Ich hab noch mal nachgedacht und bin auf folgende Hypothese gekommen:
Besonders kurios ist ja die förmliche Kleidung des Blonden. Wir haben ja öfters darüber spekuliert (auch ich), dass er sich nach der Tat umgezogen hat, weil auch keine Blutspuren an der Kleidung erkennbar waren und dass er sich dabei vielleicht des Anzugs von Herrn Langendonk bedient hat. Aber mehr denn je halte ich das für Blödsinn. Wer im Sinne hat, ein Auto im Wald abzufackeln und durch Wald und Feld zu flüchten, zieht sich keinen Sonntagsanzug an. Der wäre nicht nur höchst unpraktisch, sondern würde in diesem Umfeld und unter diesen Umständen auch Aufmerksamkeit erregen (was ja dann auch so passiert ist). Zweckmäßige und unauffällige Kleidung wäre hier das naheliegende Mittel der Wahl gewesen. Zumal das Suchen nach einer Krawatte und das Binden derselben auch Zeit kostet und Zeit war ja das, was der Blonde anscheinend am allerwenigsten hatte.
Die Folge aus dieser Überlegung kann nur sein, dass der Blonde sich überhaupt nicht umgezogen hat, dass er von Anfang an in dieser seltsamen Kleidung steckte. Das vermutet offensichtlich auch die Polizei (da sie ja spekuliert, dass der Blonde auf dem Weg in eine Spielbank gewesen sein könnte).
Nun ist aber die Vorstellung, dass man sich im Geschäftsanzug im Wald aufhält und dann einen Mord begeht, vollkommen, aber wirklich vollkommen absurd. Auch einen Überfall begeht man nicht so und auch der hypothetische cholerische Bauer läuft am Waldrand nicht in diesem Aufzug herum. Das sind alles hochabstruse Szenarien, die wir deshalb ausschließen können. Allenfalls für einen Trickbetrüger, der die Langendonks an den Waldrand hingelockt hat, würde eine solche Kleidung einen gewissen Sinn ergeben, aber für eine solche Hypothese schulden mir
@schluesselbund und Konsorten immer noch ein halbwegs plausibles Szenario und mir selbst fällt keines ein.
Da ich mir also weder für einen geplanten noch für einen ungeplanten Tatablauf vorstellen kann, dass ein Täter im Geschäftsanzug im Wald unterwegs ist, gehe ich davon aus, dass der Blonde nicht der Mörder war, sondern erst später dazustieß.
Ab hier muss es - zwangsläufig - ein wenig spekulativ werden: Ein relativ unerfahrener, trotteliger Täter hat versucht, die Langendonks auszurauben. Dieses Vorhaben lief völlig aus dem Ruder, die Folge war die wilde Schießerei und die Ermordung des Ehepaars.
Nun war der Täter völlig mit den Nerven fertig, in seiner Not rief er den Blonden an, der vielleicht ein Bandenmitglied oder eine Vertrauensperson war. Dieser wiederum sagte seine Hilfe zu, eventuell nicht ganz uneigennützig (wie gesagt, Bandenmitglied wäre ja denkbar). Er wurde aus einer Situation herausgerissen, in der es Sinn machte, einen Anzug zu tragen. Ich glaube aber, dass es müßig wäre, darüber zu spekulieren, welche konkrete Situation das war, dafür gibt es zu viele Möglichkeiten.
Der Blonde eilte also zum Hölzl. Dies würde auch den Zeitverzug von zwei Stunden erklären. Eventuell auch, dass der Blonde kein deutsches Geld hatte. Womöglich kam er aus Salzburg. Er hatte ja sehr wohl Geld, eben nur kein deutsches, weil er auf das Unternehmen überhaupt nicht vorbereitet war und auch keine Zeit hatte, die Vorbereitung nachzuholen.
Am Tatort angekommen übernahm der Blonde das Kommando. Den Mörder schickte er heim. Ein solcher Trottel, noch dazu in dieser nervlichen Verfasssung, wäre ihm sowieso keine Hilfe gewesen. Vielleicht ließ er sich noch beim Verladen der Leichen von ihm helfen, was die fehlenden Blutspuren an seiner Kleidung erklären könnte.
Dann machte er sich mit dem Wohnmobil auf den Weg. Obwohl er den genauen Plan wahrscheinlich erst hinter dem Steuer ersann, handelte er relativ vernünftig und erfahren, da er ein Profi war und weil die Tatsache, dass er den Mord ja nicht selbst begangen hatte (was er im schlimmsten Fall auch hätte beweisen können), ihn
verhältnismäßig kühlen Kopf bewahren ließ.
Das Absurde an diesem Szenario ist, dass die Veröffentlichung des (guten) Phantombilds die Aufklärung des Falls vielleicht sogar VERHINDERT hat!
Denn den Blonden auf den Bild haben vielleicht mehrere Leute erkannt, aber sie haben den Verdacht verworfen, da dieser um 18 Uhr ja definitiv ein Alibi hatte und nicht der Mörder sein konnte.
Und den Mörder, den Trottel, hatten vielleicht auch manche in Verdacht, da er in Tatortnähe gesehen wurde oder in einem der Nachbardörfer wohnte oder sich häufiger im Hölzl aufhielt - aber dieser wiederum hatte keinerlei Ähnlichkeiten mit dem präsentierten Phantombild, das ja angeblich den Täter zeigte!
Warum der Tatort verschleiert werden musste, wissen wir deshalb natürlich immer noch nicht. Aber auch in diesem Fall vermute ich, weil der Täter einen engen (und weitläufig bekannten) Bezug zum Hölzl hatte. Wie gesagt, entweder wohnte er dort in der Nachbarschaft oder schlich (aus welchen Gründen auch immer) häufiger im Hölzl herum...