@krimifan. @accattone GANZ so abwegig finde ich die Theorie von
@krimifan. gar nicht, auch wenn sie ein paar Vorurteile bedient. Aber stellen wir das mal zurück.
Zumindest sind wir uns doch (weitgehend) einig, dass die Fahrt nach Nürnberg der Ablenkung vom Tatort dienen sollte. Eine andere Möglichkeit wäre allerhöchstens, dass er ein Ziel im Norden ansteuerte, aber ihm vor Erreichung dieses Zieles das Benzin ausging. Aber das halte ich für Quatsch, warum hätte er dann zugleich die Leichen durch die Gegend kutschieren sollen? Und dafür, dass ihm überraschend der Treibstoff ausging, hatte er mit dem sich bereits an Bord befindlichen Brandbeschleuniger erstaunlich gut vorgesorgt. Ich denke also, dass wir wirklich davon ausgehen können, dass die Fahrt der Ablenkung vom Tatort dienen sollte.
Aber warum will jemand so großräumig vom Tatort ablenken? Mir fallen da folgende Möglichkeiten ein:
1. Am Tatort selbst gab es etwas, das Rückschlüsse auf den Täter zugelassen hätte oder was zumindest aus übergeordnetem Interesse auf keinen Fall entdeckt werden durfte, z.B. das berühmte Depot.
2. Der Täter kam aus der nächsten Umgebung und wollte von seiner Homebase ablenken (siehe
@krimifan.' s These).
3. Der Täter hatte einen direkten Bezug zum Tatort, der auch Außenstehenden wohlbekannt war.
4. Jemand hat den Täter am Tatort kurz vor oder nach der Tat gesehen.
5. Der Täter hatte Angst, dass die Projektile Rückschlüsse auf eine bestimmte Waffe zulassen und damit irgendwann auch auf ihn selbst.
6. Der Täter wusste, dass am Tatort IMMER Spuren zurückbleiben werden. Daher sei es besser, wenn die Polizei den Tatort gar nie findet.
Mehr Gründe fallen mir momentan nicht ein, ihr könnt aber weitere Ablenkungsgründe gerne ergänzen. Ich bin mir aber relativ sicher, dass EINER der genannten Gründe zutrifft.
Ich gehe sie mal der Reihe nach nach Plausibilität durch:
1. Falls man an die Depottheorie glaubt, würde eine Verschleierung des Tatorts schon guten Sinn ergeben. Jedenfalls wenn das Depot so groß war, dass ein vollständiges Ausräumen desselben in kurzer Zeit nicht möglich war.
2. Täter aus der Umgebung: Falls man es für möglich hält, dass der Täter aus der nächsten Umgebung stammt, wäre auch aus dem Grund eine Verschleierung des Tatorts sehr plausibel.
3. Direkter Bezug des Täters zum Tatort: Gehört im Grunde zu (2): Täter wohnt zwar nicht in unmittelbarer Nachbarschaft, aber ist bekannt dafür, im Hölzl häufig zugegen zu sein (z.B. Waldbesitzer, Jäger, Förster).
4. Täter wurde gesehen. Dürfte nur dann von Relevanz sein, wenn er zu der Personengruppe (2) und (3) gehört. Für einen Unbekannten wäre es weit weniger risikoreich gewesen, selbst in diesem Fall einfach das Weite zu suchen. Die Rückkehr zum Tatort war ja mit extrem hohem Risiko verbunden.
5. Waffe verschleiern: Halte ich für nicht ganz naheliegend. Es hätten durchaus Projektile auch noch in den Körpern stecken können angesichts der wilden Ballerei. Die hätte die Polizei ja dann trotzdem gefunden.
6. Täter wollte einfach prinzipiell Spuren verschleiern: Spräche für einen hochprofessionellen Täter. Ein Durchschnittskrimineller wäre kaum auf die Idee gekommen, aus rein prinzipiellen Gründen eine Tatortverschleierung durchzuführen. Auf der anderen Seite hätte ein Vollprofi wahrscheinlich keine harmlosen Touristen an gut einsehbarer Stelle überfallen und nicht bei Tageslicht wild und ziemlich ziellos herumgeballert.
Also um das Ganze zusammenzufassen:
(1) Entweder hat der (oder die) Täter bereits in der Vergangenheit Spuren im Hölzl hinterlassen, die zumindest auf die Schnelle nicht zu beseitigen waren.
(2) Oder der Täter stammt aus der nächsten Umgebung oder hatte zumindest einen engen und auch bekannten Bezug zum Hölzl. Ergäbe einen sehr überschaubaren Personenkreis.
Ich würde (2) jedenfalls nicht ganz ausschließen wollen, jedenfalls nicht des Arguments wegen, dass man einem Anwohner auf die Spur gekommen wäre. Das Phantombild war vielleicht doch nicht ganz eindeutig und Nachbarn beschuldigt man ungern aufgrund eines vagen Verdachts, das gilt besonders auf dem Land.
Die Stelle ist ja auch recht abgelegen. Wer kommt da überhaupt vorbei? Ab und zu vielleicht ein paar Urlauber, aber vor allem Leute, die in der Nähe wohnhaft sind. Oft ist die Lösung ja erstaunlich banal und naheliegend und man kommt trotzdem nicht drauf. Wir dürfen nie vergessen: Die Umgebung von Litzlwalchen liegt ja nicht in einem bekannten Brennpunkt krimineller Aktivitäten - sondern auf dem platten Land. Und die Idee eines ortsansässigen Täters hätte noch einen weiteren Vorteil: Sie könnte erklären, wie der Täter es wagen konnte, zwei Stunden nach der Tat zum Tatort zurückzukehren. Er hätte einfach von ZUHAUSE aus die Lage sondieren können! Und ein Ortsansässiger hätte vielleicht sogar wegen Hausschlachtungen mit Kehlschnitten Erfahrungen gehabt. Er hätte eventuell auch in der Scheune einen Benzinkanister herumstehen gehabt, er hätte deswegen also gar keine Tankstelle aufsuchen müssen.
Ich wil nicht behaupten, dass es so war. Aber gewisse Vorzüge hätte die Theorie, dass ein Mord auf dem Land auch von einem Landbewohner verübt wurde.