Mordfall Jutta Hoffmann (1986 - "Waldbad Lindenfels")
29.03.2023 um 04:53SpiderWeb schrieb:Ich frage mich, wie man ein 15 jähriges Mädel in dem doch überschaubaren Areal, mit mittelmäßig frequentiertem Weg hat vergewaltigen sollen/ wollen ?Mir geht sich hier auch irgendwie etwas nicht aus. Ich versuche es mal zusammenzufassen, Stand heute, nach dem zweiten XY Bericht.
Das ergibt für mich überhaupt keinen Sinn. Ein Entdeckungsrisiko dort war nicht gerade klein.
Bedenkt man das dort 2 Herren unterwegs waren, 1 Dame mit Kind, 1 Dame die die Badematte an sich genommen hat, Jutta selbst, 1 - 2 Täter, der alte Mann und ggf. 2 Personen direkt am Friedhof wenn man den alten XY-Film nicht ganz außer acht lässt, dann ist das recht viel an Personen ... Die Geschichte die man sich so immer zusammenstrickt, kann ich so gar nicht glauben.
Und dann will man Jutta dort auch noch, ich sage mal, zwischen 18 - 21 Uhr verscharrt haben ? Das glaubt doch ernsthaft kein Mensch ?
1. Der Waldweg soll der Tatort sein, an dem Jutta höchstwahrscheinlich gewaltsam verschleppt wurde. Neuerdings von einem Einzeltäter. Absicht: Vergewaltigung.
Was spricht dafür? Zwei Indizien:
A) Die Kinderwagen-Zeugin sieht Jutta in Sichtweite, was auf diesem Weg keine sehr grosse Distanz sein kann, hinter sich her kommen
B) Direkt am Weg werden Badematte und ein Schuh (der später veschwunden sein soll) gefunden.
Nun gut, das ist an sich ein plausibles Szenario. Nun tun wir noch etwas dazu:
2, Zur gleichen Zeit sollen sich zwei, vielleicht gar drei Zeugen in nächster Nähe aufhalten. Denn neuerdings sind die beiden "Südländer," welche die Kindergartenzeugin gesehen haben will, ja keine Tatverdächtigen mehr. Diese sollen ungefähr zur gleichen Zeit, als die Kinderwagen-Zeugin Jutta erspäht hatte, dieser entgegen gegangen sein.
Auch gut. Das passte soweit ganz gut zum bisherigen Verdacht, dass diese beiden die Täter waren. Jetzt aber müssen wir den wahren Täter irgendwo in diesem Bild unterbringen, und da beginnt es zu haken:
I) Schon im ersten Filmfall gab es zwei Dinge, die nicht so recht zusammenpassten: Die Kinderwagen-Zeugin müht sich mit Kind und Kinderwagen ab, den steilen Weg nach oben zu gehen. Hinter ihr erblickt sie Jutta, die ebenfalls nach oben läuft. Jutta war jung und sportlich, man darf vermutlich annehmen, dass sie schneller ging als die Zeugin. Das bedeutet, sie hätte eigentlich die Zeugin einholen müssen. Das tat sie nicht, was wieder für den Tatort direkt hinter dieser Zeugin sprach.
Jetzt aber haben wir noch zwei weitere Zeugen da herumlaufen, nämlich die beiden Südländer. Unser Täter müsste diese bemerkt haben, egal ob er hinter Jutta herlief, oder versteckt im Wald nahe dem Waldweg lauerte.
Er muss aber sehr rasch nach der Begegnung der Kinderwagen-Zeugin mit den Südländern zugeschlagen haben, denn sonst hätte Jutta die Zeugin erreicht und ggf. überholt.
Das wiederum bedeutet, er hat Jutta angegriffen, obwohl insgesamt mindestens drei Zeugen plus KInd in nächster Nähe herumliefen.
3. Damit kommen wir zum Tatablauf: An besagter Stelle wurde ein Schuh und die Badematte gefunden. Wie soll man sich den Tatablauf vorstellen? Der verlorene Schuh und die Matte scheinen darauf hinzudeuten, dass Jutta mit körperlicher Gewalt in den Wald "getrieben/gezerrt usw." wurde. Und da ist meine Frage: wieso ging das anscheinend so geräuschlos ab, dass keiner der drei Zeugen etwas bemerkte?
4. Den zu erwarteten Schrei von Jutta (?) gab es bisher nur im ersten XY-Film, aber auch damals passte er nicht recht, denn die Kinderwagen-Zeugin hat nicht von einem Schrei berichtet. Im neuen Fall kommt gar kein Frauenschrei mehr vor, sondern ein mysteriöser Männerschrei. Aber mir scheint, dass die Kinderwagen-Zeugin von diesem auch nicht berichtet hat.
Wenn man nun annimmt, dass Jutta durch einen Angriff am Waldweg überrascht wurde, zu einem Zeitpunkt, an dem drei Zeugen (vielleicht sogar vier, der alte Mann?) in unmittelbarer Nähe waren, warum scheint keiner dieser drei Zeugen davon irgendetwas wahrgenommen zu haben, innegehalten zu haben, nachgeschaut zu haben?
Das finde ich rätselhaft.
5. Und zum Schluss noch: Obwohl ich eine Entführung Juttas nach dem Verzicht auf die ganze Friedhofsgeschichte nicht mehr für indiziert halte, frage ich mich bei diesem Szenario aus den beiden Filmen:
Wenn der Täter bemerkt hat, dass dieser Waldweg durchaus stark frequentiert war (wie gesagt, wir sprechen von mindestens 5 Personen in einem kurzen Zeitabschnitt: Kinderwagen-Zeugin (plus Kind), zwei Südländer, Jutta selbst, und die Badematten-Finderin), dann frage ich mich schon, wie realistisch es ist, dass der Täter soviel "Triebdruck" hatte, mehr oder weniger neben einer "Fussgänger-Autobahn" ein junges Mädel zu vergewaltigen, zu ermorden und auch noch irgendwie zu verscharren.
6. Und noch etwas: Das Szenario "Jutta wird angegriffen, lässt dabei die Badematte fallen, verliert auch noch mindestens einen Schuh..." ist ja ganz schlüssig. Bis zu dem Punkt, an welchem man fragt: freilich, sie lässt die Badematte fallen, aber dann doch sicherlich auch die Badetasche! Sie braucht beide Hände um sich zu wehren. Nur: die Badematten-Zeugin findet diese Tasche nicht, noch wird sie jemals von jemand anderem gefunden.
Ein Einzeltäter, der sich nicht nur mehr oder weniger geräuschlos aber mit körperlichem Einsatz Jutta bemächtigt, und dabei auch noch ihre Badetasche mitschleppt? Hmmm. Bei den früher verdächtigten zwei Tätern wäre das plausibler.
Ich hoffe meine Skepsis ist irgendwie nachvollziehbar geworden.