@kätzchen4 Für mich sind das immer 2 Seiten der Medaille.
Dass Angehörige zum Täter halten ist nicht auffällig. Die lieben diesen Menschen. Alles, was eine Tat eingesteht, gefährdet die heile Welt und Feindbilder außerhalb sind leichter zu installieren und zu verkraften als der Täter, den man selbst nicht erkannt hat.
Das hat sicher viel mit Selbstschutz zu tun, dass hier die Schuld woanders gesucht wird. Und ohne Geständnis oder besseres Wissen ist das ja immer eine Option auf die Wahrheit, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich es sein mag.
Natürlich ist einem dann das eigene Familienmitglied näher als Dritte, auch wenn die ein Opfer zu beklagen haben.
Die andere Seite daran, die mir wiederum echt missfällt, ist die, dass oft hanebüchene Erklärungen gesucht werden bis hin zum Schlechtmachen der Opfer oder zu Vorwürfen gegen die Ermittler. Und das ist widerlich auch dann, wenn die Angehörigen wirklich nichts über eine mögliche Tat wissen. Und noch widerlicher ist es, wenn Angehörige dieses Pferd reiten, obwohl sie andererseits Kenntnis über Dinge haben, die eben doch eine Täterschaft nahelegen.
Der Vorwurf, den die Frau S. da heute äußert, ist unglaublich. Sollen Mordermittler jetzt Ermittlungen einstellen, wenn ein vermeintlicher Täter den Finger hebt und mit Suizid droht? Das wäre ja die Konsequenz, die hier indirekt gefordert wird.
Wer im Ernst glaubt, Ermittler würden über 18 Jahre in verschiedenen Konstellationen durchgängig falsch ermitteln und es in Kauf nehmen, dass Tatverdächtige sich umbringen, falsche Täter überführt und die richtigen straffrei blieben - der hat ne gewaltige Portion Verfolgungswahn abbekommen oder aber diese böse Welt da draußen ist immer noch leichter zu ertragen als die Realität, dass der vermeintliche Täter eben doch vielleicht nicht unschuldig ist.