Themen-Wiki: Mordfall Jutta Hoffmann (1986 - "Waldbad Lindenfels")
Im Themen-Wiki können Diskussionsteilnehmer gemeinsam eine Zusammenfassung erstellen oder wichtige Beiträge und Informationen auflisten.
Schreibberechtigt sind alle Mitglieder, die mindestens 25 Beiträge in der jeweils verknüpften Diskussion verfasst haben.
Verknüpfte Diskussion: Mordfall Jutta Hoffmann (1986 - "Waldbad Lindenfels")
Kurze Zusammenfassung des Falls: Die zum Zeitpunkt ihres Verschwindens 15-jährige Jutta Hoffmann verschwand am Sonntag, dem 29. Juni 1986 nach einem Besuch des Waldschwimmbads auf einem kurzen Waldweg zwischen Schwimmbad und ihrem Heimatort Lindenfels im Odenwald. Trotz mehrfacher Absuchen durch Familie, Feuerwehr und Polizei konnte Jutta nicht gefunden werden.
Am 10. Juli 1987 wurde der Fall als Vermisstenfall in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY als Filmfall vorgestellt.
Am 10. Februar 1988, also mehr als 19 Monate nach ihrem Verschwinden, wurde Juttas Leiche in dem parkartigen Waldstück, durch das der Waldweg verläuft, auf dem die verschwand, gefunden.
Dei Polizei geht davon aus, dass Jutta vergewaltigt und ermordet wurde.
Im März 2023 wird ein dringend Tatverdächtiger verhaftet.
*****
Es wird hier zunächst versucht, die zahlreichen im thread zusammengetragenen Fakten und Ergebnisse in eine übersichtliche Reihenfolge zu bringen.
In einem zweiten Schritt können dann die unterschiedlichen internen und externen Quellen (z.B. Fotos, Filme und Karten) verlinkt werden
Zeitleiste
[1986]
[Sa., 28. Juni]
Fest der Freiwilligen Feuerwehr Eulsbach (OT von Lindenfels). JH und Mutter sowie eine Freundin und deren Bruder anwesend.
[So., 29. Juni]
- Vater und Bruder von JH bei einem Wettkampf.
- 9:00 Uhr: Das Freibad öffnet.
- Gegen 13:00 Uhr JH besucht mit Mutter und Freunden das Freibad Lindenfels
- gegen 15:00 Uhr: Die Mutter verlässt das Freibad.
- Gegen Nachmittag endet in der Nähe (südwestlich) des Freibades im Gebiet Hamberg/ Matterloch das große Jugendzeltlager des Kreisjugendfeuerwehrverbandes (der Freiwilligen Feuerwehren) aus dem Odenwald.
- 17:45 Uhr: Jutta verlässt das Schwimmbad, wird dabei von der Schwimmbadzeugin die im Auto auf dem Parkplatz auf ihr Kind wartet, gesehen.
- 17:50 Uhr: Die Kinderwagenzeugin begegnet zwei Osteuropäern, die ihr nicht geheuer sind, dreht sich deshalb um, und sieht "erleichtert", dass hinter ihr, also in Sichtweite, Jutta unterwegs ist
- gegen 17:55 Uhr (?) Übergriff des Täters, der sein Opfer in den südlich des Weges liegenden Bereich führt, zerrt oder trägt, wo es erst 1 ½ Jahre später in einer Vertiefung gefunden wird, bedeckt mit Erde und Zweigen.
- Ein verwirrter alter Mann, der bei der Suche am Folgetag im Bereich des Weges aufgefunden wird, berichtet angeblich von einer Frau in blauem Kleid.
- ca. 18:00 Uhr: die Friedhofszeugen kommen auf den Friedhofsparkplatz und beobachten zwei Männer, die am Kofferraum ihres Auto hantieren; die beiden Männer gehen dann wieder weg, die Zeugen entdecken dort angeblich auch einen weissen Schuh und gehen dann zur Grabpflege. Die Frau hört bald darauf einen (weiblichen) Schrei. Als sie zum Parkplatz zurückkommen, ist der Schuh weg und die Männer fahren gerade los. (XY-Sendung 1987)
Diese Zeugenaussage erfolgt allerdings erst Mitte September
- Eine andere Version kennt zwei Zeugen, die beim Grillen auf der Terrasse einen männlichen Schrei hören. (XY-Sendung 2023)
- 18:20 Uhr: die Bademattenzeugin findet am Abzweig zum Friedhof die Badematte am Wegrand und nimmt sie an sich. Den ebenfalls dort liegenden weissen Schuh lässt sie liegen. (Erste Presseberichte nennen für diesen Fund die Uhrzeit "gegen 19 Uhr")
- 20:00 Uhr: Das Freibad schliesst. Anpfiff des Endspiels der Fussballweltmeisterschaft (Argentinien-Deutschland)
- 21:36 Uhr: Sonnenuntergang in Lindenfels
- 21:45 Uhr: Schlusspfiff des Endspiels
- 22:00 Uhr: Beginn der Abenddämmerung, (Mondaufgang erst in den späten Morgenstunden)
- Nach einem Pressebericht vom 2.7. erfolgt noch am selben Abend eine Begehung des Weges durch die Polizei, ein weisser Schuh wird nicht gefunden - unklar ist, ob er zu diesem Zeitpunkt bereits gesucht wird. (nach der Darstellung bei XY beginnt die polizeiliche Suche im unwegsamen Gelände erst am Folgetag).
[Mo., 30. Juni]
- Morgens: Ein Dutzend Feuerwehrleute suchen nach einem vermissten 91jährigen und finden ihn, angeblich stark dehydriert, unweit der Stelle an der JH zuletzt gesehen wurde. Er wird mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht
- Daraufhin teilweise den ganzen Tag über intensive Suche nach der vermissten JH durch die Vollzugspolizei des Kreises Bergstraße, die Freiwillige Feuerwehr (ca. 25 Mann) und Beamte der Heppeheimer Kripo, später auch mit Hubschrauberunterstützung. Am Nachmittag trifft ein Zug der Bereitschaftspolizei ein. Die Umgebung des Schwimmbades (Flurstücke Am Hamberg und Matterloch, ca. 10 ha) wird mehrfach durchkämmt. Die Suche wird um 18:30 ergebnislos abgebrochen.
Bereits zu diesem Zeitpunkt ist der Fund von Schuh und Badematte den Medien bekannt.
[Di. 01. Juli]
- Der nahegelegene Teich wird abgelassen.
- Fortsetzung der Suche durch 30 Mann der Freiwilligen Feuerwehr, Geschwistern und Freunden, die das Gelände mit max. 2 m Abstand durchkämmen.
- Die Kripo Heppenheim unternimmt im Ort umfangreiche Befragungen, Lautsprecherwagen rufen die Bevölkerung zur Mitarbeit auf.
- Am frühen Nachmittag wird aufgrund der kriminalpolizeilichen Befragungen ein alter Brunnenschacht mit einem Löschgruppenfahrzeug der Feuerwehr bis auf den Grund leergepumpt.
- Kriminalbeamte sind vor Ort mit einem Spezialhund im Einsatz.
- Am Nachmittag durchforscht ein Dutzend Feuerwehrmänner vom Louisenkrankenhaus abwärts die gesamten Kanalschächte zwischen Freibad und Wohngebieten.
[Do., 10. Juli]
- 9:00-15:00 Uhr Großangelegte Suchaktion durch zwei Züge der Bereitschaftspolizei. Die eine Hälfte durchsucht vom Schwimmbad aus den südlichen Teil in Richtung Burg, die andere Hälfte den nördlichen Bereich bis zum Grundstück der Fa. Böhringer, [zusammen ca. 50 ha]
- Zusätzlich werden wiederum Hubschrauber eingesetzt . Die Suchen bleiben erfolglos.
- Ein weiterer Pressebericht erwähnt ebenfalls eine
großangelegte Suchaktion durch zwei Züge der Bereitschaftspolizei unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Berger (ca. 70 Beamte aus Mühlheim und Hanau), die bis zum späten Abend "ein Gebiet zwischen Lindenfelser und Schlierbacher Wald in Höhe der Verlängerung der Straße Jägersgarten bis zur Bundesstraße 47" absuchen.
Es ist unklar, ob beide Berichte dasselbe Ereignis meinen.
[etwa Mitte September]
Zwei Zeugen melden sich bei der Polizei und berichten über ihre Beobachtungen im Bereich Friedhof. Die Staatsanwaltschaft gelangt hierdurch zur Vermutung, dass hier nicht nur ein Vermisstenfall, sondern ein Verbrechen vorliegen könnte.
[25. September]
Vom leitenden Oberstaatsanwalt wird eine Belohnung von 5000 DM ausgesetzt.
[9. Oktober]
Großfahndung über einen Steckbrief mit den Phantombildern von zwei etwa 30 bis 35 Jahre alten "Zeugen" mit Abbildung der adidas-Sporttasche, der Schlüssel, der weissen Schuhe und des Ford mit AZ-Kennzeichen, die Bilder werden an den Folgetagen z.T. auch in den Printmedien verbreitet.
[10. Oktober]
Ausführlicher Beitrag der Hessenschau zur Grossfahndung, den neuesten Zeugenaussagen und einem Vor-Ort-Interview mit der Mutter.
[1987]
[Fr., 10. Juli]
Die Sendung XY greift den Fall in einer ausführlchen szenischen Darstellung auf und betont dabei die Hinweise, die für eine Entführung sprechen.
[1988]
[Mi., 10. Februar]
Ein ortsansässiger Hundebesitzer wird durch seinen Hund zum Fundort einer skelettierten Leiche geführt. Der von der Rechtsmedizin ermittelte Zahnstatus und mehrere Kleidungsstücke belegen die Identität mit Jutta Hoffmann.
Der Fundort liegt nur etwa 20-30 m entfernt vom vermutlichen Abgreifort am Abzweig zum Friedhof (Badematte und Schuh). Die Polizei sieht sich unbequemen Fragen ausgesetzt und steht intern unter erheblichem Erklärungsdruck, weshalb die Leiche nicht schon erheblich früher gefunden wurde.
Schnell machen nun Gerüchte von einer erst später erfolgten Ablage die Runde, obwohl es dafür kein Motiv gibt und alle Indizien für den engen Zusammenhang von Tat und Fundort sprechen.
[06. Mai]
Eduard Zimmermann berichtet im Rückblick, dass die Leiche unweit vom Waldweg verscharrt worden war und nun gefunden wurde.
[1990]
Letzte Akteneinträge zur Spurensicherung (Weinheimer Nachrichten 14.2.2013 u. 30.6.2016)
[2012]
Der später festgenommene mutmaßliche Täter, der wegen mehrerer Sexualdelikte und anderer Straftaten verurteilt worden war, wird aufgrund eines Urteils des Landgerichts Kiel in Maßregelvollzug gesetzt.
[2016]
[30. Juni]
Obwohl der Fall als Mordfall eingestuft und nicht verjährt ist, werden aktuell keine neuen Ermittlungen durchgeführt.
[2023]
[Mi., 22. März]
Die Sendung Aktenzeichen XY stellt den Fall erneut vor. Man erhofft sich hierdurch Hinweise zu einem aufgrund von DNA-Spuren Tatverdächtigen. Die Spur führe nach Norddeutschland. Man veröffentlicht ein neues Täterprofil. Der mutmaßliche Mörder sei ein gewaltbereiter Mann, Rechtshänder und hatte bei der Tat ein Alter von Mitte 20. Er sei hellhäutig, damals blonde Haare, blaue Augen. Ortskundig im südhessischen Raum. Man sucht Zeugen für das Schwimmbad und den Campingplatz im OT Schlierbach.
Zeugenaussagen im Nachgang der Sendung erhärten einen wegen DNA-Spuren bestehenden Tatverdacht.
Es gehen noch am selben Abend mehr als 20 Hinweise ein.
[Do., 30. März]
Festnahme des Tatverdächtigen in einer Psychiatrisch-Forensischen Einrichtung in Schleswig-Holstein. Überführung zur Staatsanwaltschaft nach Hessen.
Wegen des dringenden Verdachts des Mordes erlässt der Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Darmstadt gegen den gebürtigen Bensheimer einen Untersuchungshaftbefehl.
Nach der Verkündung Rücktransport in die Klinik.
[Di., 04. April]
Der Tatverdächtige möchte derzeit keine Angaben machen.
[Mi., 12. April]
Kurze Anmoderation der XY-Sendung bestätigt, dass Zuschauerhinweise zur Festnahme des Serientäters führten.
Lageplan
Original anzeigen (0,5 MB)
Ungefähre Lage des Leichenfundorts
Das Fahndungsplakat
Fahndungsplakat vom 09.10.1986
Medien
Filmfälle vom 10.07.1987 und 22.03.2023 Aktenzeichen XY ungelöst
Beitrag des Hessischen Rundfunks, Hessenschau vom 10.10.1986 (Belohnung, späte Zeugenaussagen, Interview mit der Mutter)
Beitrag des Hessischen Rundfunks, Hessenschau vom 11.02.1988 zum Fund der Knochen
Prozessauftakt:
https://www.hessenschau.de/panorama/prozess-um-mord-an-jutta-hoffmann-ein-augenblick-auf-den-ihre-eltern-37-jahre-warten-mussten-v4,prozess-coldcase-ermordung-100.html
Prozessberichte:
https://www.rnf.de/mediathek/video/erschuetternder-mordprozess-der-fall-jutta-hoffmann/
https://www.wnoz.de/nachrichten/bergstrasse/cold-case-jutta-hoffmann-staatsanwaltschaft-fordert-lebenslange-haftstrafe-315025.html
Urteil: Lebenslange Haft für Peter F.
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lindenfels_artikel,-lindenfels-jutta-hoffmann-lindenfels-mord-prozess-urteil-_arid,2159843.html