@FadingScreams Danke für den Hinweis auf den Sendung.
Die ganze Doku ist ziemlich skandalisierend. Natürlich gibt es Fehlurteile. Und zwar aus den verschiedensten Gründen. Urteile werden von Menschen gefällt, die bei der Tat nicht dabei waren. Und also kann es durch falsche Zeugenaussagen, falsche Geständnisse oder falsche Gutachten auch zu falschen Urteilen kommen.
Aber: Das Verhältnis von irrigen Freisprüchen - und über die redet niemand, zum einen, weil man sie natürlich kaum je nachweisen kann, zum anderen, weil man daraus keinen Skandal machen kann - zu falschen Schuldsprüchen, dürfte gefühlt - gefühlt, eben weil es keine Statistik gibt, auch nicht geben kann - bei 100 zu 1 liegen.
Ich habe mich ja schon in anderen Fäden dahingehend geoutet, dass ich seit 2018 und noch mindestens bis 2023 (Hilfs-)Schöffe bin. Und wenn es eines ist, was einem durch den Kopf geht, wenn man da oben auf der Richterbank sitzt, dann ist es die Angst davor, einen Unschuldigen zu verurteilen. Angst ist vielleicht das falsche Wort. Sagen wir das Bewußtsein um die Verantwortung. "Angst" hingegen, einen Unschuldigen laufen zu lassen, gibt es nicht. Bestenfalls gibt es die Besorgnis, der Täter könnte seine Taten wiederholen.
Und weil Fehlurteile in der deutschen Justiz glücklicherweise selten sind - streiche "glücklicherweise", und setzte an die Stelle "systembedingt", denn das System ist gut und sorgfältig - sind es ja auch immer die gleichen Fälle, die von den Medien als Sau durchs Dorf getrieben werden: Mollath, Harry Wörz, der Fall Rudolf Rupp und eben Peggy.
Und bei zwei der Fällen - nämlich Rupp und Peggy - erscheinen die Freisprüche mindestens ebenso fragwürdig, wie die Verurteilungen.
@jaska Im Wesentlichen erzählt RA Euler, wie Hoffmann bei ihm anrief und seine ersten Worte waren, es ginge um eine Falschaussage. Natürlich hat Hoffmann irgendwann gelogen. Entweder damals, als er selbst mit Kulac im Maßregelvollzug gesessen hat, oder eben dann später, nach einem Telefonat mit RA Euler. Was ist denn wohl plausibler?
Euler skandalsiert auch noch die Vorgeschichte, in dem er erzählt, man hätte ihm zunächst die Auskunft erteilt, Hoffmann wäre gar nicht dort. Ich mag soetwas nicht. Natürlich bekommt keiner am Telefon so einfach Auskunft, ob oder ob nicht eine bestimmte Person dort gerade einsitzt oder nicht. Und auch nicht, wenn man am Telefon behauptet, man wäre Anwalt. Richtig so.
Hoffmann behautet dann weiter, die Polizei habe ihn gedrängt, zu behaupten, Kulac habe ihm den Mord gestanden, obwohl er es gar nicht habe.
Nun ja, Hoffmann ist nach seiner eigenen Aussage ein Lügner, warum also sollte ich ihm glauben, dass ihn die Polizei zur Falschaussage gedrängt hat und nicht vielmehr seine Falschaussage u.a. eben diese Behauptung ist? Gleichwohl, in der ZDF-Doku springen alle drauf und glauben dem selbsterklärten Lügner, dass er jetzt die Wahrheit sagt. Echter Qualitätsjournalismus.
Man - also die Polizei - habe ihm, Hoffmann, versprochen, er käme aus der Psychiatrie raus, wenn er behaupten würde, Kulac hätte gestanden.
Aha. Wer im Maßregelvollzug sitzt, hat - wenn er nicht völlig durchgeknallt ist, das gibt es auch - auch eine Vorstellung davon, wie er da wieder rauskommt und wer ihm dabei helfen kann. Jemand, der ds nun ganz und gar nicht kann, ist die Polizei. Oder auch die Staatsanwaltschaft. Über eine Entlassung entscheidet in regelmäßigen Abständen eine Große Strafkammer auf Grundlage von jeweils neu einzuholenden Gutachten. Die Polizei hat damit so rein gar nichts zu tun. Und Hoffmann wirkt keineswegs so blöde, als hätte er das damals nicht gewußt.
Wer ihm aber ggf. neben Gutachtern und Strafvollstreckungskammer noch helfen kann, da raus zu kommen, ist ein Anwalt. Insbesondere ein Anwalt, der sich mit Wiederaufnahmeverfahren beschäftigt...
"Herr Euler, ich rufe Sie wegen einer Falschaussage an". So erzählt es RA Euler in der Doku, und ja, so wird es gewesen sein. Da habe ich keinen Zweifel.