@Mao1974 Mao1974 schrieb:Ich persönlich halte die Frage, ob ev. Medikamente verabreicht wurden bzw wann genau es in den letzten Wochen wodurch zu Verhaltensänderungen kam garnicht für so nebensächlich.
Wenn Peggy nämlich schon nach Ostern so massive Probleme hatte, die die Gabe eines starken Medikamentes für die Mutter rechtfertigte, dann stellt sich die Frage, ob es neben UK noch eine weitere Ursache gab.
Es gab 2 Phasen der Verhaltensveränderung: ab Sommer 2000, wo die Noten schlechter wurden, Peggy wieder einnässte, oft im Dunkeln sass, sich zurückzog. In diese Phase fallen die Sorgen um sie und mindestens ein Arztbesuch, der eventuell mit der Verschreibung von einem/mehreren Medikamenten endete. Die zweite, massivere Veränderung wird auf die "Tage vor dem Verschwinden" terminiert. Da wollte sie dann nicht mal mehr das Haus/den Garten verlassen und hat geweint.
Es gibt keine Anzeichen, dass sich an Ostern - als Holger E. zu Besuch war - was bei Peggy veränderte (nach außen).
Mao1974 schrieb:Mein Gedankengang wäre dann der, daß Peggy immerhin am 03.05. noch nicht solch panische Angst vor UK hatte, daß sie ihn nicht freiwillig in seiner Wohnung besucht hätte. Das passt nicht ganz.
Das passt sogar sehr gut. Peggy wird als übermütiges, kontaktfreudiges Mädchen beschrieben. Gerade weil sie oft alleine war, sind ihr Freundschaften wichtig gewesen. Dazu gehört leider in diesem Alter auch eine gewisse Neigung, sich selbst hervorzutun, die Mutigste, die Schnellste sein zu wollen. Der eine uns bekannte Missbrauchsfall, wo Ulvi in seiner Wohnung drei Mädchen aufforderte, sich gegen Kekse auszuziehen und bei dem Peggy die einzige war, die mitmachte - das zeigt sehr schön, dass sie risikobereiter und nach außen hin mutiger war. Nun wissen wir zudem, dass Peggys Mutter den Kontakt zu Ulvi K. nicht mochte. Peggy war also einerseits alleine und konnte in der Schlossklause oder bei Ulvi zuhause ihre Schulaufgaben machen, Playstation spielen, Freunde treffen. Auf der anderen Seite hatte die Mutter das verboten. Das erklärt sehr leicht, dass das Mädchen wenig zuhause erzählte. Sie tat immerhin was Verbotenes. Dazu kommt noch, dass in diesem Alter kein Bewußtsein vorhanden ist für Sexualität und was richtig, was falsch ist. Diese "harmloseren" Übergriffe, wo sie "nur" beim Onanieren zuschauen oder sich ausziehen musste sind für Missbrauchsopfer in diesem Alter tatsächlich nicht so leicht einzuordnen. Wenn es ihnen unangenehm ist, so haben sie auch oft den Eindruck, dass das an ihnen selbst liegt und die Übergriffe "normal" seien. Insofern können Peggys Mut, ihre viele Zeit alleine und der Gruppenzwang durchaus die fortdauernden Besuche/Begegnungen bei/mit Ulvi K. erklären. Die panische Angst kam dann erst mit einem massiven körperlichen Übergriff, der laut Ulvi K. am 3. Mai 2001 stattfand. In ihrer Not zog das Mädchen sich dann zurück und weigerte sich, das Haus zu verlassen und wollte nicht mal in die Schule - ohne ihrer Familie das genauer zu erklären. Denn sicher standen da auch Drohungen, Angst, Scham oder Schuldgefühle im Raum, die sie daran hinderten, etwas zu sagen.
Für mich passt das Alles sehr gut zusammen und gerade die zeitnahen Aussagen von Ulvi K. reihen sich erstaunlich geschmeidig in die Abläufe ein.
Es gibt verschiedene Arten von Missbrauch. Zum einen ein einmaliges Vergehen, das nicht selten mit dem Tod des Opfers enden und wo keine Beziehung zwischen Täter und Opfer da sein muss.
Im Fall Peggy haben wir gleich 2 anders gelagerte Täter.
Der beginnende Missbrauch durch Holger E. ist Tatsache und den will ich sicher nicht verharmlosen. Allerdings sind die Muster von Sexuellem Missbrauch an Kindern ziemlich klar: der Täter muss über einen langen Zeitraum regelmäßig Zugriff auf das Opfer haben, um es zu kontrollieren. Der Missbrauch beginnt auch nicht mit einem massiven Übergriff sondern entwickelt sich langsam, wobei sich in der Beziehung Täter-Opfer gemeinsame Argumentationen, Begriffe, Handlungen einbürgern. Insofern fehlen mir bei Holger E. die Gelegenheiten, Peggy dauerhaft für seine Bedürfnisse zu manipulieren. Das wäre eventuell anders geworden, wenn er dann 18 und mit einem eigenen Auto ausgestattet gewesen wäre. So aber beschränkten sich seine Besuche auf Familienfeiern und eigene, geschützte Räumlichkeiten standen ihm auch nicht zur Verfügung. Und nicht jedes Mal war eine Begegnung mit Peggy garantiert.
@Zfaktor Zfaktor schrieb:In einem TV Bericht sagte der Autor des Peggy Buches im Bekanntenkreis der Familie
Knobloch gab es einen Pädophilen aus Halle an der Saale.
Nur nachdem die Polizei UK festgesetzt hatte wurden Ermittlungen in Richtung des
Hallensers fallen gelassen.
Stimmt so überhaupt nicht. Holger E. wurde schon im Mai 2001 überprüft und man fand das Medaillon. Da war schon bekannt, dass Ulvi K. Peggy missbraucht hatte, aber ihm traute man den Mord nicht zu, man nahm ihn als Täter bzgl. des Verschwindens von Peggy nicht ernst. Ulvi K. war damals noch frei, man nahm eine Schuldunfähigkeit in Sachen Missbrauch an und sah noch keine Notwendigkeit, ihn unterzubringen. Die Suche nach "dem richtigen Täter" nahm ungehindert ihren Lauf. Egal ob Holger E. oder zig weitere Personen - alles wurde in Betracht gezogen und überprüft. Die Darstellung, man habe Ulvi K. vorschnell zum Täter abgestempelt ist schlicht falsch. Es dauerte fast ein Jahr, bis man ihn wegen wegbrechender Alibizeugen überhaupt nochmal ins Visier nahm.
@Mao1974 Noch eine Frage: diese Aussage der Großeltern mütterlicherseits, wonach Peggy Angst hatte, nach Lichtenberg zurückzukehren - von wann stammt die und wo kann man das nachlesen?