, dass man erst einmal von dieser (moralischen) Schuldfrage weg müsste. Frei nach dem Motto: "Wer nicht arbeiten will, der ist selber schuld." Eine Denke, die dem Arbeitslosen / Leistungsempfänger per se ein Fehlverhalten unterstellt; das ich nicht sehen kann. U. a. deswegen nicht, weil ich, aus eigener Erfahrung, weiß, dass auch ein Masterabschluss einen nicht zwingend zum Großverdiener macht, sondern, im Gegenteil, wird es dann u. U. erst einmal richtig teuer.

Hier das Beispiel psychologischer Psychotherapeut. Meint, den Master in der Tasche, aber noch keine Ausbildung. EXEMPLARISCH:
Die Kosten für die Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten belaufen sich derzeit auf 13.385 Euro (ohne Supervisionskosten).

[..] Hinzu kommen die Kosten für die Einzelsupervision (5.000 Euro für die erforderlichen 50 Stunden) und die Gruppensupervision (2.500 Euro für die erforderlichen 100 Stunden)
Quelle: https://www.rhap.de/Ausbildung/Psychologische-Psychotherapie/Kosten-der-Ausbildung-und-Refinanzierung/kosten-der-ausbildung-und-refinanzierung.html

Und hat man seine Approbation dann in der Tasche, hat man noch längst keine eigene Praxis, geschweige den Eintrag im Register oder Kassenzulassung.
Wie gelangen Sie an eine Kassenzulassung?

Die Psychotherapeutenausbildung allein reicht aber noch nicht aus, um auch eine Kassenzulassung zu erhalten und somit eine eigene Praxis eröffnen und dort gesetzliche versicherte Patienten auf Kosten der Krankenkasse behandeln zu können. Hierfür benötigen Sie einen Kassensitz.

Diese bedeutet, dass für jede Region eine bestimmte Anzahl an Therapeuten für Psychotherapie vorgesehen ist und Sie sich dann, wenn nicht genug Praxen vorhanden sind, um einen solchen Kassensitz bewerben können. Manchmal sind in einer Region allerdings keine Plätze mehr frei.
Quelle: https://www.helpster.de/kassenzulassung-fuer-psychotherapie-so-werden-sie-psychotherapeut-mit-approbation_159902

Man kann sich natürlich "einkaufen", indem man eine zugelassene Praxis von einem ausscheidenden Kollegen übernimmt. Das kann indes in die Zigtausede gehen.


Entscheidet man sich dagegen und sattelt noch einmal um, so wie ich es tat, wird die nächste Zusatzausbildung fällig; Kosten je nach Sektor.

Was ich damit sagen will: Es wird einem häufig auch verunmöglicht, ohne Kredite oder Polster im Rücken, den Beruf anzustreben und auszuüben, den man selbst als den Gewünschten erkoren hat. Geht zwischendrin etwas schief, kann das ebenfalls fatale Folgen haben. Man sollte sich das Ganze nicht zu leicht vorstellen und Vater Staat fördert auch nicht in allen Bereichen. Dann sitzt man erst einmal im Loch - so ging es mir. Hätte mich zu dem Zeitpunkt noch eine Behörde unter Druck gesetzt, ich hätte es ziemlich sicher nicht geschafft mir dennoch etwas aufzubauen. Ich brauchte halt meine Zeit. Und deshalb befürworte ich die Schonfristen und das Schonvermögen ganz grundsätzlich, weil es auch Raum lässt für unvorhergesehene Geschehnisse. Auch für junge Leute, die ihren Weg erst noch finden müssen.

LG Marina


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 09:03
@MarinaG.
und jetzt bist du Domina geworden? Scherz am Rande.


Bereust du es nicht so lange studiert zu haben und nun wechselst du? Das muss ja dann schon sehr teuer werden.

Also bei einem Master in Psychologie, und dann Psychotherapeut, da hättest du doch auch bei einem Psychiater oder in einer Klinik arbeiten können. Aber reden ist ja immer so leicht trotzdem ist es sicher eine grosse Überwindung nach so einer langjährige Ausbildung noch mals was neues an zu fangen.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 09:16
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Glaube ich dir nach wie vor nicht.
How cares.
Zitat von Frau.N.ZimmerFrau.N.Zimmer schrieb:Der Zwang sein Leben zu verbessern muss von jedem selbst kommen. Wer das nicht will, dem kann man auch nicht helfen.
Den Standpunkt vertrete ich ebenfalls.
Man hat alles selbst in der Hand.
Alles.
Und man braucht hier auch nicht mit der bösen Gesellschaft kommen.
Heute ist alles sehr viel durchlässiger als in 'der guten alten Zeit' wo man sich ja so kuschelig lieb hatte.
Als Referenz dient mir da die eigene Familie und zu einem kleinen Teil meine Wenigkeit selber.

Aber man muss halt wollen und ein entsprechendes Mindeset entwickeln.
Man ist da immer selbst verantwortlich.
Natürlich haben es manche leichter oder sehr leicht, war 'früher' auch so, aber mittlerweile hat halt fast jeder zumindest einen Hauch einer Chance im Leben was zu werden.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 09:50
@Berryl
@Frau.N.Zimmer

Man muss und einige können das nicht was für dich ganz normal ist, du nimmst dich gerade als Masstab, weil du andere Erfahrungen gemacht hast. Du brichst alles runter auf einen Nenner und der bist du.

Menschen sind verschieden, ihre Biographien sind prägend, manch einer hat es viel schwerer sich zu überwinden als der andere, wollen und können sind auch noch zwei Paar verschiedene Schuhen.

Ich finde das einfach viel zu kurz gedacht, so hat der Mensch zu funktionieren, Punkt, wenn er ein Roboter wäre, dann vielleicht schon, momentan sind wir da von noch weit entfernt, ( hoffe ich ) man ist immer Selbstverantwortlich in dem Ramen des möglichen, das bedeutet aber auch, H4 zu beziehen um nicht auf die Strasse zu landen um Best möglichst nicht zu verhungern, sind eben auch die Grundbedürfnisse jedes Menschen die gedeckt werden müssen, mit oder ohne Job, in unserer Zeit.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 10:03
@MarinaG.

Gute, nachvollziehbare Argumentation, warum auch eine Schonfrist Sinn macht. Je nach nachvollziehbarem Umstand gerne auch mit der Möglichkeit einer verlängerten Schonfrist für den jeweiligen Einzelfall.

Vielleicht könne sich ja alle Parteien wenigstens auf 3 Monate anstatt der 6 Monate einigen.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 10:15
..
Zitat von simsonsimson schrieb:und jetzt bist du Domina geworden? Scherz am Rande.
Und Du (Hasen)Lehrer? Na ja, Kreativität halt. :D
Zitat von simsonsimson schrieb:Bereust du es nicht so lange studiert zu haben und nun wechselst du? Das muss ja dann schon sehr teuer werden.
Oh, ich sattelte eine Ausbildung im gerichtlichen Gutachterwesen drauf, die war noch einmal deutlich teurer, mit den diversen Zusatzqualifikationen und Seminaren. Aber DAS tut mir definitiv nicht leid - nein!
Zitat von simsonsimson schrieb:Also bei einem Master in Psychologie, und dann Psychotherapeut, da hättest du doch auch bei einem Psychiater oder in einer Klinik arbeiten können. Aber reden ist ja immer so leicht trotzdem ist es sicher eine grosse Überwindung nach so einer langjährige Ausbildung noch mals was neues an zu fangen.
Hm. Kurzfassung: Innerhalb der Therapeutenausbildung wurde mir meine eigene, psychische Verfasstheit zunehmend bewusst. Ich konnte es zum Ende der Ausbildung hin, mit mir selbst nicht mehr vereinbaren, mich "auf Patienten loszulassen", da ich mir die entsprechende fürsorgliche Verantwortung und Umsicht, die das benötigt, nicht zutraute; bzw. emotional nicht in mir vorfand. (Nach meinem endgültigen Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben, wurde ich als psychopathisch diagnostiziert, was mir eigentlich damals bereits gewahr war, daher mein Verzicht).

Ich erlangte die Approbation zwar, was ich anstrebte, um "erst einmal was in der Tasche zu haben", wollte aber nach Möglichkeit vermeiden, auf dem Sektor aktiv tätig zu werden. Ich hatte Glück und konnte nahtlos umsatteln. Als ich einige Jahre im neuen Feld gearbeitet (und zum Glück sehr gut verdient) hatte, bekam ich Krebs. Auch das überstand ich. Vor etwa drei Jahren kam das Aus - Burnout. Durch einen finanziellen Glücksfall musste ich nicht zurück ins aktive Berufsleben und bin heute, mit nunmehr fast 43 Jahren, eigentlich am Ende dieser ganzen Laufbahn angekommen. Ich bin finanziell soweit unabhängig. Ich hatte ein Mordsglück, so erlebe ich es. Aber mir ist nur zu bewusst, dass dieses Glück keineswegs selbstverständlich ist.

Und ich weiß, was es bedeutet, zu kämpfen, verzweifelt zu sein und das Gefühl zu haben "einfach nicht zu genügen", das wohl zum steten Begleiter vieler Menschen wird, die "durch das Raster fallen".
Zitat von BerrylBerryl schrieb:Aber man muss halt wollen und ein entsprechendes Mindeset entwickeln.
Man ist da immer selbst verantwortlich.
Natürlich ist man das. Aber ein Mindset ist nichts, das man autark bildet, sondern etwas, das sich im Zusammenspiel und den Erfahrungswerten mit der Umwelt ergibt. Leute unter Druck zu setzen und unter Dauerstress und Frust, ist dabei nicht besonders klug, will ich meinen. Zumindest ist es einem "fähigen Mindset" (iSv Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen) nicht zuträglich.
Zitat von BerrylBerryl schrieb:Natürlich haben es manche leichter oder sehr leicht, war 'früher' auch so, aber mittlerweile hat halt fast jeder zumindest einen Hauch einer Chance im Leben was zu werden.
Und Du meinst, Zwang würde diesen Hauch nennenswert verbessern?
Zitat von simsonsimson schrieb:Ich finde das einfach viel zu kurz gedacht, so hat der Mensch zu funktionieren, Punkt, wenn er ein Roboter wäre, dann vielleicht schon, momentan sind wir da von noch weit entfernt, ( hoffe ich ) man ist immer Selbstverantwortlich in dem Ramen des möglichen, das bedeutet aber auch, H4 zu beziehen um nicht auf die Strasse zu landen um Best möglichst nicht zu verhungern, sind eben auch die Grundbedürfnisse jedes Menschen die gedeckt werden müssen, mit oder ohne Job, in unserer Zeit.
WORD! :)

..
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:@MarinaG.

Gute, nachvollziehbare Argumentation, warum auch eine Schonfrist Sinn macht. Je nach nachvollziehbarem Umstand gerne auch mit der Möglichkeit einer verlängerten Schonfrist für den jeweiligen Einzelfall.

Vielleicht könne sich ja alle Parteien wenigstens auf 3 Monate anstatt der 6 Monate einigen.
Danke! Das hoffe ich auch.

LG Marina


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 11:07
@Groucho
@Berryl


Ich glaube es hängt auch von den einzelnen Jobcentern oder auch Sachbearbeitern ab, welche Erfahrungen gemacht werden.

Ich kenne zig negative Erfahrungsberichte, da wurde H4-Beziehern kaum Luft zum atmen gelassen.


Der Halbbruder meines Kumpels hingegen, Mitte 40 mittlerweile, dürfte sich nicht beschweren, lebt er nun schon gut 15 Jahre von H4 und soll mittlerweile auch in Ruhe gelassen werden, weil eh ungelernt. Auf ihn würden also ausschließlich nur Helferstellen warten.

Die Jahre davor soll er zwar in regelmäßigen Abständen gefordert fordern sein, aber wohl immer so, dass er sich da immer wieder leicht rausmanövrieren konnte. Also bspw. Bewerbungen immer absichtlich falsch oder schlecht geschrieben, dass ihn erst gar keiner einstellt oder sich einstellen lassen, aber nach dem ersten Tage gleich wieder krank machen oder Jobcenter irgendwas auftischen, warum diese Arbeit ungeeignet ist.

Soll, mit Betonung auf Soll, immer recht einfach bei seinem Jobcenter gegangen sein, bis er irgendwann ganz Ruhe gehabt haben soll.

Betonen möchte ich auch nochmal, dass der Halbbruder meines Kumpels nicht die Regel unter den H4-Empfängern ist. Mit Sicherheit nicht. Die, die wirklich nicht wollen und dann auch noch damit durchkommen, dürften die absolute Minderheit darstellen.

Ps.
Geht es mir schlechter, weil ich oben genannten Menschen indirekt mit durchfüttern muss? Nö, keines Falls. Außerdem schadet er sich ja auch selbst damit, denn selbst nur mit einem Helferjob, in dem aktueller Mindestlohn gezahlt werden würde, dürfte sich das positiver auf seine spätere Rente auswirken als H4-Empfänger zu bleiben.

Auch ein Grund, warum sich die Meisten auch nicht auf dem Bürgergeld ausruhen wollen würden. Schon gar nicht für eine lange
Zeit oder gar für immer. Das ist nur Panikmache der Union.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 11:24
..
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Die Jahre davor soll er zwar in regelmäßigen Abständen gefordert fordern sein, aber wohl immer so, dass er sich da immer wieder leicht rausmanövrieren konnte. Also bspw. Bewerbungen immer absichtlich falsch oder schlecht geschrieben, dass ihn erst gar keiner einstellt oder sich einstellen lassen, aber nach dem ersten Tage gleich wieder krank machen oder Jobcenter irgendwas auftischen, warum diese Arbeit ungeeignet ist.

Soll, mit Betonung auf Soll, immer recht einfach bei seinem Jobcenter gegangen sein, bis er irgendwann ganz Ruhe gehabt haben soll.

Betonen möchte ich auch nochmal, dass der Halbbruder meines Kumpels nicht die Regel unter den H4-Empfängern ist. Mit Sicherheit nicht. Die, die wirklich nicht wollen und dann auch noch damit durchkommen, dürften die absolute Minderheit darstellen.
Das ist doch ein gewichtiger Teil des Problems. Dass nämlich solche Negativbeispiele generalisiert und medial häufig als eine Art Regel vorgeführt werden. Das lenkt den Fokus auf diese Art Verhalten. Und das wiederum führt dazu, dass jeder, der in seinem privaten Umfeld dieses Verhalten auch nur ansatzweise MEINT zu erkennen, diese Generalisierung als bestätigt ansieht. Das schlechte Bild verfestigt sich und gerät zu einem allgemeinen Vorurteil.

Dabei sollte einem, mit etwas rationalem Nachdenken, recht schnell klar werden, dass es sicherlich nicht die Regel sein kann, sich freiwillig zum (Dauer)Versager zu stilisieren, um ein, (Verzeihung, aber so erlebe ich das) lächerlich geringes Existenzminimum abfassen und damit vor sich hin vegetieren zu können. Ein Leben, in dem eine kaputte Waschmaschine oder die Krankheit des eigenen Haustieres zur (finanziellen) Katastrophe avancieren, was bitte ist daran erstrebenswert? Dass, tut jemand sich so etwas (vermeintlich) freiwillig an, ganz andere, idR psychische, Problemstellungen dahinter liegen könnten, sollte eigentlich klar sein. Und die macht man mit Druck und Stigmatisierung sicher nicht besser.

LG Marina


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 11:36
Zitat von simsonsimson schrieb:an muss und einige können das nicht was für dich ganz normal ist, du nimmst dich gerade als Masstab, weil du andere Erfahrungen gemacht hast. Du brichst alles runter auf einen Nenner und der bist du.
Das tue ich überhaupt nicht. Lass doch bitte deine Unterstellungen. Ich habe hier nur genügend Leute ausgebildet :) Auch Langzeitarbeitslose haben bei uns alle Chancen. Natürlich nicht nicht zum Anfangslohn der dem eines Heimleiters entspricht.

Viele tasten sich hier auch übers Ehrenamt heran um zu gucken, ob es was für sie ist. Wenn man schnell reich werden will, ist das natürlich nichts, denn da gibt es nur eine Aufwandsentschädigung, die aber nicht auf Hartz4 angerechnet wird.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 12:41
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Betonen möchte ich auch nochmal, dass der Halbbruder meines Kumpels nicht die Regel unter den H4-Empfängern ist. Mit Sicherheit nicht. Die, die wirklich nicht wollen und dann auch noch damit durchkommen, dürften die absolute Minderheit darstellen.
Ich habe leider zu viele gesehen, die angeblich die absolute Minderheit darstellen. Und eben nicht nur im Trash TV sondern live und in Farbe. Und nein, es ist eben überhaupt nicht total anders, als es dort im Fernsehen immer dargestellt wird. Es gibt Massen an Menschen, die genauso leben. Die nicht einen Tag arbeiten, aber nicht mal in der Lage sind ihre eigene Wohnung auch nur in einem akzeptablen Zustand zu halten. Wer soll sowas als Arbeitgeber einstellen? Und wer glaubt, dass die sich freiwillig hinsetzen und auch nur Tiere streicheln?
Und nein...natürlich behaupte ich nicht, dass alle so sind, es gibt natürlich auch das genaue Gegenteil, aber ich weiß ebenso, dass es auch keine verschwindend geringe Minderheit ist.
Und mir persönlich widerstrebt es einfach, dass man diesen Personen einfach Geld in den Hintern schiebt. Die sollen halt - siehe vorherige Beiträge- in Tierheimen aushelfen, Parks und öffentliche Bereich sauberhalten etc.
Und wieder nein, natürlich nicht gezwungen, sie können auch gerne auf das Geld verzichten, dann müssen sie natürlich nicht arbeiten.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 12:51
@alle
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:Dass nämlich solche Negativbeispiele generalisiert und medial häufig als eine Art Regel vorgeführt werden. Das lenkt den Fokus auf diese Art Verhalten. Und das wiederum führt dazu, dass jeder, der in seinem privaten Umfeld dieses Verhalten auch nur ansatzweise MEINT zu erkennen, diese Generalisierung als bestätigt ansieht. Das schlechte Bild verfestigt sich und gerät zu einem allgemeinen Vorurteil
Es ist aber doch nicht das Problem, dass wir, die Außenstehenden, die Hartz4ler negativ beurteilen oder nicht. Damit zwingt sie doch kein Mensch zu irgendeiner Arbeit. ( oder vielleicht die allerwenigsten).
Die Frage war, ob sie zur Arbeit gezwungen werden dürfen. Und das kann, wenn überhaupt, eben nur über drastische Maßnahmen durch das Amt geschehen. Darum geht es in der Diskussion der Politiker und deswegen wurde das Bürgergeld abgelehnt.
M.M.nach müßte das Amt Unterschiede machen. Die Beamten dort haben schließlich die Unterlagen der jeweiligen Antragsteller. Wenn sie dann sowas lesen:
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Der Halbbruder meines Kumpels hingegen, Mitte 40 mittlerweile, dürfte sich nicht beschweren, lebt er nun schon gut 15 Jahre von H4 und soll mittlerweile auch in Ruhe gelassen werden, weil eh ungelernt. Auf ihn würden also ausschließlich nur Helferstellen warten.

Die Jahre davor soll er zwar in regelmäßigen Abständen gefordert fordern sein, aber wohl immer so, dass er sich da immer wieder leicht rausmanövrieren konnte. Also bspw. Bewerbungen immer absichtlich falsch oder schlecht geschrieben, dass ihn erst gar keiner einstellt oder sich einstellen lassen, aber nach dem ersten Tage gleich wieder krank machen oder Jobcenter irgendwas auftischen, warum diese Arbeit ungeeignet ist.

Soll, mit Betonung auf Soll, immer recht einfach bei seinem Jobcenter gegangen sein, bis er irgendwann ganz Ruhe gehabt haben soll.
Sollten sie schon Druck aufbauen dürfen.
wenn ich schon lese
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:irgendwann ganz Ruhe gehabt haben soll.
Diese Zeitgenossen möchten also „Ruhe haben“ von Arbeitsforderungen. Da kommt mir schon die Galle hoch!

Ich sehe auch ein weiteres Problem. Genau diese Art von Zeitgenossen können in ihrem Freundeskreis/Verwandte/Bekannte weitere Menschen dazu motivieren, auch diese „Laufbahn“ einzuschlagen. „Du bist dumm, wenn Du arbeitest. Ich hab meine Ruhe und bekomm unterm Strich mehr Geld als Du“. Und so ist es auch. Wenn man alle Vergünstigungen zusammenrechnet, hat ein Hartz4ler auf jeden Fall mehr als ein Geringverdiener, der auch noch große Ausgaben hat(z.B. Benzin), um zu seiner Arbeit zu kommen.
Da stellt sich mir die Frage, warum jemand, der auf der faulen Haut liegt, besser gestellt ist, als jemand, der arbeitet. Daraus resultiert dann natürlicherweise, dass man es befürwortet, den Hartz4lern Zwänge aufzuerlegen.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 13:08
..
Zitat von JebaJeba schrieb:Es gibt Massen an Menschen, die genauso leben. Die nicht einen Tag arbeiten, aber nicht mal in der Lage sind ihre eigene Wohnung auch nur in einem akzeptablen Zustand zu halten.
Und Du meinst, ein psychisch gesunder Mensch mit stabilem Selbstwert, wäre nicht in der Lage, seine Wohnung in einem akzeptablen Zustand zu halten? Ich würde meinen, da läge offensichtlich etwas im Argen. Ja, es gibt Massen an psychisch beeinträchtigten Menschen - und es werden kontinuierlich mehr. Das aktuelle System trägt seinen Anteil dazu bei.
Zitat von HathoraHathora schrieb:Es ist aber doch nicht das Problem, dass wir, die Außenstehenden, die Hartz4ler negativ beurteilen oder nicht.
Doch, darum geht es auch. Stichwort Selbstbild. Wenn ich das Erleben habe, sowieso als der letzte asoziale Faulpelz betrachtet zu werden, leidet nicht nur die Motivation, sondern der Mensch auf ganzer Linie. Um Menschen zu stärken, damit sie aktiv werden (können), sollte man es vermeiden sie zu schwächen. Und dies geschieht auch und besonders dadurch, dass suggeriert wird, als "Faulpelz" wäre man eben selber schuld. Schuldgefühle und Scham sind einem sich selbst als Arbeitskraft Vermarkten NICHT förderlich.

Damit wird jede - sei sie auch noch so gut gemeinte - Nachfrage, zum inneren Spießrutenlauf für den Betreffenden, der immer mehr in eine generelle Verweigerungshaltung abdriftet - und sich letztendlich selbst aufgibt. Und da hätten wir dann den Punkt mit der inakzeptablen Wohnung, den @Jeba ansprach. Für wen soll solch ein Mensch denn noch etwas tun? Wenn er sein Selbstwertgefühl gänzlich verloren hat? Wenn ein Mensch keine Hoffnung mehr hat und keine Erwartungen mehr an das Leben stellt, außer irgendwie über die Runden zu kommen (iSv nicht verhungern und Dach über dem Kopf - und manchmal nicht einmal mehr das), dann wird er weder auf Förderung noch auf Forderungen reagieren - außer mit affektiver Abwehr. Alkoholismus ist beispielsweise eine der sichtbaren Folgen - Betäubung.

LG Marina


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 13:12
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:dürften die absolute Minderheit darstellen.
Dürften nicht nur, sondern sind es auch.
Das Stereotyp "Arno Dübel" ist nicht die Regel, sondern eine absolute Ausnahme.
Und findet sich vorwiegend in Langzeitarbeitslosen höheren Alters.

‐-----------------------

Das Bild des Arbeitssuchenden im System Arbeitslosengeld 2 orientiert sich zu stark am tayloristischen Bild des Arbeiters.
Das sieht folgendermaßen aus:

Tayloristisches Menschenbild

- Menschen werden als unzuverlässige Maschinen betrachtet.

- Der Mensch gilt als Unsicherheitsfaktor im maschinisierten Produktionsprozess.

- Als Folge davon meint man, Menschen müssten umfassend kontrolliert und gesteuert werden. Und man glaubt, dass Menschen umfassend kontrollierbar sind (Kontrollparadigma).

- Arbeiter werden lediglich als billige Produktionsfaktoren gesehen (instrumentale Sicht).
Man meint, Arbeiter hätten nur primäre Bedürfnisse (motivationale Sicht).

- Man meint, Arbeiter würden nur das eine Ziel, die Befriedigung ihrer primären Bedürfnisse verfolgen: „homo oeconomicus“ (zweckrationale Sicht).

- Man meint, Arbeiter könnten ihre Arbeit nicht selbst organisieren, sondern müssten von Managern systematisch zur Leistung angehalten werden (machtpolitische Sicht).

Textquelle: https://professore.de/2016/01/08/fuehrung-verstehen-teil-17-tayloristisches-menschenbild/

Das tayloristische "Bild des Arbeiters" gilt seit den 60er(!) Jahren widerlegt!
Es wurde durch ein humanistisches und demokratisches "Bild des Arbeiters" ersetzt.
Dennoch wird bei der Debatte um "Hartz IV" genau dieses Bild aufrecht erhalten. Das System "Hartz IV" ist bekannt unter Ausnutzung von Existenzängsten Menschen "zur Arbeit zu motivieren", wie es euphemistisch heißt. Stichwort: Sanktionen.

So wird immer wieder argumentiert, dass ja jeder die Arbeit "hin schmeißen" würde, wenn das Mindestabstandgebot nicht eingehalten würde.
Das hingegen würde bedeuten, dass Menschen ausschließlich(!) aus zweckrationaler Sicht arbeiten würden. Das mag auf einige zutreffen. Aber sehr viele Menschen ist eine Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit wichtig.
Ein Fließbandarbeiter würde beispielsweise Sinn an seiner Arbeit sehen, wenn er begreift, dass es ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft ist.
Unternehmen müssen hier Lösungen finden, wie sie das bewerkstelligen.

"Fordern und Fördern" mag ebenfalls eine schöne Phrase sein, es ändert nichts daran, dass JobCenter vor allem Fordern, aber eher UNGERN fördern. Der Fokus liegt stark auf Vermittlung und FORDERN!
So hat ein Arbeitslosengeld-2-Empfänger KEIN RECHTSANSPRUCH auf Förderung von Bildung. Das Ausstellen eines Bildungsgutscheins ist eine KANN-Leistung gemäß des SGB, aber keine MUSS-Leistung, ergo vor Sozialgericht nicht einklagbar.
Wer also keine Berufsausbildung hat, muss sich selbst darum kümmern, oder auf die "Kulanz" des JobCenters setzten, dass diese einen Bildungsgutschein ausstellt.

Tatsächlich ist nachgewiesen, dass das System Hartz IV den Billiglohnsektor massiv ausgebaut hat und Menschen ohne Berufsausbildung, also Menschen, die dem DQR-Niveau 1 und 2 entsprachen, in Hilfsarbeiterjobs gedrängt haben. Das betraf auch junge Menschen.
Ich behaupte einfach mal, dass wenn wir Arbeitssuchende weitergebildet oder eine Ausbildung ermöglicht hätten im Rahmen von Maßnahmen der Arbeitsagenturen ein Teil des Fachkräftemangels hätte aufgefangen werden können.

Sollte man also Menschen "zwingen" zu arbeiten?

Ganz klares Nein!
Erstens ist ein Arbeitszwang ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Zweitens werden Menschen in Berufe gezwängt, die für sie ungeeignet sind. Dadurch wird effektives Humankapital in wichtigen anderen Berufen "gekillt" in unserer Volkswirtschaft. Drittens raubt man Menschen ein Stück weit ihre Identität, dadurch sind sie weniger motiviert, ihre Arbeit gewissenhaft auszuführen, was wiederum zum Ausfall von Arbeitskraft führt.

Was ist die Lösung?
Menschen sollten in ihren Interessen und Fähigkeiten gefördert werden. Arbeitssuchenden sollte vermittelt werden, dass ihre Arbeit eine Sinnhaftigkeit für die Allgemeinheit hat. Ein Fließbandarbeiter in der Automobilindustrie wird wohl kaum einen Sinn sehen, wenn er von der Automarke nichts hat.
Es ist außerdem fraglich, wofür man überhaupt noch Angestellte am Fließband benötigt, wenn die Arbeitsbewegungen mittlerweile problemlos durch Robotik und K.I. auf heutigen Niveau übernommen werden können. Solche "niedere Tätigkeiten" binden zuviel Humankapital unserer Volkswirtschaft aus rein persönlichen Interessen und sorgen damit indirekt ebenfalls für einen Fachkräftemangel.
Anstatt also Menschen mit dem System Hartz-4 in solche Jobs, die dem DQR-Niveau 1 & 2 entsprechen, zu "zwingen", sollte man sie weiterbilden, und die Produktionsprozesse in solchen Unternehmen müssen zwingend automatisiert und digitalisiert werden. Das Totschlagargument "Massenarbeitslosigkeit durch Entlassung!!1!" ist kein selbstverständlich kein Argument. Sondern eher ein Punkt, der den Fachkräftemangel tatsächlich hilfreich wäre.

Fazit:
Menschen in den Niedriglohnsektor zu "zwingen" führt zu Fachkräftemangel. Menschen fortbilden und "niedere Tätigkeiten" den Maschinen zu überlassen, ist die Zukunft. Und Deutschland sähe sich sehr gut darin, dies schnellstmöglich umzusetzen, den der Mangel an Arbeitskräften wird zwangsläufig immer größer aufgrund des demografischen Wandels. Dadurch schwindet das Humankapital in Deutschland und zwangsweise auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes, insofern Menschen weiterhin in Billiglohnsektoren festgehalten werden, die durch Hochtechnologie ersetzt werden kann!


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18.11.2022 um 13:14
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:Und Du meinst, ein psychisch gesunder Mensch mit stabilem Selbstwert, wäre nicht in der Lage, seine Wohnung in einem akzeptablen Zustand zu halten?
Nicht jeder. Wirklich nicht jeder und das weißt du auch.

An der Wohnung den Gesundheitszustand eines Menschen abzulesen ist schon arg hanebüchen. Das würde ja bedeuten, dass es bei jedem Arbeitnehmer nur so blitzt und blinkt.

Aber ich bin auch dafür, den Kranken wieder eine eigene Schiene mit mehr Unterstützung zu geben. Das bedeutet aber auch Begutachtung, Behandlung, evtl Klinikaufenthalt wie bei Arbeitnehmern auch, wenn sie krank sind. Hier hakt es ja oft weil man das ja auch nicht will, dieses Gegängel durch Ärzte.
In Ruhe lassen ist aus meiner Sicht der ganz falsche Weg, dann vergraben sie sich endgültig.


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Sollte man Arbeitslose zwingen zu arbeiten?

18.11.2022 um 13:18
..
Zitat von Frau.N.ZimmerFrau.N.Zimmer schrieb:Nicht jeder. Wirklich nicht jeder und das weißt du auch. An der Wohnung den Gesundheitszustand eines Menschen abzulesen ist schon arg hanebüchen. Das würde ja bedeuten, dass es bei jedem Arbeitnehmer nur so blitzt und blinkt.
Also zwischen "blitzen und blinken" und "inakzeptabel" ist eine extrem weite Strecke. Und das weißt Du auch. ;-) Und ja, wer in seiner Wohnung zwischen Bergen von Schmutz und Unrat sitzt, der ist NICHT frei von (idR psychischen) Problemen, es sei denn, er ist körperlich zu krank für die einfachsten Dinge; und dann steht er / sie dem Arbeitsmarkt ohnehin nicht mehr zur Verfügung.

LG Marina


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