louis1949 schrieb:Meinst du? Ich glaube nicht unbedingt, dass Garweg in den Augen Klettes jemand war, der besonders hilfebedürftig ist. Wie stellst du dir das vor?
Er hat sie auf jeden Fall besucht, hatte Kontakt zu Ihr.
Ich nehme auch mal an, das er bei Ihr das ihm zustehende Geld gebunkert hat und ab und zu was abholte. Eine linksradikale Wagenburg wäre da auch nicht der richtige Ort um Geld oder Waffen zu deponieren
Smoover schrieb:Zwingend ist daran überhaupt nichts. Gerade in einer Großstadt wie Berlin fällt auch niemandem auf, wenn du wie der letzte Einsiedler lebst. Das tun genug andere vereinsamte Menschen auch und niemand interessiert sich dafür.
Genau dieser Gedankengang kann zur Identifikation führen.
"Der komische Typ, der da ganz einsam lebt, nie Besuch hat usw. Da stimmt doch was nicht mit dem Und dann sieht er noch einem Fahndungsfoto ähnlich. Gleich mal die Ermittler anrufen.
Das ist auf jeden Fall verdächtiger, als wenn jemand ein normales , bürgerliches Leben lebt.Da gehören eben auch Sozialkontakte dazu. Und Partnerschaften und Aktivitäten .
Smoover schrieb:Aber normales bürgerliches Leben mit Haus, unwissender Frau, Kegel- und Kaninchenzüchterverein, wenn alle paar Monate bei Aktenzeichen xy deine Visage gezeigt wird? Maximal unwahrscheinlich.
Das ist doch Quatsch mit den Bildern.
Auf einem sieht er aus wie der Zwillingsbruder meines ehemaligen Chefs (Nein, der war auch nicht in der RAF) auf dem anderen wieder ganz anders.
Kaum einer wirft mehr als einen kurzen Blick auf soch ein Fahndungsbild , weil es kaum jemanden wirklich interessiert.
Und alle paar Monate in der Öffentlichkeit war ein aussagekräftiges Bild auch nicht. Im Prinzip war nur das Bild vor 30 Jahren ein brauchbares zur Identifizierung.
Ich kann jetzt auch nicht ständig die Psychologie der Konspiration anführen , wenn es einfach nicht verstanden wird. Ich empfehle dazu wie bereits mehrmals getan, die Standartwerke zur RAF, insbesondere das Buch "Staatsfeind" von Till Meyer. Oder die Interviews und Biographien mit Bommi Baumann
Smoover schrieb:Der normale Mensch würde auch behaupten, man kann es psychisch nicht durchhalten, überhaupt 30 Jahre im Untergrund und unter Fahndungsdruck zu leben. Geht aber sehr wohl und ist auch einfach eine Mentalitätsfrage.
Ja , mnanche Menschen können als Einsiedler ihr Leben fristen. Staub ist aber garantiert nicht der Typ dafür.
Lies mal " Der Baader Meinhof Komplex " von Stefan Aust. Da sind seinerzeitdie aktiven RAF Mitglieder in kleinen Grüppchen ins Kino gegangen, weil sie wieder mal unter normale Leute mussten. Anschließend noch in kleinere Lokale. Zu einer Zeit, in der aktiv nach Ihnen gefahndet wurde und Ihre Fotos an jeder 2. Litfaßsäule hingen.
Nicht jeder ist für ein Einsiedlerleben geschaffen. Klette war ja auch unterwegs, man kannte sie dort wo sie wohnte.
Smoover schrieb:Das kann er aber nicht sicher abschätzen. Wie gesagt, wenn ich international gesucht würde und die Polizei hätte Fotos von mir veröffentlicht, würde ich garantiert nicht mehr zu meiner Stammtischrunde gehen als wär nichts gewesen. Und auch niemand anderes würde das tun, außer natürlich, er sieht im normalen Leben komplett anders aus als auf den Fotos. Da fehlt mir hier aber etwas die Fantasie für, denn Staub sieht auf den Fotos nicht wirklich verkleidet aus.
Natürlich geht man erst recht dahin.
Die Fotos sind alt und nur teilweise brauchbar. Der eine sieht komplett aus wie mein ehemaliger Chef. auf dem anderen Phantombild hat der über 50 Jahre alte Staub keinerlei Geheimratsecken, wie bei einem Mann seines Alters zu erwarten. (Perücke ?)
Das Leben ging ja auch schon in den 90er weiter für diese Menschen. Über 30 Jahre. So richtig wurde auch erst in den letzten 10 Jahren nach Ihnen gefahndet.
Smoover schrieb:Wenn einer meiner Kneipenkumpels bei xy gezeigt würde, würde ich ihn jedenfalls erkennen. Und du unterschätzt glaub ich auch den psychologischen Faktor, den es bedeuten würde, trotz solcher Fotos weiter sein bürgerliches Leben zu führen als sei nichts gewesen.
Garweg z.B. wäre in Berlin nie erkannt worden. Weder anhand der Fotos aus den 90er noch denen des späteren Überfalls. Ist er ja auch nicht, obwohl er sich nicht besonders schlau verborgen hat. Somit widerspricht schon das Deiner Aussage.
kottan schrieb:Nicht jeder,der bürgerlich lebt, besucht Stammtische oder ist irgendwo Vereinsmitglied. Einfach in einer Wohnhausanlage , womöglich mit Partnerin, immer freundlich grüßen, zum Aldi ums Eck gehen, unverbindlichen Smalltalk, "bin Rentner", "war früher Lehrer/Beamter/Sachbearbeiter", manchmal kommt Besuch (Verwandte der Partnerin), manchmal ist man tage/wochenlang nicht zu sehen ("Besuch bei Verwandten in xy", "war zuhause, hattte Grippe") das fällt überhaupt nicht auf. Tausende leben so.
Ja genau so.
Das mit dem Vorsitz im Gartenverein war ja auch nur Beispielhaft.
Braucht man doch nur den NSU als Beispiel.
Die lebten mehr als komisch und waren sogar noch eindeutig zu erkennen und sind jahrelang in der Illegalität nicht aufgefallen.
Übrigens hat mal ein gesuchter Altnazi den Vorsitz über einen Vertriebenenverein übernommen, was schließlich zur Enttarnung führte
Smoover schrieb:Habe ich auch nicht behauptet. Das Beispiel mit dem Kegelclub kam von Nightrider und ich wollte nur deutlich machen, dass ich von einem Leben Staubs ausgehe, das deutlich zurückgezogener abläuft und mit eher wenigen sozialen Kontakten, die er auch nicht allzu nah an sich ranlassen wird. So ähnlich hat ja offenbar auch Klette g
Ich schätze Staub anders als Klette ein. Und die lebte auch nicht sozial völlig isoliert. Man kannte sie im Kiez und sie hatte wohl sogar einen Lebenspartner.
Smoover schrieb:Als solches fällt es natürlich nicht auf. Trotzdem wundert es mich eben, dass offenbar niemand Staub auf den 2016er Fotos erkannt hat und zuordnen konnte.
Ich könnte ihn zuordnen. Er sieht aus wie mein ehemaligert Chef nur mit ungepflegteren Bart.
Der war es aber nicht. Oder er hatte doch nicht Jura studiert und den seine Biografie war komplett erfunden und es ist doch Staub.
So oder so ähnlich sehen halt viele in dem Alter aus. Hat jemand eine glaubhafte Legende, die er seit Jahren vertritt, führt eine gewisse Ähnlichkeit psychologisch eben nicht dazu ihn zu erkennen.
( Ach der sieht ja so ähnlich aus wie Rudi aus der Kneipe. Kann aber nicht sein, der war doch dies und jenes und ist auch immer so offen; so die Psychologie)
Kein Mensch hat Garweg erkannt, der sich ja nun wirklich in der Öffentlichkeit aufhielt.