kleinundgrün schrieb:Sklaverei bedeutet, dass ich genau das tun muss, was der andere von mir möchte und dass ich keine Gegenleistung dafür erhalte.
Schwieriges Thema. Man könnte argumentieren (ich bin mal vorsichtig und möchte anmerken, dass man meine folgenden Aussagen mit einem "grain of salt" nehmen sollte), dass Leibeigene und Sklaven von ihren Besitzern eine Unterkunft, Nahrung und Klamotten bekommen haben. (Bitte die Mistgabeln wieder einpacken, ich möchte nicht aussagen, dass das die Unmenschlichkeit der Sklaverei rechtfertigt.)
Ich konkretisiere nochmal, weshalb ich Lohnarbeit in diesem Fall mit Sklaverei auf eine Stufe stelle. (Achtung,
@Abahatschi, das ist keine Kritik gegenüber Individuen, die sich dem System anpassen, um zu überleben, sondern eine Kritik an dem System an sich.)
Bitte am Stück lesen und dann darauf eingehen.In der Sklaverei oder Leibeigenschaft waren Menschen gezwungen für ihr Überleben für jemanden anderes zu arbeiten. Dieser hat ihnen gesagt, was sie tun sollen und hat sie unter Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit dazu gebracht.
Stell dir nun ein System vor, in dem sich der Sklave seinen Besitzer aussuchen kann und ihn jeder Zeit wechseln kann. Wenn es ihm zu schlecht geht, kann er ja wechseln. Das ganze ist aber noch immer Sklaverei, oder?
Jetzt kommt ein komplizierterer Teil. Jetzt führen wir eine Währung ein und machen den Sklaven dafür verantwortlich sich selbst um die Wahl des Essens und der Unterkunft zu kümmern. (Zu dem Teil, dass er sich auch anders Geld verdienen kann, komme ich gleich.) Nicht zu vergessen ist hier der indirekte Zwang, der sich daraus ergibt, dass man als Sklave nicht die Ressourcen hat um selbst zu arbeiten und damit keine andere Wahl hat, als für einen Sklavenhalter zu arbeiten. Dieser löst den direkten Zwang durch den Sklavenhalter ab.
Das sieht nach mehr Freiheit aus, aber in Wirklichkeit ist hier nichts anderes passiert, als dass der Sklavenhalter Verantwortung von sich abgetreten hat. Er ist jetzt nur noch für die Zahlung eines Betrages zuständig. Gefällt dem Sklaven dieser nicht, so kann er sich einen anderen Halter aussuchen. (Keine Angst, auch zum Thema "Aber da ist doch noch der Staat" komme ich gleich noch.)
Jetzt führen wir noch einmal die Möglichkeit ein, dass der Sklave auch für sich selbst arbeiten kann, wenn er will, oder selbst zum Sklavenhalter wird. Die erstere Möglichkeit ist super, oder? Ein Sklave hat die Möglichkeit sich selbst zu befreien. Er kann selbst arbeiten --
für sich selbst! Doch es gibt ein Problem. Diejenigen, die Sklaven für sich halten können effektiver Waren produzieren. Es ist also schwierig als Nicht-Sklavenhalter im Wettbewerb mitzuhalten -- bei einigen Arbeitsgebieten ist es sogar unmöglich alles alleine zu machen. Aber man hat ja die Möglichkeit selbst Sklaven zu halten, die man dann nur bezahlen muss.
Bis hierhin haben wir rohen, unkontrollierten Kapitalismus. Wir haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer, eine Währung und einen Markt. Arbeitnehmer sind nicht vor dem Arbeitgeber geschützt. So kann das nicht funktionieren. Deshalb brauchen wir Regeln, die die Arbeitnehmer beschützen (Hier kommt der Staat in's Spiel).
Damit die Sklaven es besser haben, führt der Staat Gesundheitssicherungen für die Sklaven ein. Die Sklavenhalter und Sklaven müssen in ein System einzahlen, aus dem die kranken Sklaven ihre Hilfeleistungen bekommen. Auch wird ein Minimalbetrag eingeführt, der ausgezahlt werden muss, damit die Sklaven gut überleben können. Sklavenhalter dürfen sich nicht absprechen und Monopole werden verhindert. Und auch für halterlose Sklaven führt der Staat eine Regelung ein um diese zu vermitteln und über die Runden kommen zu lassen. Die Sklaven dürfen sogar wählen oder in die Politik gehen! Aber die Machthierarchie bleibt erhalten.
Ein paar Worte zum Schluss. Im Gegensatz zu den Sklaven und Leibeigenen haben Menschen im Kapitalismus die Möglichkeit ihre Position zu verbessern. Ich habe bewusst überall für Arbeitnehmer und Arbeitgeber Sklave und Sklavenhalter benutzt -- zum Teil um ein wenig zu provozieren und um dazu anzuregen das ganze etwas kritischer zu betrachten.
kleinundgrün schrieb:Wenn ich einer beliebigen Person für beliebige Tätigkeiten (also etwas, das maßgeblich in meiner Wahl liegt, bzw. etwas, das durch Gesetze, die meinem Schutz dienen, limitiert ist) eine Gegenleistung abverlange, ist das definitiv keine Sklaverei.
Ich biete eine Dienstleistung gegen Entgelt an, so wie ich z.B. eine Schweinehälfte gegen Entgelt verkaufen kann.
Da hast du vollkommen Recht. Währungshandel macht aber noch nicht den Kapitalismus aus. Die UdSSR benutzte und auch Nordkorea benutzt heute eine Währung und es gab sogar Märkte, auf denen alle ihre Waren verkaufen konnten. Das war trotzdem kein Kapitalismus.
kleinundgrün schrieb:Nein. Das war kein Recht, das er hatte.
Der Eigentümer konnte ihm beides nach Belieben entziehen.
Ein toter Sklave arbeitet nicht so gut. (Makaber, ich weiß)