Orpinal schrieb:Darüber hinaus, wenn es schon um Respekt geht: den sollten JS und Frau Hillers vor den Angehörigen der Haysoms und vor EH Wunsch auf Privatsphäre an den Tag legen, aber davon sieht man wenig, bis gar nichts.
Dasselbe sollte - als Anwalt - erst Recht für Herrn Benecken gelten…
Ralphgr schrieb:Es ändert aber nichts daran, dass die Tötungshemmschwelle immer eine besondere Hürde bleibt. Und bei einer geplanten Tat sich dann auch die Effizienzvorteile nach vorne schieben. Also ich fahre um zu töten und dann eher mit der Schusswaffe, wenn ich sie denn habe. Das müsste, geplant, möglich gewesen sein.
Ich bin nur psychologischer Laie, aber auf Basis aller Informationen, die ich zu dem Fall kenne, spricht das doch trotzdem nicht gegen eine Tötung durch S:
- es wurde bereits in den Briefen zwischen E und J über eine Gewalttat an E‘s Eltern diskutiert (vermutlich zunächst nur Fantasien)
- J war E gewissermassen hörig, von ihr besessen - es war, wie er selbst beschreibt, für ihn die ultimative Liebe
- J wollte E alleine für sich besitzen
- J fühlte sich E (auch aufgrund des Alters) unterlegen
- E‘s Eltern standen der Beziehung zwischen E und J ablehnend gegenüber (weil sie ihn nicht für standesgemäß und zu jung / nicht manns genug hielten)
- E empfand Hass gegenüber ihren Eltern wegen angeblichem Missbrauch und Bevormundung, welchen sie auf J übertrug
- gleichzeitig hatte sich E kurz vor den Morden wieder ihren Eltern angenähert, was J ebenfalls nicht gut finden konnte, weil es eine Gefahr für die Beziehung darstellte (er wollte sie für sich)
- es stand ein beträchtliches Erbe in Aussicht
- J fühlte sich immer als Außenseiter und nicht anerkannt
- laut J‘s Geständnis war er zum Tatzeitpunkt stark alkoholisiert (er trank normalerweise kein / kaum Alkohol)
Sicher, das sind nur Indizien, aber dies spricht in meinen Augen in der Gesamtbetrachtung ggf. nicht für direkten, aber doch für bedingten Tötungsvorsatz von J, als er nach Bedford aufbrach (ggf. dabei noch angestachelt von E, nach dem Motto: „Das machst du doch eh nicht.“):
J wollte seine Ehre wiederherstellen, seine Beziehung mit E retten und ihr beweisen, dass er der Richtige für sie ist - ein richtiger Mann ist, der bereit ist alles für sie zu tun, sie zu beschützen - und dabei notfalls sogar über Leichen geht (ganz im Sinn der klassischen Literatur, die beide so sehr liebten), ggf. gab es auch finanzielle Motive.
Er wollte die Eltern zur Rede stellen und war dann von der eskalierenden Situation im betrunkenen Zustand (und der sich freisetzenden angestauten eigenen Wut sowie der von E) offenbar derartig überfordert und überwältigt, dass es zu dem aufgetretenen Blutrausch kam. Aus meiner Sicht war das nicht längerfristig geplant, sondern eher eine recht spontane Affekttat, ggf. Mutbeweis aufgrund des gemeinsamen Wochenendes mit E und ggf. einer Aussprache zwischen den beiden. Deshalb auch keine Schusswaffe.
Dass J trotz seiner Intelligenz offensichtlich nicht immer rational agiert, sieht man beispielsweise an seiner Flucht aus den USA (wieso floh er vor E, wenn er doch nicht der Täter war und eigentlich mit ihr unbedingt zusammenbleiben wollte), der Tatsache, dass er sich nicht in Deutschland der Polizei gestellt hat (wo eine Auslieferung nicht möglich gewesen wäre), dass er in England Scheckbetrug begangen hat, wodurch er überhaupt erst in die Fänge der Polizei kam, dass er die gemeinsamen Aufzeichnungen nicht verschwinden ließ (durch die die englische Polizei erst auf die Mordfälle in den USA aufmerksam wurde), dass er angeblich ein Jahr nach der Tat nicht wusste, dass er keine diplomatische Immunität / keinen diplomatischen Schutz besitzt und einige weitere Dinge mehr.