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Mordfall Charlotte Böhringer

28.934 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

15.11.2022 um 11:31
Zitat von HeddaHedda schrieb:Ausgehend von seiner „Täterleugnerschaft“, wie er es in der Akte-Doku bezeichnetet, kam ja dennoch auf, dass er Frauke eine Lebenslüge vorgaukelte und dass nicht erst seit gestern.
Sie wollte bestimmt eine Erklärung dafür haben, eine Entschuldigung, eine Rechtfertigung, einen Plan, den er sich zurechtgelegt hatte.
Das gilt auch für seine Eltern, seinen Bruder, seinen besten Freund, seine übrigen guten Freunde.
Ich denke, seine Strategie ist es insgesamt, sich als "Opfer der Umstände" darzustellen: Der ganze Leistungsdruck im Jurastudium; der Lebenstraum, Schaupieler zu werden (er ist ein feinsinniger und kreative Mensch, kein Verwalter, der jahrelang nur dröge Paragraphen pauken kann); die Sorge und Verzweifelung, dass die strenge und sehr leistungsorientierte Tante ihm den Geldhahn zu drehen wollte; er hat den Abbruch des Jurastudiums selbst als Niederlage gesehen, deswegen hat er allen etwas vorgespielt, aber er konnte so einfach nicht mehr weiterleben, ihm fehlte die kreative Luft zum atmen.....blablabla

Ich meine nicht, dass er damit den Mord rechtfertigten will, den hat er ja seiner Meinung nach nicht begangen. Sondern damit erklärt er seinem Umfeld, warum er diese Lebenslüge ihnen gegenüber gespielt hat.
Er balanciert da durchaus geschickt auf einem feinen Grad zwischen dem Zugeben, dass man einen schlimmen Fehler gemacht und das Vertrauen von Angehörigen und Freunden missbraucht hat, dem Heischen nach Verständnis und Verzeihen, weil man selbst ja nichts dafür kann, sondern durch unglückliche Umstände dazu gezwungen wurde und dem sich selbst aber gleichzeitig als prinzipiell überlegen Darstellen.
Offenbar gelingt ihm das gegenüber den Angehörigen.

Die Tante schien in der Familie nicht sonderlich beliebt zu sein. Sie war durch die Heirat mit dem viel älteren Oskar Böhringer sehr reich geworden, lies das nach außen wohl auch sehr wohl durchblicken und führte ein extravagantes Leben. Sie hatte selber keine Kinder, wollte stattdessen wohl den beiden Neffen das Vermögen zukommen lassen, aber hat dafür dann auch ordentlich Respekt, Fleiß und wohl auch eine gewisse Unterwürfigkeit zurückgefordert. Aus ihrer Sicht durchaus verständlich, zumal es ihr auch sehr wichtig schien, dass das Vermögen in gute Hände gerät und weiter vermehrt wird, weshalb sie ja wollte, dass Benedikt sich für die Aufgabe als Geschäftsführer durch das Jura-Studium qualifiziert.
Ich denke schon, dass da durchaus auch ein bisschen Neid mitgespielt hat, sie war nur durch die Heirat unverschämt reich geworden und hat das die anderen durchaus spüren lassen. Das ging mit Sicherheit bei weitem nicht so weit, dass einem der Mord an ihr egal war, das war sicher für alle ein sehr einschneidendes und schreckliches Erlebnis.
Aber man hatte eben auch Verständnis dafür, dass der feinsinnige Benedikt dem Druck, der durch Charlotte Böhringer auf ihn ausgeübt wurde, nicht gewachsen war und keinen anderen Ausweg mehr wusste, als allen eine Lebenslüge vorzuspielen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

15.11.2022 um 13:01
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Ich denke, seine Strategie ist es insgesamt, sich als "Opfer der Umstände" darzustellen: Der ganze Leistungsdruck im Jurastudium; der Lebenstraum, Schaupieler zu werden (er ist ein feinsinniger und kreative Mensch, kein Verwalter, der jahrelang nur dröge Paragraphen pauken kann); die Sorge und Verzweifelung, dass die strenge und sehr leistungsorientierte Tante ihm den Geldhahn zu drehen wollte; er hat den Abbruch des Jurastudiums selbst als Niederlage gesehen, deswegen hat er allen etwas vorgespielt, aber er konnte so einfach nicht mehr weiterleben, ihm fehlte die kreative Luft zum atmen.....blablabla
So ungewöhnlich ist diiese Ausrede nicht.
Also sich als Opfer der Umstände darzustellen. Egal ob es jetzt um die strenge Tante geht, die einem das Studium aufdgedrängt hat
oder die Ehefrau, die einem nicht mehr das gewisse Feeling bietet, weswegen man sich ne Affäre suchen musste oder der blöde Chef, der einen gekündigt hat, weswegen man jetzt (erstmal) vin Hartz IV leben muss.
Ist halt einfacher die Schuld auf etwas anderes zu scheben.
Das kennt sicher jeder?


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15.11.2022 um 13:23
Zitat von kittykakittyka schrieb:So ungewöhnlich ist diiese Ausrede nicht.
Also sich als Opfer der Umstände darzustellen. Egal ob es jetzt um die strenge Tante geht, die einem das Studium aufdgedrängt hat
oder die Ehefrau, die einem nicht mehr das gewisse Feeling bietet, weswegen man sich ne Affäre suchen musste oder der blöde Chef, der einen gekündigt hat, weswegen man jetzt (erstmal) vin Hartz IV leben muss.
Ist halt einfacher die Schuld auf etwas anderes zu scheben.
Das kennt sicher jeder?
Ja, natürlich. Und sicher ist das sogar normal und in gewissen Maße sogar gesund, wenn man sich nicht ständig selber geißelt, die Schuld immer nur bei sich sieht und sich deshalb wie ein elender Versager fühlt.
Und sicher ist da im Kern auch viel wahres dran: die Tante war streng und leistungsorientiert, er hat Jura gehasst, hat sich ein Studium aufdrängen lassen, dass ihm zu wider war... Das ist ja durchaus nicht einfach, mit der Situation umzugehen. Und es gibt natürlich mehrere Wege, da raus zu kommen: durchziehen, was die Tante verlangt; durchziehen, was man selber gerne machen möchte, dazu stehen und dafür ggfls. auf das dicke Erbe verzichten; doer eben ein Lügenkonstrukt aufbauen.

Aber das besondere an diesem Fall ist für mich, dass B.T. es ja wohl schafft, diese Mär gegenüber seinen Angehörigen und Freunden mit derartiger Vehemenz aufrechtzuerhalten, dass sie immer noch fest überzeugt sind, der habe den Mord nicht begangen. Klar, um diesen Unterstützerkreis aus der Verlobten und den Freunden ist es sehr ruhig geworden, man weiß nicht, ob denen irgendwann die Augen aufgegangen sind oder sie einfach ihr Leben weiter gelebthaben mussten und der arme BT dabei nach und nach in den Hintergrund gerückt ist.
Aber gegenüber allen nahe stehenden Personen eine ganze Zeit über ein Lügenleben zu inszenieren, die Tante umzubringen, dafür vom Gericht mit sehr nachvollziehbaren Argumenten und Indizien verurteilt zu werden, um es immer noch zu schaffen, dass diese Personen immer nur "den armen Bence" sehen, obwohl dieser sie schon vorher nach Strich und Faden belogen hat, das ist schon ein Kunststück, dass man sich auch erst mal zutrauen muss....


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15.11.2022 um 13:40
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:ber das besondere an diesem Fall ist für mich, dass B.T. es ja wohl schafft, diese Mär gegenüber seinen Angehörigen und Freunden mit derartiger Vehemenz aufrechtzuerhalten, dass sie immer noch fest überzeugt sind, der habe den Mord nicht begangen. Klar, um diesen Unterstützerkreis aus der Verlobten und den Freunden ist es sehr ruhig geworden, man weiß nicht, ob denen irgendwann die Augen aufgegangen sind oder sie einfach ihr Leben weiter gelebthaben mussten und der arme BT dabei nach und nach in den Hintergrund gerückt ist.
Aber gegenüber allen nahe stehenden Personen eine ganze Zeit über ein Lügenleben zu inszenieren, die Tante umzubringen, dafür vom Gericht mit sehr nachvollziehbaren Argumenten und Indizien verurteilt zu werden, um es immer noch zu schaffen, dass diese Personen immer nur "den armen Bence" sehen, obwohl dieser sie schon vorher nach Strich und Faden belogen hat, das ist schon ein Kunststück, dass man sich auch erst mal zutrauen muss....
Diese Vehemenz bei dieser Lüge zu bleiben, über Jahrzehnte mittlerweile, finde ich auch bemerkenswert. Ich glaube, dieses Durchhaltevermögen hätte nicht jeder, ich auch nicht.
Ich habe auch schon gelogen, hab mich dann indirekt selbst verraten und dann hab ich es halt zugegeben. Was bringt es da auch noch, weiter zu lügen. Kostet ja unglaublich viel Energie sich ständig neue Konstrukte auszudenken und zu wissen, was man wann, wo und wem erzählt hat.

Lydia Benecke meinte dazu mal, dass solche Lügner Angst haben, die Unterstützung ihrer Familie zu verlieren und ganz alleine dazustehen. Deswegen wird dieses Konstrukt "Ich war es doch gar nicht" - aufrechterhalten. Und bei BT gab es ja nur Indizien, so hatte er die Möglichkeit dazu. Was anderes wäre es natürlich gewesen,man hätte ihn auf frischer Tat ertappt - aber das war hier ja nicht der Fall.
In die Karten spielt wie du erwähnst auch mit rein, dass die Tante in ihrem Umfeld gefürchtet war.


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15.11.2022 um 16:59
Zitat von kittykakittyka schrieb:Diese Vehemenz bei dieser Lüge zu bleiben, über Jahrzehnte mittlerweile, finde ich auch bemerkenswert. Ich glaube, dieses Durchhaltevermögen hätte nicht jeder, ich auch nicht.
Muss man denn jetzt wirklich zum hundertsten Mal erklären, warum Bence bei seiner Lüge bleibt und vermutlich bis an sein Lebensende bleiben wird?

Das sollte doch eigentlich selbsterklärend sein.
Zitat von kittykakittyka schrieb:Ich habe auch schon gelogen, hab mich dann indirekt selbst verraten und dann hab ich es halt zugegeben.
Hast du auch die Schwester deiner Mutter heimtückisch und aus Habgier getötet? Anderenfalls lässt sich das wohl kaum vergleichen...


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15.11.2022 um 17:26
Zitat von Cassandra71Cassandra71 schrieb:Muss man denn jetzt wirklich zum hundertsten Mal erklären, warum Bence bei seiner Lüge bleibt und vermutlich bis an sein Lebensende bleiben wird?
Muss man nicht. Aber man muss sich eben auch nicht mit derartiger Penetranz ins Fernsehn setzen und darüber schwafeln, was für ein feinsinniger, selbstdisziplinierter Mensch man ist, der da unschuldig unter all den Gangstern hockt und allen Widrigkeiten zum Trotz täglich seinen Körper und seinen Geist stählt.
Es scheint ja immer noch Journalisten zu geben, die auf dieses Geschwätz reinfallen und ihm dafür einen Plattform geben.

Menschlich frage ich mich eben, was in so einem Menschen vorgeht, was ihn dazu bewegt, sich so zu geben, ob er wirklich glaubt, die anderen fallen darauf rein und warum die anderen, die das offensichtlich durchaus tun, darauf reinfallen?
Ich finde es durchaus interessant die Meinung anderer dazu zu hören/lesen und genauso dazu ist so ein Forum ja auch da, oder? Sich mit anderen über etwas auszutauschen und gemeinsam nach eine Erklärung oder Antwort zu suchen.


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15.11.2022 um 20:53
Ich finde es noch immer komisch, wenn ich höre, dass er so gelitten hat, weil man ihm das Jurastudium und sein Leben finanzierte und den Rest seines Lebens mit einem enormen Vermögen absichern wollte… Dieser arme Mensch. Ich hätte mich gefreut, hätte man es mir so vor die Füße geworfen.

Wenn’s ihm doch dermaßen zuwider war, hätte er doch auf sein Erbe verzichten können und das bürgerliche Leben, welches er jetzt so herbeisehnt, leben können. Zu Jura wird ihn keiner ‚gezwungen‘ haben. Allerhöchstens zur Bedingung gemacht, wenn er als Erbe eintreten möchte.


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16.11.2022 um 11:13
@MissGeschick
Es gibt sogar viele Studenten, die etwas anderes studieren als das, was ihnen selbst am liebsten wäre. So viele Ärztekinder, die die Praxis der Eltern übernehmen können/sollen/wollen, Studenten, die mit einem BWL-Studium den Betrieb der Eltern weiterführen... Man schafft das durchaus, wenn einem der Erhalt des Familienbetriebs o.ä. wichtig ist.
Die Frage, ob das richtig ist, weil es halt nicht die perfekte Erfüllung bedeutet, ist eine ganz andere.
Das muss jeder für sich entscheiden.
Für zig Millionen hätte man das Studium durchziehen und dann sich selbst verwirklichen können.
Aber hier ging es ja auch anders. Der Preis dafür war sicher höher als die paar Jahre Studium je gewesen wären.


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Mordfall Charlotte Böhringer

16.11.2022 um 12:37
Zitat von jaskajaska schrieb:Für zig Millionen hätte man das Studium durchziehen und dann sich selbst verwirklichen können.
Gehört nicht für den Selbstwert auch etwas dazu, die Mittel für die Selbstverwirklichung selbst erwirtschaftet zu haben?
Ich kenne viele Menschen, die sich nicht auf eine erwartbare dicke Erbschaft verlassen haben und ihren Berufsweg so wählten, dass sie es auch ohne Erbschaft im Leben schaffen.
Ich selbst hätte mir von niemandem das Studienfach diktieren lassen und glaube, das ist bei einer sehr großen Mehrheit der Fall.
Ich hatte das Glück, dass meine Eltern so etwas niemals verlangt hätten.
Dem armen Bence fehlte vielleicht damals jemand, der ihn auf den Pott setzt und sagt, dass er um Gottes Willen die Finger von dieser giftigen Abmachung lassen soll. Aber wer weiß, was er den Kumpelinen und Kumpels damals erzählt hat. Vielleicht hat er damals schon so manches verschwiegen oder verdreht oder im Nebel eines Weißwurstfrühstücks versteckt...


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16.11.2022 um 14:08
Ich wage mal eine ganz kühne Hypothese. Hätte es der gute Bence geschafft, mit seinen Bemühungen, Schauspieler zu werden, Erfolge einzufahren, vielleicht wäre Tantchen sogar richtig stolz auf den Buben und seine Karriere gewesen. So aber scheiterte er kläglich.

Hier wäre nun der ideale Zeitpunkt gewesen, Tantchen einen Vorschlag zu unterbreiten, der beiden gerecht geworden wäre, vielleicht eine andere Studienrichtung, eine Lehre in einer Bank, irgendetwas, nur nicht Jura. Das scheint jedoch nicht geschehen zu sein, wir hätten ansonsten davon bestimmt gehört, in einer großen Anklage, welche Möglichkeiten ihm untersagt blieben.

Übrigens, ich könnte mir immer noch sehr gut vorstellen, dass Bence sein Domizil nach der Haftentlassung im Penthaus aufschlagen wird.


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16.11.2022 um 14:51
Zitat von veicorveicor schrieb:Aber wer weiß, was er den Kumpelinen und Kumpels damals erzählt hat. Vielleicht hat er damals schon so manches verschwiegen oder verdreht oder im Nebel eines Weißwurstfrühstücks versteckt...
Nun er hat sich auf jeden Fall in der Rolle des Geschäftsführers und Chefs gefallen. Da soll er sich ja ziemlich aufgeführt haben. Als es da zu Unstimmigkeiten mit der Kasse kam, hat die Tante ihm den Posten entzogen, er soll sich aber dann immer noch aufgespielt haben und v.a. um den Tot der Tante herum wieder so getan haben, als habe die ihn wieder zum Geschäftsführer gemacht.


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16.11.2022 um 15:28
@cododerdritte

Unstimmigkeiten an der Kasse? Er hat geklaut und wurde dafür zu einer Gesamtfreiheitsstrafe verurteilt, wenn ich das Urteil noch ganz richtig im Kopf habe.
Aber ansonsten stimmt das schon. Er hätte vielleicht am Auffindetag im Anzug erscheinen sollen, wenn er doch so gerne GF gespielt hat. Das mit dem Hawaii-Hemd war keine kongnitive Meisterleistung.
Aber ein Geschäftsführer hätte einen Schlüssel zum Büro. In Hawaii-Hemd und im Anzug gleichermaßen. Seine Legende hakt an so vielen Ecken und Enden....


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16.11.2022 um 16:03
@veicor
Sorry, ich wollte eigentlich direkt auf Deinen Beitrag eingehen, hab das aber nicht gut formuliert.

Ich denke, er hat den Geschäftsführer nicht nur in der Parkgarage gegenüber den Angestellten dort raushängen lassen, sondern sich auch bei seinen Kumpels und Kumpelinen entsprechend damit gebrüstet. Ebenso mit den rosigen Zukunftsaussichten, wenn er erst das Studium abgeschlossen hat und später dann die Tante beerben wird.

Vielleicht tue ich im unrecht, aber ich stelle ihn mir nicht gerade als sympathischen Kumpel vor. Eher als einen sehr von sich eingenommenen Angeber, der wert drauf legt, bewundert zu werden. Jedenfalls kommt er in den Dokus, die es zu dem Fall gibt für mich so rüber. Deshalb wundert es mich um so mehr, dass er es wohl doch geschafft hat, einen Freundeskreis zu pflegen, der sich auch nach der Tat und dem Urteil noch recht lange und engagiert für ihn eingesetzt hat.
Zitat von emzemz schrieb:Ich wage mal eine ganz kühne Hypothese. Hätte es der gute Bence geschafft, mit seinen Bemühungen, Schauspieler zu werden, Erfolge einzufahren, vielleicht wäre Tantchen sogar richtig stolz auf den Buben und seine Karriere gewesen.
Diese Hypothese finde ich nicht mal sehr gewagt, sondern kann mir das auch sehr gut feststellen. Von der Tante heißt es in den Dokus, dass sie sehr viel wert darauf legte, in den Münchner Geldkreisen zu verkehren. Nicht in der sog. Schickeria, es ging ihr nicht darum, mit dem Geld anzugeben und sich prominent zu zeigen. Aber sie gehörte wohl schon einem Kreis von Bekannten an, die alle sehr wohlhabend waren. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein Neffe, der Erfolge als Schauspieler aufzuweisen hätte, bei ihr sehr wohl gelitten gewesen wäre.
Ich schätze sie eher leistungsorientiert ein, ihr war wichtig, dass jemand bereit ist, sich zu engagieren, um Erfolg zu haben. Wenn BT sich also mächtig für die Schauspielerei eingesetzt hätte und damit Erfolge hätte erzielen können, kann ich mir vorstellen, dass sie durchaus in der Lage war, das anzuerkennen.
Ob er das Talent, das Durchhaltevermögen und v.a. das nötige Engagement dafür hätte aufbringen können, wage ich allerdings zu bezweifeln. Für mich war das auch eher so eine Luftnummern-Idee von "Ich bin so talentiert, mir werden alle sofort zu Füßen liegen...:"


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16.11.2022 um 16:26
@cododerdritte

Nun ja, er hat vor Gericht nachweislich keinen sehr sympathischen Auftritt hingelegt und alles, was man seit seiner Inhaftierung von ihm persönlich zu hören bekommt ist unangenehm. Sehr freundlich formuliert. Ich meine damit Sprachaufnahmen.
Irgendwas muss er an sich gehabt haben und haben, dass Freunde so lange zu ihm halten und hielten. Und nun hat er sogar eine namhafte Liste von Unterstützern angesammelt. Nur werden die den Mord, den er begangen hat, auch nicht ungeschehen machen.


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16.11.2022 um 17:02
Zitat von jaskajaska schrieb:Für zig Millionen hätte man das Studium durchziehen und dann sich selbst verwirklichen können.
Naja, es ist ja noch lange nicht gesagt, dass die Tante ihr Versprechen dann auch einhält oder ob sie nicht am Ende, zumal angeblich als launisch bekannt, dann angesichts des Zeugnisses sagt: "Ja, nett, aber ich habe es mir überlegt: Ich vermache doch alles dem Tierschutzverein!" Oder, noch schlimmer: Man erfährt es erst nach ihrem Tode, wenn das Testament eröffnet wird.

Und mal ganz abgesehen davon: So alt war sie noch nicht. Bis er Erbfall eingetreten wäre hätte sie noch einige Jahre gehabt, in denen sie ihre(n) Neffen nach ihrer Pfeife tanzen lassen konnte, weil er (die beiden) ja immer aufs Erbe hoffen musste(n).

Sich überhaupt auf so ein Geschäft einzulassen war von vorneherein nicht gerade klug. Mit etwas mehr persönlichem Format hätte man ihr gesagt, dass es ihr Geld ist, sie damit machen soll was sie will, aber man selbst sich da nicht "erpressen" lässt (den Begriff bitte nicht falsch verstehen!).


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16.11.2022 um 19:14
@brigittsche

Du hast wunderbar die Argumente aufgezählt, die aufzeigen, dass der Deal Studium/Erbe töricht war. Ich möchte nicht über das Opfer herziehen, aber ihre schwierige Persönlichkeit ist verbrieft. BT hätte wissen können, dass es auch als geschäftsführender Volljurist mit der Tante im Nacken schwierig bleiben würde.
Es hätte ein Zeitraum von 30 Jahren oder mehr sein können, wo die Tante noch mitgemischt hätte.
Er hat das Ganze nicht zuende gedacht. Dass Charlotte Böhringer die Zeche für sein verkorkstes Leben mit dem Tod bezahlen musste, ist tragisch.


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16.11.2022 um 19:30
Zitat von jaskajaska schrieb:@MissGeschick
Es gibt sogar viele Studenten, die etwas anderes studieren als das, was ihnen selbst am liebsten wäre. So viele Ärztekinder, die die Praxis der Eltern übernehmen können/sollen/wollen, Studenten, die mit einem BWL-Studium den Betrieb der Eltern weiterführen... Man schafft das durchaus, wenn einem der Erhalt des Familienbetriebs o.ä. wichtig ist.
Die Frage, ob das richtig ist, weil es halt nicht die perfekte Erfüllung bedeutet, ist eine ganz andere.
Das muss jeder für sich entscheiden.
Für zig Millionen hätte man das Studium durchziehen und dann sich selbst verwirklichen können.
Aber hier ging es ja auch anders. Der Preis dafür war sicher höher als die paar Jahre Studium je gewesen wären.
Ich gehe davon aus, dass er mit dem Studium überfordert war. Also der Wille war wohl schon da, in dem von Dir genannten Sinne, Ärztekinder usw., aber es gab eben Begrenzungen in ihm. Nicht alles und jedes liegt einem!


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Mordfall Charlotte Böhringer

16.11.2022 um 20:15
Zitat von veicorveicor schrieb:Ich möchte nicht über das Opfer herziehen, aber ihre schwierige Persönlichkeit ist verbrieft. BT hätte wissen können, dass es auch als geschäftsführender Volljurist mit der Tante im Nacken schwierig bleiben würde.
Ja, man muss vorsichtig sein, da nicht schlecht über das Opfer zu reden, zumal die Berichterstattung, die zu Gunsten ihres Neffen arbeitet, die Tante vermutlich auch überzogen darstellt.

Aber ich denke man kann schon sagen, dass er ziemlich naiv gewesen sein muss, wenn er wirklich glaubte am Tag nach dem erfolgreichen Abschluss dann plötzlich schalten und walten zu können, wie es ihm beliebt. Die Tante hätte auf jeden Fall noch eine ganze Reihe von Jahren die Fäden in der Hand gehalten und in dieser Zeit hätte alles Mögliche passieren können. Vom kapitalen Streit der zum Zerwürfnis führt bis zu einem neuen Partner, den die Tante vielleicht kennengelernt hätte oder auch einem Streit zwischen den Brüdern.... Alles Dinge, die den gewünschten Verlauf womöglich zu seinen Ungunsten beeinflusst hätten, Studium hin- oder her.
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Nicht alles und jedes liegt einem!
Ja, wenn ich mir vorstelle, ich hätte ein Jura oder BWL-Studium absolvieren müssen - nein, das wäre vermutlich auch nicht besonders gut gegangen. Andererseits hat es mit der Schauspielausbildung bzw. Theaterwissenschaft ja auch nicht geklappt. Vielleicht hatte er ja einfach generell ein Problem mit diszipliniertem, zielgerichteten Arbeiten auf ein bestimmtes Ziel hin....


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16.11.2022 um 20:35
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Vom kapitalen Streit der zum Zerwürfnis führt bis zu einem neuen Partner, den die Tante vielleicht kennengelernt hätte oder auch einem Streit zwischen den Brüdern....
Ich habe allerdings nicht ganz verstanden, was der Bruder gearbeitet hat. BT war ja angeblich der Lieblingsneffe und sollte später, nach dem Studienabschluss, die Leitung des Parkhauses übernehmen. Hat der Bruder auch in dem Betrieb gearbeitet? Gab es für ihn eine ähnliche Vereinbarung mit ähnlichen Auflagen, also sollten die Brüder Parkhaus das später zu zweit leiten? Oder war er im Gegensatz zu BT frei in der Berufswahl?


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16.11.2022 um 20:45
Zitat von cododerdrittecododerdritte schrieb:Oder war er im Gegensatz zu BT frei in der Berufswahl?
Es wurde nirgends etwas Gegenteiliges behauptet. Es war nur die Rede davon, dass er weinger aktiv gewesen sei. Soviel ich weiß, hat auch er sein Studium nicht beendet, nach dem Mord.


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