Allerdings: Ein paar Argumente gibt es aus meiner Sicht natürlich auch, die die Größe dieses angenommenen Risikos doch etwas relativieren. Den "viel begangenen" Waldweg zum Beispiel.
Ein Waldweg - auch ein viel begangener - ist ja immerhin doch etwas anderes als eine Verkehrsstraße. Im Wald kann auch auf einem stark frequentierten Weg, der fleißig von Wanderern oder Spaziergängern beschritten wird, dennoch mitunter, nachdem eine Person ihn passiert hat, durchaus eine ganze Weile vergeht, bis erst wieder die nächste auftaucht: 10 Minuten, 20 Minuten oder mehr - selbst dann also, wenn über einen gewissen Zeitraum gerechnet "viele" Menschen die Strecke passiert haben.
So wird in unserem Fall der Waldweg wohl überwiegend von Schwimmbad-Besuchern benutzt worden sein - und da kommen an einem warmen Sommertag zweifelsohne nicht wenige zusammen. Aber andererseits: Gar so viele waren es ja vielleicht ja doch nicht - wenn man bedenkt, dass schon mal die auswärtigen Besucher des Waldbads ohnehin im Auto
anreisen und auch die Einheimischen, wie das Beispiel Mutter und der Bekannten Juttas im Film zeigt, in aller Regel den fahrbaren Untersatz bevorzugten, um dort hin und später wieder nach Hause zu gelangen. (Dies sicher auch, weil der Weg aufgrund seiner nicht unbeträchtlichen Steigung zwar Zeit spart, aber ja nicht gerade allzu komfortable Geh-Bedingungen bietet.)
Es fällt in diesem Zusammenhang auf, dass Jutta offenbar sogar eigens mit einer Erklärung versah, weshalb sie doch lieber ihn benutzen wollte ("Laufen ist gesund" bzw. "Im Wald ist es schön kühl"). Woraus man ja folgern könnte, dass dies
vielleicht auf sie selbst bezogen dem "Normalfall" entsprach, aber nicht im allgemeinen. Der "allgemeine" Normalfall war wohl eher, dass man sich per Autofahrt den Weg ersparte - bzw. bereitwillig von entsprechenden Angeboten Gebrauch gemacht hätte.
Wenn wir vom Zeitraum zwischen einzelnen Weg-Benutzern sprechen, ist festzuhalten, dass unter den vorliegenden Umständen ja sogar nicht weniger 30 Minuten für das für uns wichtigste Zeit-Intervall vergingen: Denn nach der Mutter mit dem Kind und der Badematten-Frau hat ja augenscheinlich - mithin diese gute halbe Stunde lang - kein weiterer Waldgänger die Strecke passiert. Erst für die Zeit nach 18.20h heißt es im XY-Film, dass noch weitere Zeugen an der Badematten-Stelle vorübergegangen seien (nämlich die, die bestätigen konnten, dass der Schuh inzwischen verschwunden war.)
Natürlich war diese lange Zeitspanne für die Täter ein besonderes, nicht im vorhinein erwartbares "Glück". Aber ich denke mal, unter den Voraussetzungen, die wir annehmen: dass sie im Auto vor dem Schwimmbad stehend ihr Opfer abgepasst haben, werden sie ja während dieser Wartephase einen ungefähren Eindruck gewonnen haben, in welcher Häufigkeit
Personen - darunter Frauen und Mädchen - die Abkürzung einschlugen.
Daher auch
@AnnaKomnene:
In hellen Scharen werden wohl einzelne junge Frauen in dieser Zeit sicherlich nicht einzeln in den Wald geströmt sein. (Man bedenke den genannten Halb-Stunden-Abstand für lediglich zwei Frauen - von denen gewiss keine ins "Beuteschema" der Täter gepasst hätte). Insofern halte ich es für wenig wahrscheinlich, dass im Hinblick auf die Auswahl
@AnnaKomnene Juttas als Opfer noch spezifische andere Kriterien eine Rolle spielten als eben diese eine Mindestvoraussetzung: dass sie eben eine unbegleitet gehende junge Frau war.
Denn dass sich die Wartezeit der Männer vor dem Schwimmbad über ganze Stunden erstreckt hatte, ist wohl kaum anzunehmen. Aus den einfachen Grund, weil es sehr unwahrscheinlich wäre, dass sie während einer so langen Wartezeit nicht doch jemandem aufgefallen wären. Und das scheint ja nicht der Fall gewesen zu sein - denn sonst wüssten wir ja jetzt positiv, nämlich aus einer entsprechenden Zeugenaussage (und müssten es nicht lediglich aus den Anzeichen rückschließen), dass der Ford Granada vor dem Schwimmbad postiert gewesen war.
Mit anderen Worten: Ich denke doch, dass die Manner sich für Jutta entschieden haben, weil sie schlicht und einfach die erste junge Frau wählten, die in Frage kam, weil sie augenscheinlich allein das Schwimmbad verließ und vor ihren Augen die Treppe hinaufstieg. Eine andere Überlegung haben sie nach meiner Einschätzung nicht angestellt.