Mordfall Charlotte Böhringer

emz schrieb:Vor allem versucht man der Öffentlichkeit immer und immer wieder einzutrichtern, der BT, der sitzt zu Unrecht, und der ist ein Unschuldsengel. Wenn er also demnächst raus kommt, dann ist er von der Münchner Gesellschaft liebevoll aufzunehmen.

Ich könnte mir vorstellen, dass wenn er erst mal draußen wäre, just der gegenteilige Effekt eintritt:

Im Knast der bedauernswerte Justizirrtum, und in Freiheit dann tiefe Skepsis, die ihm entgegen schlägt ....

Außerdem würde er langfristig uninteressant werden, weil was hat er denn zu bieten, dass ihn zum Promi macht? Und die Klinkenputztour durch die deutschsprachige Talk-Show-Landschaft - sowie in Ergänzung belanglose Videoclipchen hoch laden -, dafür ist er nicht der Typ. Ich vermute eher, dass er medial abtaucht.

Die Leute haben in einer Mischung aus Justizirrtumsromantik und Vertrauensverlust in den Staat (als Basis für diesen ganzen Justizirrtumsglauben hie und da) last not least kein Interesse an "Justizirrtümern", die in Freiheit leben. Das bittersüße Schmachtmoment erfordert einen, der auch tatsächlich einsitzt, und nicht im Sinne eines "happy end" frei gekommen ist.

Und das alles wird in München nicht anders sein, als an anderen Orten.

Cpt.Germanica schrieb:Außerdem würde er langfristig uninteressant werden, weil was hat er denn zu bieten, dass ihn zum Promi macht? Und die Klinkenputztour durch die deutschsprachige Talk-Show-Landschaft - sowie in Ergänzung belanglose Videoclipchen hoch laden -, dafür ist er nicht der Typ. Ich vermute eher, dass er medial abtaucht.

Das würde ich eher nicht denken: Eine Weile wird er vermutlich durch seriöse Talkshows tingeln, dann wird ein Buch kommen und dann, zu guter Letzt, wenn sich niemand mehr für seine Geschichte interessiert, wird er in die Kreise irgendwelcher obskurer, verschwörungstheoretischer "Justizkritiker" abdriften. Und da dann ein Leben zwischen schlechten youtube-Interviews und obskuren "Info-Magazinen" führen.

Cpt.Germanica schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass wenn er erst mal draußen wäre, just der gegenteilige Effekt eintritt:
Im Knast der bedauernswerte Justizirrtum, und in Freiheit dann tiefe Skepsis, die ihm entgegen schlägt ....

Das könnte ich mir auch gut vorstellen, dass so eine Art Jens-Söring-Effekt eintritt.

Außerdem würde er langfristig uninteressant werden, weil was hat er denn zu bieten, dass ihn zum Promi macht? Und die Klinkenputztour durch die deutschsprachige Talk-Show-Landschaft - sowie in Ergänzung belanglose Videoclipchen hoch laden -, dafür ist er nicht der Typ. Ich vermute eher, dass er medial abtaucht.

Nein, in irgendwelchen Talkshows sehe ich ihn auch nicht, dazu fehlt ihm die Lockerheit. Der Promibonus, zu dem ihm Christian Ude verholfen hat, wird auch bald verblasst sein.

Was ich mir aber vorstellen könnte - und hier denke ich an Jack Unterweger - dass er sich künstlerisch versucht hervorzutun. Er sieht seine wahre Begabung in der Schauspielerei. Warum nicht in den Räumlichkeiten des Penthauses ein kleines Theater einrichten? Der Gruselfaktor dürfte hierbei sogar förderlich sein. Kleinkunst, Literaturlesungen, anschließend noch bei Schampus zusammensitzen ...

Die Leute haben in einer Mischung aus Justizirrtumsromantik und Vertrauensverlust in den Staat (als Basis für diesen ganzen Justizirrtumsglauben hie und da) last not least kein Interesse an "Justizirrtümern", die in Freiheit leben. Das bittersüße Schmachtmoment erfordert einen, der auch tatsächlich einsitzt, und nicht im Sinne eines "happy end" frei gekommen ist.

Anders wäre es nur, käme er aus einem Wiederaufnahmeverfahren mit einem Freispruch wegen erwiesener Unschuld raus. Da könnte er so richtig auftrumpfen. Nur da friert eher die Hölle zu.
Im Moment basteln die Anwälte wohl eher an einem der Mordmerkmale rum, so wie ich das verstehe, und da geht's anscheinend um die Schwere der Schuld, und dass er halt ein bisserl früher raus darf. Also alles nur klein, klein ...

Und das alles wird in München nicht anders sein, als an anderen Orten.

Eher noch schlimmer.

brigittsche schrieb:Eine Weile wird er vermutlich durch seriöse Talkshows tingeln

Glaub ich nicht. Außer uns hier kennt den doch kein Mensch.

SomertonMan schrieb:Glaub ich nicht. Außer uns hier kennt den doch kein Mensch.

Ich glaube, dass die Medienlandschaft deutlich vorsichtiger geworden ist. Es haben sich manche die Finger an reuelosen Mördern verbrannt. Hier zum Beispiel, wo Pro7 sich eine Rüge eingefangen hat. Das ist in der deutschen Medienlandschaft gewiss nicht unbemerkt geblieben.
Nee, der Benedikt Toth wird sich zurückziehen, sobald der frei ist. Vermutlich wird erstmal sein Bruder für ihn sorgen. *Hust*

veicor schrieb:Vermutlich wird erstmal sein Bruder für ihn sorgen. *Hust*

Das ist naheliegend. Schließlich verdankt Mate ihm ja auch sein Vermögen. Denn wäre Bence nicht auf das Versäumnisurteil im Zusammenhang mit der Erbunwürdigkeit eingegangen, es sähe für die Familie finanziell anders aus.

emz schrieb am 29.01.2023:Im Moment basteln die Anwälte wohl eher an einem der Mordmerkmale rum, so wie ich das verstehe, und da geht's anscheinend um die Schwere der Schuld, und dass er halt ein bisserl früher raus darf. Also alles nur klein, klein ...

Wenn es ein Wiederaufnahmeverfahren gäbe und er würde wieder verurteilt werden, aber nur mit einem Mordmerkmal, dürfte er dann nicht u.U. sofort raus, da dann die besondere Schwere der Schuld wegfällt?

@laikaaaaa

BT sitzt seit bald 17 Jahren im Knast. Allerdings ist auch bei einer Verurteilung zu lebenslanger Haft ohne Feststellung der besonderen Schwere der Schuld eine Haftentlassung nach 15 Jahren kein Automatismus. Es soll Leute geben, die über 20 Jahre im Gefängnis verbringen, obwohl die besondere Schwere der Schuld nicht festgestellt wurde.

@kegelschnitt

Bayern ist das Texas von Deutschland. Wenn die Justiz dort zuschlägt, dann richtig.

kegelschnitt schrieb:BT sitzt seit bald 17 Jahren im Knast

Im August sind es 15. Untersuchungshaft wird bei Mord nicht angerechnet.

SomertonMan schrieb:Bayern ist das Texas von Deutschland

Die schwere Schuld gibt es auch woanders. Auch dort sitzen Mörder nicht immer nur 15 oder 20 Jahre. Bei schlechter Prognose braucht es nicht einmal die schwere Schuld, um den Verurteilten im Knast zu behalten. Lebenslang heißt erstmal lebenslang. Auch wenn fast alle irgendwann rauskommen. Übrigens muss derjenige auch raus wollen. Einer der Täter des Soldatenmordes von Lebach sitzt immer noch und will nicht raus. Die meisten von uns waren damals noch gar nicht geboren. Das nur am Rande.

veicor schrieb:Untersuchungshaft wird bei Mord nicht angerechnet.

Dazu muss es andere Gründe geben bzw. einen einzigen:

Anrechnung Untersuchungshaft zur Haftstrafe

Eine für den Inhaftierten wichtige Frage stellt sich auch dahingehend, ob die Zeit in Untersuchungshaft auf die Dauer der abzusitzenden Haftstrafe angerechnet wird. Hierüber gibt § 51 StGB Aufschluss.

Gemäß § 51 Absatz 1 Satz 1 StGB gilt Folgendes: „Hat der Verurteilte aus Anlass einer Tat, die Gegenstand des Verfahrens ist oder gewesen ist, Untersuchungshaft oder eine andere Freiheitsentziehung erlitten, so wird sie auf zeitige Freiheitsstrafe und auf Geldstrafe angerechnet.“ Es erfolgt somit eine Anrechnung der Untersuchungshaft auf die Haftstrafe. Eine Ausnahme kann aber dann bestehen, wenn die Anrechnung „im Hinblick auf das Verhalten des Verurteilten nach der Tat nicht gerechtfertigt ist.“

Quelle: https://www.fachanwalt.de/magazin/strafrecht/untersuchungshaft

Da im Freistaat Bayern die Uhren der Justiz langsamer ticken, bedeutet lebenslänglich, nicht wie im übrigen Deutschland, mit besonderer Schwere der Schuld 25 Jahre Haft sondern 28 Jahre bayrische Inhaftierung. Also frühestens ist er 2034 in Freiheit.

Da B.T. Tatleugner ist und als renitenter Gefangener gilt, kann er dafür als Belohnung noch etwas Nachschlag bekommen.

EchoM1 schrieb:zeitige

Das ist das Zauberwort. Eine zeitige Haftstrafe ist niemals eine lebenslange Haftstrafe.

Hier eine Quelle dazu.
https://www.anwalt.de/rechtstipps/freiheitsstrafe

@veicor
Interessant!

@EchoM1

EchoM1 schrieb:Da im Freistaat Bayern die Uhren der Justiz langsamer ticken, bedeutet lebenslänglich, nicht wie im übrigen Deutschland, mit besonderer Schwere der Schuld 25 Jahre Haft sondern 28 Jahre bayrische Inhaftierung.

Weder die 25 noch 28 Jahre sind in Stein gemeißelt, wenn man zu lebenslanger Haft + besondere Schwere der Schuld verurteilt wurde. Nach ca. 13-15 Jahren wird eine Mindestverbüßungsdauer festgesetzt, die z.B. auch 5 Jahre betragen könnte.

Bei der Überprüfung der Strafvollstreckungskammer nach 15 Jahren wird die Untersuchungshaft mit eingerechnet.

https://www.juraforum.de/lexikon/lebenslange-freiheitsstrafe

Wie lange ist lebenslänglich?

Gemäß dem § 57 a StGB kann ein Strafgefangener im Vollzug nach 15 Jahren verbüßter Haft mit einer Bewährung auf fünf Jahre vorzeitig entlassen werden. Dabei müssen jedoch die oben erwähnten 15 Jahre verbüßt sein, diese gelten inklusive der Zeit, die in der Untersuchungshaft verbüßt wurde. Dazu muss ein Gericht die Frage nach dem Sicherheitsinteresse der Allgemeinheit bezüglich der Gefährlichkeit des Häftlings beantworten.

Das heißt, die Richter werden anhand der von Sachverständigen erstellten Gutachten beurteilen, inwieweit davon auszugehen ist, dass der Betroffenen in Freiheit nicht erneut straffällig wird. Hier muss jedoch das Gebot der Verhältnismäßigkeit zur Anwendung kommen. So kann nicht die bloße Vermutung, der Strafgefangene würde nach seiner Entlassung z.B. Haschisch kaufen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwarz fahren, Ladendiebstähle begehen, eine noch längere Vollstreckung einer lebenslangen Haftstrafe rechtfertigen.

Auch das Verhalten des Strafgefangenen anhand der Vollzugserleichterungen zu messen, die er während der Verbüßung seiner Haftstrafe erhalten hat, ist nicht unbedingt Ablehnungsgrund. Das Gericht hat zu prüfen, ob der Gefangene zu Recht keine Vollzugslockerungen erhalten hat.

Besondere Schwere der Schuld

Grundsätzlich gibt es bis heute keine gesetzliche Definition des Begriffes 'besondere Schwere der Schuld'. Besondere Schuldschwere ist jedoch anzunehmen, sollte gegenüber anderen, ähnlichen Taten ein wesentlich größeres Maß an Schuld vorliegen. Das könnte sein vielfacher Mord, kaltblütige Brutalität. Die Motive können von besonderer Verwerflichkeit sein oder der Täterpersönlichkeit abartige sexuelle, auch gewalttätige Neigungen zugeschrieben werden. Liegt eine besondere Schwere der Schuld vor, wird die Haft nach 15 Jahren keinesfalls beendet sein.

In einem Fall, in dem der Täter bereits 15 Jahre abgebüßt hat, wird die Strafvollzugskammer darüber entscheiden, welches Strafmaß zuzüglich dieser 15 Jahre noch abzubüßen ist. Hier existiert keine fixe Obergrenze, regelmäßig verhängen die Gerichte jedoch nicht mehr als 10 zusätzliche Jahre.

EchoM1 schrieb:Da B.T. Tatleugner ist und als renitenter Gefangener gilt, kann er dafür als Belohnung noch etwas Nachschlag bekommen.

Dass er ein Tatleugner ist, ist ja offensichtlich. Aber woher stammt die Info, dass er als "renitenter Gefangener" gilt?

In der letzten Doku, die ich zu dem Fall gesehen habe, hat er noch sinniert, dass er nicht so viel frisst wie die anderen (das waren seine Worte....) und daran arbeitet, jeden Tag ein bisschen klüger ins Bett zu gehen, als er aufgestanden ist. Das klang eher nach einem Mustergefangenen, der den anderen durchaus als Vorbild dienen könnte.

Sind natürlich Aussagen von BT über BT, Mitgefangene und JVA-Angestellt mögen ein anderes Bild von ihm haben. Und weil mich diese narzistische Selbtsbeweihräucherung nicht wirklich interessiert hat, habe ich die Doku auch nicht zu Ende geschaut...

Hat BT im irgendeiner Doku nicht mal erzählt dass er auch den JVA Bediensteten das Leben nicht leicht macht?

@cododerdritte

Swagger schrieb:Hat BT im irgendeiner Doku nicht mal erzählt dass er auch den JVA Bediensteten das Leben nicht leicht macht?

Das lässt sich beispielsweise hier Beitrag von emz (Seite 1.242) nachlesen.

Wir wissen nicht, welche Pläne die Strafvollzugskammer hier bereits ins Auge gefasst hat.
Dazu äußerte sich sein Anwalt bis jetzt nicht.

emz schrieb:Das lässt sich beispielsweise hier Beitrag von emz (Seite 1.242) nachlesen.

Danke für den Link!
Ließt sich maximal unsympatisch.... Mit dem möchte ich echt nicht eine Zelle teilen müssen oder als Vollzugsbeamter auf ihn aufpassen müssen!

Wärm schonmal die Suppe auf, ich bin gleich zurück


Herrlich wie Selbstüberschätzung auf nackte Fakten und einen Meuchelmord trifft. Ich schätze der gute Bence ist ein Psychopath und da sitzt er ganz gut wo er sitzt. Hoffentlich für immer.

@emz
Besten Dank, das hatte ich gemeint. So blöd kann man eigentlich sein, nicht mal im KNAST zu kooperieren. Ich lege mich fest. Wir warten noch mindestens 10 Jahre auf den Markus Lanz Auftritt