Zwar lese ich in diesem Thread schon längere Zeit mit, aber ich muss doch zugeben, dass ich nur ca. 20 bis 30% der Beiträge gelesen habe. Alle Details des Falls kenne ich also nicht und es ist sehr wahrscheinlich, dass ich irgendwas überlesen oder übersehen habe, aber ich knüpfe da jetzt mal an den vorgängigen Beitrag von
@heideblume an. Markus K., der Salzburger Taximörder von 1994, würde doch eigentlich schon recht gut ins Täterprofil passen.
Das haben ja auch schon andere hier vermutet, aber leider ist das dann irgendwie versandet, bzw. wurde nie mehr thematisiert. Gibt es dafür nachvollziehbare Gründe, weshalb man Markus K. in diesem Fall als Täter ausschliessen kann oder weshalb war der nie mehr Thema?
Zum Mord am Taxifahrer (Siehe auch verlinkte Artikel unten)
Der Taxifahrer, Kurt Becker, wurde 1994 in Elsbethen (südlich von Salbzurg) von einem Fahrgast auf eine Waldlichtung gelotst und dann dort von diesem angegriffen und schwer verletzt. Der schwer verletzte Taxifahrer wurde anschliessend vom Täter in einen nahe gelegenen Bach (Klausbach) geschleift, wo er dann ertrank. Zwar konnte der Taxifahrer noch die Alarmanlage betätigen, bevor er überwältigt wurde, aber der Täter öffnete die Motorhaube, klemmte dort zwei Relais ab und deaktivierte so den Alarm. Die Beute des Raubmordes betrug gerade mal 800 Schilling.
Die Polizei kam dem Täter eigentlich recht schnell auf die Spur, im wahrsten Sinne des Wortes, da es eine Spur im Schnee vom Tatort zu einem Gehöft in der Nähe gab, wo Markus K. zu der Zeit wohnte. Ausserdem fand man eine Goldkette im Taxi, die mutmasslich Markus K. gehörte. Trotzdem gelang es der Polizei leider nicht, Markus K. des Mordes an dem Taxifahrer zu überführen. Erst Ende 2013 gelang es niederländischen Ermittlern, am Tatort gefundene Handflächenabdrücke mit Markus K. in Verbindung zu bringen. Markus K. war da schon lange tot, da er irgendwann im Jahr 1997 an abgelegener Stelle in Niederösterreich Suizid begangen hatte. Seine sterblichen Überreste wurden erst im Jahr 2000 gefunden, so dass sich der genaue Todeszeitpunkt nachträglich wohl nicht mehr so genau eingrenzen liess.
Aber weshalb finde ich nun, dass Markus K. hier als Täter auch in Frage kommt. Da wäre sicher mal der Umstand, dass er keinerlei Skrupel hatte, jemanden wegen einem geringen Geldbetrag zu töten. Das alleine ist sicher noch kein Alleinstellungsmerkmal, aber die meisten Kleinkriminellen wägen Risiko und Ertrag normalerweise ab, riskieren also kaum für eine Beute von ein paar hundert Schilling oder Francs für Jahre in den Knast zu kommen. Beim Täter in Salzburg und dem Täter im Hölzl ist das anders, die ziehen das "Ding" durch, auch wenn das bedeutet, dass dafür Menschen sterben müssen.
Mit etwas Fantasie sieht man aber noch mehr Ähnlichkeiten im Verhalten. Beim Mord am Taxifahrer hat es der Täter immerhin geschafft, die Alarmanlage auszuschalten. Vor dem Computer sitzend, erscheint das Problem zwar recht einfach lösbar, Motorhaube auf und Batterie abklemmen, aber wenn da ein schwer verletzter Mann neben dem Auto am Boden liegt, das Auto permanent hupt und jederzeit jemand vorbeikommen kann, dann würde ich dem Täter da auf jeden Fall eine gewisse Kaltblütigkeit und Methodik attestieren. Dass er dann auf direktem Weg durch den Tiefschnee nach Hause stapft und auch noch seine Goldkette im Taxi zurück lässt, zeigt aber sicher auch, dass wir es hier mit keinem hoch intelligenten Täter, sondern eher einem skrupellosen, empathielosen Typen zu tun haben, der aber eine schnelle Auffassungsgabe für technische Dinge zu haben scheint.
Beim Fall im Hölzl sehe ich da nun gewisse Parallelen beim Täter. Der Raub wird vermutlich trotz Gegenwehr der Longendonks durchgezogen und eskaliert immer weiter, bis die Longendonks schliesslich mit Schusswunden und durchgeschnittener Kehle tot am Boden liegen. Auch in diesem Fall ging der Täter mit einer gewissen Methodik und grosser Skrupellosigkeit vor, die Tokarev scheint eine Störung gehabt zu haben, also griff er halt zum Messer. Dann verliert der Täter allerdings nicht etwa die Nerven und flieht, sondern versucht den Tatort zu verschleiern, indem er das Wohnmobil mit den Leichen nach Nürnberg fährt und dort anzündet. Ganz durchdacht war das aber offenbar auch nicht, denn anschliessend lässt er sich mit einem Taxi praktisch bis zum Tatort zurück fahren, möglicherweise weil dort in der Nähe noch sein Auto stand. Bei der Taxifahrt von Nürnberg zurück zum Tatort ändert er zudem mehrfach das Fahrtziel, auch hier eher planloses und sprunghaftes Verhalten.
Ich gehe aber davon aus, dass er trotzdem halbwegs normal wirkte, sonst hätte er kaum einen Taxifahrer gefunden, der ihn nachts durch die Gegend gefahren hätte. Normalerweise sind Taxifahrer gute Menschenkenner und vorsichtig bei der Wahl ihrer Kunden. Und irgendwie hat er 1994 auch die Polizei davon überzeugen können, dass er nichts mit dem Mord am Taxifahrer zu tun hat, obwohl die Spur im Schnee vom Tatort bis zum Bauernhof führte, wo er damals wohnte. Wie er das geschafft hat, das würde mich schon interessieren. Andererseits frage ich mich in diesem Zusammenhang auch, weshalb man die Handabdrücke nicht schon 1994 einfach manuell abgeglichen hat, dann wäre der Mordfall schon 1994 und nicht erst 2014 gelöst worden.
Aber wie auch immer, Markus K. sollte in dem Fall hier nicht vergessen werden und nach dem ''Handabdruckdebakel'' würde es mich nicht erstaunen, wenn man allfällig vorhandene Täterspuren aus dem Hölzl gar nie mit ihm abgeglichen hätte.
Links zu Artikeln:
http://www.salzburg.com/nachrichten/salzburg/chronik/sn/artikel/mord-an-taxilenker-nach-19-jahren-aufgeklaert-107284/https://kurier.at/chronik/oesterreich/taxi-mord-familie-kritisiert-mordermittlungen/66.571.736http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/3807846/Mord-an-Taxifahrer-nach-19-Jahren-geklaert_Taeter-totemodul