Nightrider64 schrieb:Na man kann sich ja nicht 30 Jahre lang einschließen und an jeder Ecke umsehen, wenn man mal aus der Wohnung geht
Zwischen dem und einem „normalen“ Rentnerleben mit Kegelclub gibt es aber noch einige Zwischenstufen. Und nach meiner Einschätzung wird auch Staub eher zurückhaltend und konspirativ und weniger bürgerlich leben.
Nightrider64 schrieb:Ich denke Du hast es nicht verstanden, was dazu gehört so lange Zeit erfolgfreich in der Konspiration zu leben.
Man muss sich eine möglichst normale Allerweltsidentität aufbauen und die auch normal leben.
Und da gehören auch angemessenen Sozialkontakte dazu.
Zwingend ist daran überhaupt nichts. Gerade in einer Großstadt wie Berlin fällt auch niemandem auf, wenn du wie der letzte Einsiedler lebst. Das tun genug andere vereinsamte Menschen auch und niemand interessiert sich dafür.
Was ich so gerade noch für möglich halte ist so zu leben wie offenbar Klette: Anonyme Großstadt, ein paar Kontakte, aber am Ende niemanden zu nah an sich heranlassen. Aber normales bürgerliches Leben mit Haus, unwissender Frau, Kegel- und Kaninchenzüchterverein, wenn alle paar Monate bei Aktenzeichen xy deine Visage gezeigt wird? Maximal unwahrscheinlich.
Nightrider64 schrieb:Alles Andere ist erst recht auffällig und man kann es auf Dauer auch psychisch nicht durchhalten.
Der normale Mensch würde auch behaupten, man kann es psychisch nicht durchhalten, überhaupt 30 Jahre im Untergrund und unter Fahndungsdruck zu leben. Geht aber sehr wohl und ist auch einfach eine Mentalitätsfrage.
Nightrider64 schrieb:Auch denke ich Du überschätzt die Reichweite der Fahndungsfotos.
Wer, als "Otto Normalverbraucher" hat sich die schon genau angeschaut.
Das kann er aber nicht sicher abschätzen. Wie gesagt, wenn ich international gesucht würde und die Polizei hätte Fotos von mir veröffentlicht, würde ich garantiert nicht mehr zu meiner Stammtischrunde gehen als wär nichts gewesen. Und auch niemand anderes würde das tun, außer natürlich, er sieht im normalen Leben komplett anders aus als auf den Fotos. Da fehlt mir hier aber etwas die Fantasie für, denn Staub sieht auf den Fotos nicht wirklich verkleidet aus.
Ein Bekannter von mir war übrigens mal in einer Quizshow. Weiß nicht ob jemand noch das Quiztaxi auf Kabel1 kennt. Jedenfalls wurde er in den Wochen nach der Ausstrahlung von etlichen Leuten angerufen und angeschrieben, die ihn da gesehen und erkannt hatten. Dabei war die Aufzeichnung in einer Stadt fern seiner Heimat und die Namen der Teilnehmer wurden auch nicht gesagt. Und mal ehrlich, wer schaut denn schon das Quiztaxi. Mehr Leute als man denkt, weiß ich seitdem. Und XY wird noch viel höhere Einschaltquote haben.
Nightrider64 schrieb:Vielleicht sieht er ja auch ganz anders aus, trägt bei den Überfällen eine Perücke und falschen Bart o.Ä.
Vielleicht auch nicht. Mit den Fotos im Bus wird er ja nicht gerechnet haben, deshalb spricht sehr viel dafür, dass er da auch nicht groß verkleidet war. Zumal er ja sogar vor der Tat in Cremlingen von einem völlig Fremden erkannt wurde. So unwahrscheinlich ist es also nun wirklich nicht. Soweit ich weiß haben auch die Autoverkäufer ihn anhand der Fotos wiedererkannt.
Nightrider64 schrieb:Wer würde darin seinen Kneipenkumpel erkennen. Selbst wenn eine Ähnlichkeit bestehen würde. Die besteht zu so vielen anderen Personen auch.
Wenn einer meiner Kneipenkumpels bei xy gezeigt würde, würde ich ihn jedenfalls erkennen. Und du unterschätzt glaub ich auch den psychologischen Faktor, den es bedeuten würde, trotz solcher Fotos weiter sein bürgerliches Leben zu führen als sei nichts gewesen.
Hier im Forum wird oft so getan, als sei es Hexenwerk, irgendwelche Leute wieder zu erkennen, die man kennt. Ich habe schon oft genug irgendwelche Leute an Orten getroffen, wo eigentlich nicht damit zu rechnen war. Auch schon im Urlaub. Und ich war mir trotzdem zu 100% sicher, dass es die Personen sind, die ich kenne, und nicht nur ein Fall von „sieht aus wie“.