obals schrieb:Wusste Sie, dass Söring in seiner Jugend (gern/erfolgreich) gefochten hat? Er fragte sich noch bis vor kurzem, was wohl aus ihm geworden wäre, wenn er sich auf dieses Talent konzentriert hätte.
"Ich sah mich eher als Sportler: Sehr früh fing ich nämlich mit dem Florett-Fechten an, ich glaube schon 1974. Das war
beim OFC Bonn, Olympischen Fecht Club Bonn. Unsere Trainerin war Frau R. Deren Sohn hatte bei den letzten
Olympischen Spielen (1972? 1974?) eine Bronzemedaille in Florett gewonnen. Fotos davon hingen überall, er war unser
Vorbild. Seine Mutter hatte ihn trainiert, jetzt trainierte sie uns - etwa 10 Kinder – und das empfanden wir als riesige Ehre.
Wir mühten uns wahnsinnig ab für sie, stundenlang die Bahn rauf und runter. (Fechten ist nämlich 50 % Beinarbeit.) Das
haben wir dreimal die Woche gemacht. Für mich war das auch eine lange Busfahrt, mit Umsteigen am Hauptbahnhof, hin
und zurück. Aber es war es wert! Denn es machte unglaublichen Spaß, so hart zu arbeiten und dann auch Erfolg zu
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haben. 1976, glaube ich, durften die besten (zumindest ein anderer Florettfechter namens Hartmut und ich) zu einem
Turnier in Hessen, wo ich den 5. Platz belegte. Das fand Frau R. wunderbar, und ich war so stolz wie noch nie! Ich wollte
letztlich zu den Olympischen Spielen gehen und eine Medaille gewinnen, wie ihr Sohn.
Als wir dann 1977 nach Atlanta umzogen, stellten wir fest, dass es dort überhaupt kein Fechten gab. Obwohl doch
Atlanta eine Millionenstadt war! Für mich war das eine ganz schreckliche, geradezu existenzielle Enttäuschung. Leider
würde es nicht die letzte riesengroße Enttäuschung in Atlanta sein...
Manchmal denke ich darüber nach, was wohl aus mir geworden wäre, wenn ich in Bonn geblieben und, statt
Musterschüler, olympischer Florettfechter geworden wäre."
https://n.b5z.net/i/u/7000525/f/Artikel/Jens__Kindheitserinnerungen_an_Bonn.pdf